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Autor Thema: Im Herbst 2004 in Virginia und im Bürgerkrieg  (Gelesen 13129 mal)

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America_Crazy

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Re: Im Herbst 2004 in Virginia und im Bürgerkrieg
« Antwort #15 am: 08.08.2006, 17:44 Uhr »
Hallo Edmund,

Ich finde deinen Bericht richtig klasse, da dieser auch noch sehr viele historische Hintergründe erläutert. Die Landschaft gefällt mir richtig gut. Dazu noch schönes Wetter. Sehr schön.

Ich freu mich schon wenn´s weitergeht.

Grüße
America_Crazy



Edmund

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Re: Im Herbst 2004 in Virginia und im Bürgerkrieg
« Antwort #16 am: 09.08.2006, 16:07 Uhr »
25. September 2004

Morgens zunächst zum Tanken - es war noch neblig, aber der Nebel lichtete sich bald. Über Rainelle, WV und den Sewill Mtn, sowie Kesslers Cross Lanes fahre ich zum Carnifex Ferry Battlefield SP. Hier gab es nur wenig zu sehen, außerdem war hier Volksfest. Der Gauley River ist tief eingeschnitten. Etwas weiter südlich befindet sich die bis zu 300 m tiefe New River Gorge. Der New River ist 'National River' und bietet besonders Wildwasserfahrten, aber auch Kletter- und Wandermöglichkeiten sowie Mountainbiketouren.

Am 27. Juli 1861 versuchten die Konföderierten die Lage im westlichen Virginia zu ihren Gunsten zu ändern. General Robert E. Lee wurde Oberbefehlshaber aller Truppen in und westlich der Appalachen. Damals führte eine wichtige Straße aus dem Norden nach Charleston. Sie überquerte den Kanawha River am Zusammenfluss von New und Gauley River. Um eine Sezesionsversammlung in Charleston zu verhindern, marschierten konföderierte Truppen ins Kanawhatal ein. Am 26. August überraschten sie frühstückende Nordstaatler und trieben sie in die Flucht. Die Südstaatler bezogen Stellungen bei Carnifex Ferry. Sie wurden von zwei ehemaligen Gouverneuren Virginias geführt, die zwei unterschiedliche politische Richtungen vertraten und sich weigerten, militärisch zusammenzuarbeiten.

Als am 10. September überlegene Truppen der Union die Südstaatler bei Carnifex Ferry angriffen, half der nichtangegriffene Kommandeur mit einem Regiment! Die Südstaatler wurden geschlagen und zogen sich aus diesem Teil Virginias zurück. Noch nicht einmal auf dem Rückzug arbeiteten die beiden zusammen. Die hier gelegenen Countys erklärten den Austritt aus dem Staat Virginia und schlossen sich dem in Wheeling gegründeten “Restored Government of Virginia” an.

Ich fahre wieder nach Norden und erreiche kurz nach Mittag den Cheat Mountain und das gleichnamige Fort auf dem Gipfel. Wieder geht es durch eine sehr schöne Landschaft - sogar etwas Indian Summer ist zu erkennen.




Das auf dem Bild unten ist der White Top (1.243 m). Er war damals nicht bewaldet. Auf ihm stand das Cheat Summit Fort, der Staunton-Parkersburg Pike verlief rechts um den White Top herum.



Das Cheat Summit Fort hatte teilweise eine Besatzung von 9000 Mann - es gibt fast keine Überreste. Am 12. September 1861 griffen die Südstaatler unter General Lee das Fort an. Die Angriffe scheiterten am schlechten Wetter, am komplexen Operationsplan Lees und der Unfähigkeit der Untergebenen Lees und dauerten bis zum 15. September. Einzige Überreste der Kämpfe sind einige Gräber.




Auf dem Staunton-Parkersburg Pike fahre ich weiter nach Osten. Hinter Bartow, WV fahre ich auf dem originalen Pike über die Höhen des Allegheny Mtn bis zum Camp Allegheny (1.341 m).



Auch dieses Camp lag direkt neben dem Pike - der verläuft rechts entlang der Baumreihe - und wurde im April 1862 ebenso wie das Cheat Summit Fort wegen widriger Witterungsverhältnisse aufgegeben, nachdem die Konföderierten es am 12. und 13. Dezember 1861 erfolgreich gegen die Nordstaatler verteidigt hatten. Masern, Lungenentzündung und eine Vielzahl anderer Erkrankungen forderten mehr Todesopfer als die eigentlichen Kampfhandlungen. Auf der US 250 geht es dann weiter nach Staunton, Va. im oberen Shenandoahtal.

Fahrtstrecke:
I 64 W - CR 25 - CR 60 - US 60 W - CR 60-18 - CR 31 - WV 41 - WV 129 - Carnifex Ferry Battlefield SP - US 19 N - WV 41 - WV 55 - WV 20 - WV 15 - CR 26 - US 219 N - US 250 E - Bartow, WV - CR 3 (Staunton-Parkersburg Pike) - US 250[/img]
Gruß
Edmund
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OWL

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Re: Im Herbst 2004 in Virginia und im Bürgerkrieg
« Antwort #17 am: 09.08.2006, 16:10 Uhr »
Wieder ein historischger Reisebericht von Edmund :D - da steige ich schnell noch zu

Quid licet Iovi, non licet bovi

die_franken

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Re: Im Herbst 2004 in Virginia und im Bürgerkrieg
« Antwort #18 am: 09.08.2006, 16:24 Uhr »
Hallo Edmund ich häng mich noch mit hinten hin :lol:
Schöner Bericht SUPER :!:

America_Crazy

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Re: Im Herbst 2004 in Virginia und im Bürgerkrieg
« Antwort #19 am: 09.08.2006, 22:51 Uhr »
Hallo Edmund,

Es ist weiterhin ein super Bericht.  :wink:
Das du auch immer wieder über die Geschichte berichtest, finde ich klasse. Wie schon gesagt, super Bericht!

Grüße
America_Crazy



Edmund

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Re: Im Herbst 2004 in Virginia und im Bürgerkrieg
« Antwort #20 am: 10.08.2006, 22:03 Uhr »
26. September 2004

Gegen 08:30 Uhr fahre ich noch einmal zum McDowell Battlefield zurück. Dabei versuche ich dem ehemaligen Staunton - Parkersburg Pike zu folgen.



Kurz vor dem Dry Branch Gap am Great North Mtn hatte ein Erdrutsch  den Pike zerstört und wurde gerade instandgesetzt - also zurück und auf der US 250 W nach McDowell. Das Schlachtfeld liegt auf einem kleinen Plateau auf dem Sittlington Hill.


Ich steige die ca. 130 Höhenmeter zum Schlachtfeld hoch. Dabei denke ich an die Soldaten des Bürgerkriegs - diesen Anstieg mit mangelhaften Schuhwerk und ca. 60 Pfund Gepäck. Hier auf dem Plateau waren ca. 4.000 Soldaten der Konföderierten in Stellung und die Nordstaatler griffen den Berg herauf von rechts an. Die Angriffe konnten abgewehrt werden. Ganz ehrlich - wenn ich den Berg double quick hoch müsste, dabei schießen und laden sollte und mein Gepäck auf dem Rücken hätte - könnte man mich oben mit einer Mütze erschlagen.

Die Schlacht von McDowell war die zweite von sechs Schlachten, die der spätere Held des Südens, Generalmajor Thomas Jonathan Jackson, während des von ihm geführten Shenandoah-Feldzuges 1862 schlug.



Das Shenadoah-Tal war damals zum einen der "Brotkorb" Virginias und gleichzeitig stellte es eine Möglichkeit dar, im Schutze der Blue Ridge Mountains nach norden vorzugehen und Washington, D.C. zu bedrohen. Im Frühjahr band Jackson mit 17.000 Mann ca. 100.000 Soldaten der Union und verhinderte damit, die Einnahme der Hauptstadt der Konföderation, Richmond, Virginia, durch die Potomac-Armee General McClellans. Wer Näheres zum Shenandoah-Feldzug erfahren will, dem empfehle ich diese Lektüre: http://de.wikipedia.org/wiki/Jacksons_Shenandoah-Feldzug_1862

Von McDowell, WV fahre ich durch das Tal des Bullpasture Rivers nach Norden. Es ist alles schön grün und der Nebel wogt. Prompt verfahre ich mich mal wieder und fahre auf der anderen Seite des Bullpasture Mountains wieder nach Süden. Hier ist es waldig und einsam. So sieht Hinterwald aus, obwohl ich keine Einwohner sehe! Ich fahre dann auf der US 250 E und komme noch am Camp Johnson vorbei. Hierher hatten sich die Konföderierten nach der Aufgabe des Camps Allegheny zurückgezogen und bewchten von hier den Zugang zum Shenandoah-Tal.



So sahen die Feldbefestigungen, aus denen die Soldaten verteidigten,  damals aus - Schussrichtung nach links. Allerdings wurde Camp Johnson nie ernsthaft angegriffen.

Ich fahre nun kreuz und quer durch das Shenandoah-Tal. Es ist auch heute noch der "Brotkorb" Virginias. Auf solche typischen Farmen trifft man immer wieder.




Ich schaue mir noch die Schlachtfelder von Port Republic und Cross Keys an. In dieser Doppelschlacht besiegte Jackson die Nordstaatler endgültig und stand General Lee für die Unterstützung während der Sieben-Tage-Schlacht bei Richmond wieder zur Verfügung.



Dies ist ein Teil des Schlachtfeldes von Port Republic. Die Nordstaatler mussten gegen den Hügel, auf dem sich die Konföderierten befanden, angreifen. Sie wurden mehrfach abgewehrt. Jackson hatte über das Shenandoah-Tal einmal gesagt: "Wenn das Tal fällt, fällt Virginia." Das bewahrheitete sich 2 1/2 Jahre später als General Sherman das Tal eroberte - 4 Monate später kapitulierte die Konföderation.

Durch das sehr schöne Shenandoah-Tal, das hier durch den Massanutten Mountain für ca. 50 Meilen geteilt wird, fahre ich am South Fork des Shenadoah Rivers noch bis nach Front Royal. Die Luray Caverns bei Luray und die Skyline Caverns bei Front Royal besichtige ich nicht, da ich sie früher bereits gesehen hatte. Sie sind aber unbedingt sehenswert.

Fahrtstrecke:
I 81 S - Exit 217 - CR 654 - US 11 N - CR 871 - CR 613 - CR 872 - CR 802 - Va 252 - CR 693 - CR 703 - Va 42 - CR 688 - (Erdrutsch) - Va 42 - US 250 W - CR 654 - CR 23 - CR 25 - CR 21 - CR 614 - US 250 E - CR 728 - CR 730 - CR 747 - Va 42 - Va 257 - Va 276 - Battlefield Rd - Port Republic Rd - US 340 E
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Edmund
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Edmund

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Re: Im Herbst 2004 in Virginia und im Bürgerkrieg
« Antwort #21 am: 11.08.2006, 22:55 Uhr »
27. September 2004

Ich habe sehr gut geschlafen, wache aber schon um 1/2 sechs Uhr auf.  Um kurz nach 08:00 Uhr mache ich mich wieder auf den Weg. Es ist noch sehr neblig, sogar so sehr, dass ich mich tatsächlich verfahre. Die Sichtweite betrug nur selten mehr als 50 Meter. In Front Royal, Va. gibt es außer einem Marker, den ich schließlich finde, keine Hinweise auf die Geschehnisse des Bürgerkriegs.

Hier hatten die Südstaatler unter Jackson die Unionsgarnison am 23. Mai 1862 zu Paaren getrieben. Jackson trieb seine Soldaten an, um den nördlich bei Strasburg, Va befindlichen Unionstruppen den Weg abzuschneiden. Dies gelang aber nicht, da seine Truppen sehr erschöpft waren und gegnerische Versorgungskolonnen aus purer Not plünderten. Eine seiner Angriffskolonnen benötigte 6 Stunden für die 7 Meilen bis zum Valley Pike bei Middletown. Als sie schließlich ankamen, waren die Nordstaatler gerade durchgeschlüpft. Es kam am 25. Mai zur Schlacht bei Winchester. Auch hier mussten die Nordstaatler erneut nach Norden ausweichen.

Die Landschaft um Winchester wird geprägt durch neu entstandene vororte und landwirtschaftliche Betriebe. Das Schlachtfeld der Schlacht bei Kernstown, Va ist in privater Hand und nur am Wochenende geöffnet, auf dem Schlachtfeld der Schlacht bei Winchester stehen Villen, deren Besitzer es nicht so gerne sehen, wenn man dort nach Überresten, die es höchstens in der Erde gibt, suchen wollte.

Ich fahre zum nahegelegenen Virginia Welcome Center und decke mich mit Informationen über Virginia für die nächsten Tage ein. Entlang der Grenze zu West Virginia hangele ich mich über Nebenstraßen bis nach Leesburg, Va. Die Landschaft ist agrarisch geprägt - stellenweise haben die Bauern aber wohl auch Notverkäufe ihres Grundes an wohlhabende Washingtonians durchgeführt. Ein solch bescheidenes Haus gehört vermutlich einem Beamten aus Washington.



Ich fahre zum Balls Bluff Regional Park und wandere auf dem gut erläuterten Wanderweg die hier stattgefundenen Aktionen des Gefechts ab. Hier versuchten die Nordstaatler nach der Niederlage bei Bull Run am 21. Oktober 1861 nach der Überquerung des Potomac auf dessen Südufer Fuss zu fassen. Die Nordstaatler wurden wegen schwerer Führungsfehler wieder auf das steile Ufer des Potomac zurückgeworfen. Dort ertranken vermutlich ca. 700 Nordstaatler von 921 Verlusten gegenüber 155 Verlusten der Konföderierten. Das Bild zeigt den Potomac-River.




Dies Bild zeigt die Flucht der Unionssoldaten zum Potomac, wo sie aber keine Boote vorfanden.

Ich fahre weiter durch die südwestlichen Schlafstädte Washingtons. Dort gab es noch das eine oder andere Gefecht - man findet jedoch keine Überreste mehr. Es fällt schwer sich vorzustellen, dass die Gegend zur Zeit des Bürgerkrieges bewaldet war und die Wälder nur durch einige Felder unterbrochen waren. Und man kann sich kaum vorstellen, dass man bis Washington zu Fuss 2 - 3 Tage brauchte. Ich fahre weiter bis Dumfries, Va.

Fahrtstrecke:
Guard Hill Rd - US 340 E - CR 641 - US 11 N - US 50 E - CR 621 - CR 628 - Va 37 - IS 81 N - CR 672 - CR 661 - CR 761 - CR 632 - CR 639 - CR 641 - CR 610 - US 340 E - CR 612 - Va 7 - US 15 N - Balls Bluff Regional Park - Va 7 - Va 193 (Georgetown Pike) - CR 676 - CR 675 - Va 123 - US 1 S
Gruß
Edmund
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Edmund

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Re: Im Herbst 2004 in Virginia und im Bürgerkrieg
« Antwort #22 am: 12.08.2006, 14:08 Uhr »
28. September 2004

In Florida war der Hurrikan "Jeane" vor drei Tagen an Land gegangen und sich zu einem großen Tiefdruckgebiet verwandelt. Ich hatte die Tage seit dem immer gehofft, das Tiefdruckgebiet würde nach Westen oder Osten ziehen - machen die natürlich nicht - immer nach Nordosten. Das Ärgerlichste an dem Tief war der vom Hurrikan übrig gebliebene Regen.

In der Nacht hatte es heftig geregnet und ich hoffte, das sei es jetzt gewesen.  Es war etwas nebelig und eine hohe Luftfeuchtigkeit, aber das ist ja nach Regen normal. Auf der Fahrt zum Manassas National Battlefield Park war starker Verkehr, na ja, das ist eben der Einzugsbereich von
Washington, D.C. Und dann begann es zu regnen - "der Platzregen war unterdessen, einem Wolkenbruch gewichen". Ich gehe zuerst in das gut ausgestattete Visitor Center und sehe mir das hervorragende Diorama der Schlacht an. Alle Bewegungen sind mit Lämpchen dargestellt und man bekommt einen guten Eindruck. Da es immer noch gießt, schaue ich mir den Film im Center an. Auch danach schüttet es noch. Ich befürchte das schlimmste.

Nach zehn Minuten hört der Regen auf. Etwas misstrauisch mache ich mich auf den Wanderweg über das Schlachtfeld der ersten Schlacht am Bull Run - die Südstaaten nannten die Schlacht Schlacht bei Manassas. Die Nordstaaten benannten die Schlachten nach Gewässern, die Südstaaten nach Orten oder Gehöften. Jetzt wieder etwas Geschichte:

Im Juli 1861 drängte die Öffentlichkeit im Norden die Armee, die Rebellion endlich zu beenden. Argumente, die Soldaten seien noch nicht gut genug ausgebildet, wurden mit dem Gegenargument zur Seite gewischt, die des Südens seien ja gleich schlecht ausgebildet. Am 16. Juli setzte sich die Nordstaatenarmee über Centerville, Va langsam in Bewegung. Zielwar der Eisenbahnkontenpunkt Manassas Junction. Die Südstaaten verteidigen die Übergänge über den Bull Run. Am 20. Juli treffen die ersten Verstärkungen aus dem Shenandoah-Tal ein.

Am 21. Juli griffen die Brigaden der Unionsarmee nach einem Nachtmarsch  die Stellungen der Konföderierten auf deren linken Flügel an. Der Überraschungsmonent war jedoch vertan, weil ein Südstaatenkommandeur nicht auf den Ablenkungsangriff hereinfiel.



Bei Sudleys Furt überquerten die Nordstaatler den Bull Run.


Das war die Stone Bridge über den Bull Run, an der der Ablenkungsangriff stattfand.


Erst als die Unionstruppen auch noch über eine andere Furt auf das Schlachtfeld drängten, waren die Südstaatler gezwungen auszuweichen.


Eine der Furten über den Bull Run.


Die Nordstaatler griffen durch dieses Tal, rechts das Stone House - Hauptquartier und Lazarett beider Seiten - und den gegenüberliegenden Hügel hinauf an - Henry Hill. Das Ausweichen der Südstaatler wurde bald zur Flucht.



Hinter diesem Hügel am Waldrand stand Jacksons Brigade. Als ein anderer Südstaatler die Soldaten sah, rief er seinen eigenen, fliehenden Soldaten zu, um sie aufzuhalten: "Seht, hier steht Jackson wie eine Mauer! Versammelt euch um die Virginier." Dadurch erhielt Jackson seinen Spitznamen - Stonewall.


Nachdem die Fucht aufgehalten worden war, unter anderem durch die Kanonen auf der Höhenrippe vor Jackson, begann am Nachmittag der Gegenangriff.


Frisch mit der Eisenbahn aus dem Shenandoah-Tal eingetroffene Brigaden verstärkten die Südstaatler und traten zum Gegenangriff an.


Die erschöpften Nordstaatler konnten dem Angriff nicht standhalten und wichen zunächst geordnet auf den Wegen, auf denen sie angegriffen hatten, in Richtung Washington aus. Als die vielen aus Washington mitgereisten Zuschauer, die ein Picknick mit Sieg durchführen wollten, erkannten, dass die Schlacht kein gutes Ende nehmen würde, flohen sie in Panik. Auf den wenigen Straßen, die sie sich mit den ausweichenden Soldaten teilen mussten, entstand schnell Panik, die alle ergriff und zur allgemeinen Flucht nach Washington führte.

