Samstag, 26.05.2007AloneHeute war ein besonderer Tag, zumindest für mich. Zum einen stand, nach dem Coyote Gulch und der Wave, mit der Subway die Nummer 3 meiner Big Four an. Zum anderen war es das erste Mal, dass ich eine derartige Tour alleine machen würde. Dadurch gesellte sich zu der üblichen Vorfreude eine besondere Art der Aufregung dazu. Als ich dann noch um kurz nach 6 Uhr den obligatorischen Wettercheck vollzogen hatte, war klar, dass mein Abenteuer beginnen konnte. Ich holte mir am Frühstücksbüffet noch einen Kaffee und um 6:45 waren wir in OKY wieder einmal unterwegs in Richtung Zion. Aber bereits in der kleinen Ortschaft Virgin führte uns das Navi nach links auf die Kolob Reservoir Road, welche uns dann zum Left Fork Trailhead brachte. Als wir dort um 7:30 eintrafen waren wir noch das einzige Fahrzeug. Kurz darauf kamen zwei weitere Fahrzeuge und 8 Personen hinzu. Na also, so ganz allein bin ich ja dann doch nicht. Wir waren alle gerade beim Anziehen von Wanderschuhen und Ähnlichem, als ein größerer Jeep angefahren kam. Als ich kurz darauf mit einem der Hiker ins Gespräch kam, stellte sich heraus, dass alle von dem Jeep zu einem anderen Trailhead gebracht wurden, wo sie dann eine Technical-Route zur Subway nehmen würden. Tinas Schlussfolgerung war völlig richtig: Ich war also alleine unterwegs.
Diese Tatsache beunruhigte sie deutlich mehr als mich. Wir vereinbarten, dass wir uns ab 16 Uhr wieder hier am Left Fork Trailhead treffen würden. Nach einem hollywoodreifen Abschiedsspektakel begann für mich das Abenteuer "Subway".
Zu Beginn wanderte ich noch völlig entspannt auf einem gut sichtbaren Weg. Dies änderte sich schlagartig in dem Moment, als ich den Punkt erreichte, wo es hinunter zum North Creek geht. Der gut erkennbare Weg hinunter war steil, richtig steil. Erschwerend kam hinzu, dass ich überwiegend auf mehr oder minder losem Geröll lief und somit die Sturzgefahr recht hoch war. Dennoch kam ich ohne Ausrutscher unten an, von wo es dann am North Creek entlang in Richtung Subway weiterging.
Und jetzt wurde es wirklich abenteuerlich. Zeitweise war ein Weg erkennbar, manchmal konnte ich ihn auch nur erahnen. Aber es gibt zahlreiche Stellen, wo ich nicht im Geringsten einen Weg erkennen konnte und ein Weiterkommen im ersten Moment unmöglich schien. Hier war einfach "try and error" das Motto und exakt dies machte die Tour zusätzlich spannend. Anfangs hatte ich auch noch die Absicht zu zählen, wie oft ich den North Creek überqueren musste. Irgendwann im zweistelligen Bereich stellte ich das Zählen ein. Mittlerweile hatte ich auch schon meine Wanderschuhe gegen Sandalen mit Neopren-Socken getauscht.
Über den gesamten Verlauf der Wanderung boten sich mir zahlreiche Stellen, welche gemalt nicht hätten schöner sein können.
Für mich war es bereits zu diesem Zeitpunkt eine komplett neue Erfahrung. Völlig alleine inmitten dieses Canyons begannen die Gedanken und Träume zu fliegen. Diese absolute Stille, sieht man von dem zeitweise Plätschern des North Creeks ab, erzeugte eine selten so stark empfundene Ruhe in mir. Irgendwann schrie ein Greifvogel, was mich regelrecht zusammen zucken ließ. Oft überkam mich der Gedanke, mich einfach auf einen der zahlreichen Felsen zu legen, um all das in Ruhe genießen und für immer aufnehmen zu können. Stimmen, welche den Weg zur Subway als langweilig und zäh beschrieben, konnte ich zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr nachvollziehen. Zugegeben, es gibt die ein oder andere knifflige Stelle, aber gerade das ergibt einen zusätzlichen Reiz. Je näher man der Subway kommt, um so interessanter und eindrucksvoller wird der Weg noch.
Für mich hätte diese Wanderung wohl endlos so weiter gehen können. Und so war ich schon fast etwas enttäuscht, als ich um kurz nach 11 Uhr an diese Stelle kam.
Die Subway lag zweifellos unmittelbar vor mir und der Weg war somit nahezu zu Ende. Schade, wie ich fand. Auf der anderen Seite stieg natürlich die Spannung, endlich in die Subway einzutreten. Je näher ich ihr kam, desto mehr stellte ich fest, dass ich eigentlich schon etwas zu spät dran war.
