Montag, 14. 6. 2004:
Auch heute hat der Wecker um 6:30 geläutet. Wie durch ein Wunder waren wir um 3 Minuten vor 7:00 am beim Spice's, das aber noch nicht geöffnet hatte. Eine Familie war noch rascher als wir, denn sie belegten bereits die spärlichen Sitzplätze vor dem Spice's. Zwei Minuten nach 7:00 am wurde die Tür geöffnet und wir wurden zu unserem Platz geführt. Da wir genau wussten, was wir frühstücken wollten, ging erstens die Bestellung rasch und zweitens kam die "Lieferung" ebenso rasch. Es muss allerdings heute ein neuer bzw. anderer Koch vorhanden gewesen sein, denn das Frühstück war etwas anders drapiert als die Tage zuvor. Geschmeckt hat es uns trotzdem sehr gut!
Anschließend nahmen wir unsere Rucksäcke, denn heute sollte es, in Anbetracht der guten Wetterlage, in den Polipoli State Park gehen. Wir wollten den Loop gehen.
Schon als wir uns näherten, sah ich, dass sich haarscharf über dem Gebiet, in dem wir wandern wollten, grimmige Wolken zusammen brauten. Kurz darauf setzte Nebel ein, der mit jedem Meter, den ich in höheres Gebiet fuhr, stärker wurde. So ein Mist!!! Der Haleakala ist doch wirklich nicht zu unterschätzen! Er bietet zu jedem günstigen und ungünstigen Zeitpunkt Überraschungen jeglicher Art.
So, die sehr kurvenreiche Waipoli Raod hatten wir hinter uns gebracht, nun fing die ungeteerte Straße an, wobei das Wort "Straße" nicht mehr recht angebracht war. Track war wohl die richtigere Bezeichnung.
Es dauerte nicht mehr lange, dann fragte ich Michi, was es für einen Sinn macht, auf Hawaii im dichten Nebel zu wandern. Zu Hause bringt uns bei diesem Wetter kein Pferd vor die Tür und hier, wo wir uns anstatt des Nebels die Sonne zum Wandern aussuchen können, sollten wir im dichten Nebel wandern? Nein, nicht mit mir!!!
Wir kehrten um und fuhren als Nächstes nach Keokea in "Grandma's Coffee Shop". Grandma und Grandpa waren vorhanden, wobei Grandma zwar äußerlich nicht so alt erschien, aber anscheinend vom Alzheimer nicht weit entfernt war. Ihr Verhalten war jedenfalls mehr als eigenartig. Grandpa verstand unseren einfachen Order "two double espresso" einwandfrei und wir bekamen auch, was wir wollten. Witzig war, als er uns fragte, woher wir kämen und er, als er "Austria" hörte, sofort sagte "that's the home from Sigmund Freud". Wir dachten, uns tritt ein Elch
Unser Herr Freud war also auch in Keokea bekannt und als wir wissen wollten, woher Grandpa sein Wissen hatte, erklärte er uns "from school". Tja, manchmal nützt es doch, wenn man die Schule besucht
Währenddessen wir unsere Espressos schlürften und Michi etwas Süßes aß, beratschlagten wir, in welche Richtung wir fahren bzw. was wir unternehmen sollten.
Zur Auswahl stand der Lahaina Pali Trail, doch dafür war es (mittlerweile um 10:30 am) eigentlich zu spät, wenn man die Fahrt von Keokea nach Ma'alaea mit berechnet, was man tun muss.
Als zweiter Vorschlag war die Wanderung nördlich der La Perouse Bay, doch das war auch ein großer Umweg.
Plötzlich fiel mir ein, dass wir zwar schon x-mal den Pi'ilany Highway von Ost nach West gefahren sind, aber noch nie umgekehrt und wir uns vor wenigen Tagen vorgenommen haben, diese Strecke von West nach Ost zu fahren. Also: Gesagt, getan!!
Vorbei an der Tedeschi Winery, die uns nicht interessierte, ging es weiter Richtung Süden. Landschaftlich war es einfach traumhaft schön.
Wir machten bei einem Heiau Halt, aber solche Heiau's sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren, es gibt Leute, die Heiau's imitieren und es ist schwierig, das Original von der Kopie zu unterscheiden.
bewohnt oder unbewohnt?
Bald darauf sahen wir Kaho'olawe und Molokini vor uns liegen, allerdings ein wenig im Dunst. Kaho'olawe ist an seiner rötlich/braunen Färbung leicht zu erkennen.
Kaho'olawe und das Atoll Molokini
Auch die La Perouse-Bay lag uns zu Füßen, von dort geht ostwärts der Kings Trail weg, den wir 2001 schon ein wenig gelaufen sind.
Wir fuhren ständig im Sonnenschein, doch über dem Haleakala war es zum Teil schon fast schwarz und wir wetteten, dass es in diesem Gebiet heftig regnete.
Der Pi'ilany Hwy. ist auf diesem Stück ein Schmunzeln wert
Zwar ist er ganz toll asphaltiert, aber wenn man meint, es sei gelungen, den Highway halbwegs gerade in die Landschaft zu legen, so ist man im Irrtum.
ist die in der Nähe stehende Tedeschy Winery dafür verantwortlich, dass der Highway nicht gerade verläuft?
Es geht kurzfristig eine kleine Kurve nach links, dann nach rechts, sofort darauf wieder nach links und wieder nach rechts. Ist man vor Ort, sieht das echt witzig aus
Doch dieses gut asphaltierte Straßenstück wich bald einem sehr schlechten, es ging zwar gerade noch als asphaltiert durch, aber nur dann, wenn man gewillt war, beide Augen zuzudrücken. Unser Jeep wurde ganz gewaltig durchgeschüttelt und wir mit ihm.
auch das nennt sich Highway
Plötzlich entdeckte Michi linkerhand der Straße einen uralten LKW liegen, der schon halb vom Gras überwuchert war. Ich sah ihn nicht, da ich mich zu sehr auf die Straße konzentrieren musste, also fuhr ich ein paar Meter zurück und wir stiegen zum Zweck des Fotografierens und des Filmens aus. Wieviele solcher Wracks hier wohl noch herumliegen?
traurige Entsorgung von Autos jeglicher Art
Wir fuhren weiter und als die Straße ziemlich in der Nähe des Pazifiks verlief, stellten wir den Jeep am Rande der Straße ab und gingen ein wenig in Richtung Meer. Plötzlich fiel das Land vor uns steil bergab, darunter befand sich ein Strand, naja, über dessen Schönheit lässt sich streiten, und dort unten lagen zahlreiche Autowracks und noch mehr Autoreifen. Es war sozusagen eine Mülldeponie!! Verwundert waren wir, als wir eine aus Lavasteinen, mit Blech als Dach bedeckte notdürftige Hütte sahen. Hier muss wohl mal jemand gewohnt haben oder wohnt immer noch jemand dort? Gesehen habe ich niemanden, obwohl ich darauf geachtet hatte.
Nach einer kurzen Weiterfahrt war unser nächster Stopp bei einem natural arch.
natural arch
Ich stieg weiß Gott wie weit in Richtung Meer ab, was nicht ganz einfach war, denn unterhalb des frisch gewachsenen Grases waren kleinere und größere Lavasteine verborgen, über die ich leicht stolpern konnte und das war genau das, was ich nicht wollte!
Als Nächstes bot sich ein schwarzer Sandstrand an, den wir von der Straße aus erkennen konnten. Es war mittlerweile nach 2:00 pm und wir hatten eigentlich auch etwas Hunger. Wir stiegen gemeinsam ab, doch vor uns lag plötzlich und unerwartet eine Mauer, aus Lavasteinen erbaut. Zwar maximal 0,75 m hoch, aber trotzdem - es war eine Mauer, dahinter befand sich der Sandstrand, zu dem wir wollten! Das war ja gemein!
Ich stieg der Einfachheit halber über die Mauer, Michi blieb zurück und wartete auf bessere Zeiten.
Aus welchem Grund ich nach rechts ging, kann ich nicht sagen, ich tat es halt und nach wenigen Minuten kam ich entweder zu einem echten Heiau oder zu einem gefälschten. Wer weiß? Und nochmals rechts davon, also landeinwärts, befand sich eine große Höhle, in der sich eine provisorische Sitzbank befand.
ganz praktisch
Neben einer alten Feuerstelle lagen etliche große Knochen. Von wem sie stammten, ke ane (ke ane ist hawaiisch und heißt übersetzt "keine Ahnung"). Ein Autowrack lag auch in unmittelbarer Umgebung, wieder einmal
Nach geraumer Zeit ging ich zu Michi zurück, der sitzend auf der Lavamauer auf mich wartete.
So, und wo picknicken? Von hier aus kamen wir jedenfalls nicht zum Sandstrand. Dazu mussten wir ein Stück landeinwärts gehen und versuchten es dann ein Stück weiter östlich nochmals. Michi rutschte zwar vor lauter Übermut aus und brach dem Camcorder bei der Akkuhalterung ein Stück ab, aber er selbst hat sich bis auf eine kleine Schramme nicht verletzt. Welch ein Glück!
Unten am Strand fanden wir wiederum zwei Höhlen, allerdings waren sie nicht besonders für unser Picknick geeignet, denn der Zugang war von Spinnweben fast zugewebt. Ich sah sie zuerst nicht und war in Kürze nahezu selbst eingewebt
Also gingen wir zum Strand zurück und picknickten direkt am Pazifik. Ach, das war wirklich schön!!! Nebenbei beobachteten wir die Wellen, die Flut schien gerade einzusetzen. Bei jedem Rückgang des Wassers hörte man das Zurückrollen der Steine, die schon ganz abgerundet waren.
einsamer Sandstrand
Und wie sonst so oft, waren wir auch hier die einzigen menschlichen Wesen.
Dass allerdings in diesem Gebiet ebenfalls einige Autowracks lagen, erwähne ich nur mehr am Rande. Eine traurige Entsorgung der früher fahrbaren Untersätze!
Für Michi stellte sich anschließend die Frage, drehen wir um oder fahren wir die Hana Road und anschließend nach Kihei?
Das war für mich überhaupt keine Frage, sondern es war ganz klar - wir fahren die Hana Road!!
Ach du lieber Himmel!! Mir kamen Autos in Hülle und Fülle entgegen und die Fahrer schienen zu meinen, der Pi'ilany Hwy. sei eine Einbahnstraße in ihrer Richtung, denn sie fuhren jeweils in der Mitte der Straße!!! Ein echt schwieriges Unternehmen für mich, niemanden über den Haufen zu fahren.
Landschaftlich war es wunderschön, zumal auch die Sonne schien. Den Pi'ilany Highway jetzt noch als Highway zu bezeichnen, fand ich reichlich übertrieben.
auch wenn's unglaubwürdig ist: immer noch der Pi'ilany Hwy.
Als wir in Hana ankamen, fuhren wir als Erstes zum Strand. Es war exakt 5:02 pm und um 5:00 schloss das dortige "Café", ein entsprechendes Schild besiegelte, dass wir tatsächlich 2 Minuten zu spät angekommen waren
Dabei hätten wir ganz gerne eine Tasse Kaffee getrunken.
Was tun? Mir kam die Idee, im Hana Hotel unser Glück zu versuchen, von dem ich schon mehrmals gelesen hatte. Es ist sehr gut bewertet.
Doch wir wurden in unserem Unternehmen aufgehalten, denn plötzlich sahen wir am Strand von Hana einen zaundürren Mann stehen, der für uns unerklärliche Bewegungen machte. Es war fast zum Lachen, obwohl es für ihn sicherlich Ernst war. Er schien irgendwelche Übungen zu machen, nach Yoga sah es jedenfalls nicht aus, aber etwas Spirituelles könnte es gewesen sein.
minutenlang und völlig ruhig verbrachte der Mann in dieser Haltung
Die längste Zeit filmte ich ihn und dann fuhren wir endlich zum Hana Hotel. Die Bewertungen, die ich überall gelesen hatte, entsprachen der Wahrheit. Wir ließen uns im Restaurant nieder, aber nicht, um zu dinieren, sondern um 2 doppelte Espressos zu trinken, Michi gönnte sich ein Kuchenstück, ich mir ein Eissorbet, bestehend aus 3 verschiedenen Eissorten. Echt ein Genuss!!!
Die Gartenanlagen des Hotels waren sehr gepflegt, insgesamt schien es sehr ruhig abzugehen. Dieses Hotel ist also etwas für jene Urlauber, die die volle Ruhe suchen. Mit Action ist hier absolut nichts am Hut, sieht man von golfen und schwimmen ab.
Um 6:15 pm verließen wir das Restaurant, schließlich lag noch die lange Fahrt über die Hana Road nach Kihei vor uns. Anfangs kamen uns noch etliche Autos entgegen, doch das ließ bald nach und ich kam sehr gut voran. Kurz vor Paia hatten wir offenbar einen "Stopper", also einen Langsamfahrer vor uns und entsprechend langsam kamen wir voran. Trotzdem brauchten wir, von Hana bis nach Kihei, nur 1,75 Stunden!!! Ich gehe davon aus, dass das Weltrekord ist
Bevor wir ins Hotel fuhren, fuhren wir noch zum KFC und fassten köstlich schmeckende Hühnerteilchen aus. Anschließend war im Hotel Kofferpacken angesagt, denn morgen ist der Weiterflug nach Big Island am Programm. Da wir trotz frühzeitiger Buchung erst um 11:30 am einen Flug bekamen, wird der morgige Tag wahrscheinlich ein reiner Reisetag.
Erst als ich meine üblichen anderen Arbeiten erledigt hatte (Fotos überspielen, Akkus laden, Reisebericht schreiben), ging ich ins Bett, weit nach Mitternacht.
Angie