Aber auch die Südstaatler waren erschöpft. Die fliehenden Nordstaatler wurden nicht verfolgt. Insgesamt standen bei dieser ersten großen Schlacht des Bürgerkrieges 28.450 Nordstaatler 32.230 Südstaatlern gegenüber. Mit den riesigen Verlusten - Union 2.950 und Konföderation 1.750 - hatte niemand gerechnet. Der Glaube an einen kurzen Krieg war verschwunden.

Während meiner Wanderung tröpfelte es immer wieder, aber nicht schlimm. Erst als ich das Stone Haus erreichte,


holte mich der Hurrikan wieder ein. Es begann wie aus Eimern zu schütten. Gut dass ich nur noch den Henry Hill raufmusste.


Eine Gruppe Offiziersschüler musste ihre Geländebesprechung im strömenden Regen weiter durchführen, was sie allerdings mit stoischer Gelassenheit erduldeten. Gleichmäßig trocken sein unterscheidet sich von gleichmäßig durchnässt sein nur durch den Grad der Feuchtigkeit! Ich ziehe mir im Visitor Center trockene Sachen an und fahre dann noch durch eine vom Wasser dampfende Landschaft - die Temperatur lag den ganzen Tag über 25° C - in ein motel bei Fredericksburg, Va.

Fahrtstrecke:
Va 234 - CR 621 - CR 622 - US 29 N - Manassas National B.P. - US 29 S - CR 619 - CR 675 - Va 215 - CR 603 - Va 28 - CR 806 - CR 616 - US 17 S - IS 95 S - US 1 N
Gruß
Edmund
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Edmund

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Re: Im Herbst 2004 in Virginia und im Bürgerkrieg
« Antwort #23 am: 13.08.2006, 18:03 Uhr »
29. September 2004

Das Tief ist weggezogen und das Wetter zeigt sich von seiner heiteren bis freundlicheren Seite. Ich schlafe aus und fahre gegen 08:45 Uhr los. Mein erstes Ziel ist der Stonewall Jackson Shrine.

Hier verstarb Generalleutnant Jackson am 10. Mai 1863. Er war bei der Schlacht von Chancellorsville verwundet worden, hatte die Amputation seines Armes gut überstanden und bekam während der Rekonvaleszenz eine Lungenentzündung, an der er verstarb. Das Gebäude, in dem er verstarb, kann man besichtigen. Wer mehr über Jackson erfahren will, lese hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Jonathan_Jackson

Ich will heute nach Norfolk, Va. Da ich ungern auf der Autobahn fahre, sondern mir gerne die Landschaft anschaue, benutze ich Nebenstraßen. Das Interessanteste während der Fahrt sind die Hochbrücken über die von der Hochseeschiffahrt genutzten Trichtermündungen der Flüsse Rappahannock und York. Man hat einen tollen Blick über die Flüsse. Auf dem Weg nach Süden sind sie auch zollfrei.

Nach dem Einchecken im Motel in Hampton, Va in der Nähe der Langley AFB, fahre ich noch schnell zum Ft. Monroe. Das Fort liegt an der Spitze der Virginia-Halbinsel und blieb während des gesamten Bürgerkrieges in der Hand der Union. Von hier aus begann der Halbinsel-Feldzug und viele weitere kleinere Operationen.



Das Fort ist noch heute ein Armeestützpunkt. Nach erheblichen Kontrollen - ich musste einen Besitznachweis (Mietvertrag) für das Auto vorlegen, natürlich den Reisepass - konnte ich einfahren und mich auf dem Stützpunkt frei bewegen. Den Mietvertrag hatte ich im Motel vergessen - hat trotzdem geklappt. In Fort Monroe befindet sich übrigens auch das Simulationszentrum der US-Armee.

Danach fahre ich noch zum größten Marinestützpunt der US-Navy in Norfolk, Va. Dazu führt ein Tunnel unter den Hampton Roads durch, das ist die Wasserstraße zwischen Norfolk und Newport News und die Mündung des James. Leider komme ich zur Rundfahrt über den Stützpunkt zu spät - die machen schon um 14:00 Uhr Schluss. Aus der Ferne sehe ich ein Flugzeugträgerpäckchen bestehend aus drei Flugzeugträgern. In Deutschland ist ein Ubootpäckchen schon etwas tolles.

Ich bin natürlich enttäuscht. Also fahre ich nach Newport News und schaue mir ein Kriegsgefangenenlager der Union an, dass heute ein großer Friedhof ist.

Fahrtstrecke:
IS 95 S - CR 606 (Stonewall Jackson Rd) - Va 2 - CR 610 - US 17 S - US 301 N - CR 625 - Va 3 - CR 623 - CR 624 - US 360 E - Va 3 - US 17 S - Va 238 - Va - 143 - Dam No. 1 Battlefield - IS 64 E - Va 134 - Motel - Va 172 - Langley Airforce Base - US 258 E - Ft. Monroe - IS 64 E - IS 564 W - Admiral Taussig Blvd - Va 337 - Va 406 - IS 64 W - US 60 W - Va 167 (Chesapeake Ave) - US 60 E - Va 134 - Va 172
Gruß
Edmund
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die_franken

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Re: Im Herbst 2004 in Virginia und im Bürgerkrieg
« Antwort #24 am: 13.08.2006, 18:40 Uhr »
poa 4 Tage am Stück :!:

cooler Bericht
Zitat

29. September 2004

Das Tief ist weggezogen und das Wetter zeigt sich von seiner heiteren bis freundlicheren Seite

is ja auch mein B-Day :wink:

Doreen & Andreas

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Re: Im Herbst 2004 in Virginia und im Bürgerkrieg
« Antwort #25 am: 13.08.2006, 22:48 Uhr »
Zitat von: Edmund
Als die vielen aus Washington mitgereisten Zuschauer, die ein Picknick mit Sieg durchführen wollten, erkannten, dass die Schlacht kein gutes Ende nehmen würde, flohen sie in Panik. Auf den wenigen Straßen, die sie sich mit den ausweichenden Soldaten teilen mussten, entstand schnell Panik, die alle ergriff und zur allgemeinen Flucht nach Washington führte.

Also das finde ich ja dekadent... zum Krieg mitreisen, um ein Siegespicknick zu machen. Einfach unglaublich.
Sehr interessanter Bericht, Edmund, ganz toll die historischen Einflechtungen  :applaus:
Viele Grüße,
Andreas
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americanhero

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Re: Im Herbst 2004 in Virginia und im Bürgerkrieg
« Antwort #26 am: 13.08.2006, 23:00 Uhr »
Zitat von: Doreen & Andreas
Zitat von: Edmund
Als die vielen aus Washington mitgereisten Zuschauer, die ein Picknick mit Sieg durchführen wollten, erkannten, dass die Schlacht kein gutes Ende nehmen würde, flohen sie in Panik. Auf den wenigen Straßen, die sie sich mit den ausweichenden Soldaten teilen mussten, entstand schnell Panik, die alle ergriff und zur allgemeinen Flucht nach Washington führte.

Also das finde ich ja dekadent... zum Krieg mitreisen, um ein Siegespicknick zu machen. Einfach unglaublich.


Hallo Andreas,

das war leider zu dieser Zeit eine gerne praktizierte Sitte und gehörte in den obersten Schichten dazu. Am Sonntag fuhr mal halt zum Picknick ans Schlachtfeld, auch wenn es ganz schön makaber klingt.


@ Edmund


habe die letzten Berichte jetzt auch alle in einem Rutsch gelesen. Toll beschrieben, viele der Battlefields kenne ich ja auch selbst. Ich bin mal gespannt, wie es weitergeht. Bitte nicht zu lange damit warten  :wink:


Greetz,

Yvonne

Edmund

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Re: Im Herbst 2004 in Virginia und im Bürgerkrieg
« Antwort #27 am: 14.08.2006, 09:01 Uhr »
Hallo Markus,

vielen Dank für die Blumen, aber jeden Tag einen Reisetag abzuarbeiten ist imho keine so "poa" tolle Leistung, oder meintest du etwa deine Leseleistung? :?

@Andreas

das war während des amerikanischen Bürgerkrieges meines Wissens auch das einzigste und letzte Mal, das so etwas vorkam. Die Brutalität und Grenzenlosigkeit dieses Krieges hielten die "Gaffer" wohl von weiteren solchen Tun ab. Es gab aber damals die ersten "Kriegsberichterstatter", so etwas wie 'embedded journalists' im Irak-Krieg. Harpers Weekly erschien wöchentlich und zeigte häufig Zeichnungen, die Berichterstatter vor Ort während der Schlachten gezeichnet hatten.

@ Yvonne

Danke, aber dieser Bericht endet am 3. Oktober mit meiner Ankunft in Deutschland.
Gruß
Edmund
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Edmund

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Re: Im Herbst 2004 in Virginia und im Bürgerkrieg
« Antwort #28 am: 16.08.2006, 15:47 Uhr »
30. September 2004

Heute steht der Halbinsel-Feldzug auf dem Programm. Er begann am 17. März 1862 mit der Verschiffung der Truppen der Potomac-Armee der Union und endete am 14. August mit der Einschiffung und dem Rücktransport der Armee nach Alexandria, Va. Zunächst fahre ich aber noch schnell zum AAA und hole mir ein paar neue Karten und Tourbooks.

General McClellan landete mit der bis dahin größten Armee, die jemals auf dem amerikanischen Kontinent aufgestellt war - 100.000 Mann, in Fort Monroe, Va. an der Spitze der virginischen Halbinsel. Deshalb der Name. Von dort ging er nach Norden vor. Auf der Karte ist der erste Teil des Feldzuges dargestellt.



Am ersten Hinderniss, dem Warwick River, hatten die Konföderierten Stellungen von Yorktown quer über die Halbinsel bezogen. Die Belagerung dauerte einen Monat, als die Unionssoldaten angriffen, hatten die Konföderierten die Stellungen verlassen. Das Bild zeigt den Warwick River beim Damm No. 1.



Das Wasser ist nicht mehr als knietief und hier befand sich ein Damm, über den die Soldaten damals angriffen. Die nächste Schlacht fand bei Williamsburg, Va. statt. Auch hier wichen die Konföderierten in guter Ordnung nach Richmond aus. Das Frühjahr 1862 war wie der Winter kalt und regnerisch. Die Straßen waren aufgeweicht und die Armee kam nur langsam voran. Während des Vormarsches kämpfte Jackson im Shenandoah-Tal - hatte ich vor ein paar Tagen beschrieben -  und verhinderte Verstärkungen der Potomac-Armee aus Norden. Am 31. Mai kam es sieben Meilen ostwärts Richmond zu einer Schlacht. Sie dauerte zwei Tage und endete unentschieden. als größter Glücksfall wurde dabei die Verwundung des konföderierten Oberbefehlshabers angesehen, der durch General Lee ersetzt wurde.

McClellan wollte Richmond belagern. Das Heranschaffen der schweren Belagerungsgeschütze dauerte einen Monat. Diesen Monat nutzte General Lee, um die Befestigungen rund um Richmond auszubauen, deshalb erhielt er den Spitznamen "Spatenkönig". Der zweite Teil des Feldzuges begann am 25. Juni 1862. An sieben aufeinanderfolgenden Tagen griff General Lee die Potomac-Armee an. Die "Sieben-Tage-Schlacht" ist auf der Karte dargestellt.



Jeder der einzelnen Tage endete mit einer Niederlage Lees. Da McClellan jedoch jedesmal seinen Vorteil nicht ausnutzte und auf 'neue günstige Stellungen' auswich, endete die Schlacht als strategischer Sieg der Konföderierten. Am zweiten Tag griffen die Konföderierten über diesen Bachgrund von rechts nach links an.



Von Harrisons Landing am James schifften sich dann am 14. August die ersten Truppen zurück nach Alexandria ein. Die Verluste beider Seiten betrugen ca. 50.000 Mann. Nähere Informationen über den Feldzug gibt es hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Halbinsel-Feldzug

Empfehlenswert ist der Besuch von Yorktown, weniger in Verbindung mit dem Halbinsel-Feldzug, sondern weil vor Yorktown die entscheidende Schlacht des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges geschlagen wurde. Das Museum im Visitor Center ist sehr gut, Informationen gibt es reichlich. Das Gelände bietet eine Autotour und viele kurze Wanderungen.

Der nächste sehr empfehlenswerte Halt ist Williamsburg. Auch wieder nicht  wegen des Feldzuges, sondern wegen des "Colonial Williamsburg". Nicht ganz billig; viele originale Gebäude der Kolonialzeit einschließlich des Gouverneurspalastes und des ersten Abgeordnetenhauses. In historische Kostüme gekleidete Angestellte stellen das Leben um 1720 dar. Etwas westlich von Williamsburg befindet sich Jamestown National Historical Site. Hier gründeten die Einwanderer 1607 die erste ständige Ansiedlung auf dem Nordamerikanischen Kontinent. Jamestown, Williamsburg und Yorktown sind über den kreuzungsfreien, kostenlosen Colonial Pkwy verbunden. Da ich vor 15 Jahren schon mal dort war, bin ich heute vorbeigefahren. Lohnt sich meiner Ansicht für einen mehrtägigen Aufenthalt.

Auf den Spuren der Potomac-Armee, man sieht nur wenige, fahre ich nach Richmond und von dort die Schlachten der 'Sieben-Tage' ab. Das Visitor Center ist sehenswert. Die Autotour über die Schlachtfelder ist sehr gut beschildert. An den Orten der großen Gefechte kann man wandern. Die Landschaft außerhalb der Gebiete des NPS ist durch Besiedlung stark verändert, so dass es schwer fällt sich vorzustellen, dass sich hier ca. 200.000 Soldaten gegenüberstanden.

Heute fahre ich noch bis Rutherglen, Va ins Motel.

Fahrtstrecke:
Hampton, Va - Semple Farm Rd - Oyster Point Rd - US 17 - Va 143 - Va 173 - CR 634 (Old York - Hampton Hwy) - Colonial Pkwy - CR 716 - CR 143 - US 60 W - Francis St - US 60 W - Va 30 - Va 249 - I 64 W - US 360 E - Va 156 (Battlefield of the Seven Days) - Va 5 - I 95 N - Rutherglen, Va
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Re: Im Herbst 2004 in Virginia und im Bürgerkrieg
« Antwort #29 am: 18.08.2006, 18:10 Uhr »
01. Oktober 2004

Gegen 08:30 Uhr fahre ich von Rutherglen, Va nach Manassas, Va zum dortigen National Battlefield Park. Dort will ich auf den Spuren der zweiten Schlacht von Manassas wandern. Auf der Fahrt vergesse ich vollständig, das es vor dieser Schlacht zwei weitere gab, die für das Verständnis wichtig sind. Demzufolge fahre ich dort nicht vorbei - na gut, fange ich eben nächstes Jahr mit Cedar Mountain und Rappahannock Station an.

