Freitag, 23. 12. 2005:Ach, wie lästig
Schon wieder holt mich um 7.15 Uhr das Handy aus dem Schlaf
Na gut, was soll’s, das Handy läutet, also stehe ich auf.
Um 8.30 Uhr sind wir beim Kaiona Café an der South Kihei Road. Es macht den Eindruck, als würden hier nur Locals speisen, also nix wie hin
Wir bestellen uns Eggs Benedict mit refill Coffee und sind begeistert
Es schmeckt ausgezeichnet und wir zahlen „nur“ $ 20 inkl. allem.
Anschließend fahren wir zum Hotel zurück und da der Haleakala schon von unserem Hotelzimmer komplett frei sichtbar ist, beschließen wir, hinauf zu fahren und den Halemau’u Trail ein Stück zu gehen.
Unterwegs machen wir kurz beim Rice Park Halt.
Der Eintritt in den Haleakala National Park kostet immer noch $ 10 pro Auto, Gültigkeit auch immer noch für 7 Tage. Wann ändern sie das endlich
Seit Jahren derselbe Preis, dieselbe Gültigkeit – schon erstaunlich.
Wir fahren bis zum Halemau’u Trailhead, wo uns schon Nene Nr. 701 erwartet.
Nene Sie scheint besonders bettelfreudig zu sein, bekommt aber von uns nichts, denn ein Schild besagt „don’t feed Nene“. Also Nene – nix da, such’ dich selbst etwas
Ordentlich mit Wanderschuhen und ausreichend Wasser machen wir uns auf den Trail und starten zu diesem Zweck um 13 Uhr, also ziemlich spät
Der Trail selbst ist sehr gut zu laufen, landschaftlich ist er sehr schön, aber man darf die Landschaft keinesfalls mit jener vergleichen, die man vom Sliding Sands Trail aus sieht.
Haleakala CraterWenn man das macht, ist man auf dem Halemau’u Trail fehl am Platz.
Um 14.30 Uhr kommt uns ein Wanderer entgegen. Michi ist irgendwo mit der Digicam hinter mir und ich komme mit dem Wanderer ins Gespräch – oder umgekehrt
Jedenfalls erfahre ich, dass er um 9.30 Uhr vom Summit aus den Sliding Sands Trail begonnen hat, kaum Pausen machte und eben jetzt um diese Uhrzeit hier ist.
Wie interessant…..
Ich beginne zu grübeln…..
Genau diese Wanderung schwebt mir seit 9 Jahren vor, aber die Schwierigkeit ist, man muss entweder per Autostopp von einem Trailhead zum anderen fahren (Autostopp ist auf Hawaii nicht gerne gesehen
Mietwagenfirmen verbieten das Mitnehmen von Autostoppern
) oder man hat alternativ zwei Autos.
Ok, Autostopp kommt für uns nicht in Frage, der Wanderer, der uns begegnete, machte dies und sagte, er, als Einzelperson, wartete mehr als eine Stunde auf einen Lift – und zwei Autos haben wir nicht
Mist
Eben kommt Michi und ich erzähle ihm, wie es der Wanderer anstellte, nämlich per Autostopp. Michi ist über diesen Gedanken gar nicht erfreut. Dachte ich es mir doch
Also gut, dann eben nicht, träume ich halt den 9 Jahre dauernden Traum noch weiter, so übel ist er ja gar nicht
Wir verabschieden uns von dem Fremden und nach einiger Zeit des Weitergehens sagt Michi „wenn wir jetzt umkehren und direkt zu Alamo fahren, könnten wir heute noch ein zweites Auto mieten und gleich morgen Früh starten“.
Ähemmmm…..
Wie bitte
Was habe ich eben gehört
Träume können einem wirklich übel mitspielen. Träume glauben, sie können mit jedem machen, was sie wollen
Nein
Nicht mit mir
Aus diesem Traum steige ich aus
Michi: „Du sagst ja gar nichts, hältst du denn nichts von dieser Idee
“.
So ein hartnäckiger Traum
Dem werde ich es zeigen
Ich zwicke mich in den rechten Oberschenkel, der liegt gerade in greifbarer Nähe.
Autsch
Das hat aber jetzt weg getan
So, noch mal, wie war das doch gleich
Umkehren, zu Alamo fahren, ein zweites Auto mieten, morgen Früh starten
Ganz vorsichtig wiederhole ich das, was ich meine, verstanden zu haben. Michi bestätigt es und im Handumdrehen befinden wir uns auf dem Rückweg, den wir um 15 Uhr beginnen.
Wir überlegen, was wir alles für morgen in unsere Rucksäcke packen müssen, denn wir müssen auch mit plötzlich auftretendem Schlechtwetter und bitterer Kälte rechnen, also sozusagen für alles gerüstet sein.
Durch all diese Überlegungen vergeht der Weg zum Auto wie im Flug und bereits um 16.30 Uhr steigen wir in den Jeep. Um 16.45 Uhr sind wir beim Haleakala Visitor Center (ist bereits gesperrt, auch die angrenzenden Toiletten) und lesen auf einem im Freien befindlichen Schild Infos über einen Käfer, der nur hier in der Gegend vorkommt und solch ein Käfer saß heute für kurze Zeit auf meinem Oberkörper.
Oodemas mauiense
Laut Info-Tafel heißt der Käfer „Oodemas mauiense“, die Größe wird mit 3 – 4 mm angegeben, leider keine Farbangabe. Der auf mir sitzende Käfer war knallig grün.
Anschließend fahren wir zum Kahului Airport bzw. zu Alamo Car Return. Bill bedient uns, ihn kennen wir schon. Michi mietet einen kleinen Chevi, fabriksneu sozusagen mit knapp über 100 Meilen. Farbe weiß.
Bill bietet uns an, den Wagen bis morgen Abend 20 Uhr zum 24-Stunden-Preis haben zu können, es ist jetzt gerade 18.37 Uhr.
Michi und ich vereinbaren, dass ich ab dem Airport bis zum Hotel vor ihm fahre und er mir nach. Es ist tiefschwarze Nacht, ich konzentriere mich nebenbei darauf, Michis Auto nicht im Rückspiegel zu verlieren. Doch schon nach weniger als 2 Meilen kommt’s: Während ich bei Grün in die Kreuzung einfahre, schlägt die Ampel auf orange um – Michi bleibt ordnungsgemäß vor der Ampel stehen. Na super
Jetzt haben wir den Salat
Ich habe keinerlei Möglichkeit, rechts ran zu fahren, verlangsame aber mein Tempo, in der Hoffnung, Michis Auto wieder zu entdecken. Doch keine Chance: Ich kann das Auto an den Lichtern nicht erkennen, dazu habe ich mir die Schweinwerfer vorher viel zu wenig angesehen
Die nächste Ampel: Wiederum dasselbe. Ich fahre bei grünem Licht in die Kreuzung ein, mittendrinnen wird es orange, jetzt ist es perfekt.
So, das Einzige, was übrig bleibt, ist einen Standplatz am rechten Straßenrand zu finden, der kommt auch nach einiger Zeit und ich bleibe in zweiter Spur stehen.
Vor mir taucht eine leicht bekleidete Lady auf, die eine knallrote Fahne schwingt. Sie kommt auf mein Auto zu, klopft an die Beifahrertür. Was will sie denn
Ich behindere doch niemanden
Und wenn einer der anderen Autobesitzer wegfahren will, bewege ich den Jeep schon entsprechend
Aber gut, ich öffne das Beifahrer-Fenster und die Lady ruft herein „that’s a very dangerous area, you can park your car right over there“ und wachelt mit ihrem Wimpel vor der Windschutzscheibe herum. Also gut, ich tue, wie mir befohlen und zwänge den Jeep zwischen zwei anderen Autos hinein.
Ich gucke mich um, die Lady winkt das nächste Auto rechts ran. Was geht denn hier ab
Etwas unruhig blicke ich mich um und sehe plötzlich ein Schild vor mir „cars second hand“.
Jetzt ergreift mich wirklich Panik, ich sperre mich im Auto ein, Rückwärtsgang rein, Lichter an, Blinker an, Fahrt zurück, Stopp, Blinker andere Seite an und raus auf den Highway
Puhhh
Keine Ahnung, wie das weiter gegangen wäre, aber weiter fahren ist auf alle Fälle der bessere Weg.
Aber wie jetzt weiter
Michis Auto zu finden ist mit dem gleichzusetzen, eine Stecknadel im Heuhaufen zu finden – chancenlos.
Daher beschließe ich, ich fahre jetzt zum Hotel und schalte dort dann das Handy ein. Sitzt Michi irgendwo, wo er zumindest an ein öffentliches Telefon kann, kann bzw. wird er mich anrufen, sollte er GPS-Hilfe
benötigen.
Da die Fahrt von Kahului zum Hotel nach Kihei fast 45 Minuten dauert, suche ich mir im Radio in der Zwischenzeit einen Sender mit Weihnachtsmusik und werde auch bald fündig. Mein Lieblingslied „Mele Kalikimaka“ läuft fast ununterbrochen
So, Kihei ist erreicht, nun nur noch das Hotel, das war’s dann. Linkerhand das Maui Vista, das nächste Hotel linkerhand ist dann unser Maui Coast. Blinker rein, auf den hinteren Parkplatz gefahren – akuten Stopp eingeleitet
Ein weißes Auto steht quer vor mir
Gut, dass man am Parkplatzgelände nur 5 mi/h fahren darf…..
Moment… Wie
Ein weißes Auto
Klein noch dazu
Quatsch, davon gibt’s ja Tausende
Ja, Tausende, aber nicht in jedem der tausenden weißen Autos sitzt ein Mann mit einem organgefarbenen Hemd
Das ist doch glatt Michi
Ehrlich, hätten wir vereinbart, um eine exakte Uhrzeit gleichzeitig am Parkplatz einzutreffen, wäre das nie gelungen, ohne diese Vereinbarung funktioniert es einwandfrei
So, es ist kurz nach 20 Uhr und ich beschließe, unsere Wäsche zu waschen. Laundries sind in diesem Hotel im 2., 4. und 6. Stockwerk vorhanden.
Ich beginne bei der Laundry im 2. Stock, weil sie näher an dem Internet-Access in der Lobby ist
Tja, Pech, es gibt nur eine Waschmaschine, aber die ist wenigstens frei – zumindest gerade noch gewesen, jetzt ist ein Teil unserer Wäsche drinnen.
Also weiter in den 4. Stock: 2 Waschmaschinen, beide frei, beide gefüllt. Und ich habe immer noch eine Ladung Schmutzwäsche
Also auf in den 6. Stock: 1 Waschmaschine, frei, gefüllt. Ab in die Lobby. Kurz Mails gecheckt, eine beantwortet.
Rauf in den 2. Stock, Wäsche in den Trockner, ab in den 4. Stock, Wäsche in den Trockner, rauf in Stockwerk Nr. 6, Wäsche in den Trockner, runter in die Lobby, im Forum eingeklickt.
Mist
Schon wieder steht jemand hinter mir und will ins Internet. Die hausinternen Regeln besagen, dass man dann ehestens den Platz räumen soll, was ich auch mache.
Zur Abwechslung fahre ich in den 5. Stock, um Michi Bescheid zu geben, wo ich im Haus herum krebse
Dann geht’s flott weiter: 2. Stock, die Wäsche müsste fertig getrocknet sein.
Was soll der Scherz
Der Schlüssel funktioniert plötzlich nicht mehr
Die gelbe Lampe blinkt
Also gut, versuche ich es im 4. Stock: Schlüssel funzt nicht, gelbe Lampe blinkt. Kontrollblick auf meine Uhr: Es ist 21.40 Uhr, die Laundry hat bis 22 Uhr geöffnet – oder wurde sie doch schon versperrt
Also ab in die Lobby, fragen, was dieser Scherz soll.
„Sometimes it closes a little bit earlier“.
Ach nee, das wäre mir gar nicht aufgefallen...
Hinweis von der Dame bei der Rezeption: Ich solle mich zur Laundry in den 2. Stock begeben, sie schicke jemanden hin, der aufsperrt. Tatsächlich
Nach kurzer Zeit des Wartens taucht ein junger Mann auf, der die Laundry aufsperrt. Wäsche raus, ab ins 4. Stockwerk, in männlicher Begleitung
Wäsche raus, ab ins 6. Stockwerk. Stress lass’ nach und komm’ nie wieder
Endlich habe ich die ganze Wäsche beisammen, komme total verschwitzt damit ins Zimmer zurück und schon erwartet mich die Feststellung von Michi „hast dich wohl vom Internet nicht lösen können“. – Was soll man(n) (Frau) dazu noch sagen
Am besten gar nichts, bringt ja doch nichts.
Dann folgt der technische Kram und um 00.45 Uhr gehe ich, lange nach Michi, ins Bett.