Heiß hier
20.08.2008 - Denver
Dank Jetlag sind wir gegen halb sechs wach geworden. Das am Abend vorher "gebuchte" Hotelshuttle zur Autovermietung ging erst um 9, also was tun? Hunger hatten wir nicht wirklich, wir haben uns mit Cola und einem Cookie aus dem Automaten begnügt und dann ein wenig im Hotel umgesehen. Da ich fest geplant hatte, in den nächsten Tagen viele Burger und Steaks zu essen, habe ich erstmal das hoteleigene gym ausprobiert. Sozusagen um prophylaktisch schon mal der Gewichtszunahme vorzubeugen. Bin dann eine knappe halbe Stunde auf einem Laufband herumgehechelt und habe dabei den Wetterkanal verfolgt. Meine bessere Hälfte ist währenddessen in den Hotelpool gehüpft. Danach sind wir ein bißchen draußen spazierengegangen und haben ein paar Bilder geschossen:
Sonnenaufgang bei Denver
Denver bei Sonnenaufgang
Sonnenblumen vor dem Hotel
Hase (oder Kaninchen?) vor dem Hotel
Bei der Autovermietung (National, wegen der günstigsten Einwegmiete) waren wir gegen halb zehn. Außer uns war niemand da, deshalb ging das mit der Bürokratie alles sehr schnell. Eine kurze Frage, ob wir ein Upgrade wollten, wollten wir nicht und dann schickten sie uns nach draußen zur Choiceline. Gebucht hatten wir intermediate, denn off-road war nicht geplant. Unser erster Gedanke: Wow, so viele Autos auf einmal. Wir konnten uns erst nicht entscheiden und müssen ziemlich ratlos geschaut haben, denn irgendwann kam ein Nationalist und meinte, wir könnten uns einfach ein Auto aussuchen. Wußten wir schon, duh, aber welches?
Wir haben uns dann für einen Pontiac G6 entschieden, denn wenn wir schon in Amerika unterwegs sind, sollte es auch ein amerikanisches Auto sein. Weinrot und mit texanischem Nummernschild. Kofferraum hätte größer sein können, aber er zog ganz schön (der Wagen, nicht der Kofferraum). Und schon ging's los Richtung Denver.
Bildqualität ist nicht so toll, weil aus dem Autofenster fotographiert.
Das Hotel war mitten in Downtown, direkt an der 16th Street Mall. Nicht ganz billig, aber für die ersten Tage wollten wir was nettes. Nach dem einchecken sind wir gleich los (zu Fuß! in Amerika!*) und einfach mal die 16th Street Mall entlanggelaufen.
16th Street Mall
* kleiner Exkurs: Ich dachte vorher, Amerika wäre absolut nichts für Fußgänger. Ich muss das zumindest für den Nordwesten relativieren. Wider Erwarten waren die Amerikaner nicht nur im Auto unterwegs, in den meisten Städten kommt man als Fußgänger sogar ganz gut zurecht und muss auch keine Angst haben, überfahren zu werden. Meistens sind die Amerikaner Fußgängern gegenüber rücksichtsvoller als hierzulande. Angesichts der Entfernungen sollte man allerdings wirklich gut zu Fuß sein oder halt doch hin und wieder das Auto benutzen.Zwischendurch bekamen wir doch ein wenig Hunger und sind dann einfach in den nächsten Taco Bell. Meine Frau fand's nicht schlecht, aber ich konnte mich mit dem Zeug nicht anfreunden. Bäh!
In den Geschäften gab es überall Obama-T-Shirts und anderen Obamakram zu kaufen. Klar, in ungefähr einem Monat sollte ja in Denver die Democratic National Convention stattfinden, und da mußten sich die Denveriten rechtzeitig mit den passenden Fanartikeln eindecken können. Hatte schon überlegt, ob ich mir aus reiner Lust an der Provokation ein Hillary-T-Shirt zulege, hab es dann aber doch gelassen.
Die 16th Street Mall ist die längste Fußgängerzone der USA, ca. eine Meile lag. Naja, vielleicht keine richtige Fußgängerzone, da dort Busse verkehren, deren Benutzung wohl kostenlos ist. Ausprobiert haben wir's aus irgendwelchen Gründen nicht. Wir sind tapfer weiter zu Fuß zum Larimer Square, eine Gegend, die früher wohl ziemlich heruntergekommen war und in der letzten Zeit mit großer Energie der Stadt Denver und der lokalen Geschäftsleute wieder schön hergerichtet wurde.
