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Autor Thema: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen  (Gelesen 61811 mal)

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mrh400

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #15 am: 27.12.2015, 17:59 Uhr »
Die „Vornamen“ der Abbruchkanten habe ich leider nicht herausfinden können. Aber für solche Fälle gibt es ja einen Spezialagenten im Forum. „Cobra“ (alias „mrh400“), sollten Sie den Auftrag übernehmen, würde ich noch Hintergrundinformationen zum Fall bereitstellen. Sollten Sie gefasst werden, … naja Sie wissen schon.

Ich fühle mich als blinder Passagier ertappt :oops: :oops:. Da ich den Bericht aber mit großem Lesevergnügen angefangen habe, stelle ich mich gerne der Fleißaufgabe:

Beim ersten Bild befinden wir uns hier: 37.403821, -112.584472 etwas nördlich der Einmündung des Shingle Mill Canyon in den Stout Canyon. Bei den Abbrüchen handelt es sich (jedenfalls an der abgewandten Seite) um die Spencer Cliffs, die ausschauen wie der Bryce Canyon und an denen man auf der US 89 offenbar in Sichtweite vorbeifährt. Bin das aber nur einmal bei schlechtem Wetter gefahren.

Beim zweiten Bild sieht man unten links am Bildrand Orderville und die an den grünen Feldern entlang führende US 89; Mt. Carmel Jct. liegt knapp rechts außerhalb des rechten Bildrands (sozusagen unter der Tragfläche). Der Abbruch heißt Elkheart Cliffs. Das sich gabelnde trockene Flußbett rechts unten heißt ganz banal Sand Wash (nördlicher Ast) bzw. Lower Sand Wash (südlicher Ast). Sand Wash ist bekannt als Slot Canyon Red Cave. Der Einschnitt im unteren Teil ganz links neben dem Bildrand ist der Red Hollow, ebenfalls ein Slot Canyon.

Hab selber wieder was gelernt und neue Ziele für mich entdeckt :lol:
Gruß
mrh400

saibot

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #16 am: 28.12.2015, 07:47 Uhr »
@Wolfgang
Willkommen an Bord

@mrh400
Ich bin schwer beeindruckt! :respekt:

Auf dem Flug hatte ich eine Weile vor den Aufnahmen den Flugmonitor fotografiert, allerdings in einer groben Sicht. Mit Ausdruck, Lineal und "Daumenpeilung" bin ich dann auf die Gegend von Mt. Carmel Junction gekommen. Die von "Flight Radar" wollten mir die historischen Daten nicht zeigen. ... und gesucht habe ich vorrangig rechts des Hwy89.

Nochmals Respekt und Dankeschön!
Gruß
Tobias

saibot

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #17 am: 28.12.2015, 08:00 Uhr »
02.10.2015, Wir spüren, wir sind in Amerika angekommen


Später als gedacht wachen wir auf. Es war doch recht spät gestern Abend.

Durch das noch recht ruhige Las Vegas steuern wir Denny’s an und genießen ein „Build your own“ mit Coffee-Refill bis zum Abwinken. Danach fahren wir zu einem Walmart, wo wir die üblichen Basis-Einkäufe tätigen, diesmal ergänzt um Halloween-Artikel für unsere Söhne. Ja, so ein paar lose (Candy-)Augen machen sich schon gut auf einem Halloween-Salat.

Schließlich geht es auf die Interstate Richtung Norden mit Ziel St. George. Ein paar Flieger der Nellis Air Base geben uns Geleitschutz. Wir schließen unseren MP3-Player an. Von „Surfin‘ USA“ bis „Go West“ erklingt das volle Programm der „landestypischen Volkslieder“.
Schnurgerade Straßen bis zum Horizont, Mittelstreifen ab 10 m aufwärts, dicke Trucks:

Wir spüren, wir sind in Amerika angekommen.

Durch tiefe Schluchten, die der Virgin River gegraben hat, erreichen wir schließlich St. George. Dort beziehen wir unser Motel „St. George Inn and Suites“, ein Standard-Motel. Durch die Nähe zur Interstate ist es nachts etwas laut.

Leider stellt sich heraus, dass wir einen Defekt an unserer Ausrüstung haben, so dass die für heute geplante Wanderung ausfällt. Stattdessen besorgen wir uns Ersatz im Shopping Center der Stadt. Es gibt dort nicht allzu viele in Europa bekannte Marken und auch keine Outletpreise. Daher ist es für einen normalen Einkaufsbummel eher nicht zu empfehlen.

Gegen Abend schlägt dann das Jetlag zu. Aufgrund der Nähe essen wir im Black Bear Diner. Während das Ambiente ganz nett aussieht, schmeckt das Essen eher „mittelprächtig“.

Heute geht es zeitig ins Bett, wir haben Schlaf nachzuholen und morgen wartet die Yant Flat auf uns.


Fazit:
-   Wir können Amerika spüren.
-   Schade, dass es mit der Wanderung nicht geklappt hat.
-   St. George Inn and Suites: ok, aber etwas laut wegen der Nähe zur Interstate,
                                           überdurchschnittliches Frühstück
-   Black Bear Diner: ok, aber kein kulinarischer Höhepunkt
  

  


Gruß
Tobias

saibot

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #18 am: 28.12.2015, 08:38 Uhr »
03.10.2015, Die Yant Flat, Felsen frisch gestrichen


Von der Qualität des Frühstücks werden wir überrascht. Statt des vermuteten „Continental Breakfast“ erwartet uns eine bunte Vielfalt an kalten und warmen Speisen bis hin zu frischem Joghurt und Obst. Gut gestärkt machen wir uns auf.

Zunächst statten wir dem Mormonentempel von St. George einen Besuch ab, ein imposantes, schneeweißes Gebäude.





Lange halten wir uns nicht auf, denn heute soll es zur Yant Flat gehen. Nach den Beschreibungen von „Zehrer“ und „Synnatschke“ machen wir uns auf den Weg.

Dort, wo die „richtige“ Straße zu Ende ist, erwarten wir einen „Waldweg“ und sind daher zunächst etwas überrascht von der Schotterpiste. Im Nachhinein betrachtet war die Straße recht gut gewartet und für einen Midsize SUV, 2WD völlig ok. Im Moment aber haben wir Angst vor Schäden an Reifen und Unterboden und fahren entsprechend vorsichtig.

Nach ca. einer halben Stunde „off-road“ erreichen wir den Trail Head. Es sind angenehme 15°C und los geht es.  
Der Anmarsch ist wie beschrieben zuweilen sehr sandig, was das Vorankommen erschwert. Schließlich erreichen wir die Abbruchkante. Der Anblick entschädigt uns für unsere kleinen Mühen. Brain Rocks soweit das Auge blickt, zuweilen weiß, zuweilen mit schwungvollem Pinselstrich bunt angestrichen.





Der Abstieg ist relativ steil. Knöchelhohe Wanderschuhe sind ein Muss. Wir erkunden und genießen das Gebiet. Ich will nicht weiter mit Worten malen, sondern lieber Bilder sprechen lassen.









Um in das zweite Areal, das eigentliche Highlight, zu gelangen, klettern wir wieder nach oben und gehen auf dem Plateau in Richtung Osten. Nach kurzer Wanderung sind wir da und steigen wieder herab. Es gibt unendlich viel zu sehen und zu fotografieren.















Höhepunkt ist „das Auge“, das die Natur mal eben so auf den Fels gemalt hat. Erst im Größenvergleich zu einer Person kommt die Dimension des Gemäldes zum Ausdruck.





Während andere Sehenswürdigkeiten fast überlaufen sind, sind wir hier an der Yant Flat fast allein und können die Natur in Ruhe genießen.

Nachdem „der Film voll ist“ machen wir uns auf den Rückweg. Inzwischen ist es gegen Mittag und „lecker warm“, gefühlt  25-30°C. Der Aufstieg ist beschwerlich, da der Fels irgendwann zu Ende ist und wir in Tiefsand geraten. Zudem gibt es bis jetzt kaum Bäume, die uns Schatten spenden könnten.

