So, nach einer kleinen Pause geht es wieder weiter!
Samstag, 21.7.07. Tag 3. Grand Canyon - Page
Die Nacht ist wieder um 5:15 Uhr vorbei. Auch, wenn ich erst kurz vor 23 Uhr ins Bett gegangen bin. Heute Nacht bin ich um 1:15 Uhr aufgewacht und hörte irgendein Tier heulen. Es hat sich ähnlich wie ein Wolf angehört, aber vielleicht war es auch ein Koyote.
Wegen der frühen Stunde habe ich noch genug Zeit, meine Wanderung vor dem Auschecken zu machen. Aber warum ist die Check-Out-Time immer so früh? So könnte ich mir auch bei der Wanderung mehr Zeit lassen.
Ich habe also früh das Zimmer verlassen und um 6:50 Uhr die Wanderung begonnen. Wenn ich das zu Hause erzähle, wird man wohl nur ungläubig staunen. Gerade ich als Langschläfer so früh auf den Beinen?! Na ja, das wird sich wohl noch im Laufe des Urlaubs ändern...
Mit meinem Frühstück ausgestattet beginne ich nun, den Bright Angel Trail zu erwandern. Ich gebe mich gar nicht erst der Illusion hin, es bis unten in den Canyon zu schaffen. Runter zu laufen ist ziemlich einfach, allerdings muss man doch immer wieder darauf achten, wohin man tritt. Vor allem, weil es 2-3 Meter neben einem tief nach unten geht, ohne jedes Geländer natürlich. Auch muss man ständig seine Schritte bremsen um nicht auszurutschen. So macht das Wandern aber noch Spaß. Man sieht immer wieder Erdhörnchen, wenn es auch welche sind.
Und man hat einen Ausblick auf die gewaltigen Felsen, die mit jedem Schritt nach unten immer größer zu werden scheinen. Das gibt einem wirklich das Gefühl dafür, wie gewaltig die Kraft der Natur doch ist. Wie gesagt, der Mensch ist doch soo klein.
Nach Foto- und Filmstopps erreiche ich nach etwa 40 min das 1,5 mi rest house. Dort mache ich eine Pause von etwa 10-15 Minuten, esse und trinke etwas. So weit war es nicht sehr anstrengend. Nach meinen Berechnungen hatte ich noch Zeit für etwas mehr Wandern. Also bin ich für weitere 15 Minuten abgestiegen. Ich setzte mich hin und genoss noch etwas die gewaltige Aussicht bevor ich um kurz vor 8 Uhr wieder den Weg zurück beginne.
War es zuvor wolkig und windig und mit 68°F etwas kühl, kam nun die Sonne heraus und es wurde immer wärmer. Ich schaute nach oben und es waren bestimmt gute 500 Meter, die ich abgestiegen war. Später, zu Hause, habe ich das im Internet gecheckt. Das erste rest house liegt etwa 350 m unter dem trailhead, ich bin also ca. 400-450 m abgestiegen. Nun, wer absteigt, muss zwangsläufig auch wieder hinaufsteigen.
Als mir auf dem Hinweg Leute entgegen gekommen sind, haben viele von denen schon ganz schön geschnauft. Na ja, bin ja fit, da passiert mir das doch net!
Von wegen...nach nur ein paar hundert Metern fange ich auch schon an zu schnaufen... Es wird empfohlen, sich mindestens doppelt so viel Zeit hoch zu nehmen wie man für den Weg runter gebraucht hat. Nun weiß ich auch warum. Ich begegne Leuten, die nicht gerade so aussehen, als wären sie körperlich in der Lage dazu, das durchzuziehen. Oder sie wandern mit Flip-Flops. Da kann man eigentlich nur noch den Kopf schütteln. Wanderschuhe habe ich auch keine, aber mit Turnschuhen geht es auch gut. Manche Leute grüßen auch, aber leider gab es keine richtigen Unterhaltungen. Nur ein Ranger auf einem Esel fragte mich, wie´s mir geht und ich antwortete, dass es halt anstrengend ist.
Mein T-Shirt war in der Zwischenzeit klatschnass geschwitzt und ich musste mein Tempo immer mehr und mehr verlangsamen. Zu Beginn hatte ich doch ganz schön vorgelegt. Mehr Pausen wurden unausweichlich. Jetzt begegnen einem auch die ganzen faulen „Touris“ auf den Eseln, denen man immer wieder Platz machen muss.
Ich würde ja gerne den ganzen Weg runter zum Colorado River gehen, das wäre mal eine Herausforderung und bestimmt auch cool, dort Rafting zu machen oder so was, aber das braucht mindestens 2 Tage. Sobald man unten ist, gibt es außer laufen keinen anderen Weg, wieder nach oben zu kommen. Vielleicht mache ich das mal irgendwann in der Zukunft, wer weiß. Auf jeden Fall reizt mich die Idee. Die hätten mal eine Seilbahn bauen sollen, anstatt dieses dämlichen Sky Walks. Wer braucht denn schon so was, wenn man hier eine genauso atemberaubende Aussicht hat?
Das Gestein dort unten im Tal ist übrigens unglaubliche 1,6 Milliarden Jahre alt!
