Komme leider gerade immer recht spät heim, daher gehts leider grad nicht so zügig weiter wie gewohnt...
Dienstag, 04.10.2005:Heute steht nun also der Mt. Rainier NP an, für den wir uns den kompletten Tag Zeit nehmen wollen.
Der Mt. Rainier selbst ist ja sehr „berüchtigt“ für seine Launen, weit über 300 Tage im Jahr hüllt er sich in Wolken und ist nicht zu sehen. Mal sehen, ob wir heute etwas Glück haben…
Unser erster heutiger Stop führt uns zum Ohanapecosh Visitor Center, um uns über die aktuellen Bedingungen im Park zu informieren. Besonders interessiert uns natürlich auch, ob die Sunrise Road heute wieder geöffnet ist. Aber leider haben wir Pech: Aufgrund der Schneefälle in den letzten Tagen ist dort seit gestern tatsächlich schon die Wintersperre in Kraft.
Also gut, dann werden wir uns heute eben ausführlich dem Gebiet in der Paradise Region widmen.
Kurz nachdem wir wir den Stevens Canyon Entrance passiert haben, machen wir auch schon den ersten Stop und begeben uns auf den „Groves of the patriarches“-trail. Hier gibt es große, bis zu 1000 Jahre alte Hemlocks, Douglas-Tannen & Zedern. Aufgrund der hier sehr hohen Niederschläge ist auch dort wieder alles sehr grün, bemoost, bewachsen,… Jeder „Regenwald“ den wir besuchen, ist noch imposanter als der vorherige.
Dies wird sich auch auf unserer weiteren Reise so fortsetzen. Es geht zuerst ein Stück eben in den Wald hinein, bevor wir zu einem kleinen Fluß hinabsteigen müssen, um diesen dann auf einer wackeligen Brücke zu überqueren. Auch hier lassen sich endlich mal wieder ein paar Herbstfarben an den Bäumen sehen.
Hier wird der Wald in seinem ursprünglichen Zustand vom NPS sich selbst überlassen, d.h. z.B. umgestürzte Bäume bleiben liegen, es werden keine Bäume gefällt,… Und wie man sieht, regeneriert und reguliert sich die Natur auch ohne Einfluß von Menschen selber ganz gut. Und die Baumriesen sind natürlich einfach imposant – da kommt man sich soooo klein vor, wenn man da davor steht.
Nach etwa einer Stunde auf diesem Trail machen wir uns auf den Weg. Doch schon nach kurzer Zeit stoppen wir wieder, da sich direkt neben der Straße ein Ausblick auf einen schönen Wasserfall befindet. Nach einem kurzen Stop fahren wir weiter und – ganz plötzlich hinter einer Kurve – steht er direkt vor uns: Der Mt. Rainier in seiner Pracht, nur mit wenigen Wolken verdeckt.
Kaum vorstellbar, dass dieser so friedlich aussehende Berg in Wirklichkeit ein gefährlicher Vulkan ist, dem vorhergesagt wird, eines Tages bei einem Ausbruch sogar die Großstadt Seattle zu gefährden.
Wir bleiben eine ganze Weile auf dem Parkplatz stehen und blicken ganz fasziniert auf den Berg. Wir waren wohl echt brav bisher auf der Reise, wenn wir dieses Glück haben…!
Ein paar – uns unbekannte – Piepmätze lenken auf dem Parkplatz immer mal wieder vom Ausblick ab.
Auf der Fahrt bieten sich nun immer wieder hochalpine Ausblicke – sowohl auf den Mt. Rainier als auch auf die umliegenden Berge der North Cascades Kette. Beim nächsten Stop am Box Canyon Overlook kann man einen Blick in den bis zu 35 m tiefen Box Canyon werfen, der von Gletschern sowie Flusswasser über die Jahre geformt wurde. Ein kurzer Trail führt vom Parkplatz ein Stück am Canyon entlang.
Nach weiterer Fahrt wird die Landschaft nun noch alpiner, wir erreichen allmählich etwas Höhe und dementsprechend wird auch die Straße kurviger. Die Herbstfarben in Verbindung mit dem immer näher kommenden Schnee verbreiten eine angenehme Stimmung.
Auf dem Weg erwartet uns plötzlich auf der Straße diese „Überraschung“:
Er lässt sich auch von unserem Auto und dem (anfangs) laufenden Motor überhaupt nicht stören und stolziert mächtig stolz die Straße auf und ab.
Erst nach über 10 Minuten überlegt er es sich noch mal und verzieht sich in das Waldstück auf der linken Straßenseite. Als wir auch um die nächste Kurve kommen, sehen wir dann den Grund für seinen dann doch plötzlichen Abgang: Zwei zugehörige Weibchen sind auch gerade in diesem Waldstück unterwegs. Nun gut, alle verziehen sich ins Dickicht und wir bekommen dort nix mehr zu sehen.
Also geht es weiter.
Als wir am Reflection Lake ankommen, stellt sich der Mt. Rainier etwas „bockig“ und verhüllt sich nun in Wolken anstatt sich hier im See zu spiegeln. Aber die Wolken auf der anderen Seite sind ja auch ein ganz netter Ersatz dafür.
Und vielleicht haben wir ja heute abend bei der Rückfahrt etwas mehr Glück. Bei Ankunft am Paradise Visitor Center informieren wir uns erst mal etwas: Es wird ein sehr interessanter Film über die Entstehung des Vulkans und die potenziellen Gefahren für die Umwelt gezeigt.
Der Mt. Rainier wird von vielen Experten als vielfach bedrohender als der letzte Mt. St. Helens-Ausbruch bezeichnet. Da sich unvorstellbare Mengen an Wasser in Form von Schnee & Gletschern (insgesamt 28) auf dem Berg befinden, wird bei einer Eruption als Folge mit einer riesigen Schlamm- und Flutwelle gerechnet, die alles in weiterer Umgebung zerstören könnte. Aber da der letzte Ausbruch nun ja schon über 2000 Jahre zurück liegt, wird es wohl nicht gerade heut soweit sein.
Im Visitor Center sehen wir auch die Pläne für das neue Visitor Center, das in den kommenden Jahren unter ökologischen Gesichtspunkten errichtet werden soll. Das jetzige Visitor Center hat den Nachteil, dass sich im Winter die riesen Schneemassen, die hier herunterkommen, meterhoch auf dem Dach stapeln, das für diese Belastung gar nicht ausgelegt ist.
Das Ganze wird momentan dann per Heizung abgetaut.
Nach Fertigstellung des neuen Visitorcenters soll das Alte dann abgerissen werden.
Nach einem kurzen Lunch in der Cafeteria dort machen wir uns nun auf den Weg ins Freie. Draussen ist es zwar frisch, aber schön sonnig. Genau das richtige Wetter also, um etwas zu wandern. Wir wandern auf dem Deadhorse Creek Trail immer weiter nach oben, je höher wir kommen, umso schöner werden die Ausblicke. Auch die Vegetation verändert sich, die Pflanzen werden weniger und niedriger.
Zuerst gibt es noch Herbstfärbungen, irgendwann erreichen wir dann die Schneegrenze. Der Weg ist zuerst noch betoniert, später wird es dann ein Naturboden-Trail, was wesentlich angenehmer zu gehen ist. Von einem Aussichtspunkt aus sieht man, wie eine Moräne zu früherer Zeit eine riesige Schneise bis ins Tal in den Wald geschlagen hat. Die Natur hat hier schon ganz unvorstellbare Kräfte. Am Aussichtspunkt Glacier Vista hat man einen schönen Ausblick auf den Nisqually Glacier, der sich aber auch in den letzten Jahren schon um einiges zurückgezogen hat.
Unser Trail mündet nun in den bekannten Skyline Trail, auf dem man eine Rundtour durch die Paradise-Region gehen kann. Dies ist allerdings dann doch zu weit für uns (bzw. für unseren Zeitplan...).
Wir gehen noch ein Stück höher, allerdings wird der Weg nun immer schlechter, da durch die Schneefälle überall (Schnee-) Matsch auf dem Weg liegt und das Ganze recht rutschig wird. Als wir wieder umdrehen wollen und noch einem Squirrel beim Spielen zuschauen, kommt uns ein Tourengeher mit den Skiern auf den Schultern entgegen. Im Winter ist dies tatsächlich eine sehr beliebte und sehr gefährliche (Lawinenabgänge) Gegend für Tourengeher.
Nun gut, wir drehen jetzt um und und laufen nun auf dem Skyline Trail zurück Richtung Visitor Center. Am Aussichtspunkt Alta Vista haben wir mal wieder enormes Glück: Die Wolken verziehen sich nochmals und geben erneut den Blick auf den Mt. Rainier frei. Ein paar ebenfalls faszinierte Amerikaner bieten sich an, ein paar Photos zu machen.
Dabei stellt sich heraus, dass einer von Ihnen schon in derselben Firma in Michigan gearbeit hat, in der Stephan auch schon beruflich war.
Kurz vor dem Visitor Center beobachten wir dann noch einige (Perl-)Hühner(?) oder ähnliches im dichten Gestrüpp. Süß, wie die durch die Gegend watscheln…
Nach einer etwa 2-3-stündigen Wanderung steigen wir nun wieder ins Auto, um auf der Paradise Road noch ein Stück weiter nach Westen zu fahren. Der nächste Stop ist an den Narada Falls. Wir gehen auch hier ein kurzes Stück zum Fuß der Wasserfälle, wo wir durch einen kleinen Regenbogen in der Gischt belohnt werden. Ein blau gefiederter Vogel zieht dort unsere Aufmerksamkeit auf sich, wir können ihn jedoch nicht identifizieren (und unser Photo leider auch nicht scharf genug, um es hier einzustellen...
).
Wir überqueren nun auf der Straße den Moränenabgang, den wir vorher von oben schon gesehen haben.
Wir fahren noch bis Longmire, wo die ersten Besiedelungen/Hotels im Park gebaut wurden. In der Zwischenzeit wird das gesamte Gebiet jedoch vom NPS verwaltet. In einem der alten Gebäude befindet sich zwischenzeitlich das (kleine) Longmire-Museum, wo man eine kleine Ausstellung zu Fauna, Flora und Geologie des Parkes anschauen kann. Nun ist es aber schon später Nachmittag und wir müssen (möglichst noch bei Helligkeit) den ganzen gefahrenen Weg wieder zurückfahren. Schon interessant, wie bei der Rückfahrt manche Stellen doch völlig anders wirken, nur weil man aus der anderen Richtung dorthin kommt.
Als wir wieder am Reflection Lake vorbeikommen, bestätigt sich, dass wir diesen Urlaub wohl wirklich besonders brav waren: Der Mt. Rainier ist nun tatsächlich fast wolkenfrei und spiegelt sich wunderbar im See! Natürlich werden mal wieder eine ganze Latte an Fotos von uns geschossen.
Gegen Abend erreichen wir müde wieder Packwood – bei Subway holen wir uns noch Sandwiches und essen die gemütlich in unserem Motel, während die ersten Notizen für diesen Reisebericht entstehen.
Abendessen: Subway Sandwiches im Hotelzimmer
Übernachtung: Mountain view lodge motel, Packwood
Gefahrene Meilen: 103