Oben angekommen geht es empfehlungsgemäß querfeldein zurück in Richtung Parkplatz. Einzelne Bäume, dichte Sträucher, Kakteen und Agaven; so richtig wohl ist uns in dieser Wildnis nicht. Während meine Frau die achtbeinigen Bodenbewohner nicht so schätzt, mag ich die ohne Beine nicht so sehr.
Außer den allgegenwärtigen kleinen Echsen begegnen wir keinen weiteren „wilden Tieren“.





Als wir unser Auto erreichen, sagen wir uns: „Toll, die Yant Flat“. In den Reiseberichten hier im Forum taucht sie eher selten auf, zu Unrecht wie wir meinen.  

Nach einer Stärkung machen wir uns auf zu unserem nächsten Etappenziel. Noch im Hellen erreichen wir Kanab. Aufgrund unserer Erfahrungen vor zwei Jahren mit den Suizid-Rehen versuchen wir, auf der Straße die Dämmerung zu vermeiden.

Zum Abendessen kehren wir in die „Pizza-Hütte“ ein. Das Essen schmeckt, allerdings müssen wir uns erst wieder an die amerikanischen Vorstellungen von „groß“ und „klein“ gewöhnen. Da wir in der 36/48-er Gewichtsklasse kämpfen, hätte eine mittlere Pizza für uns beide zusammen locker gereicht.
Die Klimaanlage des Hauses sorgt sich mit aller Mühe um unsere Wohlfühltemperatur (eine frische Brise bei 18 °C). Auch unser Hinweis, man möge sich doch wegen uns keine Umstände machen, beeindruckt die Gastgeber wenig. Schließlich gibt es noch andere Gäste ...
... und die wollen es gemütlich haben.


Für den morgigen Tag haben wir eine Tour zur „White Pocket“ gebucht. Zuvor wollen wir uns noch in die Schlacht um die Wave-Permits stürzen.

Aber dazu morgen mehr …


Fazit:
-   Ein schöner Tag!
-   Mormonentempel: recht imposant,
                               Es gibt auch ein eigenes Visitor Center, für den der Zeit und Muße hat …
-   Yant Flat: sehr empfehlenswert,
                   Ab- und Aufstieg ist relativ steil,
                   speziell im Sommer die Mittagsstunden meiden
-   Dino Tracks, Hinweis: Vor 4 Jahren haben wir in St. George zufällig ein Museum mit Fußabdrücken von Dinos entdeckt, richtig groß und gut gemacht.
                                   Eine 2 h Empfehlung für das Rahmenprogramm.
-   Pizza Hut, Kanab: gutes Essen, große Portionen, „man schwitzt nicht“


Gruß
Tobias

Wolfgang

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #19 am: 28.12.2015, 09:09 Uhr »
Hi Tobias,

so ähnlich sollte es bei uns im vergangenen Mai in St. George auch sein. Wir wohnten ganz in der Nähe von eurer Bleibe im Crystal Inn und hatten dort 5 Nächte gebucht. Das Wochenende blieben wir in und um St. George und wollten am Montag zur Yant Flat. Leider regnete es - und laut Wettervorhersage sollte es regnerisch bleiben- und so verließen wir St. George ohne dieses Highlight gesehen zu haben. Schade, schade. Und wenn ich nun deine Fotos von der Yant Flat sehe, kriecht der Ärger gerade wieder hoch  :koch:
Gruß

Wolfgang

mrh400

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #20 am: 28.12.2015, 09:43 Uhr »
Auf dem Flug hatte ich eine Weile vor den Aufnahmen den Flugmonitor fotografiert, allerdings in einer groben Sicht. Mit Ausdruck, Lineal und "Daumenpeilung" bin ich dann auf die Gegend von Mt. Carmel Junction gekommen. Die von "Flight Radar" wollten mir die historischen Daten nicht zeigen. ... und gesucht habe ich vorrangig rechts des Hwy89.
Auf die Idee, einen Flugtracker zu verwenden, war ich gar nicht gekommen  :o - ich wäre allerdings wohl nicht so schnell auf die richtigen Ziele gekommen, weil ich die Entfernungen von der Flugroute falsch eingeschätzt hätte und zunächst wohl auch weiter westlich geschaut hätte. Man kann den Flug nämlich durchaus noch aufrufen, und zwar mit Flightaware (kostenfrei registrieren, dann kann man vier Monate zurückverfolgen, im Moment also bis 29.08.2015); man muß allerdings die Flugnummer verwenden (CFG82) und nicht die Destinationen, weil Condor zwischenzeitlich die Flugnummer geändert hat.