Um 9:10 Uhr erreiche ich wieder die Spitze, schneller als gedacht. Ich bin total am Ende, aber dafür glücklich, es geschafft zu haben. Komischerweise ist das ungefähr die Zeit, die ich gebraucht habe, um abzusteigen. Dabei war das Tempo definitiv geringer.
In meinem Zimmer brauche ich erst mal eine lange Pause. Ich entschied mich also bis zur Check-Out-Time zu bleiben, so groß war das Programm eh nicht mehr. In der Zwischenzeit habe ich meine Sachen zusammen gepackt, habe die Kühlbox mit Eis gefüllt. Die von der Lodge haben einen französischen Azubi, der auch extra mit einem Schild gebrandmarkt wird.
Als Nächstes bin ich zum general store, habe eine Postkarte für jemanden zum Geburtstag gekauft, da es bekanntlich nicht immer einfach ist, mit den pay phones nach Deutschland durchzukommen. Leider finde ich die Postleitzahl nicht mehr, aber trotzdem habe ich sie abgeschickt, hoffentlich wird sie auch ankommen. Nachdem ich sie zum post office gebracht habe, lasse ich mir noch einen 1-Dollar-Schein wechseln und versuche, mit den Quarters zu telefonieren. Und es hat tatsächlich funktioniert! Aber was war das? Letztes Jahr konnte ich für einen Dollar immer 4 Minuten sprechen, aber dieses Mal erlaubt er nur 1 Minute!
Wirklich viel zu kurz, um sich richtig unterhalten zu können.
Um 12 Uhr setzte ich mich ins Auto und es geht los auf der 64 East. Die Punkte, die ich anfahre sind der Grandview Point, Tusayan Ruins und Desert View. Das waren eher kurze Stopps.
Mein nächster geplanter Stopp ist Page, Arizona. Zwischendurch stoppe ich noch einige Male, weil das ein tolles Gebiet mit vielen Aussichten ist. Die Landschaft ändert sich echt alle paar Meilen. Es gibt riesige Canyons und die farbenfrohe painted desert. Ich habe überlegt, zu den „Dinosaur Tracks“ zu fahren, die auf meiner Straßenkarten in der Nähe von Tuba City eingezeichnet sind, aber lasse es dann, weil ich keine Infos darüber in meinem Reiseführer finde. Zeitlich hätte es wohl noch gereicht.
Ein paar Meilen vor Page ist der Horseshoe Bend. Als ich den roten Sand sehe, muss ich erst mal die Schuhe wechseln, bevor ich den ¾-Meilen-Hike antrete, der hier durch die Wüste interessant ist. Weniger die Umgebung, sondern mehr die Geräuschkulisse bzw. deren nicht Vorhandensein. Selbst wenn etwas Wind weht, gibt es ja keine Blätter, die rauschen könnte. So ist es absolut still. Ob ich jemals schon so eine Stille erlebt habe? Hier zu Hause fällt einem irgendwann gar nicht mehr auf, dass es ständig irgendein Geräusch gibt. Irgendwie beeindruckend.
Am Horseshoe Bend sind einige Leute.
Die Flussbiegung ist eine weitere großartige Sehenswürdigkeit des Westens. Egal wie viele Bilder man hiervon schon gesehen hat, wer könnte schon diese Größe erahnen? In der Tat ist er so groß, dass man ihn ohne Weitwinkel gar nicht auf ein Bild bekommt.
Und wie tief es da runter geht. Wieder keinn Zaun der einen aufhält. Bis ganz an die Kante traue ich mich stehend nicht, zu groß die Gefahr, vom Wind umgeblasen zu werden. Also hinlegen und sich vorarbeiten. Es sind über 300 m runter bis zum Fluss.
Es gibt auch noch mehr zu sehen in der Umgebung. Bizarre Steinformationen und da kreuzt doch ein Hase meinen Weg.
Um 17:15 Uhr komme ich dann im Motel 6 Page an. Ach, hier gibt es ja Ampeln! Die ersten Ampeln seit hunderten von Meilen. Wer kann sich so was schon in Deutschland vorstellen? Ich mache mich noch auf den Weg zum Glen Canyon Dam, aber ein Gewitter naht, es regnet schon leicht und es ist ziemlich windig. Hoffentlich ist die Cottonwood Canyon Road morgen fahrbar. Fahre wieder zurück und bleibe 1 Stunde im Motel bis ich dann zum Burger King fahre. Tja, wieder das Selbe, was ich schon kenne, aber alleine in ein Restaurant gehen? Ich weiß nicht.
Der Abend ist leider nicht sehr ereignisreich, ich gucke auf dem Zimmer nur noch „Verrückt nach Mary“, was in den USA ganz schön nerven kann, weil pro Film so ungefähr 8-10 Mal Werbung läuft.
Wetter: in Page erst um 95°F, später Gewitter
Übernachtung: Motel 6 Page, Motel6-Ketten-Standard, über motel6.com gebucht, $64,80
So, und es gibt mal wieder ein
Video von Tag 2 & 3 im wmv-Format Hoffentlich klappt es dieses Mal besser!