Also: Da mir auf Hawaii noch nie eine Schlange begegnet und mich daher auch noch nie eine Boa liebevoll umschlungen hat
, schlage ich vor, wir setzen die Reise - inklusive Wanderungen
- fort. Einverstanden
Los geht's
Samstag, 17. 12. 2005:Um 6.15 Uhr weckt uns umbarmherzig das Handy. Obwohl ich mir Mühe gebe, so leise wie möglich ins Bad zu gehen, wird Michi trotzdem munter und steht auch auf.
Wie gewohnt, gehen wir wieder zum Paradise Burgers & More zum Frühstück, um 7.15 Uhr. Morgenstund’ hat Gold im Mund
Anschließend fahren wir in den Koke’e State Park, wo wir von den bunten Hühnern, „moa“ genannt, begrüßt werden.
moaWie so oft, ist es dort oben ganz schön frisch und wir gehen als Erstes in die Koke’e Lodge, um Kaffee zu kaufen. Damit schlendern wir durch den angrenzenden Shop, Michi findet ein Buch über Petroglyphs, ich ein Wanderbuch von Kaua’i – eh klar
Anschließend fahren wir von der Koke’e Lodge linkerhand ein kleines Stück weiter, bis sich rechterhand die Kumuwela Road zeigt.
Das ist genau jene, die wir suchen. Die Kumuwela Road ist bereits eine unsealed road und darf – laut Mietwagenverleiher – mit „normalen“ Autos nicht befahren werden.
Kumuwela RoadZu Beginn dieser Road stehen rechterhand noch Häuser, doch später hört sich diese Art der Zivilisation auf. Der Track ist teilweise in einem sehr schlechten Zustand, sodass man zu Fuß eigentlich schneller wäre, aber schließlich möchte ich gerne 4WD-Tracks fahren
Wir fahren über zwei Brücken, die mehr aus Metall als aus Holz bestehen. Doch dann kommt für uns das abrupte Ende der Fahrt: Der Track hat dermaßen tiefe und auch unangenehm große Löcher, dass mir das Risiko zu groß ist.
Ich habe nicht die geringste Lust, den Jeep zu beschädigen und was ganz erschwerend dazu kommt: Wir haben, falls ich den Jeep fest fahre, überhaupt kein geeignetes Werkzeug an Bord, wir sind ja nicht in Australien
Unser jetziges Werkzeug besteht aus einem Wagenheber und einem Kreuzschlüssel, das ist es dann auch schon. Achja, ein Reserverad, das ganz neu ist, haben wir auch, aber insgesamt ist das für solch eine Fahrt keine geeignete Ausrüstung.
Da unser Jeep im Moment direkt in einer Haarnadelkurve steht, fahre ich ihn ein wenig ins Abseits und wir beschließen, da es ohnehin schon Mittagszeit ist, zu lunchen. Dazu setzen wir uns auf einen Felsen, genießen unser Lunch, die Ruhe und die Natur. Es ist traumhaft schön hier
Es ist Hawaii, wie es nur die wenigsten Touristen kennen.
Achja, für jene, die es interessiert, wo wir uns im Moment wirklich befinden: Wir befinden uns im Waimea Canyon, auf einer der zahlreichen unpaved roads.
So, aber wir wollen wandern und Michi möchte den Ditch Trail gehen. Er hat zuvor in einem Buch gelesen, dass der Ditch Trail nicht angeschrieben ist, aber er führt rechterhand weg. Eine sehr witzige Angabe….
Der Ditch Trail ist sehr wohl angeschrieben
Ich habe den entsprechenden Hinweis extra als Beweismittel fotografiert
Wir ziehen also los, stehen aber nach wenigen Minuten nach einer für uns unüberwindbaren Hürde: Wasser. Wir haben nicht die geringste Lust, unsere Schuhe zu wässern und würden wir sie ausziehen und über die Steine im Wasser balancieren, haben wir auch keine Lust, auf den Steinen auszurutschen. Daher brechen wir dieses Unternehmen ab und fahren weiter.
Genau genommen bis zum Trailhead vom Berry Flat Trail.
