Und weiter geht es mit einem (überwiegenden) Regentag!
16. Tag: 17.09.2010Der Vorhang in meinem Motelzimmer ist vor das Fenster gezogen. Gegen 8 etwa stehe ich auf, wage aber keinen einzigen Blick nach draußen nach dem Wetter. Zumindest bis nach dem Duschen und Anziehen will ich mich überraschen lassen. Die Vorhersage sagte ja nichts Gutes, aber die Hoffnung stirbt schließlich zuletzt
. Zumindest habe ich es bisher nicht tröpfeln hören... aber als ich den Vorhang aufreiße, was sehe ich natürlich? Glitzernde Straßen in denen sich die Scheinwerfer der vorbeifahrenden Autos spiegeln. Na bitte. Heute sehe ich das mal ganz gelassen und nehme es erstmal sportlich. Ich checke aus, schnappe mir ein wenig von dem Continental Breakfast und verzehre es im Auto. Ein wenig Wegzehrung lasse ich mir noch übrig und fahre dann nach Downtown - mit Hilfe des Navis finde ich das Post Office von Astoria. Hier kann ich endlich die Postkarten loswerden. Der Regen hört natürlich nicht auf. In der Nähe parke ich dann an der Straße und gehe - immer noch im strömenden Regen - Richtung Columbia River. Hier gibt es einen wirklich netten Boardwalk, wo auch gleichzeitig ein Trolley langfahren soll. Während meines Aufenthalts sehe ich diesen allerdings nicht. Auch im Regen macht es wirklich Spaß, hier langzugehen:
Der Boardwalk und immer im Blickfeld: Die imposante Astoria-Megler-Bridge:
Fotografie ist möglich, doch muss ich ständig das Objektiv abwischen und außerdem sorge ich mich ein wenig um die Kamera, da sie ständig nass wird. Mir fällt jetzt das erste Mal auf, dass es deutlich was bringt, wenn man innerlich über den Regen lacht! So kann man selbst nass die Gegend genießen
.
Entlang der Waterfront finden sich Restaurants, aber in unmittelbarer Nähe sind auch viele Lagerhallen und Industrie angesiedelt. Unterhalb des Boardwalks und der teilweise auf Stelzen stehenden Gebäuden hört man etliche Seelöwen. Leider zeigen sie sich hier gar nicht, aber ihre Anwesenheit ist deutlich vernehmbar.
Mein nächstes Ziel in Astoria ist die Astoria Column. Die Anfahrt besteht aus einem relativ kurzen Stück duch die Stadt und Wohngebiet und dann einen kleinen Berg hinauf. Der Eintrittspreis ist sehr human: 1 USD muss man fürs Parken bezahlen und kann sich umschauen und den Turm besteigen. Wider erwarten ist der Blick gar nicht mal soooo schlecht:
Top of the column
Blick nach unten
Nach ein wenig Smalltalk mit einer (älteren) Frau, die ebenfalls mit einer DSLR fotografiert, fahre ich weiter Richtung Fort Stevens State Park. Hier geht es mir hauptsächlich um den Strand und dem "Wreck of the Peter Iredale" - den Resten eines Schiffswracks. Ich komme zu einer Bezahlstation und füttere den Automaten mit überschüssigem Kleingeld. Ok - jetzt bin ich tatsächlich in einem "Militärmuseum" gelandet. Ich versuche, über ein paar Trails zum Strand zu kommen - Fehlanzeige: Ich komme nur an Kanonen und Bunkern vorbei. Ist ja ganz nett, aber eigentlich ist mir jetzt die Zeit zu schade für sowas, zumal es ein wettermäßig mittlerweile ein wenig aufgelockerter ist.
Blick vom Fort Stevens State Park auf den Columbia River
Das Schiffswrack befindet sich zwar im Fort Stevens State Park, allerdings nicht in der Fee-Zone, die ausschließlich aus diesen Militäranlagen besteht. Nach einer halben Stunde nehme ich Reißaus und kurve durch den - etwas verzweigten - State Park und erreiche schließlich den Strand:
Zwischen dem Wrack sehe ich dann plötzlich wieder die Frau, die ich an der Astoria Columb getroffen habe. Sie grüßt nett und macht Fotos. Sowas ähnliches in noch "extremerer" Form ist mir übrigens auch in Washington oben passiert: Einen jungen Mann ("ich habe deutsche Vorfahren-Smalltalk... etc." ) treffe ich sowohl am Hoh Rain Forest und dann wieder am Ruby Beach... wie klein die Welt doch ist
.
