Sonntag, 21.09.2008Heute soll also ein weiteres Highlight unseres Urlaubs starten: Der Aufenthalt auf der Silver Salmon Creek Lodge im Lake Clark National Park, bei der wir hoffentlich viele Tiere (insbesondere Bären) sehen werden. Da der Nationalpark nicht auf Straßen erreichbar ist, bucht man den Aufenthalt auf der Lodge inklusive dem zugehörigen Flug dorthin. Mir sind diese winzigen Flieger ja immer nicht so geheuer, aber da muß ich hier halt durch…
Daher klingelt der Wecker Punkt 7, da die Abflugzeit für unseren heutigen Flug auf 8.30 festgelegt wurde. Treffpunkt ist direkt bei der durchführenden Natron Air am Soldotna Airport. Wir sind auch pünktlich da und parken schon mal unser Wohnmobil dort auf dem Hof. Hier scheint die ganze Familie zwar am Airport zu wohnen, als wir aber klingeln, macht niemand auf. Wir laufen einmal übers Gelände und schauen uns um, aber hier scheint tatsächlich noch niemand da zu sein. Nun gut, dann warten wir halt und schauen uns noch etwas den winzigen „Flughafen“ dort an.
Gegen 9 Uhr fährt der Chef dann mitsamt seinem Hund vor und läßt uns durch sein Gebäude zum Flugzeug. Nun beginnt er erstmal, das Flugzeug (ein GA8 Airvan) abzudecken, aufzutanken, Öl nachzufüllen usw. Na, hoffentlich vergißt er da mal nichts!
Wir erfahren dann, dass noch einige Angler mit uns fliegen, die aber erst gegen 10 Uhr eintreffen. Solange trinken wir noch einen Kaffee, bevor es dann endlich losgeht. Wir bekommen alle Headsets auf – einerseits zum Lärmschutz, andererseits, damit wir den Kommentaren unseres Flugkapitäns beim Überflug über das Cook Inlet lauschen können. Er weißt uns auf Sehenswürdigkeiten hin, erzählt die eine oder andere Story und zeigt uns natürlich die beiden Vulkane Mt. Redoubt und Mt. Iliama.
Nach ca. einer halben Stunde Flugzeit sehen wir die Lodge von oben. Unser Kapitän Tim überfliegt die Lodge mehrmals und gibt dabei Gas, um auf unsere Ankunft aufmerksam zu machen. Somit will er sichen stellen, daß wir dann auch abgeholt werden. Doch wo landen wir denn eigentlich? Weit und breit ist kein Airstrip oder ähnliches zu sehen? Stephan vermutet, daß wir direkt am Strand landen, aber das kann ich irgendwie gar nicht glauben. Doch tatsächlich, ganz sanft landen wir direkt im Sand und kommen auch recht schnell zum Stehen.
Wir werden von unserem persönlichen Tourguide abgeholt – Jenny aus Iowa. Wie sich in den nächsten Tagen herausstellt, eine sehr nette und unkomplizierte Führerin durch die Wildnis hier, die sich prima auskennt und gerne auch selbst fotografiert! Das schonmal vorab, es hat wirklich sehr viel Spaß gemacht mit ihr. Unser Gepäck wird von ihr auf einen 4-Wheeler mit Anhänger verfrachtet. Wir dürfen dort auch Platz nehmen und fahren los. Schon nach wenigen Metern geht es tief durch Wassergräben.
Auch hier hat es in den letzten Tagen und Wochen unwahrscheinlich viel geregnet. Daher sind viele Flüsse und Wege auch überschwemmt. Als wir die Lodge erreichen, werden wir von David, dem Besitzer, begrüßt und können unser Zimmer beziehen. Wow, endlich mal wieder richtige Betten! Nun bekommen wir jeder ein Paar Gummistiefel verpaßt – unsere Schuhwerk für den heutigen Tag. Zwar ungewohnt, aber anderweitig wäre hier wohl wirklich kaum ein Durchkommen.
Wir starten eine erste Tour mit Jenny. Zu Fuß gehen wir Richtung Norden am Wald entlang. Von der Tierwelt sehen wir erstmal noch nichts, aber dafür bewundern wir die Landschaft, während wir in den Gummistiefeln durch den Sumpf stapfen. Ganz schön anstrengend!
