04.08.2008 Packwood-Seattle
Zickzack durch WashingtonHeute geht's zur letzten Station unserer Reise. Und ich muss Euch gleich warnen, heute gibt es keine so tollen Bilder.
Beim Auschecken fragten wir was wir für die ganze Telefoniererei gestern schuldig wären. Der Inhaber winkte fast schon empört ob der Frage ab, meinte aber, wir könnten das Motel ja unseren Freunden in Deutschland weiterempfehlen. Hiermit getan. Danach gab es eine Kleinigkeit in der nächsten Tankstelle zu essen. Aufgrund des gestrigen Bein-Vorfalls war ich heute für größere Wanderungen natürlich nicht zu haben. Wir fuhren also nicht nochmals den Mt. Rainier hoch, sondern entschieden uns für einen kleinen Spaziergang am Fuße des Berges, nämlich den "Grove of the Patriarchs Trial". Da gibt es "Mini-Mammutbäume" zu sehen. Naja, keine Mammutbäume im eigentlichen Sinne, aber halt große Bäume. Ich weiß aber nicht mehr, um welche Baumart es sich handelte.
Nach dem kleinen Spaziergang ging es dann weiter.
Nettes sehr kleines Cafe
Da wir vom Mt. Rainier früher als ursprünglich geplant wegkamen, entschlossen wir uns spontan, einen kleinen Umweg zur Pazifikküste zu fahren. Wahrscheinlich würde es da neblig sein, aber was soll's. Eine auch noch mögliche Fahrt zum Mt. St. Helens wäre und deutlich zu lang gewesen, auch wenn der uns eigentlich auch interessiert hätte. Dafür entdeckten wir während der Fahrt auf dem HW 12 Richtung Westen wir einen Abzweig zu einem Viewpoint mit Blick auf den Mt. St. Helens. Wir fuhren zum Viewpoint und fotografierten den Vulkan.
Der Mt. St. Helens gehörtwie auch der Mt. Rainier zur Cascade Range (Kaskadenkette), einem Gebirgszug vulkanischen Ursprungs, der vom Süden British Columbias bis Nordkaliforniern verläuft. Er ist wegen seines Ausbruchs aus dem Jahr 1980 weltberühmt. Dabei starben 57 Menschen: Holzfäller, Wanderer und ein Vulkanier, äh, Vulkanologe. Beim Ausbruch setzte der Vulkan eine Energie von 24 Megatonnen TNT frei (entspricht dem 1.600fachen von Little Boy) und warf mehr als vier Milliarden Kubikmeter Lava und Gestein aus. Beim Ausbruch wurde der gesamte Gipfel weggesprengt, so dass der Berg nicht mehr 2.950 sondern nur noch 2.550 Meter hoch ist.
Tja, aber da waren wir nicht, stattdessen fuhren wir dann auf die I5 und bogen nach einiger Zeit wieder auf den HW 12 ab. Die ganze kommende Fahrt hört sich jetzt für Euch wahrscheinlich etwas langweilig an, war es aber nicht. Wir fuhren einfach und schauten uns die Landschaft an.
Unterwegs stießen wir auf den Pony Expresso.
Nach einiger Zeit kamen wir durch Aberdeen, dem Anschein nach eine Industrie- und Hafenstadt.
Wir fuhren kurz in die Gegend von Ocean Shores, das auf einer Halbinsel liegt. Wie erwartet, war's neblig. Dafür konnten wir beobachten, wie die Amerikaner mit dem Auto direkt an den Strand fuhren und wir machten es ihnen nach.
Aber ich finde die Bilder trotz Nebel ganz nett. Das "Lustige" ist, dass man den Nebel wirklich erst sieht, wenn man an der Küste ist. Noch ein paar Meter vor dem Strand sieht es so aus.
Auch in der Bucht bei Aberdeen gab es keinen Nebel.
Wir fuhren dann zurück nach Aberdeen, wo wir einen kleinen heruntergekommenen Burgerladen sahen und dort anhielten. Dann durch die Stadt zurück auf dem HW 8 Richtung Interstate.
Falls jetzt ein Tsunami kommt, sind wir wenigstens auf dem richtigen Fluchtweg.
Bald näherten wir uns dem Ballungsraum um Seattle und suchten zunächst eine Tankstelle. Beim Tanken passierte etwas "Lustiges". Die Zapfsäule nahm keine Kreditkarte, dafür aber meine EC-Karte.
Nach dem Tanken gerieten wir zum ersten Mal in so was wie einen Stau.
Diejenigen mit den linken Sprüchen hatten immer und ausschließlich einen Toyota. Vielleicht gehört das in Amerika zur Serienausstattung.
Immer wieder sah man auch von hier den Mt. Rainier.
Mal eine andere Art von Entfernungsanzeigen. Nicht in Meilen, sondern in Minuten. Aber Strecke und Zeit hängen ja auch irgendwie zusammen, wenn ich Einstein richtig verstanden habe. Oder war's die Geschwindigkeit? Egal.
Ungefähr 14 (!) Minuten später waren wir in Seattle.
Seattle ist bekannterweise nach dem gleichnamigen Indianerhäuptling benannt, der berühmt ist für eine Rede, die er nie gehalten hat. Jedenfalls gibt es keinen einzigen Beleg dafür, dass Chief Seattle diese Rede mit dem immer wieder zitierten Inhalt gehalten hat. Das einzige, was historisch verbürgt ist, ist dass er überhaupt eine Rede gehalten hat, aber der Inhalt wurde nicht festgehalten. Worum es in der Rede geht, weiß ich nicht mehr, irgendwas mit Essen.
Ich hab auch noch nie eine vielzitierte Rede gehalten und trotzdem bin ich nicht berühmt. Das Leben ist ungerecht.
Seattle liegt in King County und ist berühmt für alles mögliche. Starbucks, Jimi Hendrix, Grunge, Boeing. Die Einwohner heißen Seattleites und der offizielle nickname ist "Emerald City". Angeblich regnet es hier ununterbrochen, aber das stimmt nicht.
Wir kurvten durch die Stadt und dank des (sehr, sehr groben) Stadtplans, der in der Ecke unserer Washington-Karte aus dem Visitor-Center von Spokane abgedruckt war, fanden wir gleich unser Hotel, ohne uns zu verfahren. Das Hotel war nur ein paar Straßen vom Seattle Center entfernt. Wir checkten ein. Beim Einchecken legte ich ein paar Dollar auf den Tresen und erklärte dem Rezeptionisten, dass ich ein wichtiges Paket von UPS erwarte und er möge mich doch bitte sofort verständigen, wenn es eintreffe.
WENN es eintrifft.
Dann schleppten wir unser Zeug aufs Zimmer und machten uns anschließend zu Fuß auf, die Gegend zu erkunden. Leider hatte meine Frau gemeint, den Fotoapparat heute nicht mehr mitnehmen zu müssen. (Der braucht wohl auch mal ne Pause.)
Daher gibt es heute leider keine Bilder mehr. Wir machten uns also auf zu einem kleinen Spaziergang, bei dem wir irgendwann merkten, dass wir nicht nur die halbe Waterfront entlanggelaufen waren, sondern plötzlich im Pike Market gelandet waren. Es wurde langsam dunkel. Macht aber auch nix, dann gehen wir halt was Essen. Wir landeten in einem Restaurant, das so aussah, als ob sie schon gleich zu machen wollten. Wollten sie auf Nachfrage aber doch nicht. Das Essen hier war richtig gut. Alles mögliche aus dem Meer. Meine Frau hatte irgendeine Pasta mit irgendeinem Fisch (Lachs?) und ich nahm eine seafood platter mit verschiedenem Fisch und crab cake. Seitdem liebe ich crab cake,
Da nicht mehr wirklich viel los war, unterhielt uns der Kellner mit allen möglichen Stories und Tipps für unseren Aufenthalt und brachte uns nacheinander ein paar verschiedene örtliche Biersorten zum durchprobieren. Das war wahrscheinlich seine Strategie, die Gäste abfüllen damit sie mehr tip geben. Hat auch geklappt. Aber der Service und das Essen und das Bier waren wirklich gut. Und so schlimm wie in Butte war der Rausch bei weitem nicht.
Auf dem Rückweg kamen wir noch am weltallererstenundbekanntesten starbucks vorbei. Der hat nicht nur im Gegensatz zu den anderen ein unanständiges Logo, sondern da stehen auch dauernd, Tag und Nacht Touristen davor und machen ein Foto vom Laden (weil's der erste ist oder wegen dem unanständigen Logo?).
Und weil es keine Bilder mehr gibt, langweile ich Euch noch mit einem kleinen Bericht zum aktuellen Fernsehprogramm, davon hatte ich ja seit Butte (man erinnere sich, Casey & Caylee Anthony) nichts mehr berichtet. Die Casey&Caylee Anthony story war in den letzten Tagen langsam von wichtigeren Entwicklungen abgelöst worden, nämlich dem comeback von Brett Favre. Brett Favre! !!! !!!!! Das lief nun jeden Abend auf jedem Sender. Am ersten Abend: Brett Favre kündigt sein comeback an!!!!! Am zweiten Abend: Brett Favre unterschreibt den Vertrag!!!! Am dritten Abend: Gerüchte über Vertragsdetails werden bekannt!!!!!!!!! Und so weiter!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Oder so ähnlich.
Außerdem tobte hier gerade ein ziemlich schmutziger Wahlkampf um das Amt des Governers. Während der Herausforderer, Dino Rossi, der Amtsinhaberin Christine Gregoire (in Werbespots oft auch volksnah als "Chris" Gregoire bezeichnet) vorwarf, quasi im Alleingang die hohen Spritpreise persönlich verursacht zu haben, warf diese Herrn Rossi in Werbespots vor, alles zu tun, um mißhandelten Frauen das Leben schwer zu machen. Die Wahl war wohl auch wegen der Vorgeschichte vor vier Jahren so bitter. Auch damals hatten schon beide kandidiert und es war richtig knapp. Bei rund drei Millionen abgegebenen Stimmen lag nach der ersten Auszählung Herr Rossi mit 261 Stimmen vorne. Dann wurde nochmals gezählt und der Vorsprung schrumpfte auf 42 Stimmen. Dann fand man in King County noch irgendwelche Wahlurnen und nach dem dritten Auszählen hatte "Chris" mit 129 Stimmen Vorsprung gewonnen. Die Leute auf dem Land waren sauer und Herr Rossi (ver)suchte sein Glück erneut. Im ländlichen Washington hingen überall Plakate mit "Don't let King County steal the election again".
Aber auch bei der Wahl im November 2008 hatte Herr Rossi kein Glück, diesmal gewann Frau Gregoire sogar richtig deutlich, mit einem Vorsprung von 182.755 Stimmen.
Sorry für die plumpen (
) Herr Rossi-Anspielungen, aber ich konnte nicht widerstehen.
Dafür gibt's morgen frontal nudity in public!
Und weil dies mein 400. post ist, gibt's ne Runde auf meine Kosten: