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Autor Thema: Keine Bären - In drei Wochen von Denver nach Seattle (Sommer 2008)  (Gelesen 30112 mal)

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SusanW

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Hi,

auch wenns die Bilder schon etliche Male gab, sie sind immer wieder gern gesehen  :wink:
Besonders bei den Schneemassen vor der Tür :D
Schöner Bericht weiterhin

Gute Besserung!
Liebe Grüße 
Susan

Biggi

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Hai,

ich kann vom Yellowstone nicht genug bekommen, danke für den schönen Bericht (mit Fotos!).

Gute Besserung, ich freu mich auf die Fortsetzung!

pinguinin

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Danke für den tollen Bericht und die Fotos aus meinem Lieblingsnationalpark!
Ich habe mich ja letzten Sommer so nachhaltig in den Yellowstone verliebt, dass wir ganz schnell wieder dorthin müssen

Hoffentlich gehts dir mittlerweile wieder besser.

LG Marlies

PhilippJFry

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So, es geht weiter. Vielen Dank für die Genesungswünsche. Und schön zu sehen, dass außer Saguaro noch mehr Leute mit an Bord sind.


28.07.2008 Mammoth Hot Springs - Bozeman

Coyoten und Dinosaurier! (leider ohne Bilder)

Heute mußten wir uns entscheiden, wohin es als nächstes geht. Ursprünglich hatten wir überlegt, zuerst nach Bozeman zu fahren, dort das Museum of the Rockies anzusehen und dann weiter nach Butte zu fahren um dort zu übernachten. Das hätte aber wohl nur geklappt, wenn wir gleich am frühen Vormittag den Park verlassen hätten. Wollten wir aber nicht. Wir wollten zumindest noch Mammoth Hot Springs ansehen, das lag praktischerweise auch auf dem Weg nach Montana. So entschieden wir, den Vormittag noch im Park zu verbringen und dann noch auf jeden Fall noch Bozeman weiterzufahren. Notfalls könnte man ja auch dort übernachten.

Wir sind also wieder früh raus, haben alles zusammengepackt und sind dann nach einem "Frühstück" bestehend aus dem Kaffee aus dem Zimmer und ein paar Keksen losgefahren. Die Strecke zog sich wieder ziemlich hin, wir waren über eine Stunde unterwegs. Irgendwo auf der Strecke lief vor uns ein Coyote über die Straße. Leider war der Fotoapparat gerade nicht griffbereit, daher leider keine Coyotenbilder. Wir sind dann kurz darauf ohne weitere "Zwischenfälle" in Mammoth angekommen. Die Mammoth Hot Spring sind heiße Quellen, bei denen ca. 70 Grad (Celsius) warmes Wasser austritt und über Terrassen fließt. Das Wasser enthält hohe Kalk- und Mineralienanteile, die sich in Form von Terrassen ablagern. In den Terrassen siedeln sich zusätzlich Algen und Bakterien an, die je nach Wassertemperatur unterschiedliche Farben aufweisen. Aufgrund der Ablagerungen wechselt immer wieder die Fließrichtung des Wassers und damit die Temperatur sowie die Farben. Im Lauf der Jahre versiegen immer wieder Quellen und neue entstehen. Früher gab es wohl deutlich mehr aktive Quellen, die nach und nach versiegten, dafür sind ein paar neue entstanden.

erkaltete Quellen:




aktive Quellen:










Wir sind so ziemlich alle Terrassen abgelaufen, danach ging es noch in die Siedlung. Am Fuße der Terassen gibt es noch einige andere, äh, Sachen. Zum Beispiel die Liberty Cap, auch eine erkaltete Quelle:



Und hier sieht man Mammoth, links das Dorf und rechts zwischen den Bäumen das alte Fort.



Hier war nämlich früher ein Fort der US Cavalry, die in den Anfangszeiten des Parks bis zur Gründung des National Park Service den Park verwaltet und beschützt hat. Zum einen vor irgendwelchen Siedlern, Schatzsuchern und sonstigen zwielichtigen Elementen, zum anderen vor Indianern. 1877 zogen nämlich die Nez Perce auf der Flucht durch den Park. Dazu aber mehr später. Heute sind hier das Hauptquartier des Parks und die Wohnungen vieler Parkangestellter. Im Visitor Center wurde unter anderem über die Geschichte des Parks informiert, wenn ich mich richtig erinnere. Außerdem gibt es um die Ecke noch ein Post Office. Auf dem Rasen vor dem Post Office grasten einige Wapitis mit Kalb.



Wir haben uns dann im General Store einige Sandwiches zum Mittagessen besorgt und verließen dann den Park Richtung Montana. Ab ins "big sky country"



Tja, das war der Yellowstone. Ein sehr interessanter Park und eine sehr beeindruckende Erfahrung. Wir waren gut 2 1/2 Tage dort und das ist meiner Meinung nach das absolute Minimum, um einen Eindruck von der Vielfältigkeit des Parks zu bekommen. Wie schon erwähnt, sind die Entfernungen im Park nicht zu unterschätzen und man sollte sich im Park auf lange Fahrzeiten einstellen.

Direkt am Parkausgang liegt Gardiner, das auch von vielen Parkbesuchern als Übernachtungsort benutzt wird.





So viel bigger als in Wyoming war der sky hier zunächst nicht. Das sollte aber noch werden ...

Wir sind dann auf dem Highway 89 entlang dem Yellowstone River zwischen der Gallatin Range und der Absaroka Range Richtung Norden gefahren.





Bei Livingston sind wir auf die I 90 und waren dann gegen 15 Uhr in Bozeman. Dort entschlossen wir uns endgültig, hier über Nacht zu bleiben. Wir suchten uns ein Motel und entschieden uns für das Lewis and Clark Motel an der Main Street. Beim Einchecken fragten wir nach dem Weg zum Museum of the Rockies. Wir wurden gefragt, ob wir fahren oder zu Fuß hinwollten. So was, zu Fuß! In Amerika! Entweder wurde hier in der Gegend im Gegensatz zu dem, was man so über Amerikaner hört, gerne mal das Auto stehen gelassen, oder aber hier waren schon öfter deutsche Touristen gewesen. Wir entschieden uns für den kleinen Spaziergang zum Museum, ich schätze es dauerte eine dreiviertel Stunde, one way. Wir kamen durch eine nette Wohngegend mit lauter hübschen Häusern und lauter Obama lawn signs. Als wir eines davon fotografieren wollten,  bemerkten wir, dass unser Fotoapparat plötzlich nicht richtig funktionierte. Er speicherte die Bilder nicht mehr.

So ein  :koch: :wut33: :bang: :flennen:  :heulend:

Daher gibt es vorerst leider keine Bilder vom Spaziergang bzw. dem Museum. Der Weg führte wie gesagt zuerst durch eine nette Wohngegend und dann durch das Gelände der Montana State University. Diese ist weltweit führend in der Dinosaurierforschung und betreibt auch das Museum. Dementsprechend ist das Museum wohl immer auf dem neuesten Stand der Forschung. In Sachen Dinosauerier ist es wahrscheinlich das beste Museum der Welt. Wenn man sich auch nur ein bißchen für Saurier interessiert, muss man hier mal gewesen sein. Die Dinosaurierausstellung war in der Tat sehr faszinierend, sehr vielfältig, sehr gut gestaltet und sehr schön erklärt. Hier gibt es unter anderem das Skelet von "Big Al" zu sehen, einem Allosaurus, dessen Skelett zu über 95% erhalten ist und den einige vielleicht aus der BBC-Dokumentation "The Ballad of Big Al" ("Die Geschichte von Big Al") kennen. Die Forscher aus Montana vertreten übrigens die Theorie, dass Dinosaurier keine Reptilien sind, sondern Vögel, bzw. genauer, dass die Vögel zur Gruppe der Dinosaurier gehören. Somit wären die Dinosaurier als solche gar nicht ausgestorben sondern überlebten als Vögel bis heute. Soweit ich weiß, ist diese Theorie in der Paläontologie heutzutage allgemein anerkannt.

Außerdem gab es noch kleinere Ausstellungen über das Leben der Prairieindianer und das Leben der Pioniere. Vor dem Museum war ein Haus samt Garten und Landwirtschaft aus der Pionierzeit aufgebaut. Außerdem war gerade eine Wanderausstellung da, in der Kostüme aus Science Fiction-Filmen gezeigt wurden. Darunter waren unter anderem die Originalkostüme von Darth Vader und Seven of Nine (leider nur das Kostüm). Nachdem wir uns die Beine im Museum wund gelaufen hatten, machten wir uns auf den Rückweg. Bevor wir ins Motel zurückkehrten, schlenderten wir etwas durch Historic Downtown um etwas zum Abendessen zu suchen. Wir entdeckten ein Restaurant, in dem wir durch die Fenster ein paar Trooper der Montana Highway Patrol beim Essen sahen. Da wir gelesen hatten (http://www.zeit.de/2006/46/Roadfood_neu), dass es das beste Essen da gibt, wo auch die Cops essen, sind wir gleich rein und wurden nicht enttäuscht.

Zurück im Motel schaute ich zuerst im Internet wegen des blöden Kamerafehlers nach. Gemäß den dortigen Empfehlungen sollte sich der Fehler durch formatieren des Speicherchips beheben lassen. Ich sicherte also die bisherigen Bilder auf mein Notebook und formatierte den Chip. Danach funktionierte die Kamera wieder wie neu. Jipiee!
 :applaus: :groove: :dance:

Auf den überwundenen Schreck gab's dann noch ein Bier im Motel-Foyer (Drooling Moose und Fat Tire; lustige Biernamen haben die hier).

