02.05.2009
Marathon - Rio Grande Village (Big Bend NP)Wieder lassen wir uns morgens viel, viel Zeit, in die Gänge zu kommen. Irgendwann brechen wir auf, weiter durch die trostlose Wüste zu fahren, die wir jetzt den dritten Tag praktisch seit San Antonio erleben. Nein, diese Landschaft prägt sich ausschließlich durch sich selbst. Nur eingefleischte Wüstenfreaks werden ihren Gefallen daran haben. Ich bin ein solcher und suche meine Highlights im Kleinsten und Allerkleinsten, sowie in der Weite und Überweite.
Selbst den Texanern scheint es hier nicht so besonders zu gefallen, sonst gäbe es sicher die eine oder andere Ansiedlung mehr. Aber die fernen Konturen lassen auf etwas Abwechslung hoffen. Schließlich erreichen wir das, was sich Nationalpark nennt, ohne dass sich an der eintönigen Landschaft etwas ändert.
Dass sich nichts ändert, ändert sich erst bei unserer Annäherung an eines der wenigen geöffneten Visitor Center, von denen es in diesem riesigen Park einige gibt. "Closed for Summer", ist das hier geläufige Wort. Ja, es ist unglaublich heiß und ziemlich schwül. Auch ich möchte hier im Sommer nicht Ranger sein.
Als ersten NP-Höhepunkt wählen wir die Cisco Mts. Hier geht es auf über 1.700 m Höhe und wir versprechen uns neben einiger optischer Abwechslung auch etwas weniger hitzige Schwüle. Die gut ausgebaute Straße erreicht schnell ihren Gipfelpunkt. Von dort aus sehen wir, dass blauer Himmel in Aussicht ist, der zwar noch mehr Hitze, aber weniger Schwüle erhoffen lässt.
Die Landschaft ist wenig spektakulär. Sie lebt davon, dass die vom Guckzwang geschwollenen Augen endlich wieder irgendwo ihren Halt finden. Der Bildungsbürger weiß natürlich von den Besonderheiten dieser Gegend bezogen auf die letzte Eiszeit, als z. B. die Weißwedelhirsche hier ihre letzte unvergletscherte Zuflucht fanden. Heute kommen sie hier nicht weg, weil rundherum Wüste ist. Den Weißwedelhirschen muss niemand mit dem Wort „Klimawandel“ kommen. Ihre Sagen und Mythen handeln ausschließlich davon.
Ihr merkt, unsere Begeisterung für diesen NP hält sich in Grenzen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden und wir fahren zum Boquillas Del Carmen Canyon, einer von mehreren Stellen, an denen sich der Rio Grande durchs Gebirge gefressen hat.
Das Thermometer zeigt 41 Grad, aber die Luft ist endlich trocken, als wir uns auf den kurzen Weg zur Schlucht machen. Die ansonsten streng bewachte Grenze zu Mexiko ist hier offen und nur durch den wenig Wasser führenden Rio Grande bestimmt.
Nur kurz ist der Trail zur Schlucht. Trotzdem ist ein Liter Wasser pro Person gerade mal ausreichend. Wir lassen uns viel Zeit in diesem abgelegenen Teil des abgelegenen Parks und genießen die Abwechselung.
Von schwangeren Felsenrobben in diesem Gebiet hatten wir noch in keinem Reiseführer gelesen. Hier der Beweis:
Eins mit Gott und der Welt lassen wir uns auf dem schön naturbelassenen Campground Rio Grande Village nieder.