Donnerstag, 22. 12. 2005:Um 7.15 Uhr bimmelt mich das Handy aus dem Schlaf. Heute ist, auch wenn uns danach zumute ist, nicht trödeln angesagt, wir müssen das Motorrad retournieren. Um spätestens 9 Uhr müssen wir beim Händler sein, also ist vorher frühstücken zeitmäßig nicht drinnen. Egal, wir werden schon nicht verhungern.
Es ist gerade 8.15 Uhr und Michi startet die Harley vor dem Hotel. Hoffentlich wecken wir mit diesem irre lauten Geknattere nicht allzu viele Hotelgäste auf
Nach einer guten halben Stunde Fahrt sind wir beim Händler und Michi bezahlt die Rechnung. Summa summarum $ 179,90.
Nun sind wir auf Frühstückssuche und werden im Azeka Shopping Center bei „Ribbs & Steak“ fündig. Allerdings bestellen wir uns weder Ribbs noch Steak, sondern Michi ein Chicken Katsu + Kaffee, ich bestelle mir ein Loco Moco mit zwei Eiern, ebenfalls mit Kaffee. Insgesamt bezahlten wir $ 16,00 und zum Essen selbst kann sich sagen: Es schmeckt uns ausgezeichnet, nur ist es leider viel zu viel
Während ich so vor mich hin kaue, denke ich über die Motorradrechnung nach…
Da stimmt doch irgendetwas nicht
Also, fangen wir mal an:
1 Tag (= 24 Stunden) kostet $ 149,90
+ Versicherung $ 19,90
+ Sondervereinbarung Verlängerung $ 100,00
Das macht nie und nimmer $ 179,90 aus, aber gut, lassen wir das
Wir fahren zum Hotel zurück und holen uns die Rucksäcke. Mit der nötigen Wanderausrüstung bepackt fahren wir zur La Perouse Bay und ich stelle den Jeep seitlich beim La Perouse Monument ab.
La Perouse MonumentHeute steht der Kalua o Lapa Lava Vent Trail am Programm, der lt. dem Revealed-Reiseführer pro Strecke 3,5 mi ausmachen soll. Allerdings ist der Verlauf des Trails ziemlich unklar und im Reiseführer steht geschrieben, man muss sich viel auf sein Gefühl und auf sein Orientierungsvermögen verlassen.
Na, dann ran an den Feind
Wäre doch gelacht, wenn wir den Trail nicht finden würden
Was heute hier an Menschenmassen unterwegs ist – kaum zu glauben
Es ist doch erst Donnerstag… Aber klar, die Leute wollen nur im Meer baden. Doch wir haben den Trail vor und gerade, als wir uns die Wanderschuhe anziehen, werden wir von einigen Leuten seltsam gemustert, so nach dem Motto „was haben denn dieeee vor
“
Es ist köstlich
Nebenbei spielen wir Auskunftsbüro, denn diverse Fragen werden uns gestellt. Warum fragen sie gerade uns
Es sind doch dutzendweise Leute hier
„Excuse me, where is the La Perouse Bay
“.
“Look to your right, that’s the La Perouse Bay”.
“Thanks a lot”.
“Sorry, we can’t find the La Perouse Monument”.
“Look to your left, there’s the Monument”.
“Thanks”.
“Excuse me, can you help me
We’re looking for the Ahihi Bay”.
“Go back for about one mile, than it’s on your left”.
“Oh, thank you so much”.
Genug
Ich bin kein Auskunftsbüro, wir wollen wandern
Endlich, um 12.30 Uhr, ziehen wir los.
Allein bis wir den eventuellen Beginn des Trails finden, vergeht eine halbe Stunde. Das Einzige, was wir zum Trailbeginn wissen ist, dass er kurz nach dem La Perouse Monument sein muss. Also noch ein kleines Stück geradeaus und dann ist irgendwo linkerhand der Trail.
Wir suchen uns wirklich dumm und dämlich. Dass es keinen Hinweis zum Trailbeginn gibt, ist uns klar, aber gar keinen Hinweis, nicht mal den kleinsten
Schon etwas seltsam.
Wir haben das Gefühl, wir sind schon zu weit gegangen und drehen deshalb um. Verzweifelt suchen wir nun den rechten Wegesrand ab.