Die zweite Schlacht von Bull Run dauerte vom 28. August bis 30. August 1862. Nach dem Halbinsel-Feldzug entschloss sich General Lee die Virginia-Armee Generalmajor Popes, die bis zum Rappahannock River vorgekommen war, anzugreifen und zu vernichten. Danach wollte er erneut die in der Zwischenzeit wieder bei Washington eingetroffene Potomac-Armee angreifen.

Um Pope anzugreifen, marschierte Generalmajor Jackson westlich der Blue Ridge Mountains - unerkannt von der Unionsarmee - nach Norden. Er umging die Unionsarmee und zerstörte den Eisenbahnknotenpunkt Manassas Junction. Danach verschwand er für die Aufklärung der Nordstaatler.

General Pope marschierte in Richtung Washington zurück. Bei Groveton wurde er am späten Nachmittag des 28. August von Jackson angegriffen. Es entwickelte sich ein heftiges Gefecht mit der Nachhut Popes, das bis nach 23 Uhr dauerte.



Pope wußte jetzt, wo Jackson war, und beschloss, ihn am nächsten Tag anzugreifen. Jackson hatte sich mit seinem Korps entlang einer unfertigen Bahnlinie verschanzt. Hier erwartete er den Angriff (im Bild von rechts).



Am Mittag des 29. August begannen die Angriffe auf der ganzen Front. Sie waren unkoordiniert. Selbst Einbrüche in die zweite Verteidigungslinie wurden nicht ausgenutzt.



Die Schlacht endete wegen allgemeiner Erschöpfung, es war ein heißer Augusttag, am späten Nachmittag. Zwei Unionskorps beteiligten sich nicht an dem Angriff. Sie irrten südlich des Warrenton Pikes umher und suchten den Feind. Eine animierte Darstellung eines Teils des Tages gibt es hier:
http://www.travelbrains.com/shockhtml/Tact_tPort.htm
Pope hatte nicht bemerkt, dass am späten Nachmittag das zweite Korps Lees rechts von Jackson eingetroffen war und wollte den Südstaatlern am nächsten Tag den Rest geben. Sein Hauptquartier war wieder das Stone House, wie schon vor einem Jahr.



Mit 10.000 Mann griff Pope am 30. August gegen 15:00 Uhr an. Über diese Lichtung gingen die Nordstaatler gegen die Konföderierten auf der Höhenrippe vor.



Die Unionssoldaten erreichten wieder die unfertige Bahnlinie. Die Kämpfe waren so intensiv, dass als den Konföderierten an einer Stelle, an der die Eisenbahntrasse auf einem Damm verlief, die Munition ausging, diese Schotter und Steine griffen und auf die angreifenden Nordstaatler warfen.



Eineinhalb Stunden nach Angriffsbeginn griff Generalmajor Longstreets Korps die linke Flanke der Union mit 30.000 Mann an. Bis 23:00 Uhr dauerten die Kämpfe. Den Nordstaatlern gelang unter Einsatz aller Kräfte der Rückzug über den Bull Run in Richtung Washington. Die Schlacht war mit ca. 22.000 Verlusten beendet.

Die Wanderung über das Schlachtfeld beginnt am Visitor Center. Sie ist je nach dem, was der Wanderer sehen will, zwischen 6,2 und etwa 10 Meilen lang. Es ist heute sehr warm - ein wenig kann ich fühlen wie es den Soldaten damals erging. Als ich zur unfertigen Eisenbahntrasse komme, gehe ich sie in ihrer gesamten Länge ab. Es gibt immer wieder Marker, auf denen das Geschehen eindrücklich beschrieben wird.  Dabei treffe ich auch diesen Wanderer.



Der ist etwas langsamer als ich, ich benötige ca. 3 Stunden für den Trail. Am Ende des Trails bin ich etwas unaufmerksam und der Weg geht mir aus. Da ich keine Lust habe, zurückzugehen und nach dem Weg zu suchen, schlage ich mich querfeldein zum Visitor Center durch. Natürlich denke ich nicht an Schlangen und sehe natürlich auch keine.

Für diejenigen, die nicht ganz  so gut zu Fuss sind, führt eine gut ausgeschilderte Autotour über das Schlachtfeld. An den Brennpunkten der Schlacht führen kurze Wanderungen zu den Geländepunkten.

Ich fahre zum Motel in Alexandria, das sehr versteckt am Exit 3 liegt. Ich tanke noch eine hoffentlich letzte Gallone und finde danach auch das Motel. Jetzt folgt die Rückreiseorganisation - alle Tüten müssen wieder in den  Koffer. Wie habe ich das bloß auf dem Hinflug geschafft? Aber endlich ist auch das erledigt und ich lasse den Tag bei einem Steak ausklingen.

Fahrtstrecke:
I 95 N - US 17 N - SR 616 - SR 806 - SR 28 - SR 619 - US 29 N - Manassas National Battlefield Park - US 29 N - SR 645 - SR 7100 - SR 644 - I 395 N - Exit 3B
Gruß
Edmund
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Es ist ein großer Trost, andere dort scheitern zu sehen, wo man selbst gescheitert ist. (William Somerset Maugham)