Saguaro

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Und schön zu sehen, dass außer Saguaro noch mehr Leute mit an Bord sind.

Es freut mich, dass es Dir wieder besser geht und wie es aussieht, bin ich die Vorsitzende von Deinem Fan-Club  :lolsign:.

Die Forscher aus Montana vertreten übrigens die Theorie, dass Dinosaurier keine Reptilien sind, sondern Vögel, bzw. genauer, dass die Vögel zur Gruppe der Dinosaurier gehören. Somit wären die Dinosaurier als solche gar nicht ausgestorben sondern überlebten als Vögel bis heute. Soweit ich weiß, ist diese Theorie in der Paläontologie heutzutage allgemein anerkannt.

Das denke ich jeden Tag, wenn mich unser Großsittich mal wieder zwickt  :lachroll:.

LG,

Ilona
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat." (Erich Kästner)


PhilippJFry

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Es freut mich, dass es Dir wieder besser geht und wie es aussieht, bin ich die Vorsitzende von Deinem Fan-Club  :lolsign:.

Ja Wahnsinn, ein Fan-Club.

 :idee:

Vielleicht sollte ich jetzt anfangen, Mitgliedsausweise auszugeben und Anstecknadeln zu entwerfen.

PhilippJFry

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29.07.2008 Bozeman - Butte
the richest hill on earth und ganz viel Bier

Nach den "Strapazen" der letzten Tage haben wir's heute etwas ruhiger angehen lassen. Wir sind später aufgestanden, haben dann gegenüber vom Motel erst Mal Wäsche gewaschen, eine Kleinigkeit im Motel gefrühstückt und waren dann gemütlich im Safeway um die Ecke einkaufen.


Hier kann man Wäsche waschen ...


... und hier kann man einkaufen. Montana hat übrigens keine State Sales Tax, hier zahlt man nur kommunale Steuern.

Wir sind dann erst so gegen halb elf losgefahren. Der Plan für heute war wieder ganz einfach: Bis Butte fahren und dort ein Motel suchen. Unterwegs kamen wir an Thee Forks vorbei und dort wollten wir einen kleinen Halt machen. Was gibt's dort zu sehen? Ganz einfach, bei Three Forks ist der offizielle Beginn des Missouri. Gleich neben der Stadt fließen nämlich die drei Quellflüsse des Missouri zusammen, der Jefferson, der Gallatin und der Madison. Und zwar passiert das Ganze im Missouri Headwaters State Park. Eintritt: $ 5 pro Auto bzw. $ 1 für Fußgänger. Wir beschlossen, drei Dollar zu sparen und das Auto am Park Office stehen zu lassen. So groß war der Park schließlich nicht. Einmal durchspaziert hin und zurück ca. 2-3 Meilen, wenn überhaupt. Wir spazierten am Madison entlang und waren nach kurzer Zeit an der Stelle, wo der Madison in den Jefferson fließt. Ab hier heißt das ganze Wasser dann offiziell Missouri.



Eine gute halbe Meile später kommen dann noch der Gallatin (rechts) und Kanufahrer (links) dazu.



Benannt wurden die drei Flüsse übrigens von Lewis (oder war's Clark?). Eigentlich handelt es sich bei dem Jefferson bereits um den Missouri, nur unter anderem Namen. Und streng genommen müßte der Mississippi ab dem Zusammenfluß mit dem Missouri in der Nähe von St. Louis eigentlich Missouri heißen, denn der Missouri war deutlich länger als der Mississippi und üblicherweise werden Flüsse nach dem längeren Fluß benannt. Durch Begradigungen wurde der Missouri allerdings im Laufe der Zeit etwas verkürzt und ist je nach Messweise etwas länger oder kürzer als der Mississippi. Somit wäre die Ordnung wenigstens halbwegs wieder hergestellt. Wenn Clark (oder Lewis?) den Missouri aber an seinem Anfang nicht zum Jefferson deklariert hätten, wäre er auf jeden Fall nach jeder Definition immer noch länger als der Mississippi und der große Fluß der da zwischen St. Louis und dem Golf von Mexiko fließt, hätte definitiv den falschen Namen. Alles klar?
 :verwirrt: :bahnhof:


Is ja auch wurscht. Der Park ist jedenfalls ganz nett. Am Zusammenfluss des nun auf jeden Fall Missouri heißenden Flusses mit dem Gallatin gibt's einen Parkplatz mit Picknickplatz, Restrooms und Frischwasser. Daneben eine "interpretative site" mit dutzenden von Schildern, wo man was über die Geschichte der Gegend und die ganzen Flüsse (wie auch immer die jetzt heißen mögen) lernen konnte. Der Geschichtsteil ging hauptsächlich über Lewis und Clark und andere Pioniere und was denen hier alles passiert ist (z.B. Indianerüberfall). Außerdem erfuhren wir, dass wenn man ein Stück Holz oder ähnliches hier in den Fluß wirft, dann braucht das sechs Monate, bis es im Golf von Mexiko ankommt. So viel Zeit hatten wir aber nicht und traten dann den Rückweg an. Dabei nahmen wir einen anderen Trail über einen kleinen Hügel mit netter Aussicht auf den Gallatin.




