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Autor Thema: Langweilig - eine Autotour quer durch den Norden der USA - Sep 2007  (Gelesen 57051 mal)

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Doreen & Andreas

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Hallo Bill,

na das ist ja mal beruhigend, wieder etwas von Dir zu hören... aber bei unserem persönlichen Kontakt am vergangenen Wochenende war das ja schon absehbar  :wink:


Lake Josephine in Many Glacier,
Glacier NP
Das ist aber wirklich mal ein phantasitsches Panorama, erinnert schon ein wenig an Waterton...
Kannst Du in etwa abschätzen, wie lange Deine beiden Begleiter bis dort hin gebraucht hätten, wenn Du sie nicht ein wenig auf Trab gehalten hättest??
Viele Grüße,
Andreas
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Scooby Doo

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Das ist aber wirklich mal ein phantasitsches Panorama, erinnert schon ein wenig an Waterton...

Ist ja Luftlinie auch nicht weit vom Waterton entfernt.

Kannst Du in etwa abschätzen, wie lange Deine beiden Begleiter bis dort hin gebraucht hätten, wenn Du sie nicht ein wenig auf Trab gehalten hättest??

Auf dem Parkplatz vorm Many Glacier Hotel haben wir von 10:00 bis 11:45 gestanden laut meinen Aufzeichnungen. Ich würde mal sagen, mit Fotopausen also etwa 45 Minuten in Spaziergeschwindigkeit one way.

Schön, dass es weitergeht. Wir haben uns schon ziemliche Sorgen um Bill gemacht und sogar im Badlands NP bei seiner Familie nachgefragt. Die stand im Visitor Center ziemlich traurig in einem Regal rum, konnte uns aber auch nicht sagen, wo er abgeblieben ist :wink:

Hast du ihn am Wochenende nicht gesehen? Er war in Rodgau und hat hinten auf dem Tisch gesessen, nahe der Futterquelle.

Hm, eigentlich sind die Virginia Falls die wesentlich beeindruckenderen (weil um einiges höher) der beiden Wasserfälle. Bist Du sicher, dass Ihr nicht zu früh umgedreht seid (die Virginia Falls sind die einzigen Fälle dort, die per Holzschild benannt sind)? Das wäre uns fast passiert, wir haben dann glücklicherweise ein paar entgegenkommende Wanderer gefragt.

Jetzt machst du mich nachdenklich, weil an ein Holzschild kann ich mich nicht erinnern.
"Lower" Virginia Falls


Virginia Falls nach unserer Meinung, leider nur von oben fotografierbar
Viele Grüße, Markus

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wuender

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Jetzt machst du mich nachdenklich, weil an ein Holzschild kann ich mich nicht erinnern.
[...]
Virginia Falls nach unserer Meinung, leider nur von oben fotografierbar

Die Virginia Falls sahen bei uns so aus:


Virginia Falls im Glacier National Park

Kurz vor den Wasserfällen steht - wie gesagt - ein kleines Holzhinweisschild und direkt am Wasserfall gibt es einen netten Aussichtspunkt (von dem aus das Bild gemacht wurde). Euer Bild sieht mir verdächtig nach den vielen kleineren Kaskaden etwas vorher aus.

Schöne Grüße,
Dirk

Scooby Doo

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Ne, also die Fälle haben wir definitiv nicht gesehen. Außerdem hätte ich sonst davon noch ein Foto gemacht.
Dabei hatte ich ja extra vorher noch gelesen, man muss einen Wasserfall auslassen, doch scheinbar muss man eine Kaskade und einen Wasserfall auslassen.
Wieder was gelernt, aber in den Glacier komme ich sicher nochmal. Mir hat es da sehr gut gefallen. Dann werde ich auf bis zum Grinell Lake wandern und den Waterton Teil besuchen, aber ich denke, für ein Ein-Tages-Programm haben wir beim ersten Besuch schon einiges geschafft, was lohnt.
Viele Grüße, Markus

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wuender

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Wieder was gelernt, aber in den Glacier komme ich sicher nochmal.

Prima, mit etwas Glück schaffen wir es dann vielleicht sogar, mal gleichzeitig in der selben Gegend der USA unterwegs zu sein :D
Den Nordwesten wollen wir nämlich auch irgendwann nochmal besuchen und dann etwas mehr Zeit für Wandern/Bergsteigen mitbringen.

Schöne Grüße,
Dirk

americanhero

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Ja Wasserfaelle, das ist ja definitiv was fuer mich  :lol: :lol: :lol:


Also der Lake Josephine mit dem Bergpanorama ist einfach nur toll :daumen:
ich fahre weiterhin hier mit  :wink:


Greetz,


Yvonne

Scooby Doo

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Prima, mit etwas Glück schaffen wir es dann vielleicht sogar, mal gleichzeitig in der selben Gegend der USA unterwegs zu sein :D

Wieso? Waren wir doch. Gleichzeitig auf dem Hancock Tower in Chicago, ohne uns zu kennen.

Ja Wasserfaelle, das ist ja definitiv was fuer mich  :lol: :lol: :lol:

Dann besuche den Park vor einem heißen Sommer. Nach meiner Recherche gibt's da noch viele schöne, nicht nur die beschriebenen. Aber achte auch auf die Öffnungszeit der Going-to-the-Sun Road. Ähnlich dem Tioga Pass ist diese im Winter dicht, zumindest der Pass.
Viele Grüße, Markus

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Scooby Doo

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16.09. Whitefish - Sandpoint - Spokane - Yakima(549 Meilen / 883km)

Guten Morgen, hier spricht wieder Buffalo Bill. Gestern noch über die Going-to-the-Sun Road gefahren, steht heute sozusagen die Going-to-the-Nowhere Road auf dem Programm. Wir wollen heute weit vorankommen, es soll einer der wenigen, aber reinen Fahrtage werden, doch wenn möglich, anfangs die Interstate vermieden werden. Und so folgen wir zunächst der US-2 nach Westen, wechseln aber bald auf die südlich parallel führende SR-200. Und wie sagte ich gerade noch? Going-to-the-Nowhere Road. Ja, das beschreibt diese Straßen wirklich am besten. Berge am Horizont, Wälder und dazwischen wieder goldenes Prärie-Grasland. Und weit und breit keine Ortschaften.


US-2 zwischen Kalispell und Libby,
Montana

Erst im Einzugsbereich von Sandpoint wieder mehr Leben auf und neben der Straße. Sandpoint liegt im Bundesstaat Idaho am Lake Pend Oreille, einem großen See mit gutem Wassersportangebot. Auch in der Umgebung hat man die nötige Infrastruktur geschaffen für die unterschiedlichen Touristengruppen. Wanderer, Jäger, Angler, Wasserratten – niemand kommt hier zu kurz.


Johnson Point, Blick auf den Lake
Pend Oreille, Idaho

 Laut Internet soll es auf der Ostseite des Sees auch einen schönen Aussichtspunkt über diesen geben, allerdings nur für Freunde des Schüttelshakes. Zwischen einer großen Ansammlung von Schlaglöchern hat man ein wenig Straße übrig gelassen. Und auch die Aussicht vom angepriesenen Aussichtspunkt muss beim Zeitpunkt der Veröffentlichung mal besser gewesen sein, als die Bäume noch niedriger waren. Oder man muss sich seinen eigenen Feuerwehrwagen samt Drehleiter mitnehmen, dann geht's auch.


Derr Island im Lake Pend Oreille,
Idaho

Leicht enttäuscht schaukeln wir wieder zurück nach Clark Fork, wo es eine viel schönere Aussicht gibt, zwar nicht auf den Lake Pend Oreille, aber auf das Delta des Clark Fork.


Güterzug der BNSF südlich
von Sandpoint, Idaho

Und noch einen schönen Aussichtspunkt gibt es und zwar in Sagle, südlich von Sandpoint. Von hier kann man auf das südliche Ende des Lake Pend Oreille blicken und auf eine schöne Eisenbahnbrücke quer über den See. Dass man hierhin keinen Schritt laufen muss und man die Zeit, in der man auf einen Zug wartet, mit einem mittäglichen Picknick verknüpfen kann und dem hochheiligen Versprechen, wirklich nicht länger als 30 Minuten hier zu warten, erleichtert die Sache und Markus bekommt die Genehmigung, sein Hobby Eisenbahnen ausleben zu dürfen. Und wird dabei nicht enttäuscht. Durch lautes Tuten meldet sich in der Ferne schon der erste Zug an, der auch bald darauf die Brücke überquert hat.
 Noch während des Picknicks macht aber schon der nächste Zug auf sich aufmerksam, der dann sogar noch den Gegenzug abpassen muss, sprich 3 Züge innerhalb einer halben Stunde. Na, wenn sich das mal nicht gelohnt hat.


Güterzüge der BNSF
südlich von Sandpoint, Idaho

Dann können wir ja die Fahrt nach Spokane auf uns nehmen, womit wir bereits nach wenigen Meilen in den nächsten Bundesstaat wechseln, nach Washington. Spokane hat nicht viel zu bieten. Ursprünglich hieß die Stadt Spokane Falls und wurde an den Wasserfällen des Spokane Rivers gegründet, doch zur Energiegewinnung wird das meiste Wasser des Flusses durch ein Kraftwerk umgeleitet, so dass für die Fälle nur ein beschaulicher Rest übrig bleibt.

Wie gesagt, nichts weltbewegendes, aber besser als gar nichts, denn die Straße quer durch Washington wird von nun an langweilig genug. Und wenn ich sage langweilig, dann meine ich es jetzt todernst.


Spokane Falls, Spokane, Idaho

Die Berge und üppige Vegetation sind verschwunden, nur noch hügelige Steppe, auf der sich die Interstate erstreckt. Stundenlange Fahrt durch ödes Land, der Himmel inzwischen auch grau in grau, wie passend zur landschaftlichen Stimmung. Wie schön muss die Fahrt durch die North Cascades doch sein, nur alles schafft man einfach nicht innerhalb von nur 3 Wochen. Und damit es nicht zum Stress ausartet, muss man halt auch mal auf was verzichten. Wir sagen den North Cascades bye bye und freuen uns auf den Mount Rainier, doch bis dahin ist es noch immer ein weiter Weg. Ein weiter und langweiliger Weg.

Der Verkehr ist nicht sonderlich dicht. In Gegenrichtung kommt uns sogar gar nichts mehr entgegen. Dichter wird dafür Wolkendecke, die trübe Suppe hängt knapp über dem Boden. Man sieht kaum noch etwas. Nebelscheinwerfer werfen nur ein spärliches Licht nach vorne. So dichter Nebel mitten aufm platten Land? Mitten am helllichten Tag? Wo ist nur das schöne Wetter hin? Der blaue Himmel hängt wohl in den Wolken fest.
 Und auf einmal auch ein ziemlich beißender Geruch. Hier stimmt was nicht. Nach etwa 5 Minuten Fahrt durch die Wand ist auf einmal die Sicht wieder klar. Der Verkehr auf unserer Seite ist noch immer so schön dünn wie zuvor, aber auf der Gegenseite ein Stau, der sich gewaschen hat. Im Rückspiegel zahlreiche Blaulichter. Was mag hier nur passiert sein? Und vor allem, warum war der Nebel weiß, wie halt richtiger Nebel? Es steigt nirgendwo schwarzer Rauch auf. Egal, was auch passiert sein mag, wir fühlen mit dem Gegenverkehr. Die, die schon im Stau stehen, werden da wohl noch eine lange Zeit festsitzen und die, die sich an der nächsten Ausfahrt noch retten können, erwartet ein mindestens 50 Meilen Umweg. Willkommen im langweiligen Nowhere.


