DI, 2.10.2012: Boone Hall und Historisches in CharlestonDer Postkartentext des Tages:
Ihr Lieben, wir fühlten uns wie "vom Winde verweht", dabei wurde auf Boone Hall Plantation doch eher "Fackeln im Sturm" gedreht. Diese Postkarte hat übrigens eine Chance euch zu erreichen, denn hier gibt es ein sehr schönes historisches Postoffice, in dem sogar noch gearbeitet wird.
P.S.: Habt ihr übrigens vorgestern - wie besprochen - die Lindenstraße aufgenommen?Und im Klartext:
Heute morgen ging es etwas später los als bisher. Schließlich hatten wir "nur" Besichtigungen, aber keine lange Fahrt vor uns.
Schon beim Verlassen des Hotels schlug uns feuchtwarme Luft entgegen, puuuuh!
Ganz früh morgens wurde meine Runde durch die Stadt daher eher zum Spaziergang als zum Sport. Und siehe da, der Anblick der Waterfront war verändert, denn ein riesiges Kreuzfahrtschiff, die Carnival Fantasy, lag inzwischen hier vor Anker.
Ab zur Boone Hall Plantation. wo unter anderem Fackeln im Sturm gedreht wurde und außerdem ein furchtbar sentimentales Rührstück nach einem Roman von Nicholas Sparks. Ja, ja, ich besitze die DVD, habe mir diese nach meinem ersten Besuch hier 2005 gekauft.
Irgendwie war vor 7 Jahren hier alles noch ruhiger, ob es damals wohl den Cracker Barrel hier schon gegeben hatte, in dem wir heute frühstückten?
Erst einmal den Wegezoll löhnen und ab durch die berühmte Allee mit den alten, mit Spanish Moss behangenen live Oaks ins Visitor Center um eine Tour durch das Haus zu reservieren. Vor uns ein paar deutsche kulturbeflissene Frauen, die erstaunlich viel von den Amis gelernt hatten, also einiges an Fragen hatten (z. B., ob man auf dem Grundstück Schlangen befürchten müsse) und sich ausgiebig Directions geben ließen. Bei uns ging das merklich schneller...
Und los ging es zum altehrwürdigen Herrenhaus. Wow, das war doch mal ein Häuschen. Für die Touris stand hier ein Stückchen Baumwollfeld (pah, sowas kennen wir schon!), für die Führung musste man sich dieses Mal im Welcome Center anmelden, dafür gab es neu eine Fahrt im offenen Wagen über die Landgüter und die dekorativen Slave Cabins waren mit Monitoren ausgestattet und wussten somit nunmehr Geschichten zu erzählen.
Alles schon ein bisschen auf Halloween eingerichtet:
Schon merkwürdig, da kamen die Siedler aus Europa, weil sie dort nichts wurden und als Leibeigene darbten, hier wurden sie innerhalb weniger Generationen nicht nur zu selbstbewussten Bauern, sondern zu denjenigen, die selbst andere Menschen versklavten und die ursprüngliche Bevölkerung des Landes, in dem sie lebten, am liebsten ausrotten wollten.
Ein bisschen zwiespältig stand ich also den durchaus malerischen Sklavenhütten gegenüber und musste mich ein bisschen zwingen, nicht voller verklärender Südstaatenromantik in Gedanken im Reifrock wie Scarlett O'Hara über dieses riesige Gut zu wandeln.
Etwa zwei Stunden oder mehr sollte man für Trolleytour, Hausbesichtigung und Rundgang auf dem Grundstück einplanen.
Nach der Rückkehr nach Charleston machten wir uns auf die Socken, indem wir von Schatten zu Schatten hüpften um uns Charleston näher anzusehen. Uns noch eines der vielen alten und imposanten Häuser von innen anzusehen, konnten wir uns nicht überwinden, schließlich bieten diese Besichtigungen zwar einen ganz guten Einblick in die Zeitgeschichte, aber für den stolzen Preis werden nach meiner Erfahrung vor allem äußerst langatmig Möbel aus Europa erklärt - und das war auf Dauer eher öde.
Der berühmte Brunnen:
Christbaumschmuck gefällig? (In der Markthalle)
Markthalle:
St. Michael´s Church:
Im Postamt:
Der alte Sklavenmarkt, der heute ein Museum zum Thema enthält, war hier noch interessant und informativ.
Und ja, auch hier gibt es die unvermeidlichen Squirrels. Während die Kollegen im Westen aber bereits umgeschult haben auf Schnorrer und damit so gutes Geld (äääh, ich meine "Nüsschen") machen, dass sie sich nicht mehr mit ehrlicher Arbeit abmühen müssen, gehen die Ostkollegen noch ehrlich anschaffen. Zwar würden sie die Bäuche durchaus noch hochbekommen um einen Keks anzunehmen, doch sind sie hierfür viel zu anständig und bewahren sich ihre Würde, indem sie nur höchst selten so vorbildlich posieren wie dieser fleißige Geselle, der übrigens keinen Tip dafür bekam.
Irgendwann aber waren wir übersättigt von den vielen Eindrücken. Für den jüngeren Teil der Reisegruppe bedeutete es das hiesige Outletcenter als Kontrastprogramm, für den anderen Teil der Reisegruppe ein wenig Ruhe im Zimmer.
Schade, irgendwie hätte ich den Abend hier gerne noch ein bisschen ausgenutzt, aber zum einen war ich KO, zum anderen begann es ein wenig zu regnen, sodass dann doch das Zimmer meine Zuflucht wurde. Immerhin bedeutete das Fortschritt für diesen Reisebericht.