08.10.2015, Märchenhaftes aus dem versteinerten Wald und dem Garten des TeufelsDas Frühstück im Circle D Restaurant ist von der Art her etwa mit dem von Denny’s vergleichbar, aber nicht im Hotelpreis inclusive.
Heute soll es zunächst in den Petrified Forrest gehen. Vor zwei Jahren waren wir schon einmal auf dem Parkplatz davor, sind aber wieder umgekehrt, weil der State Park wegen „End of Season“ geschlossen hatte (Ende Oktober). Jetzt wollen wir das nachholen. Die Berichterstattung hier im Forum über den Petrified Forrest von Escalante war eher „lauwarm“. Da wir uns aber für Mineralien interessieren, wollen wir uns ein eigenes Bild machen.
Geplant war ein Kurzbesuch. 1,5 Meilen, was ist das schon? Irgendwo soll es ein bisschen steil sein. Am Ende werden wir den gesamten Vormittag hier verbringen und gefühlte 300 Höhenmeter absolviert haben, weil es immer irgendwie bergauf oder bergab geht.
Die lange Zeit brauchen wir nicht, weil wir etwa schlecht zu Fuß wären, sondern weil wir jeden zweiten Stein hier fotografieren.
… und zu entdecken gibt es sehr viele.
Vor 4 Jahren haben wir den Petrified Forrest National Park in Arizona besucht und können vergleichen. Während man sich den NP erfährt, erläuft man hier alles. Im NP gibt es vorrangig klare Kristalle, wobei sich die dicken Baumstämme an einem Ort konzentrieren. Im SP sind die Versteinerungen weiter verteilt und „auf andere Art schön“.
Der NP in Arizona entspricht vermutlich mehr dem Mainstream-Geschmack. Wer aber in der Gegend von Escalante ist und sich ein bisschen für „bunte Steine“ interessiert, sollte sich auch diesen SP nicht entgehen lassen. Uns hat es jedenfalls sehr gut gefallen.
Da das Gebiet höher gelegen ist, bietet sich am Ende des Rundganges ein unerwartetes Panorama.
Überall liegen große und kleine Bruchstücke herum, die uns bitten, ihnen ein Zuhause zu geben. Wir widerstehen der Versuchung. Am Ausgang erwarten wir dann wie auch im NP von den Rangern amtlich befragt zu werden, ob sich da nicht etwas in unsere Taschen verirrt haben könnte, incl. einer Kontrolle des Kofferraumes.
Aber nichts geschieht. Nicht mal ein Ranger ist zusehen.
Wie wir im kleinen Visitor-Center später erfahren, hat sich ein schlaues Köpfchen, eine viel subtilere Methode ausgedacht.
Das Gerücht: „Mitgenommene Bruchstücke bringen Unglück!“ wurde in die Welt gesetzt.
Offenbar wirkt das bei den Amerikanern. Wir erkennen das zum einen an der Menge des „Streugutes“, das im Park herumliegt (wäre in Deutschland von den Besuchern längst „aufgeräumt“ worden) und einer Vitrine im Visitor-Center. Trophäen gleich wird dort eine Vielzahl von Briefen präsentiert, in sich denen reuige Sünder zur ihren Taten bekennen und „die heißen Steine“ wieder loswerden wollen.
Tenor:
„So richtig Pech habe man zwar noch nicht gehabt, fühle sich aber unwohl und habe Angst, dass das Schicksal demnächst zuschlagen könne …
Im nahe gelegenen Rock-Shop erstehen wir dann ein Stück „Coprolite“, ein farbiges, zuweilen kristallines Etwas, das in taubes Gestein eingebettet ist.
Mineralogisch betrachtet ist es – Dino-Sch**ße, auf Hochglanz poliert.
Das soll es
so nur hier in Utah geben. Der Händler ist stolz darauf. Man kann zwar kein Stroh zu Gold spinnen, hat aber dafür einen Weg gefunden, aus Sch… Geld zu machen.
Am Nachmittag geht es auf die HITRR. Wir wollen den Garten des Teufels sehen. Die Schotterpiste ist gut gewartet. Am Abzweig zum Devils Garden steht ein Van mitten den Weg.
Wie jetzt, gesperrt?
Wir parken an der HITRR sehen nach dem Rechten. Es ist ein Shuttle-Service. Das wäre aber nicht nötig gewesen!
Es ist natürlich nicht wegen uns, sondern wegen der Dreharbeiten, die gerade im Devils Garden laufen.
Wir werden gebeten, uns leise zu bewegen und nur zu flüstern. Um was für einen Film es sich handelt, wissen wir nicht. Da aber die Rollen der Prinzessin und des Königssohns schon vergeben sind, erkunden wir dann doch lieber die Gegend.
Da dieses Areal im Forum hinreichend bekannt sein dürfte, beschränke ich mich auf ein paar Aufnahmen. Interessant sind auch hier wieder die Größenverhältnisse. Wenn man nur die Bilder kennt, stellt man sich die „Zipfelmützen“ einfach kleiner vor.
Preisfrage: Wo ist das Vögelchen?
Als die Sonne untergeht, sind auch plötzlich alle Farben mit einem Grauschleier überzogen. Wir treten den Heimweg an. Der Teufel lässt noch ein letztes Mal am Horizont sein Höllenfeuer leuchten und dann wird es dunkel.
Zum Abendessen sind wir heute im Circle D Restaurant. Es ist ganz ordentlich, aber ziemlich voll (Wartezeiten) und nicht so gemütlich wie gestern beim „Cowboy“.
Neben uns ist eine Tafel eingedeckt. Dort nimmt doch jetzt tatsächlich die Filmcrew Platz.
Wenn wir das gewusst hätten!
Meine Frau hätte sich das kleine Schwarze angezogen und ich (?) … ich hätte mir die Haare schön gemacht.
So aber bleiben wir für Hollywood unentdeckt und müssen weiter Urlaub machen.
Morgen wollen wir uns die Kinderstube der Moqui-Marbles ansehen und es mit den Slot Canyons der Coyoten-Schlucht aufnehmen.
Nachdem die letzten beiden Tage alles verdächtig reibungslos abgelaufen ist, wäre doch für morgen wieder einmal ein „Erlebnis“ dran … ?
Fazit:
- Petrified Forrest SP: für Interessierte empfehlenswert
- Devils Garden: bekanntermaßen schön
2 h vor Sonnenuntergang kommen (!)
- Circle D Restaurant: gut, aber nicht herausragend
PS. Ihr müsst jetzt ganz tapfer sein:
Da wir keine Nachfahren vom alten Rockefeller sind, müssen wir ab morgen wieder arbeiten.
So wird es die nächste Fortsetzung voraussichtlich erst am kommenden Wochenende geben.
Bis dahin ...