24.07.2008 Teil 1: Lander - Dubois
Schau, schau, Schoschonen
Da sie weniger Bier getrunken hatte, war meine Frau vor mir wach und ist ein wenig durch die Seitenstraßen geschlichen um zu fotografieren. Die besseren Wohngegenden lagen gleich neben den nicht so guten (zumindest nach den Häusern zu urteilen).
So sieht die Gegend um Lander aus.
Trivia: Lander liegt am Popo Agie River, fragt mich jetzt nicht, wie man das ausspricht. Klingt aber wahrscheinlich lustig. Es gibt auch noch die Popo Agie Wilderness Area in der Gegend.
Als ich dann auch wach war, bin ich ein wenig durch die Gegend gejoggt und meine Frau hat währenddessen ein neues Hobby gefunden: Autokennzeichen fotografieren. Sie hat fast alle Staaten geschafft.
Das ist das Kennzeichen von unserem Auto.
Wir waren dann im zum Motel gehörenden Restaurant frühstücken. Dort gab es zum ersten Mal ein klassisches reichhaltiges amerikanisches Frühstück. Ich hatte eggs over easy mit bacon und hash browns. Der bacon war etwas anders als der, dem ich später begegnete, nämlich deutlich dickere Scheiben. Meine Frau hatte irgendwas mit biscuit und gravy. Ich hab's auch mal probiert, ist nicht direkt schlecht, aber ähm, etwas gewöhnungsbedürftig.
Danach haben wir im schräg gegenüber liegenden Saveway unsere Vorräte aufgefüllt und weiter ging's. Die Planung für heute war einfach: Richtung Grand Teton und dann einfach irgendwann irgendwo ein Motel suchen. Kurz nach Lander fängt die Wind River Indian Reservation an. Diese teilen sich Shoshonen und Arapahoes. Die Gebäude und Autos im Reservat sahen dann doch ein deutliches Stück ärmlicher aus als die, die wir bisher gesehen hatten.
Die Schule sah schon etwas besser aus.
Wir hielten an der Wind River Trading Co. in Fort Washakie.
Es war mal wieder ziemlich heiß. Als wir aus dem Auto steigen, sprach uns eine Amerikanerin an und meinte, wir müßten uns hier ja richtig wohl fühlen. Hä? Dann viel uns ein, dass wir ja mit einem texanischen Nummernschild unterwegs waren. Klar, als Texaner waren wir solche Temparaturen ja gewohnt. In der Trading Co. gab's allen möglichen Indianer- und sonstigen Kram. Von Kitsch bis wirklich nett war alles dabei. Hier gab es dann auch endlich was für die Gemahlin, nämlich Ohrringe (Zufrieden, Anne05?).
Fort Washakie ist nach einem gleichnamigen Shoshonen benannt.
Irgendwo in der Gegend ist angeblich das Grab von Sacagawea, der Indianerin, die Lewis und Clark als Dolmetscherin und Führerin begleitet hat. Wir habens aber nicht gefunden und nicht lang danach gesucht. Die Theorie, dass sie in Fort Washakie gestorben und begraben ist, ist auch, ähm, bestenfalls heiß umstritten. Viele kennen Sacagawea vielleicht aus der einen Simpsons-Folge, wo sie von Lisa verkörpert wird und Milhouse Toussaint Charbonneau spielt. Auf die Namen Lewis und Clark sollten wir auf dieser Reise übrigens auch noch oft stoßen.
Dann ging es weiter den Wind River entlang Richtung Dubois. Hier gibt's unter anderem auch Öl.
Die Landschaft und insbesondere die Felsformationen waren sehr vielfältig. Alle möglichen Farben waren vertreten.
Bunte Steine mit Kühen
Bunte Steine ohne Kühe
Leider kommen die Farben (und die Kühe) auf den verkleinerten Bildern nicht so richtig gut raus.
Aufgrund der Hitze hatten wir aber keine Lust, irgendwo auszusteigen. Nach einiger Zeit kamen wir in Dubois an.
Das hieß früher "Never Sweat" wegen der warmen und trockenen Winde dort. Der Postal Service fand diesen Namen aber irgendwie unangebracht (Spießer!) und sorgte dafür, dass der kleine Ort nach einem damaligen Senator aus Idaho namens Fred Dubois umbenannt wurde. Aus purem Protest dagegen weigerten sich die Duboisiten (oder Duboisianer?), den Namen wie vorgesehen französisch auszusprechen, sondern sprechen ihn wie "doo-boys" aus, Betonung auf der ersten Silbe. Zumindest steht das so in Wikipedia. Jedenfalls, Dubois ist ziemlich klein, knapp 1000 Einwohner. Dafür gibt es da das National Bighorn Sheep Interpretative Center, wo wir nicht drin waren. Dafür waren wir in Welty's General Store.
Der Laden ist über hundert Jahre alt und angeblich war Butch Cassidy, der in der Gegend zeitweise eine Ranch hatte, Stammkunde. Butch Cassidy verfolgt einen in der Gegend echt auf Schritt und Tritt. Banditen gibt es keine mehr, aber dafür sind jetzt viele Künstler in Dubois, wegen der Landschaft und des Klimas. Und lauter Touristen auf dem Weg in die Nationalparks. Wo war ich, ach ja, bei dem General Store. Da waren wir drin und ich habe mir dort endlich einen anständigen Stetson gekauft. Diese Hüte sind sehr praktisch weil sie sehr gut gegen Sonne, Hitze, Regen und Kälte schützen. Außerdem kann man sie zusammenknüllen (z.B. im Gepäck) und nach einiger Zeit nehmen sie wieder ihre Originalform an. Bemerkenswert war aber insbesondere die Verkäuferin (Eigentümerin). Alter ist schwer zu schätzen, aber wenn ich raten müßte, würde ich darauf tippen, dass sie damals mit der Mayflower nach Amerika gekommen ist. Die Kasse war wahrscheinlich fast genauso alt, nix elektronisch, sondern eine dieser gaanz alten Kassen, die so ähnliche Tasten haben wie diese alten Schreibmaschinen. Obwohl laut Schild am Laden Kreditkarten genommen wurden, war mein Versuch mit dieser zu bezahlen erfolglos. Zum Glück hatte ich noch genug Bargeld dabei. Dafür bekam ich dann eine sorgfältig erstellte handschriftliche Quittung. Während der ganzen Prozedur hatte die sehr nette alte Dame mir übrigens irgendeine, aber haargenau die gleiche Geschichte dreimal erzählt.
Nachdem ich jetzt auch den richtigen Hut hatte, konnte ja nichts mehr schiefgehen (naja, abwarten). Wir hielten Kriegsrat.
Es war ungefähr früher Nachmittag. Dubois war wahrscheinlich die letzte Ortschaft vor dem Grand Teton Nationalpark. Hierbleiben und dann was tun? Oder weiterfahren? Obwohl man in der Gegend von Dubois bestimmt toll rumfahren und wandern kann, entschieden wir uns dafür weiterzufahren, um mehr von den Tetons zu haben. Neues Ziel war nun Jackson Hole (das war auch umbenannt worden, aber erstens freiwillig und zweitens hat sich dabei nur ein Buchstabe geändert). Und da wir gehört hatten, dass es in Jackson meistens von Touristen nur so wimmelt, war es besser, gleich loszufahren, um noch ein Motel zu bekommen.