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Autor Thema: Lach- und Sachgeschichten aus Kanada  (Gelesen 23662 mal)

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saibot

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Antw: Lach- und Sachgeschichten aus Kanada
« Antwort #30 am: 14.10.2019, 20:36 Uhr »
Es freut mich, wenn euch der RB gefällt.

@mrh400
Es gab auch Tage, an denen das Wetter nicht so gut war, aber insgesamt haben wir es schon recht gut getroffen.

@Schneewie
Solch ein Schild haben wir dort nicht gesehen, auch keine Womos, die rückwärts gefahren sind. Selbst mittelgroße Womos sollten die Kurve ohne allzu große Probleme bewältigen können.
Gruß
Tobias

Schneewie

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Antw: Lach- und Sachgeschichten aus Kanada
« Antwort #31 am: 17.10.2019, 23:37 Uhr »
Das Schild stand unten, bevor es die Switchbacks hoch ging.
Womos haben wir an dem Tag auch nicht gesehen.


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Gruß Gabriele

mrh400

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Antw: Lach- und Sachgeschichten aus Kanada
« Antwort #32 am: 18.10.2019, 08:22 Uhr »
Solch ein Schild haben wir dort nicht gesehen, auch keine Womos, die rückwärts gefahren sind. Selbst mittelgroße Womos sollten die Kurve ohne allzu große Probleme bewältigen können.
Das Schild stand unten, bevor es die Switchbacks hoch ging.
In meinem Bericht ist auch ein Foto von dem Schild. Ich hatte das vorher schon irgendwo in einem Führer oder Bericht gesehen und Marianne hatte die gezückte Kamera auf dem Schoß, um es ja nicht zu verpassen. Wer schon mal einen "richtigen" Alpenpaß gefahren ist, sollte da auch nicht ins Schwitzen kommen.
Gruß
mrh400

kuschelwuschel

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Antw: Lach- und Sachgeschichten aus Kanada
« Antwort #33 am: 18.10.2019, 09:21 Uhr »
Wir sind mit einem 25er WOMO ein stückweit die Strecke hochgefahren, das Drehen in den Spitzkehren hat mit einmal vor-und zurück ganz gut funktioniert. Mit einem größeren wird dies sicherlich schwieriger. Interessant war, als wir dies gemacht hatten, haben die Leute, die dort auf einen Zug gewartet haben, applaudiert. Also "normal" scheint es dort nicht zu sein.





Es freut mich, wenn euch der RB gefällt.

@mrh400
Es gab auch Tage, an denen das Wetter nicht so gut war, aber insgesamt haben wir es schon recht gut getroffen.

@Schneewie
Solch ein Schild haben wir dort nicht gesehen, auch keine Womos, die rückwärts gefahren sind. Selbst mittelgroße Womos sollten die Kurve ohne allzu große Probleme bewältigen können.

saibot

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Antw: Lach- und Sachgeschichten aus Kanada
« Antwort #34 am: 19.10.2019, 16:41 Uhr »
Willkommen "kuschelwuschel"!



04.08.19, Banff NP, Moraine Lake, Mirror Lake und Lake Agnes



Um 4.45 Uhr ist die Nacht für uns zu Ende, weil wir uns heute den Sonnenaufgang am Moraine Lake ansehen wollen. Schlaftrunken steigen wir ins Auto und erreichen gegen 5.15 Uhr den Parkplatz am See.



Obwohl es noch etwa eine Stunde bis zum kalendarischen Sonnenaufgang dauert, ist der Parkplatz bereits zur Hälfte gefüllt. Draußen ist es noch dunkel und a…kalt (4°C). So bleiben wir noch ca. eine halbe Stunde im Auto sitzen. Als es dämmert, erklimmen wir den kleinen Hügel, den die Natur hier extra zu Beobachtungzwecken hat wachsen lassen.

