Samstag, 02.06.2007"Gold"Heute war unser einziger kompletter Tag im Death Valley. Ursprünglich hatte ich geplant drei Nächte in der Furnace Creek Ranch zu bleiben und wir hätten zwei volle Tage gehabt. Meine Vorhaben beinhalteten aber lange und teilweise heftige Dirt- und Gravelroads. In Anbetracht unserer zwei Reifenpannen hatten wir bereits in Page beschlossen, einen Tag im Death Valley zu streichen und dafür länger am Zion zu bleiben.
Klar, dass der heutige Tag genutzt werden musste und so stand ich bereits um 6:30 Uhr auf der Matte und drängte Tina zum Aufstehen. Dass die Frauen immer so lange schlafen wollen, wenn ein wichtiger Tag ansteht. Aber wenn es zum Shoppen geht...
Dennoch schaffte ich es, zeitig die Furnace Creek Ranch zu verlassen und so standen wir bereits um 7:30 Uhr am Trailhead des Golden Canyon. In diesen sind wir bereits 2004 schon einmal gewandert, allerdings ohne einen Tropfen Wasser mitzunehmen. Folglich brachen wir die Wanderung, welche damals auch noch exakt in der Mittagssonne stattfand, nach etwa einer halben Stunde ab. Nun waren wir zurück und einer Eroberung des Golden Canyon stand nichts mehr im Weg. Wasser hatten wir mehr als ausreichend dabei und es war um diese Uhrzeit noch angenehm "kühl".
Doch bereits schon auf den ersten Metern bemerkte ich, dass der Canyon um diese Uhrzeit seinem Namen noch keine Ehre machen kann. Die grandiosen Farben, welche uns von 2004 noch im Gedächtnis, kommen um diese frühe Uhrzeit noch nicht zur Geltung. Tiefer und tiefer wanderten wir in den Golden Canyon und auch ohne das Farbenspiel war es ein tolles Erlebnis bis zur Red Cathedral vorzudringen. Diese erhebt sich vor einem in imposanter Größe und die roten Felswände bilden einen unglaublichen Kontrast zu den gelb-goldenen Canyonwänden. Hier verweilten wir eine Weile, ehe wir uns auf den Rückweg machten. Dabei konnten wir beobachten, dass die Goldfärbung mit höherem Sonnenstand deutlich zunahm.
Um 9:30 Uhr waren wir bereits zurück am Trailhead und OKY brachte uns auf direktem Weg zu unserem nächsten Ziel, dem Zabriskie Point. Dieses Ziel hatten wir bereits 2004 auf unserer Agenda, nur leider war es damals unerreichbar.
Die Straße dorthin war damals wegen Flash-Flood-Schäden komplett gesperrt gewesen und schweren Herzens mussten wir auf den Zabriskie Point verzichten. Umso gespannter waren wir nun. Und der Blick, der sich uns hier bot, übertraf unsere Erwartungen bei Weitem.
Der Blick auf die Badlands, den Golden Canyon und Manly Beacon sind einfach atemberaubend. Ich konnte mich zeitweise nicht entscheiden, ob ich einfach nur dasitzen und diesen Blick genießen oder mich auf meine Fotos konzentrieren sollte. Wer von hier einmal hinunter ins Death Valley geblickt hat, der muss sich meiner Ansicht nach in diese Landschaft verlieben. Ich war es bereits seit 2004 und wurde durch dieses Panorama nur nochmals in meiner Liebe bestätigt. Magisch angezogen, ging ich ein paar Meter auf dem Golden Canyon Interpretive Trail, welcher am Zabriskie Point beginnt.
Spätestens jetzt war klar, dass ich diese Wanderung am Abend noch unternehmen werde. Nachdem ich wieder die wenigen Meter zurück war und Tina mein Vorhaben eröffnete, war sie überhaupt nicht davon angetan. Vor allem die Hitze hielt sie davon ab, mir ihre Teilnahme zuzusichern. Aber wieder einmal kamen wir überein, dass ich den Trail alleine gehen würde. Die Vorfreude war jetzt schon immens.
Wir gingen zurück zu OKY und fuhren als nächstes nach Badwater, was wir bereits schon kannten. Aber diesen kleinen Abstecher wollten wir uns nicht entgehen lassen. Denn wann steht man denn schon mal auf dem tiefsten Punkt Amerikas.
Wir gingen ein paar Schritte und bewunderten erneut diese extrem trockene Hitze und dieses extrem grelle Licht, welches durch den weißen Untergrund verstärkt wird. All zu lange verweilten hier nicht, denn ein weiteres Ziel rief nach uns, welches 2004 ebenfalls wegen der Flutkatastrophe gesperrt war. Der Artists Drive. Diese Nebenroute war wohl annähernd völlig zerstört worden, zumindest lässt der fast durchgängig neue Fahrbahnbelag darauf schließen. Die Straße an sich ist schon äußerst sehenswert, aber das Highlight ist zweifelsohne Artists Palette.
Auch hier ließ ich es mir nicht nehmen, ein paar Schritte auf dieses Farben-Schauspiel zuzugehen. Ja, das sind sie. Die Wunder der Natur.
Nach dem Artists Drive überlegten wir, was wir noch anstellen könnten. Da fiel mir der Chloride City Trail ein, welcher in Richtung Beatty liegt. Als wir dort ankamen, einigten wir uns aber recht schnell, dass wir dieses Vorhaben streichen würden. Für das Vertrauen, welches wir unsere Reifen von OKY hatten, war diese Strecke deutlich zu kernig. Also zurück und stattdessen zum Ubehebe Crater. Einerseits um den Krater anzuschauen und andererseits um einen Eindruck der Racetrack Road zu bekommen. Denn für den kommenden Tag hatte ich diese ja noch auf dem Programm. Als wir am Ubehebe Crater ankamen, ging ein orkanartiger Wind. wir bekamen fast die Autotüren nicht geöffnet. Also kurz ausgestiegen und Fotos gemacht.
