So, dann werden wir mal ein bisschen weiter fahren!
Samstag, 28.7.07. Tag 10. San Francisco
Ich schlafe von Tag zu Tag länger. Heute ist es schon 8 Uhr geworden. Heute Morgen ist mir auch aufgefallen, dass der Fön im Bad nicht funktioniert, aber ich habe ja meinen eigenen kleinen mitgebracht. Die Isolierung scheint hier ziemlich schlecht zu sein, weil es doch in der Nacht empfindlich kühl wird und wie gesagt, die Heizung geht nicht.
Ein kleines Trostpflaster ist es da, dass es Frühstück gibt, obwohl es laut Expedia ausdrücklich keines geben sollte. Nun ja, eigentlich kann man das auch nicht wirklich Frühstück nennen, es sind ein paar Muffins, ein bisschen Obst und Kaffee und Orangensaft. Aber besser als nix.
Da heute die Stadt darauf wartete, von mir erkundet zu werden, war ich „schon“
um 10 Uhr bereit, aufzubrechen. Am Nähesten ist die Lombard Street, wo auch viele nette Häuser stehen und alles so schön bepflanzt ist. Man merkt gleich, dass San Francisco eine schöne Stadt ist, die einen gewissen Charme hat.
Las Vegas kann man überhaupt nicht dagegen vergleichen: riesig, aufregend, künstlich, karg. Hier in SF ist die Natur gut integriert und das erinnert mich wieder an die beiden schönen Südstaatenstädte Charleston und Savannah...
Wahnsinn, oder?
Ich musste leider feststellen, dass mein Akku von der Kamera nur halb voll war. Tja, und was nun? Wenn ich den ganzen Tag hier herum laufe, filme und Bilder mache, wird er sicher nicht lange halten. Also sollte ich besser jetzt zurück gehen, bevor ich nachher noch weiter weg bin.
Zunächst bin ich aber in nördlicher Richtung zur Columbus Avenue gelaufen, da dort nämlich ein Bus abfährt. Dummerweise verkaufen die Busfahrer nur normale Tickets und keine Tageskarten – wo ich die herbekomme, weiß ich auch nicht.
Und verstehen muss man dieses System wohl auch nicht. Hab dann den Motel Manager gefragt und der meinte, dass vielleicht das Holiday Inn oder Visitor Center die verkaufen. Nachdem ich meinen zweiten Akku geholt habe, startete ich in nördlicher Richtung auf der Van Ness Ave und nähere mich Fishermen´s Wharf an. Hier ist mehr und mehr los und langsam kommt auch die Sonne hinter dem Nebel heraus und es richtig schön warm.
Blick auf Alcatraz:
Von hier kann man einen Blick auf die Bay werfen, viele Booten liegen an, Seemöwen fliegen herum und es liegt ein leichter Fischgeruch in der Luft... Hier stehen auch viele alte Häuser, klar, für die Touris. Und sicherlich gibt es auch die Kitsch-Geschäfte.
Es war mal wieder an der Zeit, zu Hause anzurufen. Es hatten wir 12 Uhr mittags, also 21 Uhr in Deutschland. Das Kuriose war ja, dass ich hier ganze 10 Minuten für $1 sprechen konnte, während es am Grand Canyon gerade mal eine Minute war. So hatten wir natürlich etwas mehr Zeit über die Reise zu sprechen und was zu Hause so passiert.
Zum Anschluss ging es zu Pier 39, der berühmten Seelöwen-Kolonie. Angeblich sind im Sommer nicht immer viele Tiere da, aber bei mir waren es schon einige. Manchmal sehr lustig, dort zu zuschauen, vor allem hat es die Menge immer erheitert, wenn sich die Seelöwen gegenseitig ins Wasser schubsen und sie dabei scheinbar gar kein Interesse an den Zuschauern haben.
In der Pier 39-Passage habe ich eine kleine Pause zum Essen und für die restrooms gemacht. Da ich mich nicht mit so wenig Essen zufrieden geben kann, habe ich mir bei Burger King noch einen Whopper geholt. Danach schaute ich mich nach Alcatraz-Touren um, da gibt es anscheinend verschiedene Anbieter, die Preise schwanken zwischen $21,75 und $25. Hmm, erst mal guck ich mir die Stadt an, vielleicht habe ich später noch Zeit.
Ich stolziere mal ins Hardrock Cafe und schaue nach einem T-Shirt. Ich bin kein Sammler, aber eins kann ja mal kaufen. Für knapp $24 ist es meins.