Nach ungefähr zwei Stunden waren wir wieder am Auto und weiter ging's. Ab nach Butte. Quer durch die Berge. Links die Tobacco Root Mountains und rechts die Elkhorn Mountains.





Auch diese Strecke war nicht wirklich lang. Eine gute Stunde später waren wir da.





Butte ist eine alte Bergbaustadt. Der intensive Bergbau hat hier einige Spuren hinterlassen.




Wir fuhren durch die neueren Viertel in den historischen Teil am Hügel. Dort suchten und fanden wir ein Quartier für die Nacht im Finlen Hotel & Motor Inn.



Dieses hat einen Hotel- und einen Motelteil. Wir nahmen ein Zimmer im Motelteil für ungefähr $ 56, die billigste Unterkunft der ganzen Reise. Nach dem Einchecken machten wir einen kleinen Spaziergang durch die Straßen. Gleich um die Ecke fanden wir einen alten Förderturm mit Infotafeln. Hier sah man, wie reich die Stadt früher gewesen sein muss, sogar die Mülleimer waren aus Kupfer.





Die Stadt liegt an einem Hügel, der ungeheuer reich an Bodenschätzen, vor allem Kupfer, ist. Daher der Spitzname "the richest hill on earth". Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war Butte die reichste Stadt der Welt. Allerdings haben sich den ganzen Reichtum vor allem ein paar wenige reiche Minenbesitzer einverlebt, für die ganzen Arbeiter blieb natürlich nicht viel übrig. Das hat den Arbeitern nicht so gut gefallen und sie protestierten und rebellierten regelmäßig. Dieses Rebellieren gefiel wiederum den Minenbesitzern nicht so richtig und sie ließen die Polizei auf die Arbeiter schießen. Folglich gab es immer wieder Straßenschlachten zwischen Polizei und Bergarbeitern. Die ganzen Minen in Butte gehörten nämlich der Amalgamated Copper Mining Company, die seit 1915 Anaconda Copper Mining Company heißt. Diese Firma ist/war laut Kritikern einer der größten Umweltverschmutzer und Ausbeuter der Welt. Die ganze Minengegend um Butte ist höchst kontaminiert, u.a. mit Arsen, Kadmium, Zink und Kupfer. In den 70ern wurde Anaconda von ARCO gekauft. Die EPA hat dann ARCO verpflichtet, den ganzen Dreck wieder aufzuräumen, aber diese Aufgabe ist noch lange nicht abgeschlossen.

Heute ist von dem "Reichtum" nicht mehr viel übrig, Butte hat seine besten Tage hinter sich. Dennoch oder gerade deshalb besitzt die Stadt einen gewissen Charme.


Auf dem Förderturm oder wie die Dinger heißen steht "mile high", denn die Stollen reichen hier eine Meile tief in die Erde.






Wer eine Kirche braucht, kann hier eine kaufen.











Trivia: Butte ist der einzige Ort der USA ohne "open container law", das heißt, hier darf man überall im Stadtgebiet mit offenen Alkoholbehältern rumlaufen.  :drink:
Im Rest der USA geht das nur in einigen wenigen Städten in bestimmten Stadtteilen, z.B. auf dem Las Vegas Strip. Allerdings haben wir niemanden mit offenen Bier- oder Schnapsflaschen rumlaufen sehen. Weiterhin wissenswert mag sein, dass Butte nicht auf alle Verkäufe tax erhebt. Wenn man in Butte z.B. Lebensmittel kauft, dann zahlt man überhaupt keine sales tax.

Nach etlichem Herumspazieren war es Zeit für ein Häppchen. Wir kehrten in eine Art Sportsbar ein. Dort gab es natürlich die örtliche "Spezialität": pork chop sandwich. Das war nicht schlecht, aber im Prinzip ist das nichts anderes als eine Schnitzelsemmel. So gestärkt ging es zum letzten Ziel für heute, die M&M Bar. Ich hatte einige Monate vorher in einer uralten Zeitschrift (Geo oder Merian oder so was ähnliches) gelesen, dass diese Bar seit 1890 bis heute ununterbrochen 24 Stunden am Tag geöffnet hat. Da mußten wir natürlich hin. Ich erfuhr dann später, dass die Bar irgendwann vor ein paar Jahren aber nach Erscheinen der oben erwähnten Zeitschrift für einige Monate geschlossen hatte. Aber egal, der Besuch hat sich gelohnt.