Aussichtpunkt am I-82 zw. Yakima
und Ellenburg, WA

Bei Yakima verlassen wir die Autobahn und es wird langsam dunkel. Zeit, sich auf Motelsuche zu begeben. Wieder stellt sich die Frage, sollen wir noch näher an den Nationalpark heranfahren, damit wir es morgen nicht so weit haben? Aber laut Karte kommt da kein größerer Ort mehr und wir gehen auf Nummer sicher und nehmen uns ein Zimmer in Yakima. Doch ist das wirklich auf Nummer sicher? Irgendwie ist der Ort unheimlich. Wir halten an einem Motel, zumindest soll es laut Schild an der Straße ein Motel sein, doch scheinbar ist es inzwischen Privatbesitz und die Besitzer mögen keine ungebetenen Gäste.


Aussichtpunkt am I-82 zw. Yakima
und Ellenburg, WA

Das nächste Motel befindet sich an einer Ecke, die mal als historic Downtown eines Vororts durchgegangen wäre, aber auch dies wirkt irgendwie unheimlich. Der Eingang zum einzigen Motel führt durch einen Innenhof, wo man schon einen Blick auf die Nachbarschaft werfen kann, die heruntergekommen und leicht bekleidet auf den Balkonen steht.

Ok, keine weiteren Experimente, ein Kettenmotel soll her. Motel 6 soll doch immer recht günstig sein, also dürfen die uns für eine Nacht beherbergen. Beim gegenüberliegenden Super 8 steht noch ein Polizeiwagen in der Auffahrt, doch das ist uns nun egal. Uns überkommt die Müdigkeit. Ausnahmsweise nehmen wir alles mit aufs Zimmer, auch, wenn es unglücklicherweise in der zweiten Etage liegt, aber man muss es den Autoknackern ja nicht noch einfacher als nötig machen.

Viele Grüße aus Gotham City, Bill

Übernachtung: Motel 6 - Yakima, WA


Bewertung: hat mir überhaupt
nicht zugesagt






Viele Grüße, Markus

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17.09. Mount Rainier NP: Sunrise, Paradise; Mount St. Helens NVM; Astoria(535 Meilen / 860km)

Guten Morgen aus Yakima, hier ist wieder Buffalo Bill. Und wir leben noch.
Die Stadt spricht sich übrigens „Jakama“ aus, wenn man den Radiosprechern Glauben schenken darf. Jedenfalls tun wir es solange, bis uns jemand aufklärt, was dieser sonst mit diesem Genuschel „Jakk(a)hma“ gemeint haben könnte.


Stichstraße nach Sunrise im
Mt Rainier NP

Doch nun wollen wir uns angenehmeren Themen zuwenden. Die Erkundung des Mt. Rainier Nationalparks steht auf dem Programm, was aber erstmal ein paar grundsätzliche Entscheidungen erfordert. Unglücklicherweise ist die Straße 123 im Park nach Erdrutschen noch immer gesperrt, so dass die beiden Hauptteile des Parks, Sunrise und Paradise, nur über einen langen Umweg miteinander verbunden sind. Da wir im Anschluss weiter in Richtung Mount St. Helens wollen, spricht also eigentlich alles für den Südteil des Parks, für Paradise. Da man im Leben aber nicht alles logisch begründen muss, entschließen wir uns, doch tatsächlich beide Teile anzusehen, auch wenn uns schon jetzt bewusst ist, dass wir 50 Meilen auf der 410 zurückfahren müssen und weitere 50 Meilen auf der US-12 wieder zum Park. Aber wie gesagt, man kann nicht alles logisch begründen.


Stichstraße nach Sunrise im
Mt Rainier NP

Am Eingang zum Mt. Rainier fragen wir noch mal nach, wie denn nun die Straßenverhältnisse aussehen, allerdings ohne große Hoffnungen. Der Ranger bestätigt uns, ja, die 123 sei noch immer gesperrt, ebenso Teile der Straße durch Paradise. Aber zumindest die Straße hier in Sunrise zum Sunrise Visitor Center wäre durchgehend befahrbar. Immerhin ein kleiner Lichtschein am Horizont, denn das große Licht hat heute so seine Probleme, durch die dichte Wolkendecke zu dringen.


Stichstraße nach Sunrise im
Mt Rainier NP

Macht nichts, wenn wir schon mal da sind, fahren wir hier jetzt auch durch.

Kurve für Kurve schraubt sich die Straße nach oben. Die tief hängenden Wolken, die schneebedeckten Berge, die Wälder und kurz aufscheinenden blauen Flecken am Himmel ergeben immer wieder neue schöne Ausblicke, die uns zumindest einer Meinung sein lassen, es hat sich gelohnt, hierher zu kommen. Entlang einer Geraden fahren wir sogar auf einen wunderschönen hohen spitzen Berg hinzu, an dessen Flanken mehrere Gletscher liegen. Mein Gott, das ist er. Das ist Mt. Rainier, der Berg, der sich doch nur allzu gerne in Wolken hüllt. Schnell den Fotoapparat raus gekramt, um ein Beweisfoto zu machen, doch da hat’s die Wolken schon wieder verschoben. Was bleibt, ist die Erinnerung.


Stichstraße nach Sunrise im
Mt Rainier NP

Nach ewig langer Fahrt und einer erneuten Zitterpartie, ob der Sprit bis zur nächsten Tanke reichen wird, erreichen wir Packwood, südlich des Parks gelegen. Natürlich mussten wir mal wieder die erstbeste Tankstelle nehmen. Unterm Strich vertrödeln wir zwar weniger Zeit an Tankstellen, wenn man immer bis zum letzten Tropfen fährt, da hat Micky schon Recht, aber unterm Strich bezahlt man die gewonnene Zeit wieder mit Dollars (und Schweißperlen), weil man halt immer auf die nächstbeste, aber nicht unbedingt günstigste Tankstelle nach einer längeren Durststrecke angewiesen ist.

Was machen wir denn aber nun in Packwood? Ok, erstmal herausfinden, dass es hier ein breites Motelangebot gibt, für alle, denen Yakima zu gruselig ist. Und Packwood liegt auch schön nah am Park, also als Stützpunkt gut zu empfehlen. Ferner wollten wir aber die Einfahrt über die 123 vermeiden, denn der Ranger sagte uns ja, dass auch Teile der Straße quer durch Paradise gesperrt wären. Auf der Parkkarte kann man auch kleine Unterbrechungen ausmachen. Also versuchen wir es über die National Forest Develope Road 52. Unweit von Longmire führt diese Straße parallel zur Parkstraße und trifft auf diese in etwa 10 Meilen. Doch muss dieser 20 Meilen Umweg wirklich sein? Laut Karte gibt es eine Abkürzung direkt nach Longmire, dank unseres Laptops mit ausreichend Kartenmaterial und GPS-Maus leicht zu finden. Verbotsschilder gibt es auch keine, zumindest nicht in diese Richtung. Im Park sehen wir im Rückspiegel etliche Schilder, dass nur offizielle Fahrzeuge diese Strecke benützen dürften, aber da sind wir schon längst durch.

Nun rollen wir das Feld von hinten auf und besuchen einen Aussichtspunkt nach dem anderen. Mal sehen, wie weit wir kommen. Die Christine Falls liegen direkt unterhalb einer Straßenbrücke, was auf Bildern einen schönen Rahmen ergibt. Ein Parkplatz in der nächsten Kurve entlässt uns auf eine kurze Treppe zu einer Aussichtsplattform unterhalb der Brücke.


Christine Falls in Paradise, Mt.
Rainier NP

Ähnliches Spielchen an den Narada Falls. Wieder ein Parkplatz, wieder ein Treppe zu einem Aussichtspunkt, die aber diesmal länger ist. Dafür sind die Fälle auch höher und es gibt mehr zu sehen.
Die Narada Falls können auch bequem ein zweites Mal betrachtet werden und zwar direkt von einem Aussichtspunkt von der gegenüberliegenden Straße, der Parkstraße zu den Reflection Lakes, wo wir uns schon bald wieder finden, denn unsere geplanten Wanderungen müssen leider ausfallen. Eine Nebelsuppe hängt über dem Paradies. Ein Sechser im Lotto ist heute wahrscheinlicher als noch einmal einen Blick auf Mount Rainy zu bekommen. Habe ich Rainy geschrieben? Sorry, ist mir rausgerutscht, aber der Name passt einfach besser, denn diesen Mittag wird er seinem schlechten Ruf gerecht. Es beginnt zu regnen und die Wanderung geht nun endgültig den Bach runter. Wie unheimlich schön, dass wir heute früh den Umweg in Kauf genommen haben und zum Sunrise nach Sunrise gefahren sind.


Narada Falls in Paradise, Mt.
Rainier NP

Immerhin wird auch der Reflection Lake seinem Namen gerecht. Die umliegende Landschaft spiegelt sich im See, nur ob ich es jetzt so schön finde, die grauenWolken zweimal zu sehen?


Straße im Mt. Rainier NP

Wir nähern uns der Straßenunterbrechung, vor der uns der Ranger gewarnt hat und die auch auf der Karte eingezeichnet ist. Aber keine Hinweisschilder. Lassen die uns hier blindlings ins Verderben fahren? Das vermeintliche Hindernis entpuppt sich als harmloser Tunnel und die Aussage des Rangers als schlichtweg falsch. Ohne Probleme gelangen wir zur Stevens Canyon Einfahrt.

Schön, es ist nun Mittag, was tun? Eigentlich war mit allen möglichen Wanderungen ein voller Tag für den Mount Rainier angesetzt, doch das Wetter ist gegen uns. Also ziehen wir einfach die Besichtigung von Mt. St. Helens vor. Hier sind wir auch erstmal wieder lange genug damit beschäftigt, eine offene Zufahrt zu finden. Die Zufahrt zum Ostteil des Parks soll unterbrochen sein, aber da waren sich die verschiedenen Ranger im Mt. Rainier NP auch wieder nicht ganz einig. Eine nette Dame im Paradise Visitor Center hat sogar extra noch herumtelefoniert, aber auch keine verlässliche Aussage machen können, welches Teilstück denn nun tatsächlich gesperrt ist. Wir wissen nur, irgendwas ist gesperrt.
 Doch davon lassen wir uns nicht entmutigen. Laptop an, GPS-Maus auf Weltraumkäsejagd geschickt und schon probieren wir eine Sackgasse nach der anderen durch. Immerhin, Sprit haben wir ja jetzt genügend an Bord. Am meisten Hoffnung verspricht eine kleine Straße um den Riffe Lake herum, doch nach etlichen Meilen heißt es auf einmal, das wäre eine Privatstraße und die Durchfahrt nur bestimmten Personengruppen vorbehalten. Ganz klar ist es nicht, ob wir nun weiter dürfen oder nicht, aber da wir keinen Bock auf Krach mit irgendwelchen Hinterwäldlern haben wollen, geben wir auf und nutzen die offizielle Straße in den Westteil des Parks.


Castle Lake im Mt. St. Helens NVM

Mehrere Aussichtspunkte erlauben uns den Ausblick auf das Tal, wo sich einst der Lavafluss fortbewegte, nachdem der halbe Berg auf natürliche Weise weggesprengt wurde. Videos in den Visitor Centern zeigen die Tage und Stunden vor dem Ausbruch und man ist sichtlich stolz, hier einmal die Geschichte eines entstehenden Ausbruchs so deutlich darstellen zu können. Leicht makaber, denn hier wird ja irgendwie aus einer Katastrophe Profit gemacht.


Mt. St. Helens

Wir fahren die Parkstraße bis zum Ende durch, wo wir dem Mt. St. Helens nun direkt gegenüberstehen. Schnell die Kamera raus, doch zu spät. Da ist wohl wer mal eben für Königstiger. Als Vertretung hat man uns nur eine Nebelwand dagelassen. Wahrscheinlich ausgeborgt vom Mount Rainier. Dieses Schauspiel kommt uns einfach nur allzu bekannt vor. Warum mögen heute sämtliche Berge nicht fotografiert werden?

Der Abend ist wieder etwas für Statistiker. Wenn man schon so knapp an der Grenze zu Oregon ist, kann man diesen Staat ja eigentlich auch gleich mit besuchen, denn da waren wir alle noch nie gewesen. Ok, das als kleiner Vorwand, den Umweg über Astoria zu fahren, denn das zieht bei Micky wahrscheinlich mehr als die Aussage, in Astoria gäbe es eine „schöne“ Brücke. Doch dazu morgen mehr.


Blick vom Coxcomb Hill auf Astoria
und Columbia River

Erstmal ein Motel gesucht und nach der Gruselnacht in Yakima darf es heute gerne etwas eleganteres sein. Obwohl viele Motels in der Innenstadt wahrscheinlich günstiger sind, entschließen wir uns, ein Motel am Ortseingang zu nehmen mit großem Balkon und Blick über das Mündungsdelta des Columbia Rivers bis hin zur besagten Brücke.

Herzlichst, euer Buffalo Bill.

Übernachtung: Crest Motel - Astoria, OR
Kommentar: wunderschöne Aussicht auf den Columbia River und die Astoria Bridge, inkl. Balkon und Frühstück



Bewertung: Ausgezeichnet!






Viele Grüße, Markus

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Scooby Doo

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18.09. Astoria - Olympic NP: Beach 2, HOH Rain Forest, Marymere Falls - Port Angeles(354 Meilen / 569km)

Guten Morgen, hier ist wieder Buffalo Bill. Mann, habe ich heute gut geschlafen. Noch in der Dämmerung wird aufgestanden und das Frühstücksbuffet vor dem Balkon aufgebaut. Der Ausblick ist einfach zu schade, um ungenutzt zu bleiben. Beim Checkout werden wir gefragt, was uns denn in die äußerste Ecke von Oregon verschlägt, worauf Markus wieder mit seiner Brücke anfängt und den Kinofilm „Kindergartencop“ erwähnt, der wie auch „Nummer 5 lebt“ hier gedreht wurde. Nun ist das Eis gebrochen und auf einmal werden wir mit Informationen überschüttet, welche Filme hier noch gedreht wurden und an welchen Ecken es welche Szenen zu sehen gibt. Natürlich bekommen wir auch einen Stadtplan und eine genaue Beschreibung, wie wir zur Schule aus „Kindergartencop“ kommen. Und natürlich auch nicht den Astoria Column vergessen, einem Aussichtsturm über der Stadt. Markus findet derweil noch einen Flyer von einer historischen Straßenbahn, die zu ausgesuchten Zeiten im Hafen fährt. Mann, der Ort wird ja immer sympathischer.


Astoria mit der Astoria Bridge am
Morgen

Wir verabschieden uns, bevor wir noch Grundrisse aller Häuser und Anekdoten von jedem Ziegelstein erzählt bekommen und fahren erstmal zur Schule. Was haben wir nochmal in der ersten? Mathe?


Grundschule in Astoria, bekannt aus
Kindergarten Cop

Wie eigentlich zu erwarten war, wirkt im Film alles größer als es in Wirklichkeit ist. Aber das ist egal, das Gebäude sieht wirklich aus wie das im Film. Zumindest die Außenaufnahmen wurden wirklich hier gedreht.

Und dann der Astoria Column. Zu schade, heute sind die Maler hier beschäftigt. Der Turm ist gesperrt, weil die Wände des innen liegenden Treppenhauses gestrichen werden. Normalerweise kostet es auch einen Dollar, hier oben zu parken, den man ehrlicherweise am Souvenirladen zahlen sollte, aber der Verkäufer erlässt uns heute die Gebühr, weil der Turm gesperrt ist.


Astoria Column auf dem Coxcomb Hill
in Astoria

Und so genießen wir den Rest der Aussicht halt kostenlos.

Dann ist es soweit und wir verlassen die auffallend hügelige Stadt, die wie ein kleines San Francisco ebenfalls am Pazifik liegt, über die schöne Astoria-Megler Brücke. Die markante grüne Brücke führt zuerst hoch über den Columbia River, hoch genug, um dicken Kähnen die Durchfahrt zu ermöglichen, danach noch viele Meter lang knapp über der Wasseroberfläche, bis wir wieder im Bundesstaat Washington angekommen sind.


Astoria Bridge über den
Columbia River

Die weitere Fahrt ist nicht wirklich eine große Erwähnung wert. Auch, wenn die 101 laut Karte meilenlang parallel zum Ozean führen soll, so sieht man von diesem vergleichsweise wenig. Da hat der Highway Nummer 1 in Kalifornien weit mehr zu bieten.


Astoria Bridge über den
Columbia River

Vielleicht noch als kleine Randnotiz, Aberdeen steht auf unserer Rangliste hinter Yakima direkt auf Platz 2 der herunter gekommenen Städten. Hier würden wir gefühlsmäßig auch nicht wirklich übernachten wollen, aber das müssen wir ja auch noch längst nicht. Es bleibt noch genügend Zeit, einige Teile des Olympic NP zu besichtigen.

Kommt man von Süden, liegt als erstes Lake Quinault am Weg. Wir biegen rechts ab und fahren über die South Shore Road um den See, doch sieht man vom See selbst so gut wie gar nichts. Abgeschirmt hinter großen Zäunen erahnen wir Privathäuser mit Bootsanleger, reiche Snobs, die unter sich sein wollen. Von einem Spaziergang am See, wie es der Reiseführer versprochen hat, sind wir weit entfernt.


Quinault Rain Forest im Olympic NP

Auch „mal eben um den See“ fahren ist nicht möglich, denn der North Shore- und South Shore Drive sind erst in etwa 8 Meilen Entfernung miteinander verbunden. Und auf dieser teilweise unbefestigten Kleinststraße kommen wir entsprechend langsam voran, man kann sich also denken, wie viel Zeit dafür drauf ging. Immerhin haben wir schon mal den ersten Blick auf den berühmten Regenwald werfen können.

Viel schöner und landschaftlich ganz anders ist der Teil der 101 direkt am Pazifik entlang. Entgegen meinen vorherigen Aussagen bekommt man hier wenigstens auch genügend Ozean zu sehen, wenn man mal anhält und die paar Schritte runter zum Strand läuft. Aber welcher ist der schönste? Wir haben die Auswahl zwischen Beach 1, 2, 3 und 4. Vielleicht sollten wir das Publikum befragen? Oder doch erst den 50:50 Joker nehmen? Nach längerer Suche entscheiden wir uns spontan für Beach 2 und balancieren unsere Picknickvorräte über den Abhang hinunter zu Ozean, wo wir auch gleich Gesellschaft von hungrigen Möwen bekommen.


"Beach 2" im Olympic NP

Hoh, hoh, hoh, ist denn heute schon Weihnachten? Wir machen uns auf zum Hoh Rain Forest und nachdem wir am Ende der Sackgasse angelangt sind, wissen wir auch, was ein Regenwald ist. Ein Wald im Regen. Ne, da jetzt groß zu wandern haben wir keine Lust. Und bitte nicht wieder mit dem blöden Spruch anfangen, es gäbe kein schlechtes Wetter. Bei Regen hört bei mir die Freundschaft auf.


Telefonzelle am Hoh Rain Forest
Visitor C, Olympic NP

Da „Forks“ übersetzt „Gabeln“ bedeutet und dies nichts mit Regen zu tun hat, ist es auch logisch, warum wir hier wieder auf dem Trockenen sitzen. Gerade, als wir den Ort als nebensächlich abtun wollen, entdeckt Markus etwas Besonderes. Neben einem Picknick-Platz steht eine Shay!


Waldeisenbahnlok ("Shay")
in Forks, Washington

Was is’n das? Shay? Es handelt sich hierbei um eine Waldeisenbahndampflok, die sich dadurch auszeichnet, dass auf einer Seite die Zylinder senkrecht neben dem Kessel stehen, statt wie sonst waagegerecht neben den Achsen. Die Ausnahmekonstruktion sieht ein wenig seltsam aus, hat aber den Vorteil, dass man mit so einer Lok wesentlich kleinere Kurvenradien befahren kann, was auf den provisorisch verlegten Strecken in die Berge auch vonnöten war. Man brauchte eine Möglichkeit, gefällte Bäume bequem abtransportieren zu können, ohne vorher noch zig Kunstbauten wie Tunnels oder Brücken für gerade Strecken zu bauen.

Ok, nach diesem kleinen technischen Exkurs zurück zur Natur. Am Lake Crescent stellen wir unser Auto ab, um zu den Marymere Falls zu wandern. Bis wir los können, muss aber das Auto noch zweimal umgeparkt werden, weil wir ja nicht direkt am Trailhead parken, sondern 5 Ausbuchtungen weiter davon entfernt. Ja, dadurch gewinnen wir natürlich kostbare Zeit und vermeiden die Verschwendung teurer Schuhsohlen und kostbarer Energie, wenn man sich diesen enormen Fußweg sparen kann. Ja, habe fertig mit Beschweren, wir können los.


"Brücke" über
den Barnes Creek im Olympic NP

Wieder entern wir einen Abschnitt Regenwald, zu dem der sprichwörtliche Regen aber noch nicht durchgedrungen ist. Vielleicht liegt es auch am dichten Dach. Die Baumkronen sind so dicht, es fällt auch weniger Licht ein, so dass unsere Fotoapparate schon jetzt meinen, auf Nachtbetrieb mit Blitz usw. umstellen zu müssen.


Marymere Falls, Olympic NP

Wir überqueren den Barnes Creek auf einer netten Brückenkonstruktion. Ein halber Baumstamm wurde einfach quer über den Bach gelegt und um zwei Geländer ergänzt. Na, so lange er zwei Menschen und ein Bison trägt…
Der Wasserfall ist klein, aber fein und fällt in mehreren Stufen herunter. Zuoberst noch recht gebündelt, teilt sich der Wasserstrahl kurz darauf in verschiedene Rinnsäle auf.

Zum Abschluss des Tages fahren wir noch die Straße bis jenseits von Altair bis dorthin, wo auf unserer Karte die Beschriftung „Observation Point“ angebracht ist. Zugegeben, man kann auf einen See hinab blicken, aber wirklich vom Hocker reißt uns dieser Ausblick nicht. Keine Ahnung, ob es an den Wolken liegt oder an die durch die Berge begrenzte Sicht. Andererseits – was hat man denn eigentlich groß erwartet?


US-101 zwischen Forks und Port
Angeles, Washington

Es wird Zeit, sich eine Bleibe für die Nacht zu suchen. Wir versuchen unser Glück in Port Angeles, doch finden wir hier einfach nichts Passendes. Entweder es werden Preise verlangt, die für ein durchschnittliches Motelzimmer doch etwas astronomisch veranlagt sind, oder aber der Schuppen ist schlichtweg ausgebucht. Einmal erwischen wir sogar einen Rezeptionisten dabei, wie er gerade per Telefon das letzte Zimmer vergibt und uns anlacht, "sorry, last room just gone". Wir glauben schon, die haben sich alle abgesprochen, weil wir manch überteuertes Zimmer nicht haben wollten und man es uns nun heimzahlt, indem man den günstigeren Unterkünften unser Kommen ankündigt und sie bittet, uns nicht aufzunehmen. Wir haben wohl von zu vielen Verschwörungstheorien im Fernsehen gehört...
Jedenfalls dauert es mal wieder eine ganze Weile und letzten Endes landen wir doch wieder auf einem KOA Campground. Natürlich ist es nach der langen Suchaktion jetzt schon dunkel und nix mehr mit draußen vor der Hütte sitzen.

Im Innern finden wir ein nettes Schild, „No Pet’s inside Kabins“. Aha, der Beweis, dass nicht nur Deutsche Probleme haben, wann ein Apostroph gesetzt werden muss und wann nicht.

Na toll, dann werde ich wohl draußen schlafen müssen. Viele Grüße vom Buffalo Bill, dem ersten Bison im Regenwald.

Übernachtung: KOA Campground - Port Angeles, WA


Bewertung: guter Durchschnitt







Viele Grüße, Markus

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19.09. Olympic NP: Hurricane Ridge, Obstruction Point - Port Townsend - Vancouver(239 Meilen / 384km)

Hallo, bibber, hier ist, bibber, ein durchgefrorener Buffalo Bibber Bill. Man merkt, der Sommer neigt sich dem Ende zu. T-Shirts und kurze Hosen werden gegen etwas Wärmeres eingetauscht. Wir sind in Küstennähe und da pfeift der Wind. Und kurze Zeit später sind wir in den Bergen, genauer gesagt in der Hurricane Ridge und wie der Name schon vermuten lässt, da pfeift der Wind noch pfiffiger.
Aber damit noch nicht genug. Wir fahren auch noch rüber zum Obstruction Point. Eine wirklich wirklich sehr schöne Straße, klein, eng, verschlungen, und der Abzweig von der Hauptstraße auch leicht zu übersehen. Da kann man ahnungslose Mitfahrer gut schocken. Man hält auf den Abgrund zu, das Auto kippt nach vorne über und erst dann sieht man hinter der Motorhaube des hohen Fahrzeugs erst die Straße. Schöner Nervenkitzel, wenn man nicht drauf vorbereitet ist.


Morgenstimmung im Olympic NP

Am Obstruction Point fühlen wir dann nicht nur den herannahenden Winter, bibber, sondern wir sehen ihn auch. Schnee! Die ganze Landschaft ist wunderschön eingeschneit. Und oben auf dem Schnee steht ein kleines Zelt. Das sind aber Mutige! In dieser Höhe Mutterseelen alleine Wind und Wetter ausgesetzt sein. Respekt!


Aussicht vom Obstruction Point,
Olympic NP

Zelter am Obstruction Point,
Olympic NP

Nach einem kurzen Rundgang steigen wir wieder in den Wagen und kehren dem Olympic NP den Rücken und folgen weiter der US-101 North, die hier bereits in US-101 East und später in US-101 South umbenannt wird, weil sie hier auf der Olympic Halbinsel in U-Form herum führt und jegliche andere Beschilderung nur zu mehr Missverständnissen führen würde.

Heute haben wir es ausnahmsweise ein wenig eilig, denn wir wollen von Port Townsend die Fähre rüber nach Whidbey Island bekommen, die leider nur alle 90 Minuten ablegt. Pünktlich um 12:30 erreichen wir das nette Städtchen. Die Fähre soll um 12:45 ablegen, doch scheinbar ist diese schon voll. Zwei Wagen vor uns springt die Anzeige um, die nächste Fähre ginge erst um 14:15 und auch am Kassenhäuschen bestätigt man uns, die Fähre wäre soeben voll geworden. Doch so ganz geben wir nicht auf. Wir stellen uns brav in der Schlange an, vielleicht wird ja so geschickt gestapelt, dass noch Platz für uns bleibt, aber ganz im Gegenteil. Auch Fahrzeuge, die eigentlich noch sicher mitkommen sollten, werden zurückgelassen. Die Fahrer sind mehr oder minder sauer. Und auch uns bleibt nichts als Warten übrig.


Port Townsend, Washington

Zu Fuß erkunden wir Port Townsend. Als die nördliche transkontinentale Eisenbahn gebaut wurde, war die Olympic Halbinsel als Endpunkt auserkoren worden, um von der Bahn direkt auf die Ozeandampfer umladen zu können. Port Townsend war eine blühende Stadt mit einem großen, sicheren natürlichen Hafen und man glaubte, es würde mal der größte Seehafen der USA an der Westküste werden. In der Stadt baute man für die Verhältnisse des ausgehenden 19. Jahrhunderts hohe Häuser, doch die große Depression stoppte die Ausbaupläne der City of Dreams. Die Eisenbahn wurde nur bis Seattle/Tacoma geführt und als sich das Land von der Depression erholte, waren die Häfen von Seattle und Tacoma inzwischen soweit angewachsen, dass man keinen Grund sah, die Eisenbahn nach Port Townsend zu verlängern.


Port Townsend, Washington

Genug der Geschichte, es ist endlich 14:15, wir sitzen in unserem Wagen, aber nichts passiert. Die Fähre hat Verspätung. Auch das noch. Erst um 14:30 können wir endlich aufs Schiff, bis wir ablegen dauert natürlich auch eine ganze Weile. Mann, wie langweilig.


Port Townsend, Washington

Endlich legen wir auf Whidbey Island an. Die Tore werden geöffnet und von den beiden Fahrspuren darf unsere natürlich als letztes vom Schiff. So haben wir alle Schleicher nun direkt vor uns. Und Whidbey Island? Irgendwie nervt diese Insel nur. Viel Verkehr, typische Ortseinfallstraßen, wenig Natur, auf den ersten Blick jedenfalls kein Ort, wo man unbedingt gewesen sein müsste.

Zurück auf dem Festland setzen wir uns auf die Interstate 5 und sind bald an der kanadischen Grenze. Nach ein paar Fragen, wohin des Weges? Kennen wir jemanden in Kanada? Woher kennen wir uns? Waren wir schon mal in Kanada? Wie lange wollen wir bleiben? Von wo wollen wir zurück nach Deutschland? Wann wird das sein? ist das Kreuzverhör beendet und wir dürfen einreisen. Fehlte echt nur noch die Frage, warum wir wieder ausreisen werden.

Vor Vancouver dann ein hübscher kleiner Stau. Nichts geht mehr, scheint wohl mal wieder die Liebe zwischen zwei Autos ausgebrochen zu sein. Zwei, die sich getroffen haben. Wir sind nur wenige Meter von der vorherigen Ausfahrt entfernt und so machen wir dann irgendwann auch das, was alle um uns herum machen. Wenden! Immerhin wählen wir noch die harmlosere Variante und fahren nicht als Geisterfahrer die Auffahrt hoch, sondern mittels U-Turn auf die Gegenspur und dann auf die Abfahrt. Kommt aber aufs selbe hinaus, weil alle diese Umleitung nehmen, stecken wir im nächsten Stau.

Und wieder die nervige Suche nach einem Hotel. Wie unheimlich praktisch wäre es, wenn man vorgebucht hätte. Über Land mag es ja echt noch gehen, aber in einer Stadt ist es tödlich. Wo sind denn hier die Kettenhotels? Welche Straße müssen wir denn absuchen? In unserer Verzweiflung kommen wir auf den Gedanken, es in der Nähe des Flughafens zu probieren. Und tatsächlich, wir finden etwas zu einem hübsch gepfefferten Preis, denn der kanadische Dollar ist längst nicht mehr so günstig wie früher einmal.

Zusammenfassend ist es eine kleine Katastrophe, dass wir heute von der ursprünglichen geplanten Tour weit abgebogen sind. Kanada war nie geplant. Erst zu lange auf die Fähre gewartet, dann von einem Stau in den nächsten. Statt ab mittags sich schon in Downtown Vancouver zu vergnügen, schaffen wir es so gerade zu unserer Verabredung um 8 Uhr in die Stadt. Normalerweise fährt unser Nachtmensch Markus abends immer, doch der ist erstens schon genervt von der Fahrerei und Verfahrerei zum Hotel, und außerdem betont Micky immer, Autofahren in der Stadt wäre doch kein Problem, also darf er gerne das Fahren und vor allem das Parkplatzsuchen an diesem Abend übernehmen.

Wir sind mit einer Schulfreundin von Micky verabredet. Wow, sie wohnt echt nicht schlecht. Eine nette Wohnung hoch über der Stadt mit großzügigem Balkon. Da würde ich auch nicht nein sagen.
Doch trotz der schönen Aussicht gehen wir jetzt noch auf einen Kaffee in die Stadt. Was uns in der Wohngegend nicht gelang, gelingt mitten auf der belebten Robson Street nun umso besser: Wir finden auf Anhieb einen Parkplatz. Es wird ein netter Abend, wo viele alte Geschichten erzählt werden und Erinnerungen aufgefrischt werden. Natürlich darf auch der obligatorische Smalltalk über aktuelle Ereignisse nicht fehlen. Was haben wir denn alles gesehen und bisher erlebt? Wie wohnt man denn so in Vancouver, fernab der Heimat?

Wie gesagt, ein netter Abend, durch dessen Erfolg wir mal gnädig über die Unannehmlichkeiten des ungeplanten Chaos hinwegsehen wollen. Euer Buffalo Bill.

Übernachtung: Accent Inn - Vancouver, BC


Bewertung: guter Durchschnitt







Viele Grüße, Markus

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Angie

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Beim Wort 'Verschwörungstheorie' könnte man langsam die 'Theorie' streichen. Abends durch alle mehr oder weniger ehrlichen Ausreden kein Motelzimmer mehr bekommen, tags darauf sei angeblich die Fähre voll...

Was kommt als Nächstes?

Viele Grüße,
Angie

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Kauschthaus

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Was kommt als Nächstes?

Was wohl? Die Einsicht, dass das Anschaffen eines Feuerwehrwagens mit Drehleiter für die Aussicht und als Umbau zur Schlafcabin einfach nötig sei. Plus Funkeinrichtung zur Ortung von Zügen ...  8) :wink:

Grüße, Petra
Wenn DAS die Lösung ist, dann will ich mein Problem zurück!

Angie

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Was wohl? Die Einsicht, dass das Anschaffen eines Feuerwehrwagens mit Drehleiter für die Aussicht und als Umbau zur Schlafcabin einfach nötig sei. Plus Funkeinrichtung zur Ortung von Zügen ...  8) :wink:

Darauf hätte ich eigentlich auch selbst kommen können :lol: Bin ich aber nicht :lol:
Viele Grüße,
Angie

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wuender

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Uff, da waren ja einige Hammeretappen mit dabei. Und dann zudem noch die ungeplante Verzögerung an der Fähre, so etwas ist ärgerlich. Ihr könnt allerdings froh sein, nicht dieses Jahr unterwegs gewesen zu sein: Vor ungefähr einem Jahr wurden in den Fähren Risse entdeckt. Im Moment fahren Ersatzfähren, bei allerdings sehr ausgedünntem Fahrplan. Ohne Reservierung hat man da fast keine Chance.

Ich bin sehr auf den Abschluss der Reise in Vancouver gespannt.

Schöne Grüße,
Dirk