Ich lasse im übrigen inzwischen einen einfachen Geotagger den Flug aufzeichnen. Funktioniert zumindest am Fensterplatz einwandfrei. Dann kann man mit dem Zeitabgleich die Aufnahmeorte exakt festhalten (wenn man den Tagger nicht wie ich beim letzten Rückflug im Flieger vergißt, weil er unauffällig am Kleiderhaken der Rückenlehne des Vordersitzes hängt :oops: :lol:)

Edit Ergänzung: Zum 29.08. fiel mir ein, daß ich dringend noch meinen Flug am 29.08. nach Vancouver nachschauen sollte - Flightaware zeigt da zumindest über Baffin Island eine etwas andere (nördlichere) Flugroute an als mein Geotagger. Im Zweifel hat der Geotagger recht, denn ich habe mit ihm Aufnahmen geortet und zweifelsfrei identifiziert, die lt. Flightaware außerhalb meines Sichtfelds gelegen wären.

Mit dem "Ausgangspunkt" Coral Pink Sand Dunes war das mittlere Bild eigentlich recht einfach zu orten mit dem auf Satellitenaufnahmen gut erkennbaren Dünenfeld rechts oben und dem gegabelten Wash. Für die Spencer Cliffs habe ich allerdings schon intensiver suchen müssen, weil ich da zunächst zu weit östlich unterwegs war (widerspricht irgendwie meiner obigen Einschätzung zur Suche auf Basis von Flightaware  :verwirrt: :lol:)

Schöne Bilder von Yant Flat!
Gruß
mrh400

Flicka

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #21 am: 28.12.2015, 09:50 Uhr »
So, dann springe ich auch mal mit an Bord!

Interessanter Bericht und schöne Fotos!

Bei der Schilderung eurer Fehlbuchung und der teuren Neubuchung habe ich mich an ein ähnliches Erlebnis vor einigen Wochen erinnert gefühlt. Ich konnte meine Fehlbuchung immerhin nach ein paar Tagen gegen eine geringe Gebühr wieder gerade biegen, aber bis dahin habe ich mich vermutlich ähnlich gefühlt wie ihr. Na ja, immerhin lernt man auf diese Weise, beim nächsten Mal wieder genau aufzupassen.  :oops:

Die Yant Flats gefallen mir sehr gut. Toll, was es abseits der bekannten Ziele im Südwesten noch alles zu entdecken gibt!  :D

paula2

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #22 am: 28.12.2015, 12:46 Uhr »
die Bilder von der Yant Flat sind klasse  :clap:
ist doch super dass es neben den NPs im Südwesten immer noch neue Ziele gibt!

mfrech

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süddwesten
« Antwort #23 am: 28.12.2015, 15:26 Uhr »
Ja, echt tolle Bilder und schön geschrieben, ich bleibe an Bord :-)

Yant Flat hatten wir auch so gar nicht auf dem Schirm, aber wie Paula2 sagt, so kommt man an neue Ziele :-)

Michaela
Ein Haubentaucher, der nicht taucht, taucht nix....

saibot

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #24 am: 28.12.2015, 19:04 Uhr »
Willkommen "Flicka" und Michaela! Schön, wenn euch der RB gefällt.


so ähnlich sollte es bei uns im vergangenen Mai in St. George auch sein. Wir wohnten ganz in der Nähe von eurer Bleibe im Crystal Inn und hatten dort 5 Nächte gebucht. Das Wochenende blieben wir in und um St. George und wollten am Montag zur Yant Flat. Leider regnete es - und laut Wettervorhersage sollte es regnerisch bleiben- und so verließen wir St. George ohne dieses Highlight gesehen zu haben. Schade, schade. Und wenn ich nun deine Fotos von der Yant Flat sehe, kriecht der Ärger gerade wieder hoch  :koch:

@Wolfgang
... ja daran, dass du beim Thema Yant Flat eine besondere "Freude" entwicklen wirst, mussten wir auch denken, als wir deinen Film gesehen haben. Aber ich glaube, die Yant Flat hat noch ein paar Jahre geöffnet, so dass sich auch dir eine neue Chance bieten wird.

Auch in diesem RB ist in Kürze "schluss mit lustig". Dann übernimmt der Regen die Dramaturgie, zumindest vorerst.

@mrh400
Ich hatte mich sehr auf das erste Bild versteift und versucht, über Google-Earth Ähnlichkeiten zu entdecken, so dass mit gar nicht aufgefallen war, dass das zweite Bild interessante Landmarken beinhaltet.
Das mit dem vergessenen Tagger tut mir leid. Aber es geht halt den Menschen wie den Leuten, was man nicht im Kopf hat ...

Gruß
Tobias

saibot

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #25 am: 29.12.2015, 09:31 Uhr »
04.10.2015, Die White Pocket, ein Garten Eden


Bei der Buchung des Hotels für Kanab war ich recht erstaunt über die hohen Zimmerpreise. Im Vergleich zu unserer Reise vor zwei Jahren hatten sich die Kosten für das BW (in Euro) fast verdoppelt (Preissteigerung, 2-3 Wochen frühere Reisezeit, Dollarkurs). Da wir in Kanab nicht zuletzt wegen der Chance auf die Wave vier Nächte bleiben wollten, war der Preis nicht unwesentlich. So landeten wir am Ende in einem Zimmer mit einem Queensize-Bett in der Canyons Logde. Das war zwar als "klein" beschrieben, aber was ist schon eine Größe in Square-Feed. In Quadratmeter ist das bestimmt viel größer. (Mir ist schon bekannt, dass man das umrechnen kann, wollte ich aber nicht …)

Letztlich bestand das Zimmer aus einem Queensize-Bett, rechts und links 50 cm Platz und davor noch einmal 2 m, dazu ein Badezimmer. Auf den 2 m vor dem Bett standen ein kleiner Tisch mit einem Stuhl und ein Kühlschrank mit Mikrowelle. Nachdem wir unsere Koffer geholt hatten, war das Zimmer voll.
You get, what you paid for. (PS. Eine Upgrade war nicht möglich, weil die Lodge ausgebucht war.)

Zum Frühstück werden wir entschädigt. Sehr ansprechend, was da aufgefahren wird! Und, man mag es kaum glauben, in Amerika gibt es Frühstücksgeschirr aus Porzellan und Besteck aus Metall! Wenn das nicht der Beginn eines schönen Tages wird …

Zunächst geht es zum Visitor-Center, um die Wave-Permits für den nächsten Tag klarzumachen.

Die Idee hatten erwartungsgemäß auch andere …

So sind wir 2 von 80, die um 10 Tickets kämpfen. Keine allzu gute Chance, aber besser als im Sommer, wo es bis zu 400 sein sollen. Nach einer Rede zur Wave im Allgemeinen und Besonderen, geht es zur Registrierung der Bewerber. Während die sonstigen Ziele im Südwesten "fest in deutscher Hand" sind, gibt es hier außer uns nur noch ein weiteres Ehepaar aus Deutschland. Daneben sind viele Amerikaner und für uns erstaunlich viele Chinesen im Raum.

Als die Bingo-Maschine in Gang gesetzt wird, verstummen alle Gespräche. Es sind hochemotionale Momente, als die ersten Glücklichen gezogen werden. Wir sind zunächst nicht dabei.
Seht selbst:





Zum Schluss ist noch ein einziges Permit zu vergeben.
Wir sind bekanntermaßen zu zweit, wie andere auch. Weil man im Visitor-Center aber nicht für eine Ehe-Scheidung verantwortlich gemacht werden will, wird nun ein Zusatzpermit in Aussicht gestellt.

… und wieder dreht sich die Bingo-Maschine.

Gezogen wird … wird … wird …

… nicht unsere Nummer.

Schade, zwei Chancen haben wir ja noch.


Für 10:00 Uhr haben wir eine Fahrt zur White Pocket gebucht (Dreamland Safari Tours). Pünktlich erscheint Brent und los geht es. 2 Stunden Autofahrt liegen vor uns, jeweils eine Stunde Road und eine Stunde Off-Road.

Die Fahrt führt uns am LeFevre-Aussichtspunkt vorbei, eine der wenigen Stellen, von der aus man die "große Treppe" sehen kann. Gemeint sind die farbigen Gesteinsschichten, die der Escalante Staircase ihren Namen gegeben haben. Leider ist das Wetter nicht optimal zum Fotografieren.





Über den Südeingang geht es auf die House Rock Valley Road, die bei trockenem Wetter auch ohne 4 WD gut zu befahren ist. Unser Führer ist schmerzfrei, das Auto auch nicht mehr ganz taufrisch und so geht es mit bis zu 80 Sachen über die Schotterpiste. Irgendwann biegen wir ab. Es wird Luft aus den Reifen abgelassen und Allrad eingeschaltet. Die Wege haben zwar noch Nummern, es sind aber nur noch Sandspuren mit gelegentlichen Steinstufen. Nach gefühlt 40 min Off-Road sind wir irgendwo im Nirgendwo und das Ziel unser Träume, die White Pocket, liegt vor uns.

In den Reiseberichten wurde dieses Ziel hin und wieder erwähnt und die Bilder, die gezeigt wurden, sahen recht vielversprechend aus, aber die Realität spielt noch in einer ganz anderen Liga.

Die Fotos vermittelten mir den Eindruck, dass die Formationen hier so ca. 2-3 m hoch seien, weit gefehlt!  Wie konnte ich das nur annehmen! Schließlich sind wir hier in Amerika und "klein-klein" ist nicht deren Sache. Real haben die Felsen eine Größe ab 10 m aufwärts.

Die Formen und Farben sind überwältigend und kaum zu beschreiben. Die schneeweißen Brain Rocks sind ja noch mit Erstarrungsvorgängen heißen Gesteins zu erklären, aber die vielfarbigen Schichten darunter mit ihren heftigen Bogenlinien machen mich einfach sprachlos.

Insgeheim glaube ich, dass der liebe Gott sich am 7. Tage nicht nur ausgeruht hat, sondern sich hier im Gebiet der White Pocket als Bildhauer versucht oder sich einfach einen Platz geschaffen hat, wo er auf der Erde einmal Urlaub machen kann.

Aber was soll ich weiter erzählen, schaut euch einfach die Bilder an …











Nach dem „Lunchbuffet“ an der Heckklappe des Autos (Sandwiches „mit alles“) geht es zur nächsten der drei Ebenen der White Pocket. Immer neue Formationen tauchen auf.











Von der untersten Ebene aus hat man einen guten Blick auf die interessante Umgebung und kann sogar die Tippies und den Felsen sehen, der die Wave beherbergt. Ja, morgen gibt es einen weiteren Versuch bzgl. der Permits, aber was rede ich. Schöner als die White Pocket kann die Wave auch nicht sein. Selbst unser Führer spricht von „same level“.







Am späteren Nachmittag zieht Regen auf, so dass wir langsam den Rückweg antreten müssen.










War das schön hier!

Nochmal im Klartext: Wenn ihr in Kanab seid, prügelt euch nicht nur um die Wave-Permits, sondern kümmert euch, dass ihr zur White Pocket kommt!

Wie? Entweder über einen Veranstalter, wofür ihr einige von den ganz großen Münzen einwerfen müsst oder selbst auf eigene Faust, wenn ihr folgende Bedingungen erfüllt:
-   Ortskenntnis: Die Jeepspuren haben Straßennummern (ja, das ist deutscher als in Old-Germany). Eine Karte (ein Blatt) gibt es im Visitor Center.
-   Einen geländetauglichen Wagen mit 4WD und Bodenfreiheit satt
-   Erfahrung im sandigen Off-Road-Bereich, also nichts für „ambitionierte Anfänger“
-   „Mut“ in Bezug auf die Mietwagenfirma
-   Hinweis: Da die Veranstalter pro Person abrechnen, könnte es sich ab 3 Personen lohnen, lokal ein richtiges Geländefahrzeug für einen Tag zu mieten.  