Wann genau die letzte reguläre Parklücke vergeben wurde, können wir nicht sagen, aber als wir auf dem Berg sind, läuft ein Ranger umher, der „not amused“ ist und alle Autofahrer, die entlang der Straße oder auf den reservierten Flächen für die Shuttlebusse geparkt haben, auffordert, ihre Autos zu entfernen. Keiner scheint ihn zu verstehen …  :wink:

Wir genießen das Farbenspiel zum Tagesanbruch und nehmen viele Fotos auf. Dabei ist es schwer, mit dem Weitwinkel einen solchen Ausschnitt hinzubekommen, dass man nur Natur auf dem Bild hat. Ich beschränke mich hier einmal auf dieses eine Bild.



Hier oben sind wir erwartungsgemäß nicht ganz allein.



Aus irgendeinem Grund schwirrt mir für den Rest des Tages der Ohrwurm durch den Kopf. „Drei Chinesen mit ‘nem Selfie-Stick …“

Als das „Alpenglühen“ nachlässt, steigen wir wieder von Rock Pile („Steinhaufen“) herab. Anschließend schießen wir am Ufer des Moraine Lake noch das eine oder andere Foto.





Für uns hat sich das frühe Aufstehen auf jeden Fall gelohnt! Ob man sich das antun sollte, muss jeder für sich selbst entscheiden. Wichtig ist auch das Wetter. Schon bei dichter Bewölkung wäre das Erlebnis wohl eingeschränkt, ganz zu schweigen von Regen und Nebel.

Wer es bequemer haben will, kann auch einfach in der Lodge am See übernachten. Wahrscheinlich zieht eine Nacht hier „Blasen zwischen Daumen und Zeigefinger“ und man muss „5 Jahre“ im Voraus buchen.

Schließlich treten wir den Rückweg an. Die Zufahrt zum Moraine Lake ist inzwischen gesperrt. Die Sicherheitskräfte dort lassen vermutlich wie in einem Parkhaus gerade so viele Autos hinein, wie herausgekommen sind.

Zurück im Hotel geht es erst einmal unter die heiße Dusche. Durch die 4°C und den leichten Wind auf dem Hügel haben wir trotz dicker Kleidung ziemlich gefroren. Es klingt zwar etwas verrückt, aber Leggins o.ä. unter der Jeans sind für solch einen Trip echt ratsam. 

Nun aber auf zum Frühstück!

Das gibt es für uns in der Deer Lodge (nicht inclusive). Beim Buffet stimmt unserer Meinung nach das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht. So nehmen wir ein Gericht aus der Karte: Pochierte Eier mit Lachs und Bratkartoffeln … Hmm lecker!

Heute wollen wir noch hinauf zum Lake Agnes.



Wir starten natürlich wieder am Lake Louise.



Auf dem Weg fühlen wir uns wie zu Zeiten der Völkerwanderung. Nach etwa ¾ der Strecke erreichen wir den Mirror Lake. Die Sonne strahlt, es ist einfach herrlich hier.



Kurze Zeit später haben wir unser Ziel, den Lake Agnes, erreicht.



Schön ist es hier, aber das idyllische Naturfoto trügt. Entsprechend der „Völkerwanderung“ ist es hier oben ähnlich einsam wie sonntags auf der Kölner Domplatte. Im Teehaus trinken wir eine heiße Schokolade mit Marshmallows und verweilen eine ganze Zeit. Der Blick ins Tal verrät, dass es doch ein paar Höhenmeter bis hierher sind.



Am Ende gibt ein junger Mann noch eine Vorstellung, indem er, nur mit einer Shorts bekleidet, im See ein Bad nimmt.



Irgendwann machen wir uns dann auf den Rückweg.

Am Hotel erwartet uns schon der "Pförtner".



Wir bummeln noch etwas am Lake Louise und lassen später im Hotelrestaurant den Tag ausklingen.


Morgen wird es heißen: „Mal von hinten, mal von vorn, besteigen wir das Matterhorn“. Natürlich fahren wir nicht in die Alpen, verbringen aber einige Zeit an einer Stelle, die wir Nachreisenden wärmstens empfehlen möchten.


