8. Tag - 29. August 2009
Scottsdale – Lost Dutchman SP –Apache Trail - Scottsdale
“Der Bone Hunter und andere Verrückte”
Es ist doch wirklich bemerkenswert, dass von diesen Unmengen an Flüssigkeit, die man hier zu sich nimmt nur der kleinste Teil mittig vorne wieder ausgeschieden wird. Bei mir jedenfalls. Bei meiner Frau sieht das ganz anders aus. Als ich heute Morgen aufwache quält mich die Frage, wer von uns beiden nun der Gesunde ist.
Trotzdem verlassen wir um 8:00 Uhr unser Hotel, tanken und frühstücken kurz und sind um viertel nach neun am Eingang des Lost Dutchman SP östlich von Phoenix. Wie vor allen öffentlichen Gebäuden ist auch hier der Stars-Spangled-Banner vor der Ranger Station wegen der Beerdigung Ted Kennedys auf Halbmast geflaggt.
Wir ziehen unsere Stiefel an, packen einen Rucksack voll Wasser und begeben uns um kurz vor zehn auf den 2,5 Meilen langen Treasure Loop Trail. Er steigt stetig an zur Westflanke der Superstition Mountains und nach den ersten paar Metern sind wir schon schweißgebadet.
Es ist 11:00 Uhr als wir am höchsten Punkt unserer Wanderung ankommen. Unser Thermometer zeigt 44° C an. Wahrscheinlich auch deswegen begegnen wir hier keiner Menschenseele. Es bleibt aber die Kraft die Aussicht zu genießen und ganz am Ende des Horizonts erkennt man sogar die Skyline von Downtown Phoenix.
Um 11:30 Uhr sind wir nach einem schnellen Abstieg wieder an unserem Auto und es beginnt für eine Stunde das, was wir beide als besonders unangenehm empfinden: die „Nachschwitzphase“.
Wir fahren nun weiter auf dem Apache Trail, der kurz vor dem Lost Dutchman SP beginnt und sich 44 Meilen durch eine fantastische Berglandschaft und Canyons an der Nordseite der Superstitions entlang schlängelt.
Nach ca. 25 Meilen wird er zu einer sehr guten Dirtroad, die man Stand heute auch problemlos mit einem PKW befahren kann. Immer wieder bieten sich phantastische Ausblicke. Auf dem Canyon Lake scheint heute am Samstag halb Phoenix auf dem Wasser zu sein.
Wir passieren die kleine Siedlung Tortilla Flat, in der man sich in einen Western zurückversetzt fühlt und man nur darauf wartet, dass Fuzzy gleich die Salontür aufstößt.
Es macht sehr viel Spaß, die jetzt immer enger werdenden Serpentinen zu fahren.
Wir erreichen bald den Apache Lake.
An einem kleinen Pullout, aus dessen Nähe man einen besonders schönen Ausblick hat, steht schon ein Pick up mit „Bone Hunter“ Aufkleber auf der Heckscheibe. Wir parken dahinter und besteigen den kleinen Hügel.
Ein Mann in den Fünfzigern steht dort in voller Tarn-Montur und beobachtet den an der anderen Seeseite aufsteigenden Hang mit einem Fernrohr. Nach dem üblichen Smalltalk kommen wir tiefer ins Gespräch.
Er erzählt uns, dass er Ausschau nach Schwarzbären hält, die um diese Jahreszeit in tiefer gelegene Ebenen kommen, um die roten Früchte des Prickle Pear Kaktus zu essen. Ich frage ihn, ob er heute schon einen gesehen hat. Er zückt sein Handy und zeigt uns ein Foto, das ihn neben einem ausgewachsenen Bären zeigt. Meine vielleicht etwas naive Frage, ob dieser noch lebt ringt ihm nur ein müdes Lächeln ab. Ungefragt berichtet er uns noch von seinem zweiten Jagderlebnis: Kurz vor unserem Treffen hat er eine Klapperschlange, die ihm unvorsichtigerweise begegnet ist, mit einem Stein in die ewigen Jagdgründe befördert.
Unsere schlimmsten Befürchtungen vom Anblick seines Autoaufklebers hatten sich bestätigt.
Kurz hinter dem Roosevelt Dam
sind wir wieder zurück auf Asphalt und vor uns erstreckt sich der Roosevelt Lake – der größte See Arizonas. Auch hier sind wieder unendlich viele Wochenendausflügler auf ihren Booten unterwegs.
Am Tonto NP fahre ich etwas zu schnell vorbei und wir haben auch keine Lust umzudrehen, weil es uns ehrlich gesagt zu heiß ist um noch mal für längere Zeit das klimatisierte Auto zu verlassen. Die weitere Fahrt auf der AZ 88 ist sehr schön und bald erreichen wir Miami.
Kurz vor Superior führt die US 60 nun ca. 8 Meilen durch einen sehenswerten Canyon. Wir nähern uns wieder der Vicinity von Phoenix und auf dem Freeway fällt uns ein alter Ford-Truck auf, von dessen Ladeklappe in riesigen Lettern O-B-A-M-A prangt. Kurz bevor wir ihn überholen sehen wir, dass zwischen den großen Buchstaben noch kleine stehen:
One
Big
Ass
Mistake
America.
Naja, wenigstens war der Fahrer kreativ.
Bei Harley Davidson in Chandler muss ich noch ein paar Sachen besorgen und dann waschen wir im Hotel erstmal den Staub des Tages von uns ab.
Wir lassen den Tag in einer Bar in Downtown Scottsdale ausklingen und beobachten das Partyvolk. Es tut weh, mit anschauen zu müssen wie kleine Mädchen, die zum 16. Geburtstag den dicken Escalante von Pappi geschenkt bekommen haben, diesen dann nicht mal in einen Parkplatz groß wie ein Scheunentor vorwärts einpacken können.
Gefahrene Meilen: 222