Flicka, leider kommt man bei denen nicht so sehr oft zu Wort
Und wenn man eine Frage stellen konnte, war diese nicht immer mit einem Satz beantwortet...
Nach dem, was ich so mitbekommen habe, sind beide (besonders er) ziemlich Abenteurer ihr Leben lang gewesen, so von Venezuela (dort in Saus und Braus gelebt und RICHTIGE Abenteuer erlebt) zurück nach Deutschland, in Deutschland harte Zeiten durchgemacht und dann in den USA gute und schlechte Zeiten gehabt vom Wohnen im Trailer bis hin zu "bekannt wie bunte Hunde in Key West", das in den 70ern wohl wirklich noch ein ziemliches Aussteigerörtchen gewesen ist oder zumindest von den beiden als solches empfunden wird.
Irgendwo hatten die in den USA sicherlich die gleichen Probleme mit sich und dem Leben wie in Deutschland (immer irgendwie das Gefühl nicht "dazu zu gehören" habe ich öfter gehört). Ansonsten haben die wohl in den USA eben ihr Leben gelebt, nur eben mit den Höhen und Tiefen eines USA-Lebens und nicht mit denen eines Lebens in Deutschland. Deren Ansichten über die USA sind nicht verherrlichend, aber meiner Meinung nach punktuell schon extrem konform was das Leben von Eltern zweier Söhne in der Army betrifft und in anderen Punkten so, dass man als Deutscher nach Luft schnappt, was bestimmte Randgruppen in den USA und bestimmte Ansichten angeht. Das will ich aber ehrlich gesagt hier nicht weiter auswälzen, sorry.
Letztlich war aber wohl nur Fred derjenige, der lange Zeit noch Bindung an Deutschland hatte, wobei das genauer gesagt für ihn "Schwaben" bedeutete. Elke hingegen hat niemanden mehr in Deutschland, war ewig nicht mehr dort, beide hatten auch keinerlei Wissbegier. Und wenn man so etwas erwähnt hat was in den letzten Jahren so los war, beispielsweise die Affaire bzgl. Herrn Wulff, die man ja auch auf allen möglichen Internetseiten genauestens verfolgen konnte, hatten sie noch nichts davon gehört und ihr Interesse erstarb nach einem erläuternden Satz meinerseits. Elke hat sehr entschieden verneint nochmals nach Deutschland fliegen zu wollen, auch nicht für einen Urlaub.
Damit will ich sagen, dass Deutschland denen wohl recht fern ist und Elke, die sich in ihrem Leben eine andere berufliche Laufbahn gewünscht hatte als in Key West Leute zum Brotkauf zu überreden, hätte genau dieses Dilemma wohl auch in einer Bäckerei in einer Kleinstadt bei Stuttgart ebenso mit sich herumgetragen.
Und andererseits hört man heute noch klar heraus, dass sie Deutsch nicht nur sprechen, sondern auch denken in einem sehr seltsamen Kauderwelsch. Beide verneinen mit dem Wort "no", was sie eher spanisch aussprechen, Elke hat in jedem zweiten Satz ein "well", Fred fragte, ob wir den Salat mit Avocado möchten, wobei er da auch die spanische Vokabel völlig selbstverständlich benutzte. Aber die Logistik, das Heranschaffen deutschen Oktoberfestbiers und von Lebensmitteln um Sachen so kochen oder backen zu können wie in good old Germany gelernt, nimmt wohl in Freds Leben einen hohen Zeitanteil in Anspruch. Und dann erzählen die beiden mir etwas über die Keys und sprechen "Marathon" absolut deutsch aus, nämlich wie man auf Deutsch den Langstreckenlauf aussprechen würde.
Elke (von Fred weiß ich es nicht so genau) reflektiert diese Haltung zwischen den Welten auch auf bestimmte Art und Weise, aber sie leben eben dort und haben beide nur etwa ein Drittel ihres Lebens in Deutschland verbracht. Aber ich weiß ja auch, dass ich immer eher ein wenig distanziert wirke, es kann also auch an mir gelegen haben, dass ich mich da auf eine eher beobachtende Position zurückgezogen habe...
Ich fand die beiden Tage daher absolut spannend und interessant, muss aber leider auch sagen, dass es sehr anstrengend war, dass ich dort eben nicht so eigenwillig wie sonst das tun und lassen konnte, was ich wollte, auch wenn ich sicherlich nur einen entsprechenden Plan oder Wunsch hätte äußern müssen.