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Autor Thema: Kakteen, Wüste und tote Cowboys - Südarizona und Vegas im November 2014  (Gelesen 39662 mal)

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Doreen & Andreas

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@Andreas: auf Dich hab ich schon gewartet  :lol:
Echt...  :P
Dabei habe ich doch schon als dritter `Hier` geschrien...  :lol:

Der jetzt neu gefundene Radiosender spielt eines meiner Lieblings-Vegas-Lieder der letzten Jahre (keine Ahnung warum).. don’t stop believing von Journey.  Laut mitsingend nehmen wir die letzten 100 Meilen unter die Räder.
Muß ja ein unglaublich langes Lied sein...  :gitarre: :musik:
Viele Grüße,
Andreas
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mlu

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Sodele, bin auch noch schnell aufgesprungen.

Da hat man gerade seine letzte USA-Reise hinter sich und denkt sich "gut, nächstes Jahr dann mal was anderes". Dann liest man deinen Bericht und denkt sich "gut, wo kann ich den nächsten Flug buchen?". Unfassbar. Das steckt an. Bitte weiter so!

Gruß
Micha
Man muss dem Leben immer um einen Whiskey voraus sein - Humphrey Bogart


usa-rookie

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Bitte entschuldigt, wenn es hier in der nächsten Zeit evtl. etwas zögerlich vorangeht... meine Mama ist im Krankenhaus und da steht mir der Sinn nicht so sehr nach RB-schreiben  :(
Aber einen Tag hab ich heute für Euch  :D

7.11.2014

Gääähn… ich hab schomal besser geschlafen… das lag aber nicht etwa an Bettwanzen oder sonstigem, sondern eher am Jetlag und Schulterschmerzen. Um 7 Uhr kann man aber auch mal aufstehen. Übrigens wird es irgendwie genauso schnell hell, wie abends dunkel und nein, das liegt nicht am Lichtschalter 
Vor den Weg zum Organ Pipe NM hat der liebe Gott eine Tanke gesetzt. Der RAV 4 verlangt Stoff und den soll er haben. Es klappt hier sogar ohne ZIP.  Wir sehen jede Menge böse ausschauende Harley-Fahrer. Die Frauen sind in extrem hohen Hacken unterwegs. Ich trau  mich nicht mal ein Bild zu machen.. beim Wegfahren sehe ich eine weiß-pinke Maschine (und der Fahrer ist definitiv kein Mädel) und denke bei mir „auch harte Biker sind eigentlich Hello-Kitty-Fans“ :D

Auf dem Weg zum Organ Pipe fallen schon jede  Menge Saguaros auf. Aber auch hier ein Grenzposten..



.. kein Wunder, jetzt ist Mexico nur noch 40 Meilen weg. Im Visitor Center hab ich plötzlich wieder Netz.. mein Smartphone denkt, es wäre im Land der Sombreros. Der Nationalpark teilt sich übrigens 33 Meilen Grenzlinie mit Mexico.
Der Ranger erklärt mir ausführlich die beiden Loops, die man mit dem Auto befahren kann. Wir wollen nicht groß wandern und beschliessen die Strecke zu nehmen, die direkt hinter dem Besucherzentrum anfängt.
Zuerst aber mal die süssen Teile von der Tanke als Frühstück verspachteln. Danach liegen wir minutenlang im Zuckerkoma. Zwei große Raben freuen sich über die zurückgebliebenen Krümel. Wahrscheinlich brauchten die bis heute keine andere Nahrung.



Auf geht’s über den North Puerto Blanco Drive. Irgendwie sieht man viel mehr Saguaros und Cholla Kakteen, statt den Namensgeber Organ Pipe.. Die ganze Szenerie wirkt irgendwie surreal. Es ist niemand außer uns unterwegs. Das Ganze ist ein regelrechter Kakteenwald, in dem ich ständig kleine ponchotragende Mexicans mit Oberlippenbart wähne.










Wir fahren auch noch ein Stück den Ajo Mountain Drive, aber irgendwie hab ich jetzt auch genug Kaktusse gesehen. Zumal es heute auch noch nach Tucson mit seinem Saguaro Nationalpark geht.