Auf der Heimfahrt erzählt unser Guide (um die 30 Jahre alt) noch etwas von sich. Im Winter ist er Ski-Lehrer in Oregon und im Sommer macht er halt Touren wie diese. Zum Ausgleich nimmt er sich dann hin und wieder eine Auszeit von einzelnen Monaten und absolviert einen der großen 1000+ Meilen Hikes in den USA. Ja, der Mann hat es schon nicht leicht.

Wie es denn auf seinen Wanderungen mit Bären sei, wollen wir wissen. Ganz einfach: „Black Bears always run, Grizzlies don’t.“ Und er empfiehlt uns noch seine zwei schärfsten Waffen gegen Bären: Nichts aus dem Hause „Smith and Wesson“, sondern eben Pfefferspray XXL und …
   … ein kleines Glöckchen am Rucksack, welches gegenseitige Überraschungen vermeiden soll.

Inzwischen sind wir wieder in Kanab angekommen und essen heute im Restaurant des Canyons Hotels. Ähnlich einem Tapas-Restaurant werden kleine (für uns) exotische Sachen angeboten.
Die Speisen waren zum Teil sehr schmackhaft, zum Teil „recht interessant“, auf jeden Fall ein Erlebnis.


Müde, aber erfüllt geht es ins Bett.

Morgen müssen wir stark sein,
aber das ahnen wir im Moment noch nicht ...


Fazit:
-   Was für ein Tag!
-   Canyons Lodge: empfehlenswert, aber nicht die kleinen Zimmer mit dem einen Queen-Size Bett
-   White Pocket: nicht schwätzen, MACHEN!!!
-   Dreamland Safari Tours: Leistung ohne Einschränkung empfehlenswert,
                                        teuer (wie andere Veranstalter auch)
-   Restaurant im Canyons Hotel: für Paare und Einzelkämpfer oberhalb des Studentenalters sehr zu empfehlen,
                                                für Familien mit kleinen Kindern und „Großfamilien“ eher nicht geeignet


  
Gruß
Tobias

paula2

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #26 am: 29.12.2015, 11:01 Uhr »
ich gehöre zu den Glücklichen die beim ersten Versuch in der Internetlotterie Wave Tickets gewonnen haben  :D  :D  :D
White Pocket und South Buttes fehlen noch auf meiner Liste, das mache ich dann nächstes Mal. deine Bilder sind wirklich herrlich! Besonders mag ich ja die Wasserlöcher in den Steinen, waren da irgendwelche Krebschen drin?
Habt ihr versucht Tickets für die Coyote buttes south zu bekommen? das soll angeblich immer noch recht einfach sein.

Wolfgang

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #27 am: 29.12.2015, 12:47 Uhr »
Hi Tobias,

die White Pocket, noch so ein wunder Punkt bei uns. 2007 fuhren mit einem SUV nachmittags bis kurz vor dieses Highlight, trauten uns aber nicht weiter, denn es fing leicht an zu regnen. Außerdem war der Himmel durch die Regenwolken komplett zugezogen, was wiederum keine so tollen Fotos erwarten ließ. Also kehrten wir um und waren seit dem nie wieder mit dem richtigen Fahrzeug in dieser Ecke.

Deine schönen Fotos schüren wieder die Lust auf dieses Gebiet.
Gruß

Wolfgang

Saguaro

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #28 am: 29.12.2015, 15:04 Uhr »
Hallo Tobias,

wer zu spät kommt ....



nein  :nono:, der erfreut sich ebenfalls an deinem Bericht  :dance:.

Diese Leckerbissen kann ich mir doch nicht entgehen lassen.

LG

Ilona
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat." (Erich Kästner)


NähkreisSteffi

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Re: Lach-und Sachgeschichten aus dem Süd-Westen
« Antwort #29 am: 29.12.2015, 15:15 Uhr »
Wirklich tolle Tagestour, muss ich mir merken.  :D