Dienstag, 20. 12. 2005:Ich liebe Pünktlichkeit über alles
– Ja
Wirklich
Und deshalb liebe ich um 7.15 Uhr das Handy, das uns aus dem Schlaf holt
Um 8.15 Uhr gehen wir ins Spices Restaurant, das dem Hotel zugehörig und innerhalb von zwei Minuten zu erreichen ist. Wir bestellen uns beide das Paniolo Breakfast, das wir schon von 2004 kennen, allerdings mit kleinen Abweichungen: Michi mit Reis anstatt potatoes und die Eier sunny side up anstatt scrambled.
Ich bestelle mir die potatoes und die scrambled eggs.
So, was wird geliefert
Michi erhält die scrambled eggs, ich den Reis, den ich nicht unbedingt mag und die Eier sunny side up. Was soll’s, das bringt uns nicht um.
Um bringt mich eher die Konsistenz der potatoes, die beißen sich wie rubber
Da kein Zahnarzt meines Vertrauens in der Nähe ist, beschließe ich, die potatoes sein zu lassen.
Dazu bekommen wir Kaffee und dürfen am Ende etwas mehr als $ 22 zahlen. Nicht schwach für diese Leistung
Der gestern Abend im TV gezeigte Wetterbericht verspricht ab heute Nachmittag bis inklusive Freitag immer wieder Regenschauer. Draußen ist zur Zeit herrlichster Sonnenschein, keine Wolke am Himmel. Also, was jetzt nun
Ich rufe bei „Maui Weather“ an, Tel. 877-5111.
Dort wird per Band das Wetter ab heute inklusive Sonntag vorhergesagt und das lautet aber ganz anders
Es steht TV gegen Maui Weather
Maui Weather ist unser Favorit und wir beschließen, uns heute ein Motorrad auszuleihen, wieder beim selben Vermieter wie letztes Jahr.
Also fahren wir nach Kahului in die Dairy Street, aber noch nicht zum Motorrad-Verleih, sondern zuerst zum Borders. Ich brauche unbedingt die neueste Ausgabe von „Maui Revealed“ und ein aktuelles Trail-Buch. Beides bekomme ich, aber was es beim Borders sonst alles zu sehen, zu lesen gibt, das ist schlichtweg unglaublich
Ich muss mich am Riemen reißen und Michi noch mit, sonst wären wir jetzt noch beim Borders
Diesen Laden könnten wir aufkaufen
So, jetzt geht’s aber wirklich zum Motorrad-Verleiher. Diesmal bedient uns ein jüngerer Herr, der aber zuvor seine Mails beantwortet und wir daher ein wenig Geduld haben müssen. Dann wendet er sich unserem Anliegen zu, nämlich, ein Motorrad zu mieten. Wir haben uns schon zuvor eines am Parkplatz ausgesucht, wissen aber nicht, ob es auch verfügbar ist. Der junge Mann sieht im Computer nach und unser ausgewähltes Fahrzeug ist frei. Na super
Es geht an das Erledigen vom Papierkram und ich habe wiederum nicht mitgezählt, wie viele Unterschriften von Seiten Michis notwendig sind. Acht dürfen es schon sein und ich muss dann auch noch unterschreiben, dass ich mir als Beifahrer der Gefahren des Motorradfahrens bewusst bin. So, nun noch die Vorlage von Michis Führerschein und hier beginnt es zu scheitern, denn er legt seinen rosa Lappen vor, der in deutscher Sprache gehalten ist. Logischerweise kann die Mischung aus Asiate und Mexikaner das nicht entziffern und verlangt eine offizielle Übersetzung. Michi bietet ihm den internationalen Führerschein an, den er gerne entgegen nimmt. Na, wenigstens ein einziges Mal verlangt jemand diesen Führerschein, für den wir Jahr für Jahr Geld ausgeben und fast nie brauchen
Nun muss Michi, wie auch schon letztes Jahr, eine Proberunde drehen, um zu zeigen, dass er des Motorradfahrens mächtig ist. Der junge Mann ist zufrieden und übergibt Michi den Schlüssel.
Endlich kann es losgehen
Es ist ohnehin schon 11.15 Uhr
Ich packe also alle nötigen Dinge in die Seitenkoffer und habe ganz schön zu kämpfen, denn der Inhalt der Koffer ist zwar nicht gering, aber was ich hinein bringen will, ist noch mehr
Es sollen ja auch unsere langen Hosen und Jacken mit hinein, wer weiß, wann wir zurück kommen und wie kalt es dann ist
Ufff, die Koffer sind gepackt, wir haben festes Schuhwerk angezogen, jetzt ist es aber wirklich soweit
…………Quietsch
Peng
Knall
........
Mir ist sofort klar, das war ein Auffahrunfall und ich gucke Richtung Straße. Dort sehe ich – direkt vor der Einfahrt zum Motorrad-Händler – einen Mopedfahrer schräg von seinem Fahrzeug „absteigen“, der Fahrer schlittert seitwärts ungefähr 3 m dahin, das Moped auch ein Stück, aber nicht ganz soweit.
Na servus
Ist das ein schlechtes Omen für uns
Sollten wir nicht lieber vom Motorradfahren Abstand nehmen
Zu Hause in Linz haben wir unser Motorrad bereits abgemeldet, weil wir kein Risiko eingehen möchten und hier …… mieten wir eines……
Da wir beide Koffer unseres Motorrades voll bepackt haben, die Koffer aber nicht abschließen können, laufe ich ein paar Schritte in Richtung des wahrscheinlich verletzten Moped-Fahrers, Michi bewacht unterdessen unser Motorrad. Doch ich bin zu langsam – eine junge Frau mit einem entsprechend jungen Mann ist schon beim Motorrad-Fahrer. Ich sehe Blut am Arm des Verunglückten und laufe in den Laden zu „unserem“ Vermieter. Dem verklickere ich, was passiert sei, er sieht mich an, als käme ich vom Mars und meint, er komme mit ein paar Blättern Papier….
Ich gehe in Richtung des Verletzten und sehe, dass die junge Frau in weißer Kleidung telefoniert. Sie holt also bereits Hilfe – sehr gut
Wir können gar nicht so schnell denken, hören wir den Polizeialarm. Kurz darauf noch einer und dann ein dritter. Plötzlich erscheinen drei Polizeiautos auf einmal und sperren die Ausfahrt vom Motorradhändler komplett ab. So, jetzt sitzen wir fest.
Wieder ein Signalton, diesmal die Rettung. Eh klar, das Wichtigste kommt zum Schluss, aber das kenne ich schon von 1980, bei Unfällen jeglicher Art taucht zuerst die Polizei auf und dann mal die Rettung.
Einer der Polizisten begutachtet ein weißes Auto von vorne, welches in unmittelbarer Nähe zu uns steht. Ach
Der Fahrer (die Fahrerin) des weißen Fahrzeuges hat also den Motorradfahrer angefahren und ihn so zum Sturz gebracht
That’s it
Der Verletzte wird in die Rettung gebracht, die Polizeiautos entfernen sich auch wieder und wir
Tja, wir beginnen unsere Motorradfahrt, es ist mittlerweile 12 Uhr.
Von Kahului fahren wir Richtung Nordwesten, wir streben also den Kahekili Hwy. an. Wettermäßig ist es traumhaft schön und auch die Landschaft lässt nichts zu wünschen übrig.
Der Kaukini Gallery statten wir wieder einen Besuch ab. Mal sehen, was es Neues gibt. Vor allem Michi ist an der Gallery interessiert, da er sich ein paar Ideen für sein Hobby holen möchte. Den offensichtlichen Besitzer der Gallery kennen wir schon und ich frage, ob ich fotografieren dürfe. Diese Erlaubnis bekomme ich.
Welch schöne Teile es hier zu kaufen gibt
Schade nur, dass es für uns keinen Sinn macht, etwas zu kaufen, denn das müssten wir zuerst nach Linz und von dort nach Gran Canaria bringen – und wir haben ohnehin schon so viel zum Transportieren
Michi wird aber in nicht mehr allzu ferner Zukunft diverse Teile nach den Vorlagen töpfern.
Bei Curley’s Fruitstand machen wir Rast. Curley ist anwesend und wir begrüßen ihn. Auch er fragt sofort nach dem Wetter in Austria
Das scheint wohl wirklich etwas Besonderes zu sein
Wir konsumieren etwas vom frisch aufgeschnittenen Obst und werfen etwas in die Tip-Box, dann fahren wir weiter.
In der Nähe des Pu’u Koae machen wir den nächsten Stopp. Diesen Pu’u können wir wegen seiner außergewöhnlichen Form gar nicht oft genug sehen. Doch ein Blick auf die Uhr zeigt, wir sollten weiter fahren, schließlich haben wir noch nicht mal Halbzeit
Doch ich schlafe während des Fahrens beinahe ein
Michi sieht die einzige Rettung darin, dass er zum Napili Plaza Shopping Center abbiegt. In einem der Läden bekommen wir einen ganz gut schmeckenden Kaffee und bei Subways holen wir uns auch noch eine Kleinigkeit. Dann geht es frisch und munter weiter.
Bei Ka’anapali wird gebaut, was das Zeug hält. Sich im Moment ein Hotelzimmer in Ka’napali aussuchen, wo es halbwegs ruhig ist und man nicht dauernd vom Baulärm gestört wird, dürfte nicht ganz einfach sein. Kann uns egal sein, wir wohnen ohnehin in Kihei
So, Lahaina ist erreicht
Ich blicke auf die Uhr, es ist 16.30 Uhr. Das wäre doch eine ideale Zeit, um sich für die Karten für „Ulalena“ umzusehen
Michi sprach das ja in den letzten Tagen immer wieder an.
Stau in Lahaina…. Endlich ist die nächste Querstraße die Shaw-Street, die Ampel zeigt auf Rot, Michi steht auf der Geradeaus-Spur. Hmmm… Was jetzt
Will er doch keine Karten für Ulalena besorgen
Ist ihm zu heiß dafür
Wäre möglich, denn die Temperaturen sind wirklich hoch. Oder hat er Ulalena schlichtweg ad acta gelegt
Ich komme nicht dahinter, die Ampel zeigt auf Grün und wir fahren weiter – geradeaus.
In meinem Kopf sind ungefähr 100 Gedanken gleichzeitig…… Warum sprach er in den letzten Tagen immer wieder von Ulalena und Karten
Warum standen wir jetzt elendslange an der Kreuzung mit der Shaw Street und er bog nicht ab
Und – warum frage ich ihn nicht einfach
Zu dumm… Mittlerweile sind wir doch ein paar Kilometer weiter gefahren, mir lässt es keine Ruhe und ich starte meinen Frage-Versuch.
Michis Reaktion „Und warum sagst du das nicht früher
“
Tja, warum……
Egal warum, er dreht um und wir fahren Richtung Maui Theatre. Mittlerweile ist es 17.45 Uhr. Vom letzten Jahr weiß ich, dass die Show um 19 Uhr beginnt. Sollten wir also wider Erwarten noch Karten für heute bekommen, hätten wir noch jede Menge Zeit. Plötzlich Michis Feststellung: „Wäre wirklich schade, würden wir für heute noch Karten bekommen“. - Meine verblüffte Frage „warum schade
“ – „Na, du weißt doch, dass es dort drinnen im Theater so kalt ist, dass wir lange Hosen und Fleece-Jacken brauchen“. – „Du hast mir doch heute zugesehen, wie ich die Koffer vom Motorrad gepackt habe und was habe ich eingesteckt
“ – „Hmmm, keine Ahnung“. – „Du wirst es nicht glauben, aber ich habe mir dabei etwas gedacht. Denn wenn man die Nordwestroute fährt, kommt man automatisch an Lahaina vorbei und da du schon seit ein paar Tagen von Ulalena redest, war mir klar, ich muss warme Sachen für die Show einpacken“. – „Ähem, so weit habe ich nicht gedacht“.
Mittlerweile sind wir am Parkplatz des Shopping Centers angekommen, stellen das Motorrad ab und gehen Richtung Maui Theatre. Oh Mann
Die Leute stehen schon bis auf die Straße Schlange
Also heißt es – warten.
Endlich sind wir an der Reihe, um uns Karten zu reservieren oder zu kaufen. Unsere Plätze vom letzten Jahr sind bereits vergeben, aber wir können uns noch andere aussuchen und das mache ich doch glatt und wähle L 46 + L 48, also wiederum ganz nahe bei den Musikern.
Dummerweise
wird uns ein Ulalena Kalender 2006 um $ 3 angeboten, dieses Angebot kann ich leider nicht ausschlagen
Jetzt sind wir im Besitz der Karten für den heutigen Tag, es ist 18 Uhr und die Show soll um 18.30 Uhr beginnen
Unser Motorrad mit den darin befindlichen Klamotten befindet sich am anderen Ende vom Parkplatz. Eine kleine Reise
liegt vor uns, die wir im Jogging-Tempo zurücklegen. Zeitaufwand inklusive Hinweg zum Motorrad, umziehen und Rückweg zum Maui Theatre ganze 12 Minuten
Wir hocken nun auf unseren Plätzen, die anderen Plätze werden mehr und mehr belegt, es ist längst 18.45 Uhr und kein Beginn der Show in Sicht – vonwegen 18.30 Uhr…
Pünktlich um 19 Uhr beginnt die Show, eh klar, das habe ich ja gleich gewusst
Michi animiert mich zum Filmen……..
Na, wenn das denn gut geht……
Ich zücke den Camcorder und werfe großteils meine Fleece-Jacke darüber. Rechts von mir sitzt überhaupt niemand, dafür sehe ich direkt zum am weitest oben stehenden Musiker. Selbiger dürfte eine Mischung aus hawaiischem und texanischem Blut sein.
Die Show selbst ist mindestens so gut wie die letztes Jahr. Es wurden ein paar kleine Änderungen eingebaut, die das Publikum zwischendurch zum Lachen bringt – und ich schwitze Blut, mit meinem versteckten Camcorder.
Ich blicke zu dem Musiker zu meiner Rechten, er guckt mich an, lacht und winkt. Vorsichtshalber lächle und winke ich genauso freundlich zurück.
Am Podium geht die nächste Szene zu Ende, das gesamte Publikum applaudiert – außer mir
Ich kann ja nicht, ich habe alle Hände voll zu tun
Das bekommt der hawaiische Texaner wohl mit, denn er guckt mich immer öfter an und lacht dabei. Ich wage zu wetten, er hat längst spitz gekriegt, was ich mache und amüsiert sich köstlich darüber.
Ich mich weniger, denn gerade merke ich an der feinen Fibration in meiner rechten Hand, dass sich der Camcorder ausgeschaltet hat – das Band ist also voll, es muss ein neues her. Michi meint nun, das sei genug gefilmt, doch jetzt will ich ein Band
Mein Lieblingslied ist noch ausständig
Das Publikum applaudiert immer noch und als der Applaus schwächer wird, bekomme ich eine meiner schlimmen Hustenattacken – gerade passend für den Filmwechsel
Anmerkung: Diese Hustenattacken habe ich mehrmals täglich und auch nachts, dass so eine Attacke gerade jetzt passiert, ist wohl Schicksal
So, weiter geht’s
I’m ready
Genau
Und jetzt kommt mein Lieblingslied namens „Ulalena“ (eh klar
)
Um 20.05 Uhr ist die Show zu Ende, enormer Applaus (außer von mir, bin ja immer noch beschäftigt). Ich werfe einen Blick zum „hawaiischen Texaner“, er grüßt mich mit dem „hang loose“ – Gruß, ich ebenso zurück, ein Augenzwinkern seinerseits verrät mir endgültig, er wusste die ganze Zeit, dass ich filme
Wir gehen zum Motorrad und sind noch voll der Eindrücke. Aber wie dem auch sei, wir müssen zurück nach Kihei, das glücklicherweise nicht soooo weit entfernt ist. Würden wir in Hana wohnen, wären wir ziemlich arm dran, denn dann läge eine Fahrzeit von ungefähr 4,25 Stunden vor uns und so fahren wir nur 45 Minuten.
Auf der Fahrt nach Kihei erfriere ich fast – und das auf Hawaii
Nachts kühlt es hier jetzt so stark ab, es ist wirklich verwunderlich.
Um 21.30 Uhr kommen wir in Kihei an und ich bin gleich mal mit dem ganzen Elektronikkram beschäftigt. Irgendwie hat es Michi heimtückischerweise geschafft, diesen Teil auf mich abzuwälzen
Dem folgt noch das Schreiben des Reiseberichtes und jetzt, um 1 Uhr morgens, bin ich auch reif fürs Bett.