Auf dem Rückweg ist an der Grenzkontrolle ein langer Stau… ein junger Grenzschützer unterrichtet die Wartenden, dass es weiter vorne einen Unfall gegeben hat. Er will wissen von wo wir kommen und ob wir nur zu zweit unterwegs sind. Ja – plus Esel halt.. aber bevor der Traveldonkey für einen illegalen Einwanderer gehalten wird, verstecke ich ihn lieber ;)
Neben Kakteen sieht man hier übrigens viele, viele Moped-Fahrer. Liegt das an der mangelnden Helmpflicht in Arizona oder einfach nur am geilen Wetter?
Ebenfalls überproportional vertreten sind Buggy’s oder Quad’s auf Autoanhängern.. bei der vielen Gegend, die man hier zur Verfügung hat eigentlich klar.
Impressionen:









Eine erneute Border Control vor Tucson. Hier müssen wir unsere Reisepässe vorzeigen und auch wieder erzählen, wo wir waren, wo wir hin wollen  und überhaupt. Die Grenzlady ist aber sehr nett und wünscht uns einen „safe trip“.
Tucson zieht sich irgendwie. Vom ersten Ortsschild bis nach Downtown sind es gefühlte 30 Minuten. Downtown selbst ist auch ganz nett, aber irgendwie sehe ich gar keine „Hotelmeile“… eigentlich gar kein Hotel/Motel.
Hier hab ich nix vorgebucht und so befragen wir mal das Navi, wo es in der Nähe eine Übernachtungsmöglichkeit gibt. Relativ nah gäbe es ein Best Western, aber mir gefällt die Gegend nicht.
Also zuerst mal zum Saguaro Nationalpark.. dem östlichen. Dieser Nationalpark ist nämlich durch das Städtchen Tucson quasi zweigeteilt. Ich hatte dabei auch im Hinterkopf, daß es in der Nähe des NP doch wohl Hotels geben müsste. Gibt’s aber nicht..
Anyway .. , wir cruisen den Cactus Drive entlang und lernen, daß es hier 55 Arten von Kakteen gibt. Beeindruckend!







Wir laufen den Desert Geological Trail und ich bin erstaunt über die Stille, die hier herrscht. Kaum ein Vogel oder sonstwelche Geräusche, stattdessen auch hier Kaktus-Wald. Übrigens will ich lieber nicht wissen, was hier auf die Jagd geht:










Nach dem Besuch ist wieder die Hotel-Suche gefragt.. ich entscheide mich für’s Hilton. Sieht von außen nett aus, die Schnepfe am Desk ist es aber nicht und ausgebucht ist der Kasten auch noch. Vielleicht wollten sie auch keine Touris mit sandigen Schuhen..?

OK – weiter geht’s. Mit Hampton Inn’s haben wir bislang gute Erfahrungen gemacht und wir laufen dort ein. Es gibt nur noch eine Suite, die 174$/Nacht kostet. Mir wäre es zuviel, aber Patrick findet das Hotel klasse und will bleiben. Auf die Frage nach Sonderpreisen für AAA-Members, erklärt die Antwort von Rezeptions-Joe das hohe Besucher-Aufkommen: Es ist „homecoming-Weekend“. Muss ich nachher mal googeln..
Wir buchen uns für eine Nacht ein. Ich hatte Tucson eigentlich für 2 Nächte auf dem Plan, aber so ist das halt mit Plänen..
Das WiFi im Zimmer nutze ich dann gleich mal, um eine Unterkunft in Tombstone zu finden. Auch das gestaltet sich schwierig. Nur im Grand Hotel ist noch was bezahlbares zu bekommen. Das reserviere ich dann auch gleich mal für den morgigen Tag.
Nachdem wir uns den Wüstensand des Tages von den Körpern gespült haben, wäre es Zeit für Futter. Ich habe natürlich bei der Hotelsuche noch nebenbei die Outback’s in Tucson ausgespäht ;) Aber gegenüber gibt’s auch ein Fleisch-Restaurant (Texas Grill). Also an der bürgersteiglosen Strasse entlang dorthin spaziert. Aber davor warten die Gäste schon in 10er-Reihen.. Nun denn -  doch Richtung Outback.
Wartegerät in die Hand gedrückt bekommen und eine Viertelstunde später sitzen wir am Tisch. 2 Bier und Aussie cheese fries geordert.. das Leben ist schön!
Aber hey, sind die etwa kleiner geworden? Na ja, eigentlich reicht die Portion auch aus, sonst ist man später immer so überfressen. Und das bereits nach der Vorspeise!
Ich nehme heute einen Salat mit Shrimps und Patrick sein übliches Outback special. Das Bestellen gestaltet sich wider Erwarten schwierig. Normalerweise wird nur nach der „Blutigkeitsstufe“ gefragt.. hier erstmal die Größe.. dann sagt der Hase selbstbewusst „medium“.. was eigentlich immer verstanden wird. Die Waitress in diesem Etablissement fragt noch etwas, was ich nicht verstehe (pea..pink..?). Wir einigen uns darauf, daß der Fleischlappen in der Mitte noch pink sein soll. Schließlich kann man noch wählen zwischen „wood-fire“ oder „classic“ gebraten. Puh – schwierig. Nichtsdestotrotz extrem lecker!
Im Zimmer noch ein kaltes Bud aus dem Kühlschrank (die Suite hat eine komplett eingerichtete Küchenzeile) und der Kakteen-Tag geht zu Ende.