Der Berry Flat Trail ist ein relativ kurzer, aber traumhaft schöner Trail.
Er führt nahezu ausnahmslos durch den Wald, der mit vielen Wurzeln und Steinen durchsetzt ist, man muss also die Augen auf den Boden richten, sonst ist ein Sturz vorprogrammiert.
1982 ist der Hurrikan „Iwa“ hier durchgezogen und die Verwüstungen, die der Sturm angerichtet hat, sind heute noch zu sehen. Zahlreiche Bäume sind entwurzelt, liegen kreuz und quer über- und untereinander, aber gerade das macht diesen Trail und den Wald so gespenstisch schön.
Eines ist allerdings Tatsache: So einfach, wie der Trail in manch einem Wanderführer beschrieben ist, ist er nicht zu finden, man muss schon eine ordentliche Portion Spürhund in sich tragen, um am richtigen Weg zu bleiben.
Es wachsen sehr viele Koa-Bäume, aber genauso viele liegen auch am Boden. Leider nimmt sich niemand des Holzes an, aus dem man sehr schöne Dinge schnitzen kann.
Stärken können wir uns mit den Christmas Berrys, die gerade jetzt reif sind.
Nach ca. 45 Minuten kommen wir zu einem Schild, das darauf hinweist, dass es linkerhand zu zwei weiteren Trails geht und zwar zum Pu’uka o’helo Trail und zum Watertank Trail.
Würden wir diese beiden Trails jetzt noch gehen, müssten wir dann einen Teil am Waimea Canyon Drive zurück gehen und teilweise auf der Mohihi Road. Dazu ist es jetzt zu spät, daher drehen wir um und gehen den Berry Flat Trail so zurück, wie wir gekommen sind.
Nun sind wir wieder auf der Koke’e Road angelangt und ich möchte unbedingt die Makaha Ridge Road fahren, die westwärts abzweigt. Sie soll lt. Street Atlas 2005 asphaltiert sein.
Da ist die Road ja
Und sie ist asphaltiert. Ok, unpaved wäre mir lieber gewesen, aber ich nehme auch Asphalt, ich bin ja nicht wählerisch
Diese Straße ist sehr schön zu fahren, sie ist zwar sehr kurvenreich, aber das habe ich gerne. Plötzlich sieht Michi rechterhand einen Canyon und meint, bei der nächsten Gelegenheit solle ich rechts hinaus fahren, was ich auch mache.
Uihhhh
Ist das schön
Ein von der Abendsonne beleuchteter Canyon liegt vor uns, es handelt sich um das Makaha Valley.
Makaha ValleyWie so oft auf Hawaii, ist man durch absolut nichts vom Absturz gesichert, man muss also zu 100 % auf sich selbst Acht geben, sonst hat man Abfahrt bis ins Tal, wo man sich mausetot wieder findet. Dazu haben wir keine Lust und sind entsprechend vorsichtig.
Nach 4,1 mi auf der Makaha Ridge Road sehen wir plötzlich und völlig unerwartet ein Stop-Zeichen, dahinter ein Gebäude, das militärisch aussieht, ein Schranken, der offen steht, ein Mann, der auf einem Sessel neben dem Schranken sitzt.
Ups, das ist ja wieder mal typisch für uns
Michi grüßt freundlich den Herrn beim Schranken, während ich mit dem Jeep wende und den Rückweg antrete.
Begleitet werden wir ungefähr die Hälfte der Meilen von einem weißen Fahrzeug, das sich haarscharf an die angegebenen Meilen pro Stunde hält. Ich auch, man weiß ja nie. Dann wendet das Fahrzeug, wofür wir froh sind und wir fahren artig weiter, um ja nicht unangenehm aufzufallen. Wer weiß, was hier überall montiert ist
Mittlerweile hat Michi nachgelesen, wo wir fast gelandet wären: Offenbar bei einer Raketenabschuss-Station………. Na servus…………
Wir haben die Koke’e Road wieder erreicht und fahren zügig Richtung Süden. Bei Grinds in Hanapepe machen wir Halt und konsumieren zum Dinner beide Mahimahi. Michi mit Reis, ich mit Kartoffelsalat. Schmeckt ausgezeichnet
Dann wollen wir noch mal zügig weiter, doch wir werden mehr oder weniger gestoppt. Wir sind kurz vor Waimea und wundern uns, warum in den Häusern kaum Licht brennt, obwohl es draußen stockdunkel ist. Was ist denn jetzt los
Stromausfall
Stehende Polizeiwägen im Einsatz, Hunderte Leute sitzen am Straßenrand, was soll das
Sprachlosigkeit macht sich breit, wir wissen echt nicht, was hier jetzt passiert.
