14.10.2015, Bergsteigen mit Auto, die NeedlesDas Wayside Motor Inn ist ein einfaches Standardmotel in Monticello. Beim Frühstück („continental“) kommen wir mit einem älteren Herren aus Deutschland ins Gespräch. Zusammen mit seiner Frau bereist er über mehrere Monate Amerika. Nach Lust und Laune fahren sie umher und suchen sich ihr Hotel spontan. Eigentlich wollten sie in Moab übernachten. Allerdings war wegen eines Radsport-Events alles ausgebucht, so dass man auch für „viel Geld“ nichts mehr bekommen hat. So mussten sie bis nach Monticello weiterfahren.
… Wasser auf die Mühlen der „Frühbucher“-Fraktion, zu der wir auch gehören.
Heute soll es in den Needles District des Canyonlands NP gehen. Kurz bevor wir vom Highway abbiegen, fällt uns ein „Dom“ auf, der da am Tag zuvor noch nicht stand? Die Lösung ist einfach: Es kommt auf die Perspektive an. Von Norden aus, sieht es aus wie ein ganz „normaler“ Felsen, von Süden aus wie ein Dom.
Wir biegen auf die Nebenstraße ab und kommen nach einigen Meilen in die Tiefebene, die wir gestern vom Needles Overlook von oben gesehen haben. Rechts und links ragen schroffe Felsen empor. Am Horizont weisen uns zwei magische Hügel den Weg ins Land der Männerträume.
Schlecht ist, wer schlechtes dabei denkt.
Bevor wir die Needles erreichen, kommen wir an einer interessanten Stelle vorbei. Von hier aus kann man gut die Südspitze des Island in the Sky und die davor liegende Junction Butte erkennen. Erst aus dieser Perspektive begreift man richtig, woher das „… in the Sky“ kommt.
Dann haben wir die Needles erreicht. Nach dem obligatorischen Besuch des Visitor Centers, nehmen wir Kurs auf den Elephant Hill. Hier wollen wir heute erleben, wie „Bergsteigen mit Auto“ geht, richtiges Off-Road also. Allerdings haben wir vor, uns das Spektakel nur anzusehen, weil das Mitfahren nur einem von uns Spaß gemacht hätte.
Nachdem wir ein paar Meter gelaufen sind, sehen wir dieses Hinweisschild.
Gut, der vorgesehene Weg ist im Allgemeinen zu erkennen, ihn aber als „road“ zu bezeichnen, ist doch etwas hochgegriffen.
Nach kurzer Zeit hören wir ein Motorengeräusch. Ein Motocross-Fahrer nimmt die Strecke mit einer Leichtigkeit, als wenn es nur zum Aufwärmen wäre. Respekt! Wir erklimmen die erste Anhöhe und warten mit Blick auf den Parkplatz und die Zufahrtstraße auf ankommende Geländewagen.
Es dauert eine ganze Weile. Als endlich eine Gruppe aus vier Fahrzeugen eintrifft, braucht es noch einmal eine kleine Ewigkeit, bis es richtig losgeht. Zuvor werden noch die Autos präpariert und die Fahrer eingewiesen.
Um hier zu fahren, benötigt man grundsätzlich ein Permit. Die Gruppe wird offenbar von einem Veranstalter geführt. Im Pilotfahrzeug sitzt der Chef. Dahinter kommen die Touristen, begleitet von je einem Instructor. Offenbar sind es keine „Taxifahrten“. Hier fährt man(n) selbst!
Die Autos sind keine „Monstertrucks“, wie man sie zuweilen in Moab sieht, sondern normale Allradfahrzeuge mit etwas mehr Bodenfreiheit und einer Winde. Wahrscheinlich ist es auch sehr ratsam, solche Ausflüge in einer Gruppe zu machen, um sich gegenseitig helfen zu können.
Genug der Vorrede. Jetzt gibt es erst einmal Bilder satt.