Fazit: Stachelige Gesellen können ganz schön interessant aussehen
Ach ja Homecoming Weekend = Homecoming ist eine jährliche Tradition an einigen Universitäten, High Schools und Colleges in den USA. Bei diesem festlichen Anlass wird üblicherweise Ende September oder Anfang Oktober zu Ehren ehemaliger Schüler und Universitätsangehöriger ein Bankett oder ein Football-, Basketball- oder Eishockeyspiel oder Ähnliches ausgerichtet. Oft wird auch eine Parade durch die Straßen der Stadt abgehalten oder ein Ball veranstaltet, als dessen Höhepunkt eine Homecoming Queen, eine Ballkönigin (und oft auch ein Homecoming King) gekrönt wird, sei es aufgrund von Beliebtheit, Schönheit oder Verdiensten um die Schule bzw. Hochschule.
(Quelle Wikipedia)

Hotel: Hampton Inn&Suites 174$ plus Tax
Essen: Outback 42,99$ plus Tip
Gefahrene Meilen: 248

Yaphi

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Erstmal gute Besserung an die Frau Mama !
Und dann die Frage: Organ Pipe oder Saguro, wenn man in der Ecke ist ? oder beide ?

usa-rookie

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Danke yaphi,
Hmmm, in beiden sieht man viele, viele kakteen  :D Organ Pipe ist einsamer  (wir waren fast die einzigen Besucher).  Ich fand die Saguaros im Saguaro NP noch ein bisschen imposanter/grösser.. kann aber auch Einbildung gewesen sein. Man muss m.E. nicht beide gesehen haben.
Wenn ich entscheiden müsste, dann eher pro Saguaro NP. Ist einfach auch mehr "drumrum".. (Tucson pima Air&space Museum usw.)

LG. Romy

usa2008

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Hallo Romy,
das mit deiner Mutter tut mir leid, ich hoffe es geht ihr bald besser.
Lass dir Zeit mit dem RB schreiben, wir legen uns derweil am Hotelpool
in die Sonne und genießen die Wärme :urlaub:

usa-rookie

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8.11.2014 oder Zeitreise Nummer 1

Heute erwischt er mich dann doch… der Jetlag. Um 4:30 Uhr kann ich nicht mehr schlafen… ein bisschen pro-forma-dösen und um 6:30 Uhr habe ich es geschafft, den Hasen mit meiner hin- und her-Wälzerei wachzukriegen.
Vorm Frühstück noch eine Runde in den wirklich gut ausgestatteten Fitneß-Raum des Hampton Inn. Beim „erste-Mahlzeit-des-Tages-schnabulieren“ entdecke ich diese sehr in Mode gekommenen Waffel-Automaten. Das muss ich mal probieren…  Wenig später ist klar, warum ich sicherheitshalber blond gefärbt bin.. immer eine gute Ausrede, wenn man was falsch macht  :wink:
Die Waffeln sind lecker und wenn man verstanden hat, wann man das Gerät drehen muss und warum es denn jetzt schon wieder piept, ist es auch ganz einfach  :)
Trotz oder wegen der frühen Bettflucht, lassen wir es im weiteren Tagesverlauf ruhig angehen. Check-out ist erst um 12 Uhr und so kann Patrick noch in Ruhe das Formel1-Training schauen, während ich Reisebericht nachtragen und nachhause telefonieren kann.

Beim Auschecken verwöhne ich den gutaussehenden Joe von der Rezeption mit etwas deutscher Kinderschoki. Die „Revanche“ besteht in einer Mini-Toblerone – auch gut.
Unser weiterer Weg führt ins Pima Air & Space Museum. Dank AAA-Karte vom ADAC sparen wir 5,50$ und zahlen 25,50$ für die zwei Eintrittstickets. Das Weglassen der Tram-Tour über’s Außengelände wird uns später noch bitter aufstossen.. aber jetzt geht’s los mit den großen und kleinen Fliegern.. doch wo ist die Digitalkamera? Och nö.. liegt im Auto. Die Fotos entstehen also  mit der kleinen Knipse und dem Handy (das bekanntermaßen zuhause am Bilder-Wiedergeb-Streik teilnimmt).

Auch Santa ist modern geworden:



Aus einer Zeit, als Tom Cruise noch kein Scientologe und Meg Ryan noch hübsch war:








Die in verschiedenen Hangar’s untergebrachten Maschinen und die dazugehörigen Geschichten sind sehr interessant, wenn ich auch irgendwann den Airplane-Overkill habe und im Außenbereich durch kräftigen Wind bald mehr als genervt bin. Der Sandboden lässt feinen Staub aufwirbeln und man fühlt sich abwechselnd paniert oder gesandstrahlt… dazu das „körnige“ Gefühl in Mund und Augen… lecker  :(

Aber genug gejammert… diese Riesen-Transport-Maschinen mal aus der Nähe zu sehen, statt nur am Himmel über Rammstein, ist schon was ganz anderes.
Die Airforce One von JFK ist im Außenbereich ebenso zu bestaunen, wie eine Boeing VC-14, die nur zweimal gebaut wurde.
Dazu ein kleines Video:



Ein Blick auf die Uhr zeigt uns, daß wir uns sputen müssen, wenn wir den daily Gunshot in Tombstone nicht verpassen wollen.
Wir kommen denn auch pünktlich in der urigen Westernstadt an. Hier ist es schon eher nach meinem Geschmack  :wink:







Die Main Street ist autofrei und wird nur duch Pferdestärken-betriebene Postkutschen bedient.. natürlich fehlen auch die Touri-Läden nicht, aber mir gefällt’s hier ausgesprochen gut.
Der Gunfight zwischen Wyatt Earp und Doc Holiday auf der guten Seite der Macht, sowie den McLaury-Brüden und den Clantons auf der dunklen wird im OK-Corral nachgestellt. Gegen 10$ kann man daran teilhaben und auch wenn ich vom Text längst nicht alles verstanden habe, ist es eine nette Show. Am Schluß krieg ich noch „meinen Cowboy als Mann“ äähhhmmm … ein Bild mit den „guten Jungs“. Die hatten allerdings auch Dreck am Stecken, wie ich später beim Nachlesen feststelle.






Wir schlendern noch ein bisschen rum und trinken schließlich ein „big ass beer“ in Big nose Kate’s Saloon zu Live-Musik. Kate sagt man übrigens nach, die erste Prostituierte des Wilden Westens gewesen zu sein. Überliefert ist jedenfalls, daß sie die Freundin von Doc Holiday war.  Ob  eine große Frauennase Rückschlüsse auf irgendwelche Körperteile (ähnlich dem Nase-Mannes-Johannes-Spruch) zulässt ist übrigens nicht bekannt.





Der Besitzer der Bar unterhält uns mit seinen Erlebnissen aus Deutschland (Deutschland ist schwierig und man bekommt Muskelkater in die Beine, weil man bei 1,2 g’suffa immer aufstehen muss  :shock: :lol:)
Hier könnte man versacken.. aber wir wollen wenigstens im Grand Hotel einchecken. Das liegt etwas außerhalb und schon der Check-in ist sehr nett. Die Zimmer sind o.k. und es gibt einen Außenpool.
Kaum haben unsere müden Glieder das Bett erreicht, pennen wir auch schon und erwachen erst um 21 Uhr.
Mir grummelt der Bauch… Hungerrrr und so  fahren wir nochmal in die „Stadt“. Erneut zum große-Nase-Kate.. Küche ist schon zu, aber ein Bier ist doch so gut, wie ne Mahlzeit (und man hat noch nix getrunken dabei).



Im Zimmer noch ein Not-Duplo gefuttert und den Abend ausklingen lassen.

Fazit: Der Wilde Westen war wirklich recht bleihaltig und ICH MAG WESTERNSTÄDTE!