Als wir reinkamen war nix los. Wir setzten uns an die Bar, bestellten ein Bier und sahen zuerst ein wenig in den über der Bar laufenden Fernseher. Praktischerweise haben die Fernseher in den ganzen bars Untertitel, so dass man mitbekommt, um was es geht ohne durch die Lautstärke gestört zu werden, falls man sich doch mal unterhalten muss. Ich erinnere mich auch noch daran, was lief, denn diese Sache war schon überall die ganze Zeit Topthema in den Fernsehnachrichten, nämlich ein kleines knapp dreijähriges Kind namens Caylee Anthony, das unter mysteriösen Umständen verschwunden war und irgendwie hatten manche die Mutter, Casey Anthony , im Verdacht, dass sie etwas damit zu tun hatte (vgl. http://en.wikipedia.org/wiki/Caylee_Anthony_homicide). So richtig konnten wir dieses Drama aber nicht verfolgen, denn da wir zur Zeit die einzigen Gäste waren, kamen wir sehr schnell mit dem barkeeper ins Gespräch. Der schien ein ganz interessanter Typ zu sein und unterhielt uns den ganzen Abend mit seinen Stories. Manchmal hatte ich den Verdacht, dass er, nun ja, leicht übertrieb, aber was macht das schon. Die Zeit verging wie im Flug, wir waren stundenlang in der Bar.
 :bier:
Zwischendurch gab er uns immer wieder mal ein Bier aus, ließ uns verschiedene microbrews probieren und während des Trinkens unterhielten wir uns über Gott und die Welt, naja, nicht über Gott, aber über die Welt. Der Barkeeper kam ursprünglich aus Vegas und schien dort in irgendwelche Gang-Auseinandersetzungen involviert gewesen zu sein, jedenfalls hatte ich den Eindruck, dass es ihm dort zu heiß geworden war und er deshalb nun hier war. Er erzählte unter anderem, dass man ihm mal den Unterkiefer mit einem Baseballschläger gebrochen hatte, dass Harry Reid ein persönlicher Freund der Familie war, wie das mit dem tip in bars funktioniert und dass er dieses Mal ausnahmsweise die Demokraten wählen werde, auch wenn sie ihm seine Waffen wegnehmen wollten, aber das Land brauche jetzt wirklich mal etwas Veränderung. Wir unterhielten uns auch lange über Unterschiede zwischen Deutschland und den USA, vor allem in Sachen Alkohol, Schusswaffen und Führerschein. Zwischendurch gab es immer ein neues Bier, mal wurde es ausgegeben, mal zahlten wir auch.

 :prost:

Zwischendurch kam noch ein Typ aus San Diego und ein älteres Ehepaar aus dem Mittleren Westen vorbei und auch mit denen hielten wir ein Schwätzchen. Der San Diegoaner kam zum Abendessen, erklärte uns, dass San Diego die schönste Stadt der Welt sei und bestand darauf, sein Abendessen mit uns zu teilen. Das Ehepaar war mit dem Wohnwagen unterwegs und kam gerade aus Richtung Glacier, den sie (und auch der Barkeeper) uns sehr empfahlen. Der Barkeeper gab uns dann noch alle möglichen Empfehlungen für die weitere Reise, insbesondere betreffend die besten Brauereien und Biersorten. Besonders gut sei das Bier in der Bayern-Brauerei in Missoula, die gehöre einem ausgewanderten Deutschen.

Am Schluss waren wir beide etwas angeheitert, verabschiedeten uns gerade rechtzeitig, bevor es zu viel Bier wurde und wankten die zwei Blocks zurück ins Motel.  :drink:

Saguaro

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Butte ist der einzige Ort der USA ohne "open container law", das heißt, hier darf man überall im Stadtgebiet mit offenen Alkoholbehältern rumlaufen.  :drink:

Kein Wunder, dass das niemand macht. Wenn's erlaubt ist, dann macht das Rumlaufen :grins: mit Alkohol doch keinen Spaß  :zwinker:.

Ihr wurdet im Saloon ganz schön abgefüllt. Glücklicherweise ist der Ort nicht so groß und Ihr habt Euer Zimmer nach dem Gelage gefunden  :lolsign:.

LG,

Ilona

PS: Hast die Autogrammkarten schon drucken lassen  :lachroll:
Liebe Grüße

Ilona

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PhilippJFry

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PS: Hast die Autogrammkarten schon drucken lassen  :lachroll:

Sind noch nicht ganz fertig. Bin mir auch nicht sicher, ob sich das für uns beide lohnt. Aber wir könnten uns ja Clubnamen geben, und zwar Indianernamen.  :indianer:

Ich bin dann Sees-No-Bears. Und Du könntest dann Woman-who-likes-Cacti sein, oder Woman-Who-Likes-Saguaros.

Anne05

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Hallo,

wollte nur mal kurz anmerken, dass ich auch noch dabei bin!

Hatte nur kurz den Anschluss verpasst, weil du ja wg. Krankheit ein paar Tage pausiert hast.
Hoffe, Du bist wieder i.O. und die Frau Gemahlin freut sich noch immer am Geschmeide  :lol:

LG
Anne
Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub :-)

PhilippJFry

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wollte nur mal kurz anmerken, dass ich auch noch dabei bin!
:daumen:


Hatte nur kurz den Anschluss verpasst, weil du ja wg. Krankheit ein paar Tage pausiert hast.
Hoffe, Du bist wieder i.O.

Ja, danke der Nachfrage. Leider hab ich jetzt auch außerhalb des Reiseberichts einiges aufzuholen. Ich kann daher wahrscheinlich nur zwei bis höchstens drei Berichte pro Woche hier einstellen.

und die Frau Gemahlin freut sich noch immer am Geschmeide  :lol:

Tut sie.

Saguaro

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Aber wir könnten uns ja Clubnamen geben, und zwar Indianernamen.  :indianer:
Ich bin dann Sees-No-Bears. Und Du könntest dann Woman-who-likes-Cacti sein, oder Woman-Who-Likes-Saguaros.

 :lolsign:

How, großer Häuptling   :verneig: - wie wär's mit Häuptling Nobear   :indianer: und Saguaro-Squaw  :lachroll: ?

Ich mag die langen Namen nicht (nur wegen der Unterschrift auf den Autogrammkarten  :zwinker:, dauert dann zu lange).

LG,

Ilona
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Biggi

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Moin,

du hattest mich kurz abgehängt, aber nun bin ich wieder auf dem Laufenden hier auf dieser Reise.
Mir gefällt besonders, dass wir nicht nur die Highlights abklappern, sondern auch ein wenig vom Alltag in der Provinz erleben. Also, ich freu mich auf die Fortsetzung! :)

PhilippJFry

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Freut mich, dass es Euch gefällt.

Zwei Nachträge, hab ich total vergessen:

Bozeman ist natürlich auch dafür berühmt, dass hier im Jahr 2063 von Zefram Cochrane der Warp-Antrieb erfunden werden wird und daraufhin am 5. April 2063 der erste Kontakt zwischen Menschen und Vulkaniern stattfinden wird. Da wir so lange natürlich wirklich nicht warten konnten, haben wir uns dann eben das erwähnte Museum angesehen.

Eine der ersten Fragen des Barkeepers in Butte war, was die ganzen Deutschen denn an David Hasselhoff fänden. Das wußten wir aber auch nicht, denn ich habe zwar in meiner Kindheit gerne Knight Rider gesehen, aber nicht wegen Hasselhoff sondern wegen K.I.T.T. Den wiederum fand auch der Barkeeper cool. Und an Baywatch kann's ja auch nicht liegen, denn das - auch hier waren wir uns mit dem Barkeeper einig - schaute man ja nun wirklich nicht wegen David Hasselhoff an.


Also, ich freu mich auf die Fortsetzung! :)

Fortsetzung kommt irgendwann heute noch. Also stay tuned und bitte nicht umschalten.

PhilippJFry

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30.7.2008 Butte-Missoula
durch Täler und Berge

Nach dem gestrigen Saufgelage haben wir es heute schon wieder etwas langsamer angehen lassen. Das entwickelt sich ja langsam zu einem wirklichen Urlaub. Wir waren zuerst ganz gemütlich in einem Cafe in der Gegend frühstücken. Denver Omelett und Eggs Benedict. Viel war nicht los, lediglich ein paar Einheimische standen kaffetrinkend am Tresen. Im Gegensatz zu gestern gab es heute kaum Wolken, die Sonne schien und es war angenehm warm. Da sah Butte gleich viel freundlicher aus.

Plan für heute: Über Big Hole nach Missoula. Strecke: ca. 195 Meilen, Fahrzeit laut Google Maps: 4 h 42 min. Ich bilde mir ein, dass wir nicht so lange gefahren sind, aber vielleicht täuscht mich meine Erinnerung.

In Big Hole ist keine Siedlung, sondern ein National Battlefield, gelegen am Big Hole River. Grund des Umweges war, dass ich im Urlaub unbedingt irgendwas mit Verbindung zu Indianerkriegen ansehen wollte. Am liebsten wäre ich zum Little Big Horn, aber das war zu weit weg von unserer Route. Daher also Big Hole.

Die Fahrt dorthin führte durch wunderschöne grüne Berge und Täler entlang am Big Hole River und an den Pioneer Mountains im Beaverhead National Forest. Mir hat die Landschaft sehr gut gefallen und einen Cowboy haben wir auch gesehen.











Auf dem Weg kamen wir durch Wisdom. Ist aber nichts hängen geblieben, von der Weisheit.




Am Big Hole National Battlefield gibt es ein kleines Visitor Center, wo ein paar Gegenstände aus der damaligen Zeit ausgestellt sind, die Biographien einiger der Beteiligten dargestellt sind und ein kurzer Film über die Geschehnisse und die Vor- und Nachgeschichte (gibt's das Wort überhaupt, Nachgeschichte?) gezeigt wird. Der Film ist im großen und ganzen informativ, driftet aber an einigen Punkten arg in Indianerromantik ab. Ich bin dann früher raus, weil ich die Geschichte ja kannte, ich hatte irgendwann mal "Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses" gelesen, wo sich ein Kapitel mit den Nez Perce beschäftigt.

Die Nez Perce sind ein Indianerstamm, der ursprünglich in Idaho sowie im südöstlichen Washington und nordöstlichen Oregon lebte. Ersten Kontakt mit Weißen hatten sie während der Lewis&Clark-Expedition. In der Folgezeit kamen immer mehr Siedler in das Nez Perce-Gebiet. 1863 verlangten die USA von den Nez Perce, einen Vertrag zu unterzeichnen, nachdem sie auf einen großen Teil ihres Landes verzichtet hätten. Ein Teil des Stammes unterschrieb, ein Teil weigerte sich. 1877 beauftragte die Regierung General Howard, die Indianer in das ihnen zugewiesene Reservat zu bringen, notfalls mit Gewalt. Während die Häuptlinge noch berieten, was sie tun sollten, töteten einige junge Krieger weiße Siedler. Daraufhin kam es zu weiteren Auseinandersetzungen zwischen Nez Perce und der US Army. Die Häuptlinge entschieden sich, nach Norden zu fliehen. Angeführt von Chief Josef waren ca. 700 Indianer, davon ca. ein Viertel Krieger, auf der Flucht, verfolgt von mehreren Armee-Einheiten. Die Flucht führte quer durch Montana und durch den gerade erst gegründeten Yellowstone National Park. Nicht zuletzt deshalb wurde im Park eine Kavallerieeinheit stationiert. Nach über 1.000 Meilen wurden die Indianer kurz vor der kanadischen Grenze von der Armee eingekesselt. Ein paar Indianern gelang die Flucht über die Grenze, der größte Teil ergab sich und wurde in ein Reservat in Kansas gesteckt. Jahre später durfte der größte Teil nach Idaho zurückkehren, nicht jedoch Chief Josef und einige andere, diesen wurde später ein Reservat in Washington zugewiesen.

Wer mehr über die Sache wissen will, findet hier Informationen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Feldzug_gegen_die_Nez_Percé
http://www.nps.gov/archive/nepe/greene/index.htm

Während der Flucht gab es mehrere Gefechte zwischen der Armee und den Indianern. Eines davon war die Battle of the Big Hole am 9.8.1877. Die Indianer lagerten hier im Tal am Big Hole River und wähnten die Armee ein ganzes Stück weg. Sie wollten hier für einige Tage jagen und ihre Ponies grasen lassen. Allerdings war eine Vorausabteilung der Armee unter dem Kommando von Colonel Gibbon in der Nähe und griff das Lager frühmorgens an. Beim Angriff schossen die Soldaten auf das Lager und töteten neben einigen Kriegern auch viele Frauen und Kinder. Die Indianer starteten einen Gegenangriff, bei dem einige Soldaten töteten und unter anderem Gibbons Kanone zerstören konnten. Die Soldaten verschanzten sich am Hügel und die Indianer belagerten sie. Während des weiteren Schlachtverlaufes konnte keine der beiden Seiten die andere entscheidend besiegen. Als am sich am nächsten Tag die Hauptstreitmacht unter General Howard näherte, zogen die Indianer weiter. Bei der Schlacht wurden 32 Soldaten getötet und 37 verwundet. Die Verluste der Indianer werden auf 12 Krieger und ca. 40 Frauen und Kinder geschätzt.

Die Gegend ist trotz dieser traurigen Geschichte sehr schön. An der Stelle, an der sich das Indianerlager befand, sind einige Zeltstangen aufgebaut. Überall blühende Blumen





Wenn man den Hügel hinaufläuft, sieht man nicht nur die Stelle, an der die Armee die Kanone in Stellung gebracht hatte, sondern hat auch eine tolle Aussicht über das Tal.








Nach einer kleinen Wanderung durch das Battlefield fuhren wir weiter durch die Bitter Root Mountains nach Missoula.





So langsam verstanden wir, warum Montana "Big Sky Country" genannt wird.