Plötzlich sticht mir etwas ins Auge: Obwohl überall „frische“ Lava vom letzten Ausbruch 1790 ist, sehe ich rechterhand landeinwärts Farne wachsen. Des weiteren erkenne ich genau an den Stellen, an denen die Farne wachsen, ziemlich feinkrümelige Lava. Also Lava, über die bereits ein paar Leute gelaufen sind und die daher so feinkrümelig ist…
Kalua o Lapa Lava Vent Trail1 + 1 = 2
Wir vermuten ganz stark, dass wir den Trailbeginn gefunden haben
Ich gehe voran, aber nicht sehr zügig, denn der Untergrund ist a’a-Lava, die sich nicht sehr gut laufen lässt. Bald darauf kommen wir ins Gebüsch, das ziemlich trocken ist.
Der Boden ist immer noch mit Lavasteinen übersäht und wir müssen aufpassen, dass wir nicht stolpern bzw. stürzen. Ab und zu blüht etwas.
Nach einiger Zeit plötzlich vor uns eine Lichte. Wo soll denn der Trail weiter gehen
Wir blicken ziemlich ratlos umher, doch dann entdecke ich etwas, was man mit sehr gutem Willen unter dem Namen „Pfad“ ablegen könnte. Wir schlagen diesen Weg ein und kurz darauf sehen wir ein dickes, verrostetes Eisenrohr, das in den Boden gestoßen wurde. Nach nicht sehr langer Zeit auf diesem Pfädchen gelangen wir völlig unvermittelt auf eine Sandpiste, die quer vor uns verläuft. Auf ihr sehen wir die Hufe von Pferden. Da sich der Kalua o Lapa ungefähr linkerhand von uns befindet, folgen wir der Sandpiste nach links und bald darauf ändert sich die Bodenbeschaffenheit ein wenig. Der Sand wird dichter, dazu gesellen sich kleine Lavasteine.
Der Kalua o Lapa ist eigentlich ein unbedeutender Vulkankegel, der es jedoch geschafft hat, 1790 einige Teile von Süd-Maui mit Lava zu überdecken.
… und dann müssen wir eine Entscheidung treffen, denn würden wir weiter den breiten Weg entlang laufen, kämen wir höchstwahrscheinlich bei Ulupalakua heraus
Was bleibt übrig, als sich äußerst grimmig durchs Gebüsch und über Lava zu schlagen
Michi hat Bedenken, meint, das kann nicht sein und außerdem wartet dann gewiss ein Lavafeld von mindestens 20 m Länge auf uns. Meine Gedanken sind: Und was ist an einem 20 m langen Lavafeld so schlimm
Wir sind doch schon stundenlang über Lavafelder gegangen…
Egal, Michis Motto „Ladies first“ komme ich nach und schlage mich im wahrsten Sinne des Wortes durchs Dickicht. Wenn uns jemand sehen würde, ich glaube, die würden uns verhaften
Nach einigen Minuten des durchs Dickicht Schlagen, wobei ich mir zahlreiche Kratzwunden von stacheltragenden Sträuchern zuziehe, liegt vor mir tatsächlich ein Lavafeld.
Die von mir geschätzte Breite beläuft sich auf ca. 7 m, zwar über a’a-Lava, aber was soll’s, das mache ich doch mit links
Michi ist mir mittlerweile gefolgt und kommt mir nach.
Wir gehen anschließend an einem relativ alten, aus Lavasteinen errichteten Zaun entlang und dahinter erkennen wir wiederum einen breiten Weg. Also rüber über die Mauer und der Sandpiste gefolgt, auf der wir noch mal Hufabdrücke sehen. Es scheint sich um eine beliebte Route bei Reitern zu handeln.
Doch dann geht es noch mal durchs Gebüsch, aber es ist wenigstens ein ganz, ganz schmaler Pfad sichtbar. Allerdings muss ich beim Vorwärtsgehen mit den Händen jeweils den Weg frei bahnen, ansonsten bräuchte ich eine Machete
Was ist das denn vor mir
Ich glaube, ich sehe nicht richtig
Da ist doch glatt der Weg mittels dickem Draht versperrt. Ok, kein Problem, solche Hindernisse kann man schließlich umgehen
Und dann dauert es nicht mehr lange, und der Kalua o Lapa liegt unmittelbar vor uns
Toll, das wir das geschafft haben
Kalua o Lapa Lava VentAber jetzt möchten wir noch auf den Gipfel, eh klar
Der Anstieg ist ziemlich steil und die rollende a’a-Lava macht uns das Vorwärtskommen nicht gerade einfach.
Am Gipfel angekommen, können wir in zwei Vulkanschlote hinunter sehen, was sehr beeindruckend ist.
Kalua o Lapa Lava VentEtwas in der Ferne sehe ich das Atoll Molokini, in das ich irgendwie verliebt bin.
Der Rückweg gestaltet sich relativ leicht, wir gehen den größten Teil auf der Pferdespur und zwar so lange, bis wir fast am Ziel sind. Dort sollten wir uns vorsichtshalber wieder in die Büsche schlagen.
Entsprechend rasch kommen wir vorwärts, aber einige Zeit vor dem Ausgangspunkt sehe ich linkerhand eine Andeutung von Trail und den gehen wir jetzt mal. Mal gucken, wo wir heraus kommen
Was soll ich nun sagen
Diese Andeutung von Trail ist in der Tat nur eine Andeutung, die sich nach kurzer Zeit verläuft, ab dann richten wir uns nur mehr nach Süden, wandern mitten durch den Wald. Es ist wunderschön, hier könnte man längere Zeit verweilen.
Doch wir sollten zum Auto zurück und gehen deswegen weiter. Wieder einmal völlig unerwartet stoßen wir plötzlich auf eine vor uns quer verlaufende Piste, deren Bodenbeschaffenheit mir sehr bekannt vorkommt: Wir haben sozusagen unser Ziel erreicht und müssen nur noch ca. 100 m rechterhand dieser Piste folgen, dann können wir unser Auto begutachten, es ist gerade 16.30 Uhr….. Ob es wohl wieder aufgeschlitzt wurde
– Nein
Diesmal nicht
Wobei das mehr Glück als Verstand ist, denn schließlich steht hier am Parkplatz ein Schild mit dem Hinweis „Caution – break in and theft of autos“.
Moment…. Of what
„of autos”
Wenn, dann hätte ich erwartet “of cars”, aber doch nicht “of autos”
Naja, so eng darf man das wohl nicht sehen
Eigentlich wollen wir nur unsere Wanderschuhe gegen die Wandersandalen wechseln. Doch so einfach geht das nicht
Es muss an unseren Wanderschuhen liegen, dass ausgerechnet immer wieder uns Leute fragen, so wie jetzt wiederum. Fragen werden uns gestellt, wo denn der Black Sand Beach sei, oder die La Perouse Bay und jeder Mensch sucht das La Perouse Monument und steht direkt davor
Ich könnte mich halb schief lachen, verkneife es mir aber.
Der Touristenstrom lässt nach, somit schließt unser Auskunftsbüro und wir fahren zum Hotel zurück. Dort müssen wir als Wichtigstes erst mal unter die Dusche. Es passt doch auf keine Kuhhaut, wie wir aussehen
Einfach nur einsetzlich
Sauber und mit frischer Kleidung versehen fahren wir ins Foodland, allerdings nicht ohne Jacke
Meine Verkühlung, die ich mir beim ersten Foodland-Besuch zugezogen habe, bin ich immer noch nicht los.
Beim Foodland tätigen wir einen halben Großeinkauf. Christmas steht bevor und einiges hat geschlossen. Somit kaufen wir Obst, Brot, Fischkonserven und Cola light für mich.
Zu dumm
Es gibt heute absolut kein Wasser im Sonderangebot
Das Billigste ist für $ 1,59 ohne Tax zu bekommen und das für eine 1,5 l – Flasche…
Ach, da fällt mir ein, der Whalers, nicht weit entfernt, verkauft heute 1,5 l Wasserflaschen um 99 Cent, also nichts wie hin
Die Lady staunt nicht schlecht, als wir 16 x 1,5 l Wasser wollen, schickt einen jungen Mann ins Lager, der eine Schachtel mit dem Inhalt 12 x 1,5 l Wasser bringt. Kommentar: „You can carry it easier“. – Thats rhight
Auch eine Kühltasche erstehen wir beim Whalers, somit sind wir fürs Picknick zu Weihnachten am Strand gerüstet.
Anschließend fahren wir wieder ins Hotel zurück und die üblichen Dinge des Abends folgen. Akkus aufladen, bespielte Mini-DV-Kassetten wegräumen, Nachschub an leeren Kassetten herbei schaffen, Fotos überspielen und Reisebericht schreiben.
Um 1.30 Uhr bin ich reif für’s Bett.