Wir fahren über die Brücke und ich parke den Jeep rechterhand gerade noch ein, sozusagen in der Pol Position
Zur Sicherheit nehmen wir unsere Rucksäcke mit, wer weiß, was sonst hier im Trubel passiert…..
Nun ist als Erstes das Überqueren der Brücke angesagt, viele Leute gehen vor uns, viele hinter uns. Kaum sind wir am anderen Ende der Brücke, stellen wir fest, dass die Straße, über die wir vor wenigen Minuten noch fuhren, mittlerweile mit Polizeiautos gesperrt ist. Selbige stehen kreuz und quer, keine Chance für einen Autofahrer, mit seinem Gefährt irgendwie durchzuschlupfen. Doch es hat weder ein Autofahrer noch ein Motorradfahrer Interesse, sich davon zu schleichen, im Gegenteil
Jeder hält bereitswillig an, manche bleiben bei ihren Fahrzeugen, andere entfernen sich.
Michi und ich suchen uns einen geeigneten Standplatz, den wir auch sehr bald finden. Wir wissen immer noch nicht, was hier jetzt stattfindet
Fakt ist, dass es bereits nahezu finster ist und sehr viel weihnachtliche Beleuchtung erstrahlt.
Die Leute, die rund um uns sitzen, haben großteils Kühlboxen dabei, daraus angeln sie erfrischende Getränke. Dafür haben wir jetzt keine Zeit
Plötzlich entdecke ich vor meinen Augen einen Zettel, der auf einem Stäbchen montiert ist. Ich wende das Blatt Papier und darauf steht „Waimea Light Christmas Parade“.
Ach, jetzt klingelt es bei uns
Unsere Vorstellung zu einer Light Christmas Parade sind zwar nicht sehr genau, aber wir haben nun zumindest eine geringe Ahnung.
Um punkt 19 Uhr beginnt die Parade. Ein schön mit Weihnachtsdekoration geschmückter Wagen nach dem anderen fährt ans uns vorbei, egal, ob Traktor, LKW, Kinderwagen oder Fahrräder. Jedes und jeder ist irgendwie mit Lichterketten versehen und leuchtet entsprechend.
Nun fahren die geschmückten LKW’s vorbei, mit lautem Gehupe, daneben der Beifall der Leute – es ist ergreifend.
Sehr viele Zuschauer singen das Lied „Mele Kalikimaka“, dessen Text ich immer noch nicht ganz beherrsche
Bei uns in Linz, das doch deutlich mehr Einwohner hat als Waimea, gibt es so etwas Schönes nicht mal annähernd.
Die Christmas Parade dauert fast genau eine Stunde, dann ist sie nahezu schlagartig zu Ende. Das heißt – nein
Zu Ende ist sie nicht, denn nun folgt noch Live Musik, die wir uns aber nicht anhören. Schließlich liegt noch die Fahrt von Waimea nach Kapa’a vor mir.
Wir fahren noch beim Foodland vorbei, um für Michi Salat zu kaufen, auch Wasser brauchen wir.
Zum Abendessen verspeist Michi den eben genannten Salat, dem schon eine Soße in einem kleinen Becher beigefügt ist, ich mache mir in der Mikrowelle eine Suppe warm. Das tut mir gut, denn meine Erkältung verstärkt sich mehr und mehr. Witzig finde ich das nicht mehr gerade.
Michi beschließt, um 23.30 Uhr ins Bett zu gehen, ich bin noch mit den technischen Aktivitäten bis 1.30 Uhr beschäftigt.