Noch jemand an Bord? Heute gibts Einsamkeit und eine laaaange Autofahrt
10.11.2014Das Trailerbett war für meinen Geschmack zwar etwas zu weich, aber wir haben dennoch blendend geschlafen. Die 1,5l-Flasche Rosé aus dem Safeway tat ihr Übriges
Kaffee und eine Wirtschaftswunder-Kanne, um das braune Pulver in ebenjenes bekannte koffeinhaltige Heißgetränk zu verwandeln, stehen bereit. Das Ding erfordert ein bisschen Geduld aber schließlich haben wir Kaffee zu unseren süßen Teilchen aus dem Supermarkt.
Das altertümliche Radio spielt in einer Endlos-Schleife Songs und Werbung aus den 50ern. Immer noch auf Zeitreise... yeehaa
Gegen 9:30 Uhr verlassen wir mit großem Bedauern unsere Mansion 1951 und die Fifties. Ich muss es nochmal sagen… Tolle Idee der Betreiber und wirklich einen Abstecher wert!
Bisbee Downtown:
Im „Dörfli“ nutzen wir noch kurz das WiFi der Old Brewery (auf dem Parkplatz, denn die Kneipe an sich ist noch geschlossen), um zu sehen, ob daheim auch alles in Ordnung ist.
Dann besuche ich das örtliche Postamt und bin 2,30$ später meine Karten an die offline-Daheimgebliebenen los und wir nehmen die US80 Richtung Douglas mit dem Endziel Chiricahua National Monument unter die Räder.
Ich wundere mich ein ums andere mal, daß das sehr dürr wirkende Gras den zahlreich vertretenen Rindviechern zu munden scheint.. Und während ich so darüber nachsinne, entspringt meiner Phantasie wieder eine Szene mit starken Cowboys auf ihren Pferden, die die Herde vom Silver Creek zum Kansas Wash treiben
Ich fühle mich total gechilled.. Kennt Ihr das, wenn man im Urlaub jegliches Zeitgefühl verliert? Ich hatte das schon auf dem Weg nach Tombstone und hätte nur mit Mühe sagen können, was wir dieTage vorher alles gemacht haben, geschweige denn, wie lange wir schon im „gelobten Land“ sind. Wenn dieses Gefühl eintritt, bin ich richtig angekommen im Urlaub
Am Eingang des Chiricahua NM ist der kleine Friedhof der Familie Erickson. Schwedische Immigraten, die die Schönheit dieser „Wonderworld of rocks“ erschlossen und für Touristen zugänglich gemacht haben.
Im Visitor Center hole ich mir einen Parkplan und gute Ratschläge ab und muss dafür nicht mal ein Eintrittsgeld zahlen. Klasse!
Es ist absolut erstaunlich, was sich die Natur hier wieder ausgedacht hat. Über Jahrtausende wurden aus massiven Felsen durch horizontale Risse und eindringendes Wasser sogenannte balanced rocks und Pinnacles. Es ist kaum was los.. ich vermute mal, das liegt einfach daran, daß der Park wirklich sehr weit ab liegt.
Nichtsdestotrotz ist es eine wunderschöne Gegend. Wir fahren bis zum Masai Point und futtern erstmals unsere beliebten Lunchables.
Beim Anblick der verschlossenen (bärensicheren) Mülleimer schaut mich Patrick hoffnungsvoll an „ob wir hier noch einen Bären sehen“… Ich vermute mal, die sind schon im Winterschlaf.
Wir laufen den kleinen Trail am Aussichtspunkt. Es ist ziemlich frisch und dazu noch sehr windig. Man hat einen atemberaubenden Blick über die kleinen und großen Felsnadeln und von hier oben sieht man erst, wie plötzlich dieses National Monument aus dem Boden „wächst“und sich quasi abrupt aus dem vorher noch wüsten, platten Land erhebt. Die Natur ist einfach ein Wunder.
Auf unserem Weg runter vorm Berg fahren wir am Sea Capitain-Felsen vorbei (ich kann die Figur nicht erkennen) und an der Organ Pipe Formation (die ist gut erkennbar).
Am Parkausgang befindet sich die Farm der Erickssons, die Faraway Ranch. Wir laufen auch hier ein bisschen rum und schauen uns an, wie die Familie damals gelebt hat. Auf jeden Fall sehr einsam.
Es ist erst 13 Uhr und wir beschließen Richtung Norden zu fahren.. Mal sehen wir weit wir kommen..Der immer mehr auffrischende Wind sorgt für Desert Dust.. ich kann es nicht auf Bilder bannen, aber es sieht merkwürdig aus Teilweise, als würde einfach nur ein Auto Staub aufwirbeln. Dann wieder, als würde es irgendwo brennen und der Rauch über dem Boden schweben.
Und plötzlich sehen wir unser erstes Steppenbüschel, wie man sie sonst nur aus Westernfilmen kennt, wenn sie über die Main Street des ausgestorbenen Ortes hopsen. Es geht natürlich zu schnell, als daß ich filmen oder fotografieren könnte und falsch auf die Autobahn biegt es auch noch ab. Schnell 911 anrufen (jetzt die Stimme vom Verkehrsdienst im Radio vorstellen):„Liebe Autofahrer, hier noch eine Eilmeldung: Falschgras auf der I10 zwischen Wilcox und San Simon. Bitte fahren sie äußerst vorsichtig und überholen sie nicht“
Zwischen Safford und Globe sehen wir Felder mit weissen Bällen… wird hier etwa Baumwolle angepflanzt? Bei näherer Betrachtung muss ich sagen… yep Baumwolle. Offensichtlich wird sie gleich nach dem Abernten in grosse Ballen gepresst. Wieder was gelernt. Ich wusste gar nicht, daß in Arizona überhaupt Baumwolle angebaut wird.
Wir fahren durch unzählige kleine –für mich typisch amerikanische – Käffer. Es gibt immer eine Tanke, mindestens 2 Kirchen und 1 Storage.
In Globe dann den RAV4 mit frischem Sprit versorgt. Erfreulicherweise zum 3 Mal problemlos und sogar erneut mit deutscher ZIP.
Zur Pipipause nutzen wir einen Supermarkt, weil wir dort mit den Bedürfnisanstalten meistens recht gute Erfahrungen gemacht haben. Das Männerklo lässt meinen Hasen aber mit dem dringenden Wunsch nach dem Sanitizer in meiner Handtasche zurück. Nun ja, Frauen sind da irgendwie leidensfähiger
Im Starbucks des Marktes versorgen wir uns mit den ersten Grande Latte dieses Urlaubs. Wir beratschlagen, wie es weitergehen soll. Es ist bereits nach 16 Uhr und damit für den Apache Trail zu spät. Also Durchfahren bis Sedona? Schnell das WiFi genutzt und das allwissende I-Net befragt. 160 Meilen und 3 Stunden spuckt uns maps aus. Das ist zu schaffen.
Draußen stellen wir fest, daß unser Donkey – wohl beim Aussteigen- aus dem Auto gefallen ist. Zum Glück hat ihn ein freundlicher Zeitgenosse auf die Windschutzscheibe gelegt. Wenn man DEN einmal nicht mitnimmt..
Unsere weitere Fahrt führt uns über die US188 durch den Tonto National Forest. Viele Saguaros säumen auch hier die Strasse.
Der Roosevelt Lake ist ein riesig anmutender, tiefblauer Stausee. Das Tonto NM ist bereits geschlossen. Aber der Blick auf den Weiher ist nicht schlecht.
Ich mache ein paar Fotos und bleibe dabei zum Glück im Auto, denn auf einmal vernehme ich die Stimme des Hasen „willst Du mal ne große Spinne sehen?“ Neiiiiiiiiinn – will ich nicht!! Spinnenphobiker einfach weiterscrollen
Man kann auch an diesem Stausee erkennen, daß er mal wesentlich mehr mit dem feuchten Nass befüllt war. Viele Bootsrampen sind kilometerweit vom Wasser entfernt. Aber die Gegend ist offensichtlich ein beliebtes Ausflugsziel, denn es gibt sehr, sehr viele Picknickplätze.
So langsam wird es Nacht.. Die letzten 50/60 Meilen ziehen sich in der Dunkelheit wie Kaugummi und ich bin sehr froh nicht fahren zu müssen. Endlich taucht Sedona vor uns auf. Als Adresse hab ich das Navi mit dem Views Inn gefüttert (Empfehlung von wilma61 - Willi). Dort gibt’s auch noch ein freies Zimmer mit King Bed. Groß und sauber! Klasse!
Leider funzt das WLAN nicht. Ein Anruf bei der Rezeption und der indische Herbergsvater erklärt mir leicht genervt und nach dem Einchecken zum zweiten Mal (und diesmal recht ungehalten), daß das Passwort die Telefon-Nr. des Hotels ist. Wie blöd ist das denn? Außerdem geht es auch damit nicht.. Na ja – egal.
Den Final Table der WSOP gucken geht auch offline
Fazit: Ein harter Ritt! Knapp 400 Meilen, aber ich hätte unterwegs auch nirgends schlafen wollen. Außer vielleicht noch in einem der Indianer Casinos (Apache Gold in San Carlos)
Tagesvideo:
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