04.05.2009
Marfa – Van HornDen wievielten Tag sind wir heute eigentlich in Texas, also in dem Staat, in dem es so wenig Touristisches zu sehen gibt? Egal! Uns gefällt auch das Nichts, bzw. das, was davon übrig geblieben ist. Und so begeben wir uns im Nichts auf die Suche nach Nichtigkeiten und finden Fort Davis.
Traurig nehme ich zur Kenntnis, dass man auch heute noch stolz darauf zurückblickt, die armen, armen, ach so frommen Siedler vor den wilden, heidnischen Mescalero Apachen be- und geschützt zu haben. Das ist das Amerika, das bis heute keine Fehler zugeben mag. Diese Einstellung macht mich unendlich traurig. Ich glaube nicht, dass der neue Messias in diesem Lande Zeit genug finden wird, an dieser Einstellung etwas zu ändern. Gerne würde ich mich irren.
Zur Strafe gibt es hier kein Foto von Fort Davis.
Dem Mc Donalds Observatorium statten wir einen Kurzbesuch ab. Man lässt uns nicht bis ganz nach oben fahren, weil es für unser WoMo keine Wendemöglichkeit gäbe. Brigitte macht im Visitor-Center mit vollem Körpereinsatz vor, wie wir unser WoMo rangieren können, indem wir das WoMo-Gesäß über Abgründe schwingen. Sie erntet aber nur ein peinlich gequältes Lächeln. „Amerika! Du machst es uns heute nicht leicht!“
Immerhin haben wir heute mit 1.863 m wohl den Gipfelpunkt unserer Reise erreicht. Und das ausgerechnet in dem vermeintlich platten Texas.
Wir erlauben uns viele Blicke auf die Kleinode am Rande der Straße. Mal ist es eine Ranchzufahrt,
mal eine kleine und doch erhabene Anhöhe im Nichts und wieder Nichts
und manchmal auch nur ein paar Büschel Gras.
Es muss nicht immer das größte Loch im Boden sein, der schmalste Berg der Welt oder der roteste aller Steine. „Die Schönheit der Welt liegt in den Augen des Betrachters!“ Von dieser Einstellung lebt Texas.
Auf der Interstate 10 ist in Texas Tempo 80 erlaubt!!!
Das erste Mal herrscht heute starker Gegenwind. Wir bringen es im höchsten Gang mit Mühe auf knappe 55 m/h. Sonst schaltet er runter und säuft uns den Tank leer. Dabei haben wir bisher saumäßiges Glück gehabt, indem fast immer südöstlicher Rückenwind herrschte. So konnten wir mit dem WoMo oft durchaus Tempo 60 und mehr fahren.
In Van Horn suchen wir uns einen schönen RV-Park mit Internet. Wir kochen Goulasch zum Einfrieren vor und grillen mal wieder ein tolles Rib Eye Steak, akustisch begleitet von einem drosselartigen Vogel, der ein altmodisches amerikanisches Telefon nachahmt. Nach unserer Beobachtung hatte er damit bei den Weibchen keinen Erfolg. Wahrscheinlich standen die mehr auf SMS-Verkehr.