Larimer Square
Von dort ging es weiter Richtung South Platte River. Inzwischen war es heiß geworden und zwar richtig heiß. Knapp über 100 Grad. Wir Deppen hatten natürlich weder Kopfbedeckung noch Sonnencreme dabei und bekamen langsam Angst, uns einen Sonnenbrand zuzuziehen. Um das zu verhindern, schleppten wir uns mit letzter Kraft ins nahe gelegene Denver Aquarium und haben uns da alle möglichen Fische und andere Wasserbewohner angesehen - und Tiger (im Aquarium - wtf!?). War nicht billig, aber ganz nett und vor allem schön kühl und schattig. Besonders die Flash-Flood-Simulation, bei der man naßgespritzt wurde, wenn man nicht aufpasste. Nicht unbeeindruckend war auch ein großes Becken, durch das man durchgehen konnte und in dem giant grouper waren, auf Deutsch Zackenbarsche, glaub ich. Die Dinger werden fast drei Meter lang und starrten einen nur wenige Zentimeter entfernt durch das Glas an.
Als die Sonne nicht mehr ganz so gebrannt hat, sind wir wieder raus und am South Platte River entlang wieder Richtung Downtown.
Am Fluß machten sich die Denveriten einen schönen Tag, war ja auch Wochenende.
In der Nähe vom Larimer Square fanden wir (in einem eher unscheinbaren Gebäude, war wohl ein altes Lagerhaus) einen netten, riesigen Buchladen, den Tattered Cover Bookstore. Wir mußten uns zusammenreissen, sonst hätten wir die ganze Reisekasse bereits heute auf den Kopf gehauen und vor allem in ein paar Wochen Probleme mit den Gepäckbestimmungen bekommen. Haben dann lediglich den National Audubun Society Field Guide to the Rocky Mountain States gekauft. Diese Buchreihe ist sehr empfehlenswert, wenn man etwas über Natur und Geologie der jeweiligen Gegend lernen will, oder einfach nur wissen will, was gerade vor einem kreucht und fleucht. Nachdem die Pflanzen und Tiere Nordamerikas doch etwas anders als die aus Mitteleuropa bekannten sind, ist schon praktisch, wenn man schnell nachschlage kann, wie das Vieh heißt, das da herumläuft oder -fliegt.
Anschließend gingen wir zur schräg gegenüber liegenden Union Station. In der Bahnhofshalle gab es eine öffentliche Mikrowelle samt Automaten, an dem man alle möglichen Mikrowellengerichte erstehen konnte.
Nach einem Dr Pepper aus dem Automaten sind wir weiter zum Coors Field, wo anscheinend gerade ein Baseballspiel lief. Ich wollte die Gelegenheit nutzen und mal schnell reinschauen, aber meine Frau war dagegen. Es sei immer noch zu heiß und ohne Hut und Sonnencreme und überhaupt die Sonne. Mein Einwand, da drinnen könnte man bestimmt Kopfbedeckungen kaufen, konnte sie auch nicht umstimmen.
Wir sind dann halt weiter und haben als erstes im nächsten Walgreen Sonnencreme gekauft. Wie es dann weiterging, weiß ich nicht mehr, waren wir zuerst Essen und dann am Capitol oder umgekehrt? Ist ja auch egal. Zu essen gab es Burger in irgendeinem Restaurant in der 16th Street Mall. Das erste Mal Essen in den USA. Wie war das nochmal mit bestellen und Tip undsoweiter? Hat aber alles geklappt. Nett war, dass wir draußen sitzen konnten, wie überhaupt die meisten Restaurants Tische und Stühle draußen hatten. Abends war es temperaturmäßig sehr angenehm, fast südländisch, nur ohne Meer.
Danach (oder davor?) ging's zum Capitol. Da muss man hin, weil, wie jeder weiß, das Capitol genau eine Meile über dem Meeresspiegel ist. Daher heißt Denver ja auch Mile High City. Der Park vor dem Capitol ist auch ganz nett. Mit lauter squirrels.
Das Capitol. Die Markierung "one mile above sea level" ist hinter dem Denkmal auf der Treppe
Zum Schluss haben wir im 7/11 um die Ecke vom Hotel noch irgendwelchen Süß- und Knabberkram und einen Sixpack gekauft. Bei der Gelegenheit mußte ich zum ersten und einzigen Mal im Urlaub eine ID vorzeigen. Anscheinend sah ich zumindest am Anfang des Urlaubs jünger aus als ich bin. Danach ab ins Zimmer. Im Fernsehen lief gerade noch eine Folge Cold Case, danach sind wir gleich eingeschlafen.
Zum Schluss noch ein Blick aus dem Hotelzimmerfenster aus dem 22nd floor, einmal bei Tag und einmal abends.
Puh, dafür, dass wir den ganzen Tag nur in Downtown Denver rumgeschlappt sind, war das jetzt ganz schön viel Text. Aber beim Schreiben kommen die ganzen Erinnerungen wieder hoch. Hoffe, Ihr seid noch dabei. Nach etwas Nachtruhe geht's morgen weiter. Geplant ist ein Besuch im Zoo und im Museum.