Nach einiger Zeit im Hinterland erfährt Jenny durch einen Funkspruch von anderen Tourguides, daß sich momentan ein Bär am Strand aufhält. Also machen wir uns auf, um querfeldein – wieder durch tiefen Sumpf – Richtung Strand zu marschieren. Als wir dort ankommen, ist der Bär jedoch leider schon weg – seine Fußspuren hat er allerdings noch hinterlassen:
Am Strand liegt noch viel angeschwemmter Unrat von den Unwettern der letzten Tage herum. Jenny erzählt, daß sie extra für das Flugzeug ein kleines Stück Strand freigeräumt haben. Da wir jetzt wieder in der Nähe der Lodge sind, stoppen wir dort noch kurz und dürfen Davids Frau Joanne mit dem Rest der Familie kennenlernen. Sie sind gerade bei der Abreise, da Joanne normalerweise in Denver wohnt.
Nach einem kurzen Gespräch ziehen wir nochmals mit Jenny los, diesmal geht es Richtung Süden zum Silver Salmon Creek. Üblicherweise kann man ihn an manchen Stellen durchwaten, aber momentan führt auch er so viel Wasser, dass das leider nicht möglich ist. Wir verweilen trotzdem eine Weile dort und beobachten verschiedene Vögel.
Pünktlich zum Mittagessen sind wir wieder zurück an der Lodge. Es gibt Gemüsecremesuppe (mit frischen Brokkoli und Karotten), dazu Knoblauchbrot. Sehr lecker!
Nachmittags steht dann eine Wanderung zu den Silver Salmon Lakes an. Zuerst geht es eine Weile mühsam durch den Wald – das ist eher eintönig. Aber nach einiger Zeit landen wir an unserem Ziel, den beiden Seen. Schon die ersten Blicke darauf sind einfach fantastisch!
Jenny fragt uns, ob wir Lust auf eine Kanufahrt haben – warum auch nicht? Auf einem klapprigen Steg schwanken wir zum Kanu und steigen ein. Wir kennen uns zwar damit nicht aus, aber Jenny hat die Lage im Griff – sie sitzt hinten, paddelt und steuert das Kanu. Stephan darf vorne auch etwas mitpaddeln. Ich sitze in der Mitte, genieße die Aussicht und bin fürs Fotografieren zuständig.
Zuerst paddeln wir Richtung Süden, dort fließt der Silver Salmon Creek aus den gleichnamigen Lakes ab. Der Fluß hat eine recht hohe Fließgeschwindigkeit. Die Sonne strahlt vom Himmel und das Wasser des Sees leuchtet in tiefem dunkelblau – das hätten wir wirklich fast nicht besser erwischen können. Ein absoluter Traum!
Wir kommen an eine Stelle, an der recht viele Lachse im See laichen. Jenny steuert das Kanu an Land, damit wir uns etwas umschauen können. Sie hofft darauf, hier aufgrund der Lachse evtl. auch Bären sehen zu können. Das ist zwar nicht der Fall, aber wir genießen den Ausblick trotzdem!
Das Weiterpaddeln ist teilweise ganz schön mühsam – wir kämpfen uns durch recht dichten Seerosenbewuchs. Aber dafür ist es recht hübsch anzuschauen. Wir wechseln nun die Richtung und paddeln wieder gen Norden. Nach einiger Zeit sehen wir einen Biberbau im See. Die Tiere selbst sehen wir zwar nicht, aber das Ausmaß des Baus ist schon ganz ordentlich!
Nun kommen wir zu einem Teil des Sees, wo wir viele Enten und Wasservögel sehen. Von weitem sichtet Jenny auch zwei Trumpeter Swans, aber als wir näher kommen, fliegen diese leider davon. Nun wird es langsam Zeit, uns auf den Rückweg zu machen. Plötzlich stoppt Jenny jedoch und zeigt auf eine Insel, die mitten im See liegt. Am Ufer sehen wir einen Braunbären stehen! Wow!
Als der Bär uns bemerkt, geht er ins Wasser und fängt an, davon zu schwimmen. Ich wußte gar nicht, daß Bären so gute Schwimmer sind. Aber Jenny will uns noch etwas mehr zeigen und paddelt dem Bären in – hoffentlich – sicherem Abstand hinterher. Immer wieder guckt er sich kurz um, ob wir noch hinter ihm her sind.