Gefahrene Meilen 73
Hotel: Grand Hotel Tombstone 99$

Yaphi

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Das Bild in der Bar gefällt mir, sehr stimmungsvoll !

usa2008

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Ja, Tombstone hat mir wider Erwarten auch sehr gut gefallen, was aber auch mit der Apache Spirit Ranch
zusammenhängt.  :fire:
Den OK-Corral hab´ ich mir gespart und war statt dessen im Courthouse Historic State Park.
Sehr gut gemachtes kleines Museum mit Galgen im Hof.

usa-rookie

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09.11.2014 oder Zeitreise die zweite

Hach, echt gut gepennt… und das trotz ausgiebigem Mittagschläfchen. Jetzt brauch ich aber wirklich erstmal was zu beissen. Das Frühstück ist gewohnt plaste-elaste, aber es ist alles da, um meinen Hunger zu stillen. Patrick hat ebenfalls seine Liebe zu dem Waffel-selbst-Back-Automaten entdeckt und erklärt ihn sogar einem US-Opi 
Auch im Grand Hotel ist Auschecken erst um 12, sodaß wir es auch heute eher ruhig angehen lassen.. Formel-1-Rennen, duschen und dann  zum Boothill Graveyard. Ich habe irgendwo gelesen, daß der Friedhof –auf dem auch die Opfer des berühmten Gunfight von gestern liegen – seine Authentizität etwas verloren hat, nachdem man die Grabreihen neu angeordnet hat. Irgendwie sehen die Holzkreuze auch nicht so verwittert aus, wie ich sie mir nach 130 Jahren vorstellen würde. Es fehlt irgendwie der morbide Charme, den ich hier vermutet hätte.










Ich will mir in Tombstone noch das Birdcage Theatre anschauen. Dort haben sich früher die käuflichen Ladys Ihren Kunden in Vogelkäfigen präsentiert. Heute ist hier ein Museum untergebracht. Patrick hat keine Lust auf modrige Ausstellungsstücke gegen 10$ Eintritt und so bekomme ich stattdessen ein Stück weiter ein Paar Cowboystiefel für 170$.. guter Ehemann  :wink:
Schottland im Wilden Westen??









Irgendwie hat sich vor dem Vogelkäfig-Theater schon vorher eine illustre Gesellschaft versammelt.. hmm, alle tragen typische Kleidung aus der Zeit des wilden Westens – einige in schwarz. Das lässt den Hasen mutmassen, daß die Gruppe zu einer Beerdigung will. Neugierig folgen wir dem Marsch die Allan Street runter.



Am Ende der Strasse höre ich jemand flüstern „it’s a Memorial walk.. someone from the community passed away“ und in dem Moment kommt der Tross zum Stillstand und ein Angehöriger hält mit dem Bild des Verstorbenen in der Hand eine Dankesrede. Als ihm die Stimme versagt, habe ich auch einen Kloß im Hals und schäme mich gleichzeitig dafür, daß ich vorher dachte, das Ganze wäre ne Show.. wenigstens habe ich nicht – wie einige andere Touristen – das Grüppchen knipsend umkreist..
Unsere Marie muss uns den Weg zum nächsten Walmart weisen, weil die Rückenschmerzen von meinem Schatzi schlimmer geworden sind und wir Tabletten-Nachschub brauchen. Außerdem erstehen wir ein Wärmepflaster für den Lädierten.
Dann geht’s Richtung Bisbee… dank reicher Kupfervorkommen einst die größte Stadt zwischen New Orleans und San Francisco. Nachdem in den 70ern die Minen dicht gemacht wurden, drohte der Verfall, aber viele Lebenskünstler und Galeristen fanden ihren Weg nach Bisbee und der Ort ist mit dem Mix aus gut erhaltenen viktorianischen Häusern und modernen Galerien sehr interessant und sehenswert.









Wir steuern unsere geplante Unterkunft Shady Dell an. Check-In ist allerdings erst um 15 Uhr, also in die Stadt und ein bisschen auf Entdeckungsreise gehen. Die Old Bisbee Brewerey erweckt mit dem Schild Bratwurst + WiFi unser Interesse und wenig später sitzen wir bei hauseigenem Bier im Patio. Da das Essensangebot des Laden‘s auf Bratwurst und Chilli beschränkt ist, nehmen wir spontan… Bratwurst und Chilli  :D
Beides ist erstaunlich lecker!










Um 15 Uhr geht’s zum Gelände von Shady Dell. Hier stehen 8 liebevoll restaurierte Airstream-Trailer, sowie ein umgebauter Bus und eine Yacht. Alles bis ins Detail den 50ern nachempfunden. Wir brauchen eine ganze Weile zum Entdecken der vielen Kleinigkeiten. Auf dem Gelände treffen wir ein Paar aus Phoenix, die den Tiki-Bus bezogen haben. So können wir dort auch mal einen Blick reinwerfen.