Zeitgleich mit uns waren noch zwei alleinreisende "Girlies", die ebenfalls gewaltig mit den Sturmböen zu kämpfen hatten. Eine der Beiden hatte dazu noch einen kurzen Rock an und war folglich in einen ganz besonderen Kampf verwickelt, welchen sie auf Dauer nicht gewinnen konnte. Letztlich wurde ein ums andere Mal der Blick auf das äußerst reizvolle Darunter freigegeben. Davon gibt es aber kein Foto.
Allerdings ließ ich es mir nicht nehmen, die Beiden zu fragen, ob ich ein Foto von ihnen gemeinsam machen sollte, was natürlich dankend angenommen wurde. Unter den strafenden Blicken von Tina ließ ich mir wohl etwas zu viel Zeit. Aber bei dem Wind war das überhaupt nicht einfach, ein nicht verwackeltes Foto zu machen. Leider war der Wind nicht mehr mein Freund...
Da wir schon mal in der Ecke waren, beschlossen wir noch bei Scottys Castle vorbei zu fahren. Unglaublich, welches Prachtgebäude inmitten dieser Einöde steht.
Es begann zwar gerade eine Führung, bei der gerade mal drei Besucher teilnahmen, aber wir hatten überhaupt keine Lust darauf. So machten wir uns kurz darauf auf den Rückweg zur Furnace Creek Ranch, wo wir um 15:30 Uhr eintrafen. Eigentlich wollte ich ein wenig relaxen, aber ich kam aus lauter Vorfreude auf die bevorstehende Wanderung nicht zur Ruhe. Etwa eine halbe Stunde später saßen wir bereits wieder in OKY und fuhren zum Zabriskie Point, wo mich Tina absetzte. Wir vereinbarten, dass sie mich rund 2,5 Stunden später am Trailhead zum Golden Canyon abholen sollte. Und dann begann dieses kleine Abenteuer.
Durch die zerklüftete Landschaft führte der Trail zunächst bergab und ich staunte bereits hier wieder über diese unglaubliche Farbenvielfalt der Felsen. Bereits jetzt wusste ich, dass die Entscheidung richtig war, diese Wanderung spontan einzubauen. Nach etwa 15 Minuten erreichte ich den Wash und es ging nahezu eben weiter. Ein Blick zurück zum Zabriskie Point zeigte, welcher Höhenunterschied bereits hinter mir lag.
Nun ging es eine ganze Weile im Wash immer leicht bergab. Umgeben war ich von gelben Wänden, deren Farbintensität auf Grund des Sonnenstandes permanent zunahm. Ich hatte das GPS mitgenommen, um primär die Route aufzuzeichnen. Allerdings erwies es sich auch als hilfreich, um nicht den richtigen Seitencanyon zu verpassen, in dem Trail weiter verläuft. Nachdem ich diesen gefunden hatte, lag beeindruckend der 244 Meter hohe Manly Beacon vor mir.
Interessant ist, dass ungefähr auf der gleichen Route früher einmal die Golden Canyon Road verlief. Dies kann man eingangs zum Golden Canyon noch unschwer erkennen. Hier jedoch ist davon nichts mehr zu sehen.
Durch enge, goldgelbe Schluchten ging es nun in Richtung Manly Beacon weiter, an dessen Fuß der Trail auf beeindruckende Weise vorbei führte.
Hier bemerkte ich zum ersten Mal, dass ich eigentlich permanent in der prallen Sonne lief und mittlerweile komplett durchgeschwitzt war. Doch das konnte den Spaß an dieser Tour nicht im Geringsten schmälern. Nachdem ich Manly Beacon hinter mir gelassen hatte, folgte der etwas steilere Weg hinunter in Richtung Golden Canyon. Dabei steuerte ich zuerst auf wunderschöne "Latte-Macchiato"-Farben zu.
Diese wurden mit dem weiteren Verlauf des Trails durch das mittlerweile intensive Goldgelb abgelöst, welches man bereits vom Zabriskie Point bewundern kann.
Ich steuerte nun direkt auf die Stelle zu, wo wir bereits am Morgen im Golden Canyon gestanden hatten. Immer wieder blieb ich stehen, um einen Blick zurück zu werfen. Und immer wieder boten sich mir überwältigende Anblicke, wie zum Beispiel Manly Beacon in seiner vollen Pracht.
Bereits jetzt war mir klar, dass diese Wanderung meine Leidenschaft für das Death Valley noch um ein Vielfaches gesteigert hatte.
Ich erreichte den Golden Canyon und nun ging es auf bekanntem Weg zurück zum Trailhead. Bei jedem Blick zurück wurde offensichtlich, dass dieser Canyon seinen Namen zu Recht trägt.
Zufrieden und glücklich erreichte ich den Trailhead, wo ich noch etwa 10 Minuten auf Tina warten musste. Zurück in der Furnace Creek Ranch gab es für mich erst einmal eine wohltuende Dusche und danach ging es in die Corkscrew-Bar. Dort gönnten wir uns viel "goldene" Flüssigkeit und verdrückten zwei äußerst leckere Pizzas. Anschließend ließ ich wie am Abend zuvor, den Tag mit einem Miller und einem Rillo genüsslich zu Ende gehen.