Einmal gibt es sogar Gegenverkehr. Zuweilen verraten auch metallische Geräusche, dass der Fahrer die Ideallinie wohl nicht so ganz getroffen hat.
Neben reichlich Auf und Ab folgt dann auch noch eine Passage, die man mangels Wendemöglichkeit im Rückwärtsgang zurücklegen muss. Sie ist mehr oder weniger eben, aber es geht gleich daneben auch recht steil nach unten.
Nachdem wir der Gruppe über eine ganze Reihe von Hindernissen gefolgt sind, treten wir den Rückweg an. Dabei können wir uns die „Straße“ noch einmal genauer ansehen.
Wow, das erfordert von den Fahrern schon Mut und einiges Geschick.
Vermutlich hat der eine oder andere unter euch den Elephant Hill schon einmal selbst bezwungen. Es wäre schön, einmal zu hören, wie man so etwas aus Sicht des Fahrers oder Mitfahrers erlebt.
Wer es selbst erstmalig vorhat, dem würde ich empfehlen, zunächst eine „Taxifahrt“ zu machen oder die Strecke einmal zu Fuß abzulaufen. Ansonsten könnte es passieren, dass der Angstschweiß über das Testosteron siegt.
Hier noch ein paar Impressionen in bewegten Bildern.
Zurück am Auto machen wir Lunch. Danach fahren wir die anderen View Points der Needles ab. Die Felsnadeln selbst sind dabei, der Holzschuh-Arch und schön leuchtende Einzelfelsen.
Auf der Rückfahrt stoppen wir noch am Newspaper Rock mit seinen alten Petroglyphen. Auf der Hinweistafel wird erklärt, dass sie „alles und nichts“ bedeuten können, so genau weiß man das nicht. Wenn man vorbeikommt, sollte man anhalten. Allein deswegen einen Umweg zu machen, lohnt sich m.E. aber nicht.
Zum Abendessen geht es heute in den Horse Head Grill. Das Essen ist gut und die Atmosphäre etwas gemütlicher als gestern, zumal wir Live-Musik haben. Bier gibt es allerdings auch hier nicht. Wahrscheinlich haben „interessierte Kreise“ durch ihre Lobbyarbeit den Preis für Schanklizenzen in Monticello derart in die Höhe getrieben, dass es sich für die Restaurants einfach nicht mehr lohnt.
Als wir vorhin nach Monticello zurückkehrten, fiel uns am Ortsausgang ein Warnschild vor Wildwechsel auf.
Da wir uns die Zahl „373“ unten links nicht so recht erklären konnten, machten wir noch unsere Witze darüber: „Abschuss“-Zahl und so … ha, ha, ha.
Am nächsten Morgen sollten wir feststellen, dass das bitterer Ernst ist, denn vor dem eigentlichen Warnschild war zusätzlich noch eine mobile Anzeigetafel aufgestellt worden. Mit großer Leuchtschrift stand da:
„Deer Crossing - Don’t be #374!“
Das bedeutet: Statistisch gibt es hier wirklich mehr als einen Wildunfall pro Tag!
Morgen geht es weiter nach Süden. Ziel sind schöne Ausblicke bis hin zum ultimativen „View“.
Fazit:
- Toll, einmal Off-Road hautnah zu erleben
- Wayside Motor Inn, Monticello: einfach, soweit ok
- Needles, Off-Road Strecke am Elephant Hill: auch als Zuschauer sehr interessant
- Needles, restliche View Points: sehenswert, aber kein Muss
eigentlich schön, aber nach Arches und Island in the Sky kein neuer Höhepunkt
- Newspaper Rock: anhalten, wenn man vorbeikommt
Umweg allein deswegen m.E. nicht empfehlenswert
- Horse Head Grill in Monticello: einfach, Essen gut, Live-Musik, „kein Bier“
- Vorsicht bei Dämmerungs-/Nachtfahrten um Monticello: Wildwechsel durch „angstfreie Deers“