Unserer?



Neeee... der hier war's



Und der Bus:



Boot auf dem Trockenen:



Wenig später sitzen wir mit Bier auf der quietschenden Schaukel vor unserem Wohnwagen mit Blick auf den Friedhof… ok, das ist vielleicht ein bisschen spooky, aber die Vinyl-Plärr-Station gibt Glenn Miller zum Besten und wir kommen uns wirklich vor, wie nachcolorierte Darsteller eines 50er-Jahre-Films. Sehr geil!
Ich mutmasse, daß Gäste unter 30 möglicherweise den alten Plattenspieler gar nicht mehr zum Laufen bringen würden… ich musste zugegebenermaßen auch erstmal rumprobieren  :wink:







Weitere Impressionen vom Gelände:















Am späteren Abend machen wir noch einen Abstecher zum nahen Safeway… Wein und Brot besorgen.




Mangels WiFi (Hinweis in der Beschreibung zu dem Thema: „We don’t have WiFi. Hey we’re in the 50ies!“) spielen wir Stadt-Land-Fluß und werden mit steigendem Alkoholpegel immer erfindungsreicher in den Rubriken Tiere und Berufe  8) Ich gewinne natürlich!



Das Röhren-Gerät ist zwar nicht an Kabel oder Satellit angeschlossen, aber es gibt ne Verbindung zu einem DVD-Player und ein paar stilechte Filme. Ich entscheide mich für einen Elvis-Streifen „Love me tender“… deutscher Titel „Pulverdampf und heiße Lieder“, wie ich später in der Neuzeit Wiki entnehmen kann  :shock:

Fazit: Step into the past… so müssen sich die Camper in den goldenen 50ern gefühlt haben. Diese Location ist nur jedem zu empfehlen, der in der Gegend unterwegs ist!

Hotel: The Shady Dell (prepaid 99$ plus Tax)

Gefahrene Meilen: 82

Und noch ein kleines Video:



usa-rookie

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Noch jemand an Bord? Heute gibts Einsamkeit und eine laaaange Autofahrt  :wink:


10.11.2014

Das Trailerbett war für meinen Geschmack zwar etwas zu weich, aber wir haben dennoch blendend geschlafen. Die 1,5l-Flasche Rosé aus dem Safeway tat ihr Übriges :D
Kaffee und eine Wirtschaftswunder-Kanne, um das braune Pulver in ebenjenes bekannte koffeinhaltige Heißgetränk zu verwandeln, stehen bereit. Das Ding erfordert ein bisschen Geduld aber schließlich haben wir Kaffee zu unseren süßen Teilchen aus dem Supermarkt.



Das altertümliche Radio spielt in einer Endlos-Schleife Songs und Werbung aus den 50ern. Immer noch auf Zeitreise... yeehaa :)

Gegen 9:30 Uhr verlassen wir mit großem Bedauern unsere Mansion 1951 und die Fifties. Ich muss es nochmal sagen… Tolle Idee der Betreiber und wirklich einen Abstecher wert!




Bisbee Downtown:











Im „Dörfli“ nutzen wir noch kurz das WiFi der Old Brewery (auf dem Parkplatz, denn die Kneipe an sich ist noch geschlossen), um zu sehen, ob daheim auch alles in Ordnung ist.
Dann besuche ich das örtliche Postamt und bin 2,30$ später meine Karten an die offline-Daheimgebliebenen los und wir nehmen die US80 Richtung Douglas mit dem Endziel Chiricahua National Monument unter die Räder.

Ich wundere mich ein ums andere mal, daß das sehr dürr wirkende Gras den zahlreich vertretenen Rindviechern zu munden scheint.. Und während ich so darüber nachsinne, entspringt meiner Phantasie wieder eine Szene mit starken Cowboys auf ihren Pferden, die die Herde vom Silver Creek zum Kansas Wash treiben 
Ich fühle mich total gechilled.. Kennt Ihr das, wenn man im Urlaub jegliches Zeitgefühl verliert? Ich hatte das schon auf dem Weg nach Tombstone und hätte nur mit Mühe sagen können, was wir dieTage vorher alles gemacht haben, geschweige denn, wie lange wir schon im „gelobten Land“ sind. Wenn dieses Gefühl eintritt, bin ich richtig angekommen im Urlaub  :D

Am Eingang des Chiricahua NM ist der kleine Friedhof der Familie Erickson. Schwedische Immigraten, die die Schönheit dieser „Wonderworld of rocks“ erschlossen und für Touristen zugänglich gemacht haben.