Der hintere Teil der Subway wurde bereits von der Sonne erleuchtet, was sich natürlich auf die gesamte Lichtsituation auswirkte. Um die bekannten, eindrucksvollen Fotoeffekte in der Subway zu erzielen, wären längere Belichtungszeiten notwendig gewesen. Das einfallende Sonnenlicht wirkte somit leider kontraproduktiv.
Insgesamt übte die Subway eine ganz besondere Faszination auf mich aus. Zu einzigartig ist dieses Naturwunder einer "Felsröhre", durchsetzt mit Potholes und Kaskaden. Natürlich fotografierte ich was die Speicherkarten hergaben und die Ausbeute war am Ende wider Erwarten gar nicht so schlecht.
Ich hielt mich über eine halbe Stunde innerhalb der Subway auf. Als ich aus der anderen Richtung Stimmen vernahm, machte ich mich langsam auf den Rückweg. Für den Weg zur Subway hatte ich insgesamt rund 3,5 Stunden benötigt. Da es zu diesem Zeitpunkt noch vor 12 Uhr war, konnte ich mir also für den Rückweg Zeit lassen. So wurden auch noch außerhalb der Subway zahlreiche Fotos geschossen.
Dabei wurde ich von den zuvor vernommenen Stimmen eingeholt. Es stellte sich heraus, dass es die Technical-Hiker waren, welche ich am Morgen am Trailhead getroffen hatte. Sie überholten mich, ließen sich aber kurz darauf auf einem Fels zur Rast nieder,wo ich wieder an ihnen vorbei ging. Für den Rest des Tages sollte ich sie nicht mehr sehen.
Da ich nun absolut keine Eile hatte, blieb ich deutlich öfter stehen, um noch mehr von meinen Eindrücken fotografisch festzuhalten. So zum Beispiel auch eine der zahlreichen Stellen, wo der weitere Verlauf des Weges nicht gerade offensichtlich ist.
Während ich so völlig entspannt und die Landschaft genießend vor mich hin wanderte geschah es. Ein Schritt nach vorne und direkt vor meinem Fuß erwachte ein auf dem Boden liegender, schwarzer Ast eindrucksvoll zum Leben. Mein Herz setzte mindestens einen Schlag aus. Mit enormer Geschwindigkeit wurde aus dem über 1 Meter langen Ast eine schwarze Schlange. Blitzschnell schlängelte sie sich zum Ufer und verschwand im Wasser.
Ich ging ihr noch nach und sah sie am Ufer entlang schwimmen. Leider gelang es mir nicht mehr sie zu fotografieren und so kann ich nicht sagen, um welche Art es sich gehandelt hatte. Während sich mein Herzschlag langsam wieder dem Normalniveau näherte, dachte ich über das soeben Erlebte nach. Diese irrsinnige Geschwindigkeit, mit welcher die Schlange unterwegs war, ist mehr als respekteinflößend. Wäre es anstatt der Flucht zu einem Angriff gekommen, hätte ich nicht den Hauch einer Chance gehabt, auch nur ansatzweise zu reagieren.
Nach diesem Schreckmoment ging die Wanderung ohne jegliche Zwischenfälle weiter. Ich schoss noch zahlreiche Fotos, bevor ich an die Stelle kam, wo der Aufstieg begann. Mittlerweile war es ca. 15 Uhr und deutlich heißer als am Morgen beim Abstieg. Dieser Aufstieg hatte es dann erwartungsgemäß in sich und war gegen Ende mit einigen Verschnaufpausen versehen. Etwa eine halbe Stunde später hatte ich es geschafft und verbrachte die Zeit damit, noch das ein oder andere Foto zu machen und mit den Kameraeinstellungen zu experimentieren. Schließlich war ich immer noch Anfänger auf dem Gebiet der DSLR-Fotografie.
Um 15:40 hörte ich ein Auto fahren und vermutete, dass es sich um Tina handeln könnte. Also ging ich die restlichen Meter zurück zum Parkplatz. Tatsächlich war es Tina und so ging es auf direktem Weg ins Motel, um ein wenig zu relaxen. So einzigartig und traumhaft schön die Wanderung zur Subway war, anstrengend ist sie allemal. Um 7 Uhr gingen wir zum zweiten Mal zu Ted & Allen's Sport Bar. Bei erneut äußerst leckerem Essen erzählte ich Tina von der Subway und sie mir von ihrem Tag im überfüllten Zion Nationalpark. Zwei Bierchen später ging es wieder zurück ins Days Inn und ich vermute, dass wir 9 P.M. nicht mehr erlebt haben.