Tipps für Planer

-   Moraine Lake
          sehr empfehlenswert (gilt als schönster See Kanadas)
          bei gutem Wetter ist insbesondere die Zeit des Sonnenaufgangs empfehlenswert
          Parkplatz beschränkt
          Richtwert im August: ca. 1 h vor dem kalendarischen Sonnenaufgang vor Ort sein (d.h. etwa 5.15 Uhr!)
          (Wenn möglich, vorab mit anderen Besuchern/Rangern die aktuelle Situation vor Ort  besprechen.)
          Achtung! Richtig warm anziehen! Es können auch im Sommer bei Sonnenaufgang gefühlte 0°C sein.
          Achtung! Zufahrtstraße hat „gemeine“ Bodenwellen, die man schon einmal übersehen kann, wenn früh morgens der "Autopilot" fährt.
          Tagsüber am besten den Shuttleservice nutzen (See ist mit dem Auto vermutlich nur nach längeren Wartezeiten erreichbar)
-   Lake Agnes mit Mirror Lake
          empfehlenswert
          überlaufen


Gruß
Tobias

Schneewie

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Antw: Lach- und Sachgeschichten aus Kanada
« Antwort #35 am: 19.10.2019, 18:03 Uhr »
Bei uns war es am lake Agnes auch brechend voll.

Sind dann noch um dem See gelaufen , hoch zu einem Aussichtspunkt, da war es leerer.

Zum lake moriane haben wir es erst am späten Nachmittag geschafft.


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Gruß Gabriele

saibot

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Antw: Lach- und Sachgeschichten aus Kanada
« Antwort #36 am: 24.10.2019, 20:23 Uhr »
05.08.19, Banff NP, „Mal von hinten, mal von vorn, besteigen wir das Matterhorn“


Wieder beginnt ein schöner Tag, Kaiserwetter!

Während wir gestern auf dem Berg neben dem Lake Louise waren, soll es heute auf den Berg hinter und vor dem See gehen. Aber keine Angst, wir sind keine „Power-Hiker“, schließlich ist unser 29. Geburtstag schon mehr als 10 Jahre her.

Ich will mich nicht so lange bei der Vorrede aufhalten. Unser erstes Ziel ist die Wanderung zum Teehaus auf der Hochebene der 6 Gletscher. Ich sage bewusst, die Wanderung ist das Ziel, denn wir wollen nur so weit, bis wir von oben einen schönen Blick auf den See und das Hotel haben.



Wie sich später herausstellt, kommt dieser Punkt erst relativ spät, so etwa auf 2/3 der Strecke. Nun gut.

Zuerst geht es entlang des Sees bis zu seinem Ende. Schon von dort bietet sich ein recht schönes Panorama.



Hier überholen uns auch Pferde. Man könnte meinen, es wäre eine gute Idee, sich einfach zum Ziel tragen zu lassen. Aber das ist nicht für jedermann. Wenn man das wirklich vorhat, muss man an zwei Stellen gut gepolstert sein ...
... die andere Stelle ist die Brieftasche.



Der Weg führt zunächst durch den Wald an einem Bachlauf entlang.



Irgendwann wird die Landschaft karg und steinig. Deutlich später, als wir das erwartet hatten, erreichen wir die Stelle, an der man erstmals den Ausblick auf den See hat.



Nach oben geht es dann recht steinig weiter. Das wollen wir uns sparen. Stattdessen verweilen wir einige Zeit hier, bevor wir uns auf den Rückweg machen.



Als wir wieder am Ufer des Lake Louise ankommen, können wir hinter dem Luxushotel schon unser zweites Tagesziel erahnen, das Lake Louise Ski Resort.
Gut, zum Ski fahren sind die Bedingungen heute nicht ganz optimal, aber wir wollen ja nur schauen (… und ein bisschen mehr).





Vorher genießen wir noch einem Moment den Anblick des Sees mit seinen Booten.  Ja, Boot fahren kann man hier bekanntermaßen auch, man kann es sich aber auch verkneifen. Die Preisschilder helfen dabei.



Zurück im Hotel machen wir uns frisch und gehen zum Fairmont Chateau. Hier startet der Shuttle-Bus zum Ski Resort. Am Fuße des Whitehorn Mountain gibt es eine große Anlage, von der aus eine ganze Reihe von Liften abgeht. Im Winter sind hier vermutlich Massen unterwegs, aber jetzt ist hier, für uns völlig unerwartet, „tote Hose“. Ohne Anstehen bekommen wir unsere Tickets für den Lift, der uns gleich nach oben bringen wird.





Es gibt offene und geschlossene Kabinen. Bei diesem Wetter fällt uns die Wahl nicht schwer  …



Oben angekommen gehen wir ein kurzes Stück und gelangen zu einer Aussichtplattform. Von dort aus können wir uns ansehen, wo wir heute am Vormittag gewesen sind.





Danach nehmen wir in der VIP-Lounge Platz und lassen einfach nur die Seele baumeln.



Es ist natürlich keine VIP-Lounge …

… die kommt erst noch. Im Vorfeld habe ich einen Tisch im Whitehorn Bistro reserviert, wenn möglich auf der Terrasse. Laut Internetseite werden reservierte Tische wegen der großen Nachfrage nur 10 min gehalten und dann frei vergeben. Daher sind wir mit genug Vorhalt hergekommen und haben jetzt „unendlich“ viel Zeit, das tolle Panorama zu genießen.

Irgendwann ist es dann soweit und wir machen uns auf den Weg in das wenige 100 m entfernte Whitehorn Bistro.

Als wir ankommen, sind wir ein weiteres Mal überrascht. Es ist kaum Betrieb, wir haben die einzige Reservierung für diesen Nachmittag und können uns echt fühlen wie VIPs, denn wir bekommen den unserer Meinung nach besten Tisch. Die Preise sind für diesen exponierten Ort erstaunlich moderat und so lassen wir es uns gut gehen:
Hirsch-Steak auf Wildpilzbett mit Süßkartoffeln, ein Gläschen Rotwein und gratis dazu einen One-Million-Dollar-View.

Wie schön kann doch das Leben sein!



Das Dessert nehmen wir in flüssiger Form zu uns.



Wie lange wir hier waren, weiß ich nicht mehr genau. Es mögen 2 Stunden gewesen sein. 

Im Erdgeschoss des Hauses befindet sich noch eine Ausstellung der NP-Verwaltung mit allerlei Info-Tafeln und Tierpräparaten. Hier nur einmal beispielhaft ein Grizzly.
An einem der früheren Tage hatte ich davon geschrieben, dass wir einem Bären fast bis auf Streicheldistanz nahe kommen werden. Den heutigen Tag habe ich damit nicht gemeint.



Irgendwann machen wir uns dann auf den Rückweg und das Shuttle bringt uns zum Hotel.



Den Abend verbringen wir in den Außenanlagen des Fairmont Hotels am Ufer des Lake Louise.

Mit Gedanken an diesen schönen Tag schlafen wir selig ein.


Morgen werden wir den Lake Louise verlassen und uns viel ansehen. Es wird "bärisch interessant".


Tipps für Planer

-   Wanderung zum „Plain of the Six Glaciers Tea House”
          interessant
          schöner Ausblick auf den Lake Louise nach ca. 2/3 der Strecke
-   Lift auf den Whitehorn Mountain
          empfehlenswert
          Shuttleservice nutzen
-   Whitehorn Bistro (auf dem Whitehorn Mountain)
          ein “Muss”, wenn man schon mal auf diesem Berg ist
          vorab reservieren und pünktlich sein (kann voll sein, muss aber nicht)
          gemessen an der Lage relativ preiswert
          einer der magischen Orte, an dem Frauen schon mal einen Verlobungsring im Sektglas finden  :wink:
          Achtung, schließt sehr früh (zusammen mit dem Liftbetrieb)
          Achtung, Wetter beachten (macht nur richtig Freude, wenn man auf der Terrasse sitzen kann)


Gruß
Tobias

Doreen & Andreas

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Antw: Lach- und Sachgeschichten aus Kanada
« Antwort #37 am: 25.10.2019, 12:58 Uhr »
Ich bin mal ganz schnell hinterhergereist und noch rasch zugestiegen. Schließlich gehöre ich zu den In-Erinnerungen-Schwelgern  :wink: 8)
Die Straße zu den Takkakaw-Falls habe ich noch gut in Erinnerung, wir waren damals mit einem 28'-Wohnmobil unterwegs und mußten die zweite der drei Kehren rückwärts fahren. War aber an sich kein Problem, allenfalls ungewöhnlich  :wink:
Am Emerald-Lake konnten wir dem Touristenstrom eine Stunde entfliehen, indem wir uns ein Kanu gemietet haben und der Moraine Lake war bei uns früh Morgens in dichten Nebel gehüllt. Dafür hatten wir ihn auf dem Rückweg von den Spiraltunnels (wo wir die Wartezeit auf einen Zug mit Nudeln kochen im Wohnmobil übernrückt haben) am Abend fast für uns allein  :)
Viele Grüße,
Andreas
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saibot

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Antw: Lach- und Sachgeschichten aus Kanada
« Antwort #38 am: 26.10.2019, 15:29 Uhr »
Hallo Doreen und Andreas,

willkommen zu unserer After-Holiday-Revival-Party! Wir rücken etwas zusammen, dann passt das schon.

Ja, es ist schon zu einem großen Teil Glückssache, wie man die einzelnen Sehenswürdigkeiten wettertechnisch erwischt ...

Gruß
Tobias

saibot

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Antw: Lach- und Sachgeschichten aus Kanada
« Antwort #39 am: 02.11.2019, 18:36 Uhr »
06.08.19, Icefield Parkway, „Der Weg ist das Ziel“


Wir frühstücken in einem Imbiss im Ort Lake Louise. Für heute haben wir uns den Icefield Parkway vorgenommen. Nach den Hinweisen aus Reiseberichten und den entsprechenden Unterlagen der Nationalpark-Verwaltung habe ich unsere Ziele ausgewählt.



Schon kurz nach dem Start halten wir wieder und zwar am Herbert Lake. Dieser See erscheint zunächst klein, unbedeutend und gar nicht so schön türkis-blau wie viele andere, aber er lohnt sich trotzdem. Da er klein und vollständig von Wald umgeben ist, ist seine Oberfläche nahezu spiegelglatt, wodurch es schöne Reflexionen gibt.



Ich spiele mit dem Gedanken, einmal um den See zu laufen, um vielleicht noch schönere Motive zu finden. Da wir heute aber noch einiges vorhaben, lasse ich es sein. Es war vielleicht auch besser so, …

… denn kaum sind wir wieder ein paar Meter gefahren, sehen wir zwei Autos mit Warnblinklicht am Straßenrand. Und was macht da der erfahrene Urlauber?

… Blinker raus, auch anhalten, die Kamera zücken und schauen, was es da so zu sehen gibt.
Falls es jetzt unter euch „Reichsbedenkenträger“ gibt, brauchen die mir nicht zu schreiben.
Ich weiß, dass das Anhalten wegen Wildlife irgendetwas zwischen „unerwünscht“ bis „verboten“ ist und gefährlich noch dazu und überhaupt …

Wir schauen in die Runde und siehe da, da raschelt es im Gebüsch.





Scheinbar tiefenentspannt läuft der Schwarzbär am Straßenrand entlang und überquert dann seelenruhig die Straße.





Schließlich verschwindet er wieder im Unterholz.



Wow, das war doch schon mal ganz nett.

Weiter geht es zum Krähenfuß-Gletscher.



Kurz danach erreichen wir den Bow Lake. Hier ist die Parksituation schon recht angespannt. Man könnte um den See bis zum gleichnamigen Wasserfall wandern, aber das würde einige Zeit kosten, die wir heute nicht haben. So begnügen wir uns mit ein paar Fotos.



Auf dem Rückweg sehen wir dann am Parkplatz noch ein rollendes Hotel aus Deutschland. Vermutlich ist das eine relativ preiswerte Methode zu reisen, wenn man bereit ist, in einem „Schließfach“ zu übernachten.



Unser nächstes Ziel ist der Peyto-Lake, der wohl die schönste Farbe aller Bergseen der Umgebung hat. Hier ist auf dem regulären Parkplatz nichts mehr frei, so dass wir an der Zufahrtsstraße parken. Bis zum See hin müssen wir etwas laufen (2,6 km roundtrip, 1 h), was nicht weiter schwierig ist. Am See merke ich dann, dass ich besser mein Weitwinkel-Objektiv mitgenommen hätte. Um es „mal eben“ zu holen, ist der Weg zu weit.



Nach dem Peyto-Lake steuern wir auf das Mekka der Touristen am Icefield Parkway zu, das Columbia Icefield mit dem Athabasca-Gletscher. Es gibt gleich drei Parkplätze, einen großen am Visitor Center und zwei kleinere, die etwas näher am Gletscher liegen. Einer der beiden befindet sich etwa auf Höhe des Gletschers, der andere um einiges weiter unten in einer Senke. „Schlau“ wie wir sind, nehmen wir den höher gelegenen, schließlich wollen wir nicht unnötig weit laufen. Wir finden schnell eine Parklücke. Gut gelaunt laufen wir los und machen noch unsere Späßchen.



Man täuscht sich mit den Entfernungen, es ist doch ein ganzes Stück zu laufen. So langsam schwant es uns, dass unsere Parkplatzwahl doch nicht so clever war. Noch ein paar Meter hin und wir haben Gewissheit …



Der gut gelegene Parkplatz war ein Trugschluss. Es führt von hier kein direkter Weg zum Gletscher. Wir müssen zunächst zu dem tiefer gelegenen Parkplatz herabsteigen, um zum Gletscher zu gelangen
… und am Ende natürlich wieder hoch. Hauptgewinn!

Vom Parkplatz (2) begeben wir uns auf die „Ameisenstraße“



und erreichen einige Zeit später den Gletscher.

Je nach dem, welche Geschichte man erzählen möchte, kann man dann die Situation so …



oder so darstellen,



wobei das zweite Foto die Realität ehrlicher widergibt.

Der Gletscher insgesamt beeindruckt uns. Allerdings sind wir enttäuscht, dass wir nicht bis an ihn herankommen. Dass zwischen View Point und Gletscher noch der Schmelzwasser-Fluss ist, wussten wir aus früheren Reiseberichten, aber den Geröllhügel, der noch dahinter kommt, hatten wir nicht auf dem Schirm. Letztlich muss man sich bewusst sein, das zwischen dem View Point und dem eigentlichen Gletscher noch ca. 200-300 m liegen und man die Gletscherkante vom View Point aus im Wesentlichen nicht sieht.

Das Panorama ist durchaus schön. Wer es aber darauf anlegt, den Gletscher von Nahem zu sehen oder gar „anzufassen“, sollte sich im Vorfeld etwas anderes überlegen. Dafür gibt es drei Möglichkeiten:

-   Man setzt sich über die Absperrungen und Verbote hinweg und geht auf eigene Faust in die Nähe des Gletschers. Im günstigsten Fall hat man ein „einseitiges Gespräch“ mit einem   
    Bergführer oder Ranger. Im ungünstigsten Fall verletzt man sich und muss geborgen werden, was dann richtig Stress gibt.
    Dass man ohne kundigen Führer nicht allein auf den Gletscher geht, versteht sich wohl von selbst. 
-   Man kauft sich ein Ticket für den Gletscher-Bus und lässt sich auf den Gletscher fahren. Das ist mittelschwer teuer, gemessen an dem, was geboten wird.
-   Man nimmt an einer geführten Wanderung auf den Gletscher teil. Die Preise dafür sind mir nicht bekannt. Falls man das vorhat, sollte man eigene „Heavy Duty“-Wanderschuhe
    mitbringen, weil ein Gletscher nun mal aus Schnee und Eis besteht. Die Bergführer bieten auch Wanderschuhe zum Ausleihen an, aber ob man da welche mit dem passenden Fußpilz-Typ findet, ist ungewiss.



Im Nachhinein betrachtet hätten wir uns besser für die geführte Wanderung entschieden.

Im Visitor Center essen wir ein Sandwich zum Mittag. Dem Preis nach muss das mit Goldstaub gewürzt worden sein.

Während des Essens beginnen wir, uns die Busfahrt auf den Gletscher schönzureden, aber dann fängt es (glücklicherweise) an, kräftig zu regnen, so dass wir nicht weiter darüber nachdenken müssen.

Wie schon von anderen erwähnt, reichte der Gletscher Anfang des 20. Jahrhundert noch etwa bis zum Highway. Meilensteine dokumentieren seinen Schwund im Laufe der Zeit. Jetzt ist er etwa 1-2 km von der Straße entfernt.
Ja, die „größten Staatenlenker aller Zeiten“ könnten ja einmal untersuchen lassen, ob da vielleicht doch ein Zusammenhang mit dem Klimawandel besteht.
Vielleicht erfahren wir dann über Twitter, dass die „10000“ Besucher täglich den Gletscher einfach nur kaputt getreten haben.

Eigentlich ist der Athabasca-Gletscher schon Gelddruckmaschine genug, aber „findige Leute“ haben in der Nähe noch den „Columbia Icefield Skywalk“ bauen lassen (einen Glassteg, der über den Felsrand hinausragt). Der Name suggeriert, dass er etwas mit dem Gletscher zu tun hat und die Eintrittskarten werden auch gleich im Paket mit den Bustouren angeboten.
ABER
Der Skywalk liegt ca. 6 km vom Visitor Center und damit auch vom Gletscher entfernt. Ich bin selbst nicht auf dem Skywalk gelaufen und will mich daher mit einem Urteil zurückhalten.
Meine Empfehlung: Wer sich dafür interessiert, möge, bevor er die Eintrittskarten kauft, selbst zum Skywalk fahren (liegt nördlich des Visitor Centers direkt an der Straße) und für sich entscheiden, ob diese Attraktion ihr Geld wert ist oder eben nicht.

Im Regen geht es weiter, bis wir unser Tagesziel, die Sunwapta Rocky Mountain Lodge erreichen. Nach dem Einchecken fahren wir noch an die gleichnamigen Wasserfälle. Es regnet immer noch, so dass es kein Vergnügen ist. Der Fotoapparat bleibt gut verpackt in der Tasche. Daher gibt es nur dieses Handy-Panorama der Wasserfälle.



Aber wie so oft im Leben ist an allem Schlechten auch ein wenig Gutes dabei. Unsere Hütte hat einen Kamin, Holzscheite liegen bereit, zum Anzünden möge man an der Rezeption anrufen.
Das tun wir.
Ein Maschinenbau-Student aus Braunschweig, der für ein paar Monate über Work & Travel durch Kanada reist, kommt vorbei und entfacht für uns mit einem Gasbrenner das Kaminfeuer. Wenn es draußen so richtig „usselig“ ist, macht es der Kamin drinnen umso gemütlicher.



Das Abendessen gibt es im Restaurant der Lodge, dem wahrscheinlich einzigen im Umkreis von 50 km. Das Essen ist richtig gut.



Für den Nachtisch haben die sich aber eine ganz fiese Masche ausgedacht:
Statt die Dessert-Karte zu bringen, kommt der Kellner gleich mit einem Tablett voll süßer Versuchungen an den Tisch …
… wir haben keinen Tisch gesehen, an dem er wieder weggeschickt wurde.



Während die glühenden Holzscheite im Kamin noch leise knistern, schlafen wir ein.

Morgen wird es vom „Schwarzen See“ über einen tiefen Canyon bis zum „Engels-Gletscher“ gehen.



Tipps für Planer

-   Icefield Parkway
          sehr empfehlenswert
          (mindestens) einen vollen Tag einplanen
          Plan machen, was man sich ansehen und welche Wanderung man unternehmen möchte (sonst reicht am Ende die Zeit nicht)
-   Herbert Lake
          empfehlenswert
          schöne Spiegelungen
-   Crowfoot Gletscher
          empfehlenswert
-   Bow Lake
          empfehlenswert
-   Peyto Lake
          sehr empfehlenswert
          überlaufen
          hat für uns das schönste Türkis der hiesigen Bergseen
          Achtung, ca. 1 h Wanderung einplanen
-   Columbia Icefield (Athabasca Gletscher)
          sehr empfehlenswert
          überlaufen
          sich vorher klarmachen, was man unternehmen möchte:
          + Wanderung bis zum View Point vor dem Gletscher (Achtung, man kommt (regulär) nur bis auf 200-300 m an den Gletscher heran und kann die Gletscherkante wegen des Geröllhügels davor nicht sehen)
          + geführte Wanderung auf den Gletscher („richtige“ Wanderschuhe mitbringen, Preis nicht bekannt)
          + Bustour auf den Gletscher (teuer)
          wenn möglich erst vor Ort buchen, damit man einschätzen kann, was sich vom Wetter her lohnt
          Verpflegung im Visitor Center teuer
-   Columbia Icefield Skywalk
          ist nicht direkt am Gletscher, sondern ca. 6 km entfernt
          Achtung, erst selbst vor Ort ansehen, bevor man ein Ticket kauft
-   Sunwapta Falls
          empfehlenswert
-   Sunwapta Rocky Mountain Lodge
          bedingt empfehlenswert
          PRO: ruhige Lage inmitten der Natur, Abend-/Nachtfotos der Sunwapta Falls möglich (geeignetes Wetter vorausgesetzt)
          CONTRA: Jasper liegt verkehrstechnisch zentraler und bietet viele Alternativen bzgl. der Restaurants

Gruß
Tobias

Schneewie

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Antw: Lach- und Sachgeschichten aus Kanada
« Antwort #40 am: 02.11.2019, 20:46 Uhr »
Herrlich, ich schwelge in den Erinnerungen von 2017 und freue mich auf nächstes Jahr, wenn es wieder dort vorbei geht !!!


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Gruß Gabriele

mrh400

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Antw: Lach- und Sachgeschichten aus Kanada
« Antwort #41 am: 04.11.2019, 09:17 Uhr »
...Unser nächstes Ziel ist der Peyto-Lake, der wohl die schönste Farbe aller Bergseen der Umgebung hat...


schön!! ... alternativ kann es auch so aussehen (Anfang September 2015):


Da soll der Peyto Lake liegen

PS: Offenbar habe ich in die richtige Richtung abgedrückt - die zwei Bäume ganz links auf meinem Foto finde ich bei Dir auch
Gruß
mrh400

Schneewie

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Antw: Lach- und Sachgeschichten aus Kanada
« Antwort #42 am: 04.11.2019, 18:32 Uhr »
Ich meine gelesen zu haben, das der Aussichtspunkt noch das ganze Jahr 2020 geschlossen sein soll.
Ich wäre da gern noch mal hochgelaufen.


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saibot

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Antw: Lach- und Sachgeschichten aus Kanada
« Antwort #43 am: 05.11.2019, 07:18 Uhr »
...Unser nächstes Ziel ist der Peyto-Lake, der wohl die schönste Farbe aller Bergseen der Umgebung hat...


schön!! ... alternativ kann es auch so aussehen (Anfang September 2015):


Da soll der Peyto Lake liegen

PS: Offenbar habe ich in die richtige Richtung abgedrückt - die zwei Bäume ganz links auf meinem Foto finde ich bei Dir auch

Oh, je! Ich kann mir gut vorstellen, dass da der Frust in einem aufsteigt.



@Schneewie
Den Peyto Lake kann man an einzelnen Stellen auch vom Weg aus sehen, falls nur die Plattform gesperrt sein sollte.
Gruß
Tobias

chrissi28

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Antw: Lach- und Sachgeschichten aus Kanada
« Antwort #44 am: 05.11.2019, 08:39 Uhr »
Ich bin jetzt auch hinterher gereist und sag nur: wow. Super schöne Fotos aus mir leider noch unbekannten Gegenden, in die ich aber irgendwann unbedingt möchte. Ich freu mich auf die Weiterreise.