Blick auf die Transamerica Pyramid:
Meine weiterer Weg führte mich Embarcadero herunter bis ungefähr zum Broadway, wo ich dann Richtung Chinatown abbog. Bevor man dort hingelangt, kommt man durch eine Art Rotlichtviertel, wo ich dann von einem prompt als Single enttarnt wurde und er mich gefragt hat, ob „ich ein paar girls sehen wollte“.
Er würde mir auch ein „Afternoon special“ machen. Wer weiß schon, was mich da erwartet und wie viel es mich kostet. Als ich ihn ignorierte, meinte er noch „You don´t like naked girls?“.
Chinatown in SF ist wohl mehr auf die Touristen ausgelegt aber ansonsten finde ich es sehr ähnlich dem in New York, soweit ich mich noch daran erinnern kann. Ein Geschäft schaue ich mir mal genauer an und ich muss sagen, dass ich wirklich noch kaum so einen Kitschladen gesehen habe! Die meisten Sachen haben gar nichts mit Asien zu tun, sondern ist irgendwelches billiges Plasikspielzeug für Kinder. Okay, die typisch asiatischen Figürchen gibt es natürlich auch. Dinge, die die Welt nicht braucht. Ich muss mir dabei immer nur die genervten Eltern vorstellen, die ihre Kinder da nicht mehr raus bekommen..
Der Financial District erinnert doch an Manhattan und mich damit an letztes Jahr, wenn es hier auch bei Weitem nicht so viele Hochhäuser gibt und weniger Betrieb ist. Okay, heute ist ja auch Samstag.
Am palmenbestandenen Union Square angekommen sehe ich, dass dort gerade eine Fashion Show läuft, die ich mir aber nur kurz ansehe.
Es ist wieder Zeit für eine weitere Pause. Gar nicht so einfach hier, eine leere Bank zu finden. Kaum war ich dabei, meinen Reiseführer zu studieren, hörte ich ein „Excuse me?“. Ich schaue hoch und sehe ein hübsches asiatisches Mädel mit erkennbaren europäischen Gesichtszügen vor mir stehen. Hm, ich kann nur träumen, oder?!
Aber nein, sie war echt! Es war noch ein Typ dabei und ein weiteres asiatisches Mädel.
Die drei wollten eine Umfrage machen und da war ich erstmal wieder ein bisschen skeptisch. Aber als ich auch nicht gerade verneine, setzen die Drei sich um mich herum. Das Mädel, dass mich angesprochen hat, setzt sich neben mich auf die Bank und tritt dabei mit dem Fuß in etwas, das wie Eis aussieht. Er holt ihr dann von anderen Leuten Taschentücher. Oh Mensch, bist du blöd! Darauf hättest du doch selbst kommen können! Nein, müssen!
Die Drei waren schätzungsweise Anfang 20, vielleicht auch etwas jünger. Die Namen hab ich leider wieder vergessen. Die Umfrage war eigentlich keine Umfrage im eigentlichen Sinne. Dachte zuerst, sie würden das für ihr college oder so machen. Aber laut ihnen waren sie gar keine Studenten und sie sprechen einfach so Leute an, um andere Ansichten kennen zu lernen und nicht zu engstirnig zu werden. Mich wundert es schon fast gar nicht mehr, im Ami-Land ist halt alles ein bisschen anders... Wann bitte erlebt man so etwas schon in Deutschland? Jeder geht dort noch nur seinen eigenen Weg und denkt gar nicht daran, auf andere Menschen zu zu gehen..
Und so haben wir etwas über das Leben geredet. Z.B. Die kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und den USA. Der Vater von dem Typ wurde sogar in Berlin geboren.
Das zweite Mädel war recht ruhig, sprach nur ab und zu und dann so leise, dass ich sie kaum verstand. Ansonsten ging es noch etwas um den Krieg und Lebensphilosophien. Hat mir in dem Fall gar nichts ausgemacht, dass das etwas persönlicher war. Manchmal war es für mich schwierig, die richtigen Worte zu finden, im Großen und Ganzen ging es. Ich brauche halt einfach mehr Übung beim Sprechen.
So redeten wir sicher 15 bis 20 Minuten bevor die Drei sich von mir verabschiedeten und weiterzogen. Solche Erlebnisse vergisst man nicht so schnell!
