26.07.2008 Teil 1: Upper Geyser Basin
Da wo's brodelt, spritzt und stinkt
Ich habe ja echt überlegt, ob ich heute mal einen Bericht ohne Bilder einstelle. Bilder von Old Faithful und Co. hat ja wohl jeder hier schon mindestens 100 Mal mal gesehen. Warum also zum 101. Mal? Außerdem haben vom heutigen Tag 147 Bilder und da fällt die Auswahl schwer. Lediglich aus Angst vor Euren Beschwerden werde ich dennoch ein paar Bilder zeigen. Allerdings versuche ich, mal ein paar andere als die üblichen auszusuchen.
Natürlich ging es heute wieder früh raus. Zum Frühstück waren wir im teureren Restaurant (dem Grant Village Dining Room), da dieses eine halbe Stunde früher aufmacht als das billigere Restaurant (das Lake House). Öffnungszeit war 6.30 und um ca. 6.35 waren wir da. Wir waren die ersten und einzigen Gäste. Das hatte zur Folge, dass uns ca. ein halbes Dutzend Servicekräfte umschwärmte wie die Motten das Licht und gefühlt jede Minute fragten, ob alles ok sei oder ob wir noch irgendwelche Wünsche hätten. Da wir das Buffet genommen hatten, hatten wir keine weiteren Wünsche, die wir uns nicht sowieso selbst erfüllen konnten. Der Kaffee wurde sehr schnell nachgeschenkt, sobald man einen Schluck getrunken hatte. Kurz vor sieben kamen zum Glück weitere Gäste. Das Frühstück war aber sehr gut und wir haben uns Zeit gelassen.
Nach ungefähr einer Stunde sind wir dann los, Richtung Upper Geyser Basin. Auf der Fahrt zeigte sich, dass es die richtige Entscheidung war, so früh aufzustehen. Denn die Entfernungen im Park sind sehr groß und als Neuling unterschätzt man das leicht. Außerdem kommt man auf den Straßen meistens nicht wirklich schnell voran. Sie sind oft kurvig, überall gibt es ziemlich niedrige Tempolimits und man muss immer mit Stau und abrupt vor einem bremsenden Autofahrern rechnen, vor allem im Hayden Valley. Es ist nämlich nicht ungewöhnlich, dass irgendein Autofahrer irgendein Tier auf oder neben der Straße oder auch etwas weiter weg erblickt und dann ohne nachzudenken in die Eisen steigt und stehen bleibt oder gar aussteigt und anfängt zu fotografieren. Da kann sich schnell ein kleinerer Stau bilden. "Yellowstone Jam" nennen dieses Phänomen die Ranger.
Aber auf der Fahrt hielt kein Autofahrer abrupt vor uns, weil vor uns keiner war. Um diese Uhrzeit war noch fast nichts los. Am Upper Geyser Basin suchten wir zuerst das Visitor Center auf. Dort war der Schwerpunkt - Überraschung - die Geysirwelt des Parks. Praktischerweise gab es eine Tafel mit den letzten und voraussichtlich nächsten Ausbruchszeiten der größten Geysire. Am besten vorhersehbar ist ja bekanntlich der Old Faithful, der ungefähr alle 91 Minuten ausbricht. Das Intervall beträgt zur Zeit aber ca. 30-120 Minuten. Ähnlich regelmäßig ist nur noch der Riversive-Geysir, bei dem das Intervall 5,5 bis 6,5 Stunden beträgt. Aber wer will schon so lange warten. Touritauglicher ist da natürlich der Old Faithful.
Wir sind dann ein bißchen durch den Anfang des Geysirfeldes spaziert. Überall spritzte, brodelte und dampfte es. Und es roch sehr intensiv nach Schwefel. Natürlich waren überall Warnschilder, dass man die Wege nicht verlassen darf. Mit drastischen Beispielen, dass hier und da schon Besucher, die die Wege verlassen haben, eingebrochen und/oder gekocht wurden.
Nach kurzer Zeit kroch uns eine kleine Schlange über den Weg. Ich habe keine Ahnung, was für eine das ist, vielleicht weiß das jemand von Euch?
Natürlich gab es hier auch wieder Squirrels.
Wir sind dann bald zurück zum Old Faithful, der ja demnächst ausbrechen sollte. Langsam füllten sich die Bänke mit Touristen.
Wir warteten und warteten, aber nix passierte, obwohl laut Zeitplan die Eruption eigentlich schon anfangen sollte. Ca. eine Viertelstunde nach der geplanten Zeit brodelte es ein bißchen, die Eruption fiel aber gleich wieder in sich zusammen.
Dann passierte erstmal für 10 Minuten wieder nichts, bevor die richtige Eruption kam.
Wir sind dann weiter und haben alle Geysire, Thermalquellen und sonstigen Sachen abgeklappert. Diese Thermalquellen schauen schon sehr schön aus. Die Farben kommen von Bakterien, die im heißen Wasser leben. Je heißer das Wasser, desto blauer die Bakterien.
Dummerweise gibt es Leute, die irgendwelche Sachen in diese Thermalquellen schmeißen - Münzen, Stöcken, Informationsbroschüren und ähnliches. Das ist zwar verboten, manche Leute kümmert das nicht. Dann verstopft der Zufluss und die Quelle erkaltet und wird blasser. So wie hier.
Aber es gibt nicht nur Geysire und Thermalquellen, sondern auch andere nett aussehende Erscheinungen.
Hier oxidiert irgendwas.
Direkt am Basin vorbei fließt der Firehole River. Viele Geysire ergießen sich in diesen, so dass man in ihm hier besser nicht baden sollte. Weiter flußabwärts gibt es aber Stellen, wo er etwas abkühlt und wo baden erlaubt ist. Wir waren nicht drin, aber er soll angenehm warm sein. Fische scheint es da drin jedenfalls zu geben, denn wir haben einen osprey (Fischadler) über dem Fluß fliegen sehen.
Hier brodelt irgendein Geysir vor sich hin.
Keine Ahnung, was diese kleinen weißen Dinger sind.
Wir haben dann noch alle möglichen Geysire abgeklappert, aber die meisten sind gerade nicht ausgebrochen. Ärgerlich war die Sache mit dem Grand. Er ist der größte regelmäßig ausbrechende Geysir der Welt und als wir da waren, sollte er jeden Moment ausbrechen. Seine Eruptionen finden alle 7-15 Stunden statt.
Kurzes copy&paste aus Wikipedia:
Der Grand Geysir gehört zu den springbrunnenartigen Geysiren, d.h. der Ausstoß des Wassers geschieht schwallartig und kann aus mehreren Stößen bestehen. Eine durchschnittliche Eruption des Grand Geysir dauert 9 bis 12 Minuten und besteht aus 1 bis 4 Wasserausstößen. Dabei kann die Eruption eine Höhe von bis zu 60 m erreichen. Nach dem Ende eines Ausbruchs ist das Grundwasser-Becken des Geysirs völlig geleert. In einem Zeitraum von etwa fünf Stunden füllt es sich dann wieder langsam mit Wasser.
Der Grand Geysir gehört zur nach ihm benannten Grand-Gruppe und bildet ihr Zentrum. Weiter zur Gruppe gehören unter anderem der Turban-Geysir, Vent-Geysir, Rift-Geysir und der West-Triplet-Geysir.
Die meisten Geysire der Grand-Gruppe zeichnen sich durch relativ häufige Eruptionen aus. Zudem beeinflussen sie sich gegenseitig in ihren Aktivitäten. So wurde festgestellt, dass der Grand Geysir nur nach einer zuvor stattgefundenen Eruption des Turban-Geysir ausbricht. Der Vent-Geysir eruptiert fast ausschließlich im Zusammenhang mit Aktivität des Grand Geysirs und Eruptionen des Rift-Geysir oder des West-Triplet-Geysir wirken verzögernd auf Ausbrüche des Grand Geysir.
Als wir gerade da waren, eruptierten Vent und Turban gerade ein wenig vor sich hin. Es sollte also jeden Moment so weit sein. Aber es passierte nichts. Nach ca. einer halben Stunde wurde es uns zu blöd und wir gingen weiter. Hätten wir nicht tun sollen. Nach ungefähr einer viertel Stunde sahen wir in der Ferne den Grand ausbrechen.
Wir ärgerten uns schwarz.
Aber selbst aus der Ferne war das sehr beeindruckend. Viel beeindruckender als der Old Faithful.
Ausbruchsmäßig haben wir dann noch Daisy gesehen.
Ganz nett sieht auch noch der Castle aus, auch ohne Eruption.
Wir waren einige Stunden unterwegs, und auch wenn sie gerade nicht ausbrechen, sind die ganzen Dinger schon interessant. Aber irgendwann war es auch wieder genug und wir sind zurück zum Parkplatz. Inzwischen war richtig viel los. Die Erfahrung haben wir so ziemlich überall gemacht: Ab ungefähr 10 Uhr vormittags wird es richtig voll. Jedenfalls bei den besonders bekannten Attraktionen. Sobald man sich aber eine gewisse Strecke vom Parkplatz entfernt, wird es schon deutlich einsamer. Das liegt nicht einmal unbedingt daran, dass alle Touristen zu faul sind und da niemand unterwegs ist - im Gegenteil gibt es viele, die auch Wanderungen unternehmen - sondern daran, dass der Park so groß ist, dass sich im Hinterland alles verläuft.
Auf dem Rückweg stoppten wir noch kurz am Old Faithful Inn. Nette Holzkonstruktion, da gab es hier aber auch schon dutzende Bilder von. Statt Holz deshalb Blech, nämlich einen bumper sticker: