19.03.2012 Heute ist endlich der Tag, der Tag für die Wanderung zur Wave. Schon früh bin ich reisefertig, schnell noch ein Frühstück und dann geht es los.
Über Nacht hat es wieder ein wenig geschneit es ist kalt. Der Himmel ist Wolken verhangen und düster aber noch gebe ich nicht auf.
Ich mache mich auf den Weg Richtung House Rock Valley Road. Links und rechts der Straße liegt Schnee und ebenso auf den abzweigenden Unpaved Roads. Am Horizont türmen sich dunkle Wolken auf.
Ebenso türmen sich dunkle Gedanken auf in meinem Kopf, was wenn die Zufahrt wegen des Matsches unmöglich ist? Wandern im Schneematsch mit nassen, kalten Füssen? Fotos von der Wave wie gestern im Zion mit Schneefall und dunklen Wolken? Wo verdammt noch mal sind die Tabletten gegen die Scheißerkältung?
Das ist der Ausschlag, nach etwa 10 Meilen Fahrt drehe ich um und hole Meine Tabletten im Hotelzimmer. Die Wave ist gestrichen, für heute aber nicht für ewig.
Ich mache mich auf den Weg nach Las Vegas über die Südroute über Fredonia. Schon in Fredonia ist von Schnee nichts mehr zu sehen, im Gegenteil die Sonne kommt teilweise hervor.
Kurz hinter Fredonia bringt mich der Wegweiser zum Toroweap Point zu einer Schnellbremsung. Ohne lange zu überlegen biege ich links ab. 69 Meilen unpaved ist zwar ein Wort aber ich habe ja jetzt Zeit und es ist noch früh am Tag.
Zunächst geht es auf breiter, gerades Strecke wunderbar zu fahren, Geschwindigkeiten bis 65 Mph sind kein Problem ich kommen flott voran. Von Schnee ist weit und breit keine Spur. Ab uns zu kommen Abschnitte mit dunkelbrauner Farbe und Fahrspuren auf der Straße aber es fährt sich problemlos offensichtlich ist es hier trocken.
Ab und zu begegne ich einer Rinderherde mit Kälbern. Die Kälber haben vielleicht noch nