17. Tag – 07. September 2009
Moab – Top of the World (abgebrochen) – Dolores River Overlook – Tower Arch (KlondikenBluffs/Arches NP) – Moab
“Mal verliert man, mal gewinnt man”
Ich frage mich, wo sich all diese Menschen, die abends die Stadt bevölkern tagsüber herumtreiben. Gestern haben wir nur ganz vereinzelt mal die üblichen Jeep Safaris getroffen. Und das sollte auch heute wieder so sein.
Wir waren vor 2 Jahren schon mal für 5 Tage in Moab und haben da einen großen Teil der Hauptattraktionen „abgearbeitet“. Dieses Jahr wollten wir ein paar Dinge abseits der ausgetretenen Pfade unternehmen und uns selbst auch etwas größere Herausforderungen stellen. Das wir uns vor 2 Wochen in Las Vegas dieses Auto ausgesucht haben, hatte vor allem auch mit dem heutigen Tag zu tun.
Aus dem sehr empfehlungswerten Buch „ Guide to Moab Backroad & 4 Wheel Drive Trails“ haben wir uns für heute zwei Touren herausgesucht.
Zuerst soll es zum „Top of the World“ gehen. Der Autor Charles A. Wells ratet in seinem Buch alle Trails in 3 Schwierigkeitsstufen: easy, moderate und difficult. In dieser Tour sind alle 3 enthalten, wobei nur das allerletzte Stück „diifficult“ eingestuft ist, dass man aber auch hiken kann. Unser Ziel ist es heute, es bis zum Ende des „Moderate“-Abschnitts zu bringen und den Rest zu laufen. Vom „Top of the World“ soll man einen phantastischen Overlook auf die Fisher Towers, La Sal Mountains, dem Priest & the Nuns Felsen und den Arches NP haben.
Die Dewery Bridge, an der unser Trip startet, gibt es nicht mehr – genauer gesagt hängen nur noch die Seile, von denen sie mal getragen wurde.
Drumherum verkohlte Bäume, könnte also abgebrannt sein.
Von hier bis zu unserem Ziel sind es 9,6 Meilen, die ersten davon easy. Dann wird es sehr tricky. Es geht über steile, stufige Slickrochabschnitte.
Oft sind diese versetzt, und wir haben Probleme mit der Traktion. Es bleibt einiges an Gummi auf den Steinen zurück. Sehr langsam geht es voran und Caro ist fast nur vor dem Auto um zu spotten. Die Strecke wird immer übler. Nach 6,3 Meilen sagt mir mein Bauchgefühl, dass es besser ist abzubrechen und umzukehren. Heftige Stellen hatten wir schon hinter uns, aber wir wussten auch, dass noch ein paar kommen. Mir fehlt einfach die Sicherheit, dass Auto hier unbeschädigt hochbringen zu können – vielleicht auch wegen des Erlebnisses gestern im Long Canyon. Caro verstand das natürlich auch sofort. Weil eine Spur Ernüchterung nicht vermeidbar ist, haben wir keine Lust den Rest des Weges zu laufen.
Um 12:00 Uhr sind wir wieder auf der Entrada Bluffs Road. Wir wollen nicht umsonst den ganzen Colorado Riverway hochgefahren sein, also fahren wir zum Dolores Overlook, der von hier nur eine Stunde entfernt ist. Verschenkte Zeit, wie sich herausstellt. Der Overlook ist nicht mehr „als nett“.
Eine ätzende Fahrt fast ausschließlich über sehr großen Gravel und auch am Wegesrand gibt es nur wenig Interessantes.
Wir halten uns hier auch nicht lange auf uns sind um 14:30 Uhr wieder auf der US128 und um 15:30 Uhr am Visitor Center vom Arches NP, wo unsere zweite Tour startet: die zum Tower Arch in der Klondike Bluffs Area. Dieser Trip ist „Moderate“ geratet von Charles A. Wells – machbar mit einem SUV mit High Clearance 4WD und erfahrenem Fahrer. Eine Herausforderung, der wir uns stellen wollen. Den Tower Arch kann man sich natürlich auch ohne diesen Zirkus anschauen. Eine gute Waschbettpiste – die Salt Valley Road – führt zum Trailhead, von wo man in einem anstrengenden ca. 3,5 eilen Hike zum Arch gelangt. Will man aber so wie wir direkt mit dem Auto vorfahren, geht der Weg etwas anders.
Wir fahren die Salt Valley Road nur bis zur Meile 7,2 und biegen dann links in eine enge Dirtroad ab. Ziemlich bald stehen wir vor dem ersten sehr felsigen Anstieg. Im zweiten Versuch bin ich oben. Es geht ein Stück flach weiter, dann der nächste Anstieg, steiler und stufiger als der Erste. Langsam geht es hinüber. Caro, die von außen zuschaut, schlägt immer öfter die Hände vor dem Gesicht zusammen.
Nach diesem ist für uns klar, dass hier der Point of No-Return gekommen ist und wir das jetzt durchziehen – egal was passiert. Eine gute Handvoll dieser Ausstiege, die teilweise in tiefen Sand abfallen lassen wir in präziser Klein- und bester Teamarbeit hinter uns. Die steilen felsigen Abschnitte haben wir geschafft. Es folgen einige Tiefsandpassagen, die aber gut zu meistern sind. Und um 17:45 Uhr parken wir unser Auto am Tower Arch.
Dieser liegt zwar großenteils im Schatten, aber das Ziel war ja auch nicht das Foto.
Leider bleibt uns hier nicht ganz viel Zeit, denn wir müssen vor Einbruch der Dunkelheit hier wieder raus sein. Für den Rückweg nehmen wir den zur Salt Valley Road parallel laufenden 4WD-Trail. Dieser hat so gut wie keine steinigen Abschnitte. Dafür aber Sand, viel Sand. Unser Auto fährt die teilweise sehr langen und tiefen Sandabschnitte wie auf Schienen, und wir kommen natürlich deutlich schneller voran.
Diese Tour ist für mich an der Grenze dessen, was mit einem HC 4WD-Miet-SUV möglich ist (ohne diesen zu beschädigen). In Relation ist die Fahrt in die CBS oder zu White Pocket wie die Fahrt zum Kaffee bei der Mutter.
Wenn man mit dem Auto zum Tower Arch will, sich die harte Querpassage von der Salt Valley Road aber ersparen möchte ist es meiner Meinung nach einfacher, diese Piste im Rein-Raus-Verfahren zu wählen.
Wir kommen noch am Eye of the Whale Arch vorbei, der in diesem Licht aber unspektakulär ist.
Um 20:00 Uhr sitzen wir im ZAK bei Steak und Bier und lassen einen abenteuerlichen Tag Revue passieren. Aus jetziger Sicht würde ich den „Top of the World“ Trail weiterfahren, denn der Weg zum Tower Arch war deutlich heftiger.
Gefahrene Meilen: 162