Im Visitor Center hole ich mir einen Parkplan und gute Ratschläge ab und muss dafür nicht mal ein Eintrittsgeld zahlen. Klasse!
Es ist absolut erstaunlich, was sich die Natur hier wieder ausgedacht hat. Über Jahrtausende wurden aus massiven Felsen durch horizontale Risse und eindringendes Wasser sogenannte balanced rocks und Pinnacles. Es ist kaum was los.. ich vermute mal, das liegt einfach daran, daß  der Park wirklich sehr weit ab liegt.

Nichtsdestotrotz ist es eine wunderschöne Gegend. Wir fahren bis zum Masai Point und futtern erstmals unsere beliebten Lunchables.



Beim Anblick der verschlossenen (bärensicheren) Mülleimer schaut mich Patrick hoffnungsvoll an „ob wir hier noch einen Bären sehen“… Ich vermute mal, die sind schon im Winterschlaf.
Wir laufen den kleinen Trail am Aussichtspunkt. Es ist ziemlich frisch und dazu noch sehr windig. Man hat einen atemberaubenden Blick über die kleinen und großen Felsnadeln und von hier oben sieht man erst, wie plötzlich dieses National Monument aus dem Boden „wächst“und sich quasi abrupt aus dem vorher noch wüsten, platten Land erhebt. Die Natur ist einfach ein Wunder.







Auf unserem Weg runter vorm Berg fahren wir am Sea Capitain-Felsen vorbei (ich kann die Figur nicht erkennen) und an der Organ Pipe Formation (die ist gut erkennbar).





Am Parkausgang befindet sich die Farm der Erickssons, die Faraway Ranch. Wir laufen auch hier ein bisschen rum und schauen uns an, wie die Familie damals gelebt hat. Auf jeden Fall sehr einsam.







Es ist erst 13 Uhr und wir beschließen Richtung Norden zu fahren.. Mal sehen wir weit wir kommen..Der immer mehr auffrischende Wind sorgt für Desert Dust.. ich kann es nicht auf Bilder bannen, aber es sieht merkwürdig aus Teilweise, als würde einfach nur ein Auto Staub aufwirbeln. Dann wieder, als würde es irgendwo brennen und der Rauch über dem Boden schweben.
Und plötzlich sehen wir unser erstes Steppenbüschel, wie man sie sonst nur aus Westernfilmen kennt, wenn sie über die Main Street des ausgestorbenen Ortes hopsen. Es geht natürlich zu schnell, als daß ich filmen oder fotografieren könnte und falsch auf die Autobahn biegt es auch noch ab. Schnell 911 anrufen (jetzt die Stimme vom Verkehrsdienst im Radio vorstellen):„Liebe Autofahrer, hier noch eine Eilmeldung: Falschgras auf der I10 zwischen Wilcox und San Simon. Bitte fahren sie äußerst vorsichtig und überholen sie nicht“  :lol:
Zwischen Safford und Globe sehen wir Felder mit weissen Bällen… wird hier etwa Baumwolle angepflanzt? Bei näherer Betrachtung muss ich sagen… yep Baumwolle. Offensichtlich wird sie gleich nach dem Abernten in grosse Ballen gepresst. Wieder was gelernt. Ich wusste gar nicht, daß in Arizona überhaupt Baumwolle angebaut wird.





Wir fahren durch unzählige kleine –für mich typisch amerikanische – Käffer. Es gibt immer eine Tanke, mindestens 2 Kirchen und 1 Storage.






In Globe dann den RAV4 mit frischem Sprit versorgt. Erfreulicherweise zum 3 Mal problemlos und sogar erneut mit deutscher ZIP.
Zur Pipipause nutzen wir einen Supermarkt, weil wir dort mit den Bedürfnisanstalten meistens recht gute Erfahrungen gemacht haben. Das Männerklo lässt meinen Hasen aber mit dem dringenden Wunsch nach dem Sanitizer in meiner Handtasche zurück. Nun ja, Frauen sind da irgendwie leidensfähiger 
Im Starbucks des Marktes versorgen wir uns mit den ersten Grande Latte dieses Urlaubs. Wir beratschlagen, wie es weitergehen soll. Es ist bereits nach 16 Uhr und damit für den Apache Trail zu spät. Also Durchfahren bis Sedona? Schnell das WiFi genutzt und das allwissende I-Net befragt. 160 Meilen und 3 Stunden spuckt uns maps aus. Das ist zu schaffen.
Draußen stellen wir fest, daß unser Donkey – wohl beim Aussteigen- aus dem Auto gefallen ist. Zum Glück hat ihn ein freundlicher Zeitgenosse auf die Windschutzscheibe gelegt. Wenn man DEN einmal nicht mitnimmt..

Unsere weitere Fahrt führt uns über die US188 durch den Tonto National Forest. Viele Saguaros säumen auch hier die Strasse.



Der Roosevelt Lake ist ein riesig anmutender, tiefblauer Stausee. Das Tonto NM ist bereits geschlossen. Aber der Blick auf den Weiher ist nicht schlecht.






Ich mache ein paar Fotos und bleibe dabei zum Glück im Auto, denn auf einmal vernehme ich die Stimme des Hasen „willst Du mal ne große Spinne sehen?“ Neiiiiiiiiinn – will ich nicht!! Spinnenphobiker einfach weiterscrollen  :wink:





Man kann auch an diesem Stausee erkennen, daß er mal wesentlich mehr mit dem feuchten Nass befüllt war. Viele Bootsrampen sind kilometerweit vom Wasser entfernt. Aber die Gegend ist offensichtlich ein beliebtes Ausflugsziel, denn es gibt sehr, sehr viele Picknickplätze.



So langsam wird es Nacht.. Die letzten 50/60 Meilen ziehen sich in der Dunkelheit wie Kaugummi und ich bin sehr froh nicht fahren zu müssen. Endlich taucht Sedona vor uns auf. Als Adresse hab ich das Navi mit dem Views Inn gefüttert (Empfehlung von wilma61 - Willi). Dort gibt’s auch noch ein freies Zimmer mit King Bed. Groß und sauber! Klasse!
Leider funzt das WLAN nicht. Ein Anruf bei der Rezeption und der indische Herbergsvater erklärt mir leicht genervt und nach dem Einchecken zum zweiten Mal (und diesmal recht ungehalten), daß das Passwort die Telefon-Nr. des Hotels ist. Wie blöd ist das denn? Außerdem geht es auch damit nicht.. Na ja – egal.
Den Final Table der WSOP gucken geht auch offline  :)

Fazit: Ein harter Ritt! Knapp 400 Meilen, aber ich hätte unterwegs auch nirgends schlafen wollen. Außer vielleicht noch in einem der Indianer Casinos (Apache Gold in San Carlos)

Tagesvideo:


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Yaphi

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Sehr coole Sachen, die ihr da macht.
Das Shady Dell ist notiert, schön auch mal ein bisschen was abseits der großen Strecken zu sehen ;)

NähkreisSteffi

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Hallo Romani,

ja ich bin auch noch da. Tolle Bilder einer ungewöhnlichen Reise. Würde mir auch gefallen.

Viele Grüße

Steffi


usa2008

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Ich bin auch noch dabei und erfreue mich an den Bildern, hab´ nur gerade nicht soviel
Zeit, weil wir kurzfristig noch ein paar Tage wegfahren wollen.

captsamson

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Zitat
Das Bestellen gestaltet sich wider Erwarten schwierig. Normalerweise wird nur nach der „Blutigkeitsstufe“ gefragt.. hier erstmal die Größe.. dann sagt der Hase selbstbewusst „medium“.. was eigentlich immer verstanden wird. Die Waitress in diesem Etablissement fragt noch etwas, was ich nicht verstehe (pea..pink..?). Wir einigen uns darauf, daß der Fleischlappen in der Mitte noch pink sein soll. Schließlich kann man noch wählen zwischen „wood-fire“ oder „classic“ gebraten. Puh – schwierig. Nichtsdestotrotz extrem lecker!

Das ist uns letztes Jahr auch erstmals aufgefallen.
Ich glaub die versichern sich damit nur noch einmal in anderern Worten, dass man wirklich "Medium" möchte und sich bewusst ist was dass bedeutet (warm pink center).
Nicht dass man dann nachher sagt "Ih das ist ja noch roh" und würde es zurückgeben wollen.

Der Wohnwagen ist ja echt ne dolle Sache, wie seit ihr darauf gekommen den zu buchen? Empfehlungen?

Achja und Lunchables lieben wir auch :-)
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