Bei der nächsten Insel geht der Bär wieder an Land und trottet dort weiter. Wir paddeln ihm noch ein Stückchen hinterher und sehen ihn auch noch ein paarmal, wenn auch leider ihn etwas größerer Entfernung.
Nun paddeln wir wieder zurück zum Ufer und machen uns auf den Rückweg zur Lodge. Nach kurzem Stopp dort gehen wir nun nochmal mit Jenny und dem 4-Wheeler auf Tour zum anderen Ende der Silver Salmon Lakes. Aber nach einiger Zeit ist aufgrund des Hochwassers überall auch mit dem 4-Wheeler kein Weiterkommen möglich und so machen wir uns nochmal zu Fuß auf den Weg. Es geht erst durch einen kleinen Wald, wo wir immer wieder blueberries von den Sträuchern naschen können. Als wir am See sind, setzen wir uns dort etwas ins Gras und genießen den Blick auf den Augustine Hill, der sich im See spiegelt.
Zurück zu unserem Fahrzeug geht es nun auf einem Schotterweg. Plötzlich stoppt Jenny wieder. Sieht sie etwa nochmal einen Bären? Das zwar nicht, aber am Wegesrand sitzt ein Stachelschwein im tiefen Gras. Als es uns bemerkt, werden natürlich alle Stacheln steil aufgestellt, so daß wir kein Gesicht sehen können. Da es im tiefen Gras sitzt, ist es nur schwer zu fotografieren und so beobachten wir es halt einfach noch eine Weile.
Gegen 17.30 Uhr sind wir dann zurück an der Lodge und gehen vor dem Abendessen kurz aufs Zimmer. Aber schon nach kurzer Zeit hören wir, wie die anderen draußen eine großen Braunbären sehen. Sofort fährt Jenny nochmals mit uns los und tatsächlich erwischen wir den Bären noch.
Er kommt jetzt direkt auf uns zu, nimmt aber kaum Notiz von uns, sondern trottet ein paar Meter weiter über den Weg zur Lodge.
Ein paar Minuten können wir ihn noch beobachten, bevor er dann im Wald verschwindet. Einfach faszinierende Tiere – das war mal wieder ein richtiges Highlight am Abend!
Als wir wieder zurück sind, gibt es gleich Abendessen. Die Lodge hat schon Saisonende, wir sind die einzigen Gäste momentan und auch die letzten für diese Saison. Davids Kinder haben noch ein paar Freunde eingeladen, um das Wochenende auf der Lodge zu verbringen. Daher ist der Abend sehr persönlich und unterhaltsam. Unter anderem ist auch die ehemalige Köchin der Lodge mit dabei, diese hat heute das Abendessen gezaubert. Zur Vorspeise gibt es Cracker mit Räucherlachs und Creamcheese, anschließend Kürbis-Süßkartoffel-Lasagne mit Brot und Salat sowie überbackene Aubergine mit Hackfleisch-Gemüse-Füllung. Alles total lecker, wir sind total voll gegessen und aufgrund der Anstrengungen heute eigentlich auch reif fürs Bett. Die Angestellten laden uns aber noch ein, mit ihnen etwas ans Lagerfeuer zu sitzen, das wollen wir auch nicht ausschlagen. So sitzen wir dann noch bis 10 draussen und unterhalten uns lange und ausführlich.
Beim Abendessen wurden wir noch gefragt, ob wir unbedingt morgen vormittag schon zurück müßten. Ein paar der Freunde fliegen mit uns zusammen und würden gerne bis nachmittags bleiben. Uns wird angeboten, den Aufenthalt auf der Lodge kostenlos (inkl. zusätzlichem Mittagessen) bis 15 Uhr zu verlängern. Wir entscheiden uns spontan dafür, noch etwas länger die Lodge zu genießen und verzichten stattdessen auf die eigentlich für morgen geplante Fahrt nach Homer. Die beiden Mädels freuen sich auch, dass sie morgen früh mit ihren Freunden noch zum Heilbutt-Angeln fahren können und so ist allen geholfen.
Gefahrene Meilen: 2,5
Übernachtung: Silver Salmon Creek Lodge, Lake Clark NP, AK