Ich besuchte dann noch den Virgin Megastore und schaute was es so neues gab. Ein bisschen was gab es da schon, aber z.B. DVD´s kann ich eben nicht mitnehmen, weil die in Amerika einen anderen Regionscode haben und dann nicht in Deutschland abspielbar sind.
Ich schaue mir noch an, wie ein Cable Car gedreht wird und gehe dann an der Mission Street entlang, passiere das Gebäude des „San Francisco Chronicle“, wechsele wieder auf die Market Street und denke mir, dass ich doch noch bis zum Civic Center laufen kann. Ich merke dann, dass es doch ganz schön weit ist und mir langsam die Füße weh tun. Aber das ziehe ich jetzt noch durch!
Kurz vor meinem Ziel spricht mich jemand an, der scheinbar aus Indien kommt. Er will mit seinem Mietwagen zur Golden Gate Bridge. Da ich ja meinen super Plan dabei habe, kann ich es ihm auch erklären. Es soll von hier aus einfach die Van Ness Avenue nordwärts nehmen und immer der 101 North folgen.
Bevor ich die City Hall fotografieren kann, muss ich einige Bilder löschen, weil die Speicherkarte schon voll ist. Seit Beginn des Urlaubs habe ich schon ca. 285 Bilder geschossen.
Jetzt überlege ich mir, was ich mache. Es ist noch ziemlich früh und ich habe heute mehr Dinge geschafft als gedacht. Irgendwie kommt in mir das Gefühl auf, dass es in SF zwar schön ist, aber sich doch nicht so viel Zeit verbringen lässt..
Hmm, aber wie können dann andere Leute so viel Zeit hier verbringen, ohne dass es ihnen langweilig wird? Ich gebe die Frage mal ans Forum ab..
Jedenfalls laufe ich dann zur Van Ness Ave zurück, dort gibt es auch gleich eine Bushaltestelle, von der ich wieder für $1,50 den Bus nehme. Mittlerweile habe ich ja schon mitbekommen, wie man den Busfahrer zum Anhalten bekommt: Man muss an der Schnur am Fenster ziehen. Das mache ich dann auch. Nur, als ich mich dann an die Tür stelle, ruft der Fahrer mir irgendwas in einem verärgerten Ton zu, was ich leider überhaupt nicht verstehen kann. Soll ich nun von der Tür wegtreten oder gar näher an sie ran gehen? Keine Ahnung, jedenfalls öffnet sie sich dann, als noch einer aussteigt und herab steigt. Warum auch immer.
Jetzt schnappte ich mir mein Auto und fuhr zum Alamo Square, wo es gar nicht so einfach war, einen Parkplatz zu finden. Und nachdem es unten in der Stadt schönes, warmes Wetter war, ist es hier oben kühl und windig. Aber dafür gibt es einen wunderbaren Ausblick auf die Skyline. In dem Park mischen sich die Einheimischen mit ihren Hunden und den Touris, die immer am Fotografieren sind. Wundert hier wohl keinen mehr...
Zeit ist noch da, also fahre ich weiter zu Twin Peaks. Erstmal hatte ich ein paar Schwierigkeiten, die richtige Abzweigung zu finden, weil es doch nicht so gut ausgeschildert ist.
Oben auf dem Hügel sah man leider absolut gar nicht, weil der berühmte Nebel eine gute Sicht unmöglich machte. Zudem war es noch mal um einiges kälter als am Alamo Square. Da kommt man sich echt wie im deutschen November vor.
Es hatte nicht viel Sinn, sich hier lange aufzuhalten und so fuhr ich gleich wieder zurück. Ich dachte, das Fahren zurück müsste eigentlich ganz einfach sein, war es aber nicht. Irgendwie habe ich es geschafft, mich zu verfahren. Ich muss zugeben, dass ich das Fahren in SF gar nicht mag, ab und zu hat es mich überfordert und durch die Überflut an Informationen ist es mir passiert, dass ich z.B. falsch herum in eine Einbahnstraße gefahren bin und ich gar keine Schilder dazu gesehen habe.
Oh je, wie soll das erst in Los Angeles werden?
Um 19:45 Uhr kam ich dann zurück, habe gemerkt, dass ich ziemlich viel Farbe bekomme habe. Ich schaue mir im TV noch „Shanghai Knights“ wieder mit tausenden Werbungen an und dann ist der Tag auch zu Ende.
Wetter: an der Bay viel Sonne, ca. 22-23°C
Kilometer: laut Google Earth ca. 10-11 km gelaufen