Samstag, 19.05.2007BreakdownNach dem gestrigen "erholsamen" Tag, waren wir beide sehr früh wach, was aber auch durchaus gewollt war. Schließlich hatten wir erneut eine relativ lange Anfahrt auf der HITRR zum Broken Bow Arch. Um kurz nach 7 Uhr waren wir und OKY startklar. Zwangsläufig musste ich sogar auf meinen Outfitters-Kaffee verzichten, da diese leider noch geschlossen hatten. Anyway, schließlich muss man Prioritäten setzen. Und bei diesem Traumwetter gab es nichts zu überlegen. Das Wandern hatte absolute Priorität. Insgesamt lief der Urlaub nun eh wie geschmiert.
Vergessen waren LHB's, verschollene Koffer und kaputte Reifen. Und so begaben wir uns auf mittlerweile bekanntes Terrain, die HITRR. Um zum Trailhead des Broken Bow Arch zu kommen, standen uns nun rund 65 Kilometer auf dieser Gravel und Dirt Road bevor. Wie bereits an den Vortagen, kamen wir die ersten Kilometer sehr zügig voran, bis die Straße nach rund 15 Kilometern deutlich schlechter wird. Aber das kannten wir ja bereits schon. Nach etwa 30 Kilometern wurde ich mit einem "Bing-Bing" aus meiner üblichen Dirt-Road-Konzentration gerissen. Wo kam das denn her?
Ich konnte und wollte es nicht glauben. Da leuchtete mir ein nur all zu gut bekanntes gelbes Symbol entgegen, welches an das Profil eines Reifen erinnert. Nicht schon wieder!
Tina sah mich fragend vom Beifahrersitz aus an und ich sagte nur: "Platten". Ich hielt umgehend an und prüfte die Reifen. Tatsächlich, hinten links war deutlich ein Zischen zu vernehmen. Also hieß es für mich zum zweiten Mal in diesem Urlaub - Reifenwechsel.
Eine gewisse Routine war noch vorhanden vom ersten Mal und so erledigte ich den kompletten Wechsel in, wie ich finde, respektablen 20 Minuten.
Vielleicht sollte ich mich mit diesen Fertigkeiten mal bei der Formel 1 bewerben. Als wir wieder startklar waren und in OKY saßen, stellte sich uns die Frage, ob wir weiter fahren oder besser umdrehen sollten. Wir hatten ja gerade mal erst die Hälfte der Strecke auf der HITRR zurückgelegt und waren nun ohne Reservereifen. Was, wenn wir einen weiteren Plattfuß bekämen? Ohne fremde Hilfe kämen wir nicht mehr vom Fleck. Und je weiter wir die HITRR befahren würden, desto weniger würde der "Verkehr" werden. Ein für mich unkalkulierbares Risiko. Schweren Herzens ließen wir die Vernunft siegen und entschlossen uns die heutige Tour zu streichen.
Während wir zurück nach Escalante fuhren spürte ich, wie es in mir ganz allmählich wieder anfing zu brummeln. Plötzlich waren die LHB's zurück und ich hatte die Tage ohne Koffer wieder vor Augen. Nur mit Mühe gelang es mir, nicht sofort in meinen von Tina so gefürchteten "Wir-brechen-ab-Wahn" zu verfallen.
Als wir um 9 Uhr in Escalante ankamen fuhr ich auf direktem Weg zu einer Tankstelle, welche auch eine Reifenwerkstatt hatte. Ich glaube eh, es ist die einzige Werkstatt in Escalante. Auf meine Nachfrage in der Tankstelle wurde mir erklärt, dass erst am Montag wieder ein Monteur arbeiten würde.
Na klasse, heute war Samstag und morgen würden wir eh nach Page weiter fahren. Etwas gefrustet fuhren wir zurück ins Circle D und überlegten auf dem Zimmer weiter, was wir unternehmen könnten. Aber die meisten Touren in Escalante liegen nun mal an der HITRR. Als mir einfiel, dass wir morgen eigentlich über die Smokey Mountain Road nach Page fahren wollten, verstärkte sich mein innerliches Grummeln umgehend. Diese Strecke würde ich nie und nimmer ohne Reserverad fahren.
Wir überlegten hin und her und irgendwann kam mir die Idee, dass ich ja mal Rose, die Besitzerin des Circle D fragen könnte. Zufälligerweise kam sie auch kurz darauf aus einem der Zimmer. Auf meine Frage, wo ich heute noch einen Reifen reparieren oder wechseln könnte, schüttelte sie auch nur den Kopf und meinte, nicht hier in Escalante. Allerdings könnten wir es in Panguitch probieren. Das war doch ein Hoffnungsschimmer. Also zurück ins Zimmer, Tina geschnappt und ab ging es mit OKY in Richtung Panguitch. Nachdem der Street Atlas auf dem Laptop im Auto die Route hatte, stellten wir fest, dass es rund 100 Kilometer bis Panguitch waren und über 1,5 Stunden zu fahren.
Bei der nächsten Gelegenheit hielt ich an und wir diskutierten dieses Vorhaben nochmals. Am Ende beschlossen wir nicht nach Panguitch sondern zurück ins Motel zu fahren. Wir waren der Meinung, dass es etwas gesponnen sei, nur auf gut Glück die ganze Strecke nach Panguitch zu fahren. Ob wir dort einen Reifen bekämen, war ja auch mehr als fraglich. Auf der Rückfahrt ins Motel verstärkte sich mein Grummeln jedoch permanent, vor allem wenn ich daran dachte, dass die Somkey Mountain Road nur definitiv gestrichen war.
Zurück im Circel D schmiss ich mich erst mal aufs Bett und schaltete den Fernseher an. Das war am späten Vormittag. Ausgeschaltet habe ich ihn erst wieder spät am Abend, als ich schlafen wollte. Will sagen, ich entdeckte HBO für mich.
Da kam Harry Potter auf amerikanisch. Klasse, habe ich zwar schon gesehen, aber eben nicht auf amerikanisch. Anschließend kam Mr. & Mrs. Smith. Ebenfalls super. Vor allem auf amerikanisch. Als ich am Nachmittag noch auf die Veranda ging, sah ich folgendes Bild.
Spätestens jetzt war der Tag für mich komplett gelaufen. Ich fand den Discovery Channel, wo gerade diverse Survival-Dokus liefen. Toll! Die haben hier echt ein super Programm.
Es war zu diesem Zeitpunkt jedenfalls die beste Methode dafür zu sorgen, dass mein Missmut nicht noch stärker wurde. Tina ging zwischenzeitlich zu den Outfitters und holte ein paar Bier. Ich hielt mich am Rotwein, diesem tollen und leckeren Shiraz schadlos. So in etwa ging der Tag auch zu Ende.
Tina saß die meiste Zeit auf der Veranda und ich lag auf dem Bett und schaute in die Glotze. Wir waren beide zu enttäuscht, um Pläne für den kommenden Tag zu machen. Bei mir liefen zusätzlich vor meinem geistigen Auge immer wieder die ganzen bisherigen Pannen unseres Urlaubs ab. So richtig Lust den Urlaub fortzusetzen, hatte ich zu diesem Zeitpunkt eigentlich nicht.
Dadurch dauerte es auch relativ lange, bis ich in dieser Nacht einschlief. Aber mein intensiver Traum über LHB's, die in Koffer verpackt irgendwo auf dieser Welt zwischen Altreifen rumstanden, sollte mich wohl für den kommenden Tag besänftigen.