In Missoula angekommen, suchten wir uns ein Motel und erkundeten zu Fuß die Stadt. Mitten durch Missoula fließt der Clark Fork River. Hier in der Gegend wurde der Film "Aus der Mitte entspringt ein Fluß" gedreht. Missoula hat ca. 68.000 Einwohner und ist nach Billings die zweitgrößte Stadt Montanas. In der Gegend gibt es schöne Berge und Flußlandschaften und man kann ganz toll fischen, wandern und reiten. Haben wir aber nicht gemacht.

In Missoula gibt es einen Bahnhof, wo früher solche Lokomotiven vorbeifuhren.



Das Gerichtsgebäude sieht auch ganz nett aus.



Direkt am Fluß erblickten wir ein Karussell. In den dort ausliegenden Broschüren wurde dessen Geschichte erklärt: Alles begann mit einem Mann und seinem Traum. Chuck Kaparich träumte davon, ein Karussell für seine Stadt zu erschaffen. "If you will give it a home, and promise no one will ever take it apart, I will build A Carousel for Missoula." Dies war das Versprechen Kaparichs. Das City Council war begeistert und Kaparich schuf zusammen mit unzähligen freiwilligen Helfern ein schönes altes Karussell mit 38 ponies aus Holz. Schulkinder sammelten über eine Million pennies alle möglichen Handwerker halfen mit.

Nachzulesen hier: http://www.carrousel.com/

Und hier das Karussell




Eine herzergreifende Geschichte, typisch für Amerika. Wie üblich in Amerika gibt es auch hier natürlich ein Warnschild.



Die Warnung scheint sehr effektiv zu sein, denn wir haben in der Nähe keine unattended children gesehen.

Wir wanderten dann noch etwas am Fluß entlang durch die Stadt.





Eine Zeit lang schauten wir einem Football Team beim Training zu.

Dann suchten wir uns was zum Abendessen. Wir landeten im White Water Bar & Grill direkt am Fluß mit schöner Terrasse mit Blick auf den Fluß. Dort gab es ein sehr gutes Steak und nach dem Essen haben wir uns noch ein wenig an die Bar gesetzt und das örtliche Bier aus der uns ja gestern empfohlenen Bayern Brauerei probiert. Die Biermarke heißt dancing trout und verfügt über ein lustiges Logo/Werbebild, auf dem ein Fischer mit einer Forelle tanzt. Das Logo gibt es unter anderem hier zu sehen: http://www.bayernbrewery.com/beer/dancingtrout.htm. Ausgeschenkt wurde es in 24-Unzen-Gläsern, also ziemlich viel drin. An der Bar verbrachten wir noch einige Zeit, diesmal aber ohne stundenlange Unterhaltungen mit dem Personal und ohne abgefüllt zu werden.

Stattdessen blätterten wir ein wenig in der ausliegenden Lokalzeitung. Anscheinend gab es zur Zeit in Montana eine hitzige Debatte über das legal drinking age. Die Jugendorganisation der Demokraten hatte gefordert, das Mindestalter für's Saufen auf 18 herunterzusetzen und sogar einen dahingehenden Beschluss in irgendeinem Parteigremium durchgesetzt, weil schließlich, wenn man schon mit 18 für sein Land sterben dürfe, solle man auch saufen dürfen. Die älteren Politiker bei den Demokraten waren aber dagegen, offiziell wegen der Gefahren für den Straßenverkehr, aber inoffiziell dürfte es einen anderen Grund haben. Das Festsetzen des legal drinking age ist eigentlich Sache der Bundesstaaten. Warum ist es dann aber in allen Staaten trotzdem einheitlich? Ganz einfach, der Bund verteilt Zuschüsse für die Staaten zum Straßenbau und diese Zuschüsse bekommen Staaten nur, wenn sie Trinken erst ab 21 erlauben. Und da es um ziemlich viel Geld geht, haben alle Staaten Gesetze verabschiedet, wonach man erst mit 21 Alkohol kriegt. Auf den ganzen Batzen Geld wollten die Abgeordneten und Senatoren im Parlament von Montana natürlich nicht verzichten und kündigten an, diesen Parteibeschluss zu ignorieren. Wie überall: Die Jugend denkt nur ans Saufen und die Alten denken nur ans Geld.

Im Motel schauten wir noch kurz, war im TV lief. Wir erwischten einem Lokalsender, bei dem gerade eine Art Gemeinderats- oder Ausschusssitzung übertragen wurde. Die Abgeordneten saßen teilweise in Hawaii-Hemden und Shorts da und hatten riesige Softdrink-Becher mit Strohhalm vor sich stehen. Sah alles sehr relaxed aus. Bei unserem Stadtrat könnte ich mir das nicht vorstellen. Wobei, wer weiß, was die in nichtöffentlichen Sitzungen treiben. Ich finde es gut, dass solche Sitzungen übertragen werden, das schafft mehr Transparenz. Aber vielleicht ist es auch besser, dass Stadtratssitzungen bei uns nicht im TV übertragen werden. Danach wäre die Wahlbeteiligung sicherlich noch schlechter.