Samstag, 7. 1. 2006:Ach wie nett
Um 6.30 bimmelt das Handy. Also aufgestanden und um 7.30 Uhr sind wir, wie fast üblich, beim Frühstück.
Heute Nacht hat es offenbar stark geregnet, draußen ist alles nass. Derzeit zeigt der Himmel Sonne mit etwas Wolken, ein Gemisch also.
Zeitmäßig passt es gerade für einen Anruf in Linz.
M. sagt zur Begrüßung „Angie, es ist schön, deine Stimme zu hören“.
Ähemmmm… Ich rufe doch jede Woche an und erkundige mich, ist etwas passiert
M. klärt mich auf: Sie begegnete einen Tag nach meinem letzten Anruf einer anderen Nachbarin, nämlich jener Tratschtante, die jeder fürchtet und diese gute Frau hat in der Siedlung verbreitet, ich sei auf Hawaii gestorben. Michi mache sich nun Gedanken, wo er mich begraben lassen soll und außerdem, ob es für ihn jetzt überhaupt Sinn mache, den ursprünglichen Plan für unsere – eigentlich gemeinsame - Zukunft weiter zu verfolgen.
Einen Tag, nachdem das M. von Frau P. erfuhr, fragte R. von gegenüber M., wann sie zuletzt von mir gehört habe, es ist ja eine Tragödie, dass ich tot bin, der arme Michael.
Und so weiter, und so fort…..
Es „weiß“ die Siedlung von meinem vermeintlichen Tod, vom Friseur bis zum Bäcker und die Angestellten beim Billa. Hoffentlich ist es noch nicht bis zur Bank durchgedrungen, sonst lassen die am Ende mein Konto ohne meines Einverständnisses auf…
Gibt es nicht einen Spruch, der heißt „Totgesagte leben länger“
Das muss ich jetzt sofort testen
M. und ich reden noch kurz über sonstiges in Linz.
Während ich mich anschließend über meinen eigenen Tod halb tot
lache, findet das Michi gar nicht witzig, sodass ich mich ab sofort einem anderen Thema zuwende.
Um 9.15 Uhr fahren wir in Richtung Saddle Road.
Am Plan steht der Kaumana Trail. Doch beim Trailhead hat es eine Außentemperatur von 46° F, der Trail ist komplett nass und rutschig, über unseren Köpfen sind tiefschwarze Wolken am Himmel.
Nein
Das nicht
Nicht so mit uns
Fahren wir halt bis zum Pu’u Huluhulu weiter, vielleicht ist das Wetter dort eine Spur besser und wir können auf den Hügel gehen. Doch auch hier ist das Wetter keine Spur besser. Wir werfen den Hut auf die Saddle Road, mit der heute ja doch nichts anzufangen ist und fahren Richtung Waimea weiter.
Vom MM 25 bis Waimea ist der schlechte Asphalt mit zahlreichen Schlaglöchern zu fahren, aber wenn ich eine Gescwindigkeit von ca. 50 m/ph fahre, fliegen wir sozusagen über die Schlaglöcher hinweg
Plötzlich eine kleine Notbremsung
Das Militär kommt uns auf Rädern entgegen. Sie fahren alle in Hummer, voran und zum Abschluss je ein Begleitfahrzeug mit Warnblinkanlage.
Ich bleibe, da die Saddle Road in diesem Gebiet relativ schmal ist, mit den rechten Reifen in der Wiese stehen.
So, jetzt sind die Hummer vorbei, wir setzen unsere Fahrt fort.
Nach einiger Zeit landen wir in Waimea und gucken nach, was denn nun wirklich aus dem Kamuela Museum geworden ist. Ich lese so viel Unterschiedliches, dass ich mich selbst überzeugen muss, was nun Sache ist.
Fakt ist, das Museum ist tatsächlich geschlossen
Die Besitzer, das Ehepaar Salomon, mit denen wir uns 2001 so nett und ausführlich unterhalten haben, die uns auch ihre Wohnung zeigten, mussten im Alter von knapp 95 Jahren das Museum schließen. Bis zu diesem Zeitpunkt führten sie es über 60 Jahre lang völlig alleine, machten keinen einzigen Tag Urlaub.
Herr Salomon ist mittlerweile verstorben, Frau Salomon lebt angeblich in einem Altersheim. Herr Salomon „junior“, gemeint ist der Sohn der beiden, hat das Museum geerbt, aber keinerlei Interesse, es geöffnet zu haben. Käufer hat er bis dato nicht gefunden. Was mit dem Museum, das unbeschreibliche Schätze beinhaltet, einmal wird, steht völlig in den Sternen. Schlichtweg unglaublich
Nachdenklich fahren wir ein kurzes Stück weiter und stoppen beim Parker Square, um Kaffee zu konsumieren. Obwohl die Sonne scheint, ist es ganz schön kühl.
Ein Blick zu den Koolau Ranges zeigt tief schwarze Wolken.
Also gut, dann knöpfen wir uns den Pu’u Wa’a Wa’a Trail südwestlich von Waimea vor. Wäre doch gelacht, wenn wir heute keinen Trail laufen könnten
Nach einiger Zeit identifizieren wir auf Anhieb den Pu’u Wa’a Wa’a und kurz darauf haben wir – rein theoretisch – den Trailhead entdeckt. Doch das Tor ist geschlossen, davor hängt ein Schild mit der Aufschrift „Gate locked 6pm – 6am Monday – Friday and all weekends“.
im Hintergrund der Pu’u Wa’a Wa’aMist
Wieder nichts, obwohl es hier wettermäßig optimal wäre
Jetzt reicht es aber
Da wir heute anscheinend nicht wandern dürfen, fahren wir auf direktem Weg nach Kailua Kona. Dort gehen wir als Erstes ins Kona Coast Shopping Center. Wir bummeln ein wenig, kaufen aber nichts.
Nahezu automatisch
landen wir beim KFC, wo wir uns Hähnchen schmecken lassen.
Wir schlendern weiter und stellen fest, dass ausgesprochen wenige Leute hier sind. Nicht, dass es uns stört, aber es wundert uns ein wenig.
Da Michi keinen anderen männlichen Gesprächspartner findet, hockt er sich neben den Plastik-Captain und imitiert ihn. Ich lache mich kringelig
Es ist ein Nachmittag, wie ihn Michi liebt: shoppen, shoppen, shoppen… Geduldig laufe ich mit, seien ihm die eigentlich wenigen Shoppingtage bzw. Shoppingnachmittage vergönnt
Beim Bubba Gump Shrimp genehmigen wir uns einen Alabama Smoothie (Michi) und einen Blueberry Smoothie (ich). Köstliche Getränke
Anschließend gehen wir zum Markt, der gerade noch geöffnet hat. An dem Blumenmeer, das zum Verkauf angeboten wird, kann ich mich gar nicht sattsehen.
Wie es der Zufall (oder Michi
) will, stehen wir plötzlich vor Crazy Shirt. Michi stöbert – wie üblicherweise eine Frau
- mal hier, mal dort und zeigt mir dann ein T-Shirt in meiner Größe, das ihm sehr gut gefällt. Hmmm, sooo unrecht hat er gar nicht mal
Das T-Shirt ist wirklich brauchbar und ehe ich noch Einwände erheben kann, hat Michi das T-Shirt schon bezahlt
Wir schlendern durch Kona weiter und prompt bleibt Michi beim Srg. Leisure hängen
Aha
Heute zielt er darauf hinaus, mir noch weitere T-Shirts und Shorts zu kaufen
Und mir fehlen heute ausnahmsweise handfeste Argumente, warum ich dies nicht will und jenes auch nicht
Und somit bin ich wieder um ein paar T-Shirts und Shorts reicher
Schreck lass’ nach
Wir kommen von Sgt. Leisure heraus und es ist stockfinstere Nacht
Naja, vielleicht noch nicht ganz stockfinster, aber schon äußerst dämmerig – und wir sitzen am anderen Ende von Big Island.
Eine lange, lange Fahrt nach Hilo steht mir bevor, aber ich weiß schon, welche Route ich nehme, nämlich jene über die ……….. Bingo
Gut geraten
Über die Saddle Road
Sie ist meine Lieblingsstrecke auf Big Island, was ich wahrscheinlich nicht unbedingt betonen muss
Doch vor dieser langen Fahrt genehmigen wir uns je einen doppelten Espresso sowie ein Cola light und um 18.45 Uhr treten wir die Rückfahrt an.
Es muss wohl an der tiefschwarzen Nacht liegen, dass ich keine Geschwindigkeitsbeschränkungen erkennen kann
Wir sind um 19.20 Uhr vor Waimea bzw. bei der Abzweigung zur Saddle Road
Rekord
50 Minuten später sind wir in unserem Hotel in Hilo, inklusive einer kleinen Pause an der Saddle Road. Nächster Rekord
So, nun noch der Technikkram, auch der Reisebericht bittet um eine Fortsetzung und um 1 Uhr morgens verziehe ich mich ins Bett.