04.10.2015, Die White Pocket, ein Garten EdenBei der Buchung des Hotels für Kanab war ich recht erstaunt über die hohen Zimmerpreise. Im Vergleich zu unserer Reise vor zwei Jahren hatten sich die Kosten für das BW (in Euro) fast verdoppelt (Preissteigerung, 2-3 Wochen frühere Reisezeit, Dollarkurs). Da wir in Kanab nicht zuletzt wegen der Chance auf die Wave vier Nächte bleiben wollten, war der Preis nicht unwesentlich. So landeten wir am Ende in einem Zimmer mit einem Queensize-Bett in der Canyons Logde. Das war zwar als "klein" beschrieben, aber was ist schon eine Größe in Square-Feed. In Quadratmeter ist das bestimmt viel größer. (Mir ist schon bekannt, dass man das umrechnen kann, wollte ich aber nicht …)
Letztlich bestand das Zimmer aus einem Queensize-Bett, rechts und links 50 cm Platz und davor noch einmal 2 m, dazu ein Badezimmer. Auf den 2 m vor dem Bett standen ein kleiner Tisch mit einem Stuhl und ein Kühlschrank mit Mikrowelle. Nachdem wir unsere Koffer geholt hatten, war das Zimmer voll.
You get, what you paid for. (PS. Eine Upgrade war nicht möglich, weil die Lodge ausgebucht war.)
Zum Frühstück werden wir entschädigt. Sehr ansprechend, was da aufgefahren wird! Und, man mag es kaum glauben, in Amerika gibt es Frühstücksgeschirr aus Porzellan und Besteck aus Metall! Wenn das nicht der Beginn eines schönen Tages wird …
Zunächst geht es zum Visitor-Center, um die Wave-Permits für den nächsten Tag klarzumachen.
Die Idee hatten erwartungsgemäß auch andere …
So sind wir 2 von 80, die um 10 Tickets kämpfen. Keine allzu gute Chance, aber besser als im Sommer, wo es bis zu 400 sein sollen. Nach einer Rede zur Wave im Allgemeinen und Besonderen, geht es zur Registrierung der Bewerber. Während die sonstigen Ziele im Südwesten "fest in deutscher Hand" sind, gibt es hier außer uns nur noch ein weiteres Ehepaar aus Deutschland. Daneben sind viele Amerikaner und für uns erstaunlich viele Chinesen im Raum.
Als die Bingo-Maschine in Gang gesetzt wird, verstummen alle Gespräche. Es sind hochemotionale Momente, als die ersten Glücklichen gezogen werden. Wir sind zunächst nicht dabei.
Seht selbst:
Zum Schluss ist noch ein einziges Permit zu vergeben.
Wir sind bekanntermaßen zu zweit, wie andere auch. Weil man im Visitor-Center aber nicht für eine Ehe-Scheidung verantwortlich gemacht werden will, wird nun ein Zusatzpermit in Aussicht gestellt.
… und wieder dreht sich die Bingo-Maschine.
Gezogen wird … wird … wird …
… nicht unsere Nummer.
Schade, zwei Chancen haben wir ja noch.
Für 10:00 Uhr haben wir eine Fahrt zur White Pocket gebucht (Dreamland Safari Tours). Pünktlich erscheint Brent und los geht es. 2 Stunden Autofahrt liegen vor uns, jeweils eine Stunde Road und eine Stunde Off-Road.
Die Fahrt führt uns am LeFevre-Aussichtspunkt vorbei, eine der wenigen Stellen, von der aus man die "große Treppe" sehen kann. Gemeint sind die farbigen Gesteinsschichten, die der Escalante Staircase ihren Namen gegeben haben. Leider ist das Wetter nicht optimal zum Fotografieren.
Über den Südeingang geht es auf die House Rock Valley Road, die bei trockenem Wetter auch ohne 4 WD gut zu befahren ist. Unser Führer ist schmerzfrei, das Auto auch nicht mehr ganz taufrisch und so geht es mit bis zu 80 Sachen über die Schotterpiste. Irgendwann biegen wir ab. Es wird Luft aus den Reifen abgelassen und Allrad eingeschaltet. Die Wege haben zwar noch Nummern, es sind aber nur noch Sandspuren mit gelegentlichen Steinstufen. Nach gefühlt 40 min Off-Road sind wir irgendwo im Nirgendwo und das Ziel unser Träume, die White Pocket, liegt vor uns.
In den Reiseberichten wurde dieses Ziel hin und wieder erwähnt und die Bilder, die gezeigt wurden, sahen recht vielversprechend aus, aber die Realität spielt noch in einer ganz anderen Liga.
Die Fotos vermittelten mir den Eindruck, dass die Formationen hier so ca. 2-3 m hoch seien, weit gefehlt! Wie konnte ich das nur annehmen! Schließlich sind wir hier in Amerika und "klein-klein" ist nicht deren Sache. Real haben die Felsen eine Größe ab 10 m aufwärts.
Die Formen und Farben sind überwältigend und kaum zu beschreiben. Die schneeweißen Brain Rocks sind ja noch mit Erstarrungsvorgängen heißen Gesteins zu erklären, aber die vielfarbigen Schichten darunter mit ihren heftigen Bogenlinien machen mich einfach sprachlos.
Insgeheim glaube ich, dass der liebe Gott sich am 7. Tage nicht nur ausgeruht hat, sondern sich hier im Gebiet der White Pocket als Bildhauer versucht oder sich einfach einen Platz geschaffen hat, wo er auf der Erde einmal Urlaub machen kann.
Aber was soll ich weiter erzählen, schaut euch einfach die Bilder an …
Nach dem „Lunchbuffet“ an der Heckklappe des Autos (Sandwiches „mit alles“) geht es zur nächsten der drei Ebenen der White Pocket. Immer neue Formationen tauchen auf.
Von der untersten Ebene aus hat man einen guten Blick auf die interessante Umgebung und kann sogar die Tippies und den Felsen sehen, der die Wave beherbergt. Ja, morgen gibt es einen weiteren Versuch bzgl. der Permits, aber was rede ich. Schöner als die White Pocket kann die Wave auch nicht sein. Selbst unser Führer spricht von „same level“.
Am späteren Nachmittag zieht Regen auf, so dass wir langsam den Rückweg antreten müssen.
War das schön hier!
Nochmal im Klartext: Wenn ihr in Kanab seid, prügelt euch nicht nur um die Wave-Permits, sondern kümmert euch, dass ihr zur White Pocket kommt!
Wie? Entweder über einen Veranstalter, wofür ihr einige von den ganz großen Münzen einwerfen müsst oder selbst auf eigene Faust, wenn ihr folgende Bedingungen erfüllt:
- Ortskenntnis: Die Jeepspuren haben Straßennummern (ja, das ist deutscher als in Old-Germany). Eine Karte (ein Blatt) gibt es im Visitor Center.
- Einen geländetauglichen Wagen mit 4WD und Bodenfreiheit satt
- Erfahrung im sandigen Off-Road-Bereich, also nichts für „ambitionierte Anfänger“
- „Mut“ in Bezug auf die Mietwagenfirma
- Hinweis: Da die Veranstalter pro Person abrechnen, könnte es sich ab 3 Personen lohnen, lokal ein richtiges Geländefahrzeug für einen Tag zu mieten.
Auf der Heimfahrt erzählt unser Guide (um die 30 Jahre alt) noch etwas von sich. Im Winter ist er Ski-Lehrer in Oregon und im Sommer macht er halt Touren wie diese. Zum Ausgleich nimmt er sich dann hin und wieder eine Auszeit von einzelnen Monaten und absolviert einen der großen 1000+ Meilen Hikes in den USA. Ja, der Mann hat es schon nicht leicht.
Wie es denn auf seinen Wanderungen mit Bären sei, wollen wir wissen. Ganz einfach: „Black Bears always run, Grizzlies don’t.“ Und er empfiehlt uns noch seine zwei schärfsten Waffen gegen Bären: Nichts aus dem Hause „Smith and Wesson“, sondern eben Pfefferspray XXL und …
… ein kleines Glöckchen am Rucksack, welches gegenseitige Überraschungen vermeiden soll.
Inzwischen sind wir wieder in Kanab angekommen und essen heute im Restaurant des Canyons Hotels. Ähnlich einem Tapas-Restaurant werden kleine (für uns) exotische Sachen angeboten.
Die Speisen waren zum Teil sehr schmackhaft, zum Teil „recht interessant“, auf jeden Fall ein Erlebnis.
Müde, aber erfüllt geht es ins Bett.
Morgen müssen wir stark sein,
aber das ahnen wir im Moment noch nicht ...
Fazit:
- Was für ein Tag!
- Canyons Lodge: empfehlenswert, aber nicht die kleinen Zimmer mit dem einen Queen-Size Bett
- White Pocket: nicht schwätzen, MACHEN!!!
- Dreamland Safari Tours: Leistung ohne Einschränkung empfehlenswert,
teuer (wie andere Veranstalter auch)
- Restaurant im Canyons Hotel: für Paare und Einzelkämpfer oberhalb des Studentenalters sehr zu empfehlen,
für Familien mit kleinen Kindern und „Großfamilien“ eher nicht geeignet