Mittwoch, 28. 12. 2005:Langsam kommt der Verdacht in mir auf, dass ich eine Wecker-Allergie entwickle
Dieses lästige Ding holt mich doch tatsächlich um 6.30 Uhr aus dem Schlaf
Unverschämtheit
Was soll’s, ich füge mich meinem Schicksal und stehe ganz leise auf, Michi schlummert selig weiter, er hat den Wecker anscheinend überhaupt nicht gehört. Kunststück
Ich habe dieses Lärmzeugs auch im Bruchteil einer Sekunde zum Schweigen gebracht
Um 7.30 Uhr sind beim Kaiona zum Frühstück. Kaiona hat es uns angetan: Leicht erreichtbar, Parkplätze, Essen für Hawaii-Verhältnisse preiswert und gut. Mehr kann man nicht erwarten.
Michi bestellt sich Eggs Benedigt Kaiona und ich mir Eggs Benedict turkey, dazu Kaffee für beide mit Refill, macht $ 20 zusammen.
Anschließend fahren wir nochmals zum Hotel zurück, holen unsere Rucksäcke und fahren in Richtung Pi’ilany Hwy. weiter.
In Keokea machen wir – wie ohnehin schon von früheren Urlauben gewohnt – bei Grandma’s Coffee House Pause. Die letztes Jahr noch anwesende Grandma und auch der Grandpa sind nicht zu sehen, anstatt dessen befinden sich drei sehr junge Damen hinter der Theke und bedienen uns.
Dann geht es endlich weiter in Richtung unseres heutigen eigentliches Zieles – dem Pi’ilany Hwy.
Schon bald sehen wir rechterhand den Vulkankegel „Pimoe“.
Pu'u PimoeDer Haleakala verbirgt sich wieder einmal hinter einer dicken Wolkenwand.
Zuvor ist der Highway noch einwandfrei asphaltiert, mit Mittellinie, damit es zwischen den Fahrern zu keinen Missverständnissen kommt, doch dann beginnt – wie erwartet - der erste schlechte Teil dieses so genannten Highways, nämlich der sehr brüchige Asphalt.
Wie haben wir diese Strecke vor einigen Tagen mit dem Motorrad überlebt
Mit dem Auto ist es jetzt einfach, man muss sich nur daran gewöhnen, dass man sämtliche Gallen- und Nierensteine während der nächsten Meilen verliert
Nein, so schlimm ist es auch wieder nicht, der Asphalt ist halt schlecht bzw. wurde schon sehr lange nicht erneuert, aber es ist durchaus machbar und selbst würde es regnen, wäre es kein Problem.
Achja, um nicht zu vergessen: Zu Beginn des schlechten Asphaltes stelle ich den Meilenzähler auf Null.
Kurz nach dem MM 30 sehe ich rechterhand eine Zufahrt. Tja, aber wohin
Um das zu erfahren, biege ich ab und nach wenigen Metern durch einen lichten Wald sind wir schon am Meer.
Der geeignete Picknickplatz ist gefunden
Wir lassen uns häuslich nieder und verspeisen unser Mitgebrachtes. Keine Menschenseele weit und breit.
Das Einzige, was zu hören ist, sind die durch die Wellen rollenden Steine mit dem typischen Geräusch, das dabei entsteht.
Ab 8,5 mi (gerechnet seit dem der Meilenzähler auf Null gestellt ist) geht der sehr schlechte Asphalt in eine unpaved road über. Dieser Teil ist eigentlich besser zu fahren als der schlechte Asphalt. Unvermittelt – nein, nicht ganz, ich rechne ohnehin schon die ganze Zeit damit – stehen Kühe mitten auf der Fahrbahn und wollen partout nicht weichen. Sieht fast aus, als hätte sie jemand angenagelt
Nach und nach trollen sich die Kühe auf die linke Wiesenseite, übrig bleibt rechterhand ein Kalb, das herzerweichend nach der Mutter ruft.
Das Kälbchen traut sich nicht über den Weg und um es nicht noch mehr zu verunsichern, bleibe ich stehen und wir harren der Dinge, die da kommen.
Endlich geht’s weiter, das Kalb ist bei seiner Mutter und gönnt sich vor Aufregung ein paar Schluck Milch.
Wir kommen zur St. Joseph’s Church und machen wiederum eine kleine Pause.
Diese Kirche haben wir vor einigen Jahren zuletzt besucht, wird Zeit, dass wir endlich wieder einmal hinein gehen. Das scheitert daran, dass die Tür versperrt ist.
Das löst zwar in mir keine Nervosität aus, aber ich müsste trotzdem mal für kleine Mädchen. Ist ja kein Problem, denn einige Meter von der Kirche entfernt sehe ich „wahine“ stehen. Siegesgewiss klappert mein Gebiss – und ich stehe vor der nächsten verschlossenen Tür
Na gut, dann eben nicht
Machen wir wieder ein paar Meilen.
Bei 9,9 mi steht linkerhand der „Kaupo Store“, jenes kleine Geschäft, das völlig unberechenbare Öffnungszeiten hat und das wir aus diesem Grund noch nie von innen gesehen haben.
Kaupo StoreIm Kaupo Store laben sich – so er geöffnet hat – jene Wanderer, die den Sliding Sands Trail in Verbindung mit dem Kaupo Trail und ein bis zwei Übernachtungen gemeistert haben.
Da der Kaupo Store heute zu dem Zeitpunkt geöffnet hat, als wir gerade vorbeikommen, machen wir natürlich Halt. Empfangen werden wir von ungezählt vielen, sehr gepflegten Katzen in jeder Altersstufe. Etliche Touris tummeln sich, die meisten gucken nur und fahren weiter. Doch wir nützen die Gelegenheit und genehmigen uns ein Eis.
Im Kaupo Store laden diverse Schilder zum Besichtigen des Ladens ein, das machen wir nun auch. Es gibt nicht nur die nötigsten Lebensmittel, sondern auch andere Dinge des Lebens, wie T-Shirt, Shorts, Hüte und – Fotoapparate
Die Fotoapparate sind alle älteren Datums, wahrscheinlich liegen gelassene Dinge, nach denen sich der eigentliche Besitzer wahrscheinlich nie mehr erkundigt hat.
So, es wird Zeit zum Weiterfahren
Bei 13,0 mi geht die unpaved road in die schlecht asphaltierte Straße über, allerdings ist jetzt der Asphalt nicht ganz so schlecht wie vor den 8,5 mi.
Die Straße ist jetzt allerdings teilweise sehr eng, blühende Bäume und Sträucher säumen den Wegesrand, dazu das Rauschen des nahe liegenden Meeres – es ist richtig kitschig
Nun kommt das Hinweisschild „Haleakala National Park“ und wir wollen – wiederum nach vielen Jahren – Charles Lindberghs Grab besuchen.
Selbiges wäre gar nicht so schwierig zu finden, wäre am Wegesrand ein genauer Hinweis. Aber nein
Was steht statt dessen genau neben jener Straße, die man (rechterhand, vom Westen kommend) abzweigen muss
„Mauistables“ – hellbraune Schrift auf dunkelbraunem Hintergrund, super, oder
Zufahrt zu Charles Lindberghs GrabNiemand würde dahinter Charles Lindberghs Grab vermuten.
Ich biege also rechterhand ab und dann steht endlich ein entscheidendes Hinweisschild, nämlich „Palapala Ho’omau Congregational Church“. Wenn man das weiß, hat man Charles Lindberghs Grab fast schon gefunden.
Wir fahren eine kurze Strecke durch den beinahe dschungelartigen Wald und stehen bald darauf vor der genannten Kirche, links daneben ein riesengroßer Banyan Tree.
Palapala Ho’omau Congregational ChurchDie Kirche ist unverschlossen und unsere heutige Kontrolle ergibt, die Einrichtung ist ebenso spartanisch wie vor einigen Jahren.
Rechterhand neben der Kirche (also in Richtung Meer) befindet sich der Friedhof.
Charles Lindberghs Grove ist ziemlich groß, ca. 3 x 3 m und mit Lavasteinen bedeckt und umlegt.
Wenn man noch weiter in Richtung Meer geht, steht man vor Charles Lindberghs Grab, auf dem heute auch ein kleiner Plastikflieger steht.
Ich gehe weiter bis ans Ende des Friedhofes, dort befindet sich linkerhand der „Kipahulu Point Park“.
Kipahulu Point ParkAn sich nichts besonders Sehenswertes, der Park ist ziemlich klein, aber es gibt ein paar Picknicktische und am Ende des Parks hat man eine sehr schöne Sicht auf die darunter befindlichen Klippen im Meer.
Doch wir können uns nicht ewig hier aufhalten, steigen in den Jeep und fahren weiter. Endlich kommen wir zur Ranger Station. In unmittelbarer Umgebung führen Wanderwege zu Wasserfällen.
Wir knöpfen uns den Pipiwai Trail vor, doch bereits die Waimoku Falls führen kaum Wasser. Dazu kommt, dass wir uns zwar mehr als ausreichend mit Antimückenschutz eingesprüht haben, aber die hier wohnenden Moskitos scheint das nicht zu stören. Aber romantisch ist die Landschaft trotzdem.
Und ich muss sagen, dass der Trail sehr schön zu laufen ist. Die Äste der Bäume bilden über unseren Köpfen Tunnel, der Weg ist teils steinig, teils mit Wurzeln durchsetzt.
Kaum Wasserfälle, dafür Tausende Moskitos – nein, danke
Wir drehen um und sind um 17.35 Uhr wieder bei der Ranger Station und treten – spät, aber doch – den Rückweg nach Kihei an. Wiederum über den Pi’ilany Hwy., da der Weg über den Hana Hwy. und Kahului nach Kihei zeitmäßig noch weitaus länger wäre. Genau das ist heute nicht sehr angebracht, da morgen sehr zeitig in der Früh unser Flieger nach Big Island geht.
Zu Beginn der Rückfahrt sind noch sehr viele Autos vorhanden, etwas später gehört der Highway uns fast alleine. Auch mit Tieren kämpfe ich nur ein einziges Mal, wiederum mit einer Kuh, die ihr Territorium vertritt.
Nach sehr flotter Fahrt kommen wir um 19.40 Uhr im Hotel an und nun geht es ruck-zuck
Ich packe innerhalb von knapp einer Stunde unsere vier Koffer, zwei Rucksäcke und die Hüfttaschen, Michi checkt in der Zwischenzeit aus.
Endlich kann ich mich um die technischen Angelegenheiten kümmern. Michi beschließt um 22 Uhr, ins Bett zu gehen (gut so
), ich krieche um 0.30 Uhr unter die Decke.
Der Wecker ist auf 3.45 Uhr gestellt.
Sleep well