Weiter geht es dann. Es hat schon wieder ein wenig zu regnen angefangen. Ca. 40 Minuten südlich von hier befindet sich mein nächstes Ziel: Der Ecola State Park bei Cannon Beach. Darauf habe ich schon die ganze Reise gewartet. Die Sicht ist eher bescheiden, [aber ich bin doch erstaunt, was sich per Bildbearbeitung alles herausholen lässt, Anm. 28.11.2010].
Es gibt einen Trail durch den Wald hinunter zum Strand (1 3/4 Meilen one-way, glaube ich). Von hier gibt es immer ganz wunderbare Aussichten - aber ein wenig wehmütig ist man doch, weil man diese Filmschauplätze natürlich auch bei herrlichstem Wetter kennt! Der Weg ist teilweise sehr sehr glitschig.
Auf dem Rückweg
Insgesamt bin ich knappe drei Stunden unterwegs und mache mich dann am späten Nachmittag weiter auf den Weg nach Süden. Das Wetter motiviert nicht sonderlich - es ist auch wieder ein wenig neblig. Ca. 50 Meilen weiter bei Tillamook biege ich Richtung Cape Meares ab - ein State Park etwas weiter abgelegen von der US-101. Die Fahrt führt - etwas langgezogen - entlang der Tillamook Bay. Nach einiger Zeit folge ich dann einem Wegweiser nach Cape Meares, welcher allerdings zunächst auf die Ortschaft "Cape Meares" bezogen ist. Was für ein einsames Nest! Irgendwie auch ein wenig gespenstisch, diese Gegend:
Strand von Cape Meares
Als nächstes geht's dann zum Lighthouse, einige Minuten Fahrt von hier. In der Bucht schwimmt ein Wal, doch leider kann ich nicht erkennen, welche Art. Nur die Fontäne ist deutlich sichtbar - Fotos sind leider nicht drin. Dafür ist das Licht zu schlecht bei dieser Entfernung.
Die weitere Fahrt nach Newport wird nun ein ziemliches Abenteuer. Es ist schon ziemlich spät und es sind noch über 70 Meilen zu fahren, da ich in Newport ein Motel reserviert habe. Das ist das erste Mal, dass ich mich mit der Entfernung so richtig verschätzt habe. Nach einem weiteren Stop am Cape Lookout State Park (keine Fotos) geht es über eine wirklich sehr sehr schlecht erhalten Straße mit extremen Schlaglöchern langsam wieder richtung US-101. Solch eine schlechte (offiziell nummerierte und geteerte) Straße habe ich bisher nur selten erlebt. Tanken muss ich nun auch noch. Natürlich ist nichts in umittelbarer Nähe und es bleibt spannend. Irgendwann komme ich an einer Shell-Tankstelle vorbei: So, das erste mal tanken in Oregon - das erste mal Bedienung! Ich fahre an eine Säule, wobei es dann durch irgendeinen Mechanismus im Gebäude klingelt. Sofort kommt ein netter junger Tankwart raus und macht mir alles. Ist ja wirklich sehr praktisch
Mittlerweile ist es dunkel. Ich bin bald froh, endlich wieder auf der US-101 zu sein, doch die Sicht ist einfach furchtbar. Nebel und noch mehr Nebel. Zur Sicherheit fahre ich eher ein wenig langsamer. In Pacific City kehre ich noch in einer Fastfood-Bude ein und fahre dann den Rest bis Newport durch. Wirklich ein wenig schade, dass ich jetzt so eine große Strecke entlang der Oregon Coast im Dunkeln zurücklege. Auf der anderen Seite würde das aber momentan auch am Tag nicht so sonderlich rosig aussehen...
Der Moteleigentümer ist ein wenig merkwürdig - extremer Nuscheler - seine Frau liegt im Nebenzimmer vorm Fernseher... mal wieder so richtig klischeehaft
. Trotz meiner Online-Buchung muss ich nochmal "etliche" Formulare ausfüllen, ehe ich in mein Zimmer komme. Bis auf den leicht muffigen Geruch ganz ordentlich übrigens. Nach einer Dose Mtn Dew vom Motelautomaten und der Tagesplanung für morgen gehts dann auch ins Bett.
Übernachtung: Willers Motel, Newport, OR
Preis: 65,75 USD/Nacht inkl. "Frühstück"/Tax (willersmotel.net)
Morgen gibts dann noch ein wenig Oregon Coast - bis mich die Geduld mit dem Wetter verlässt und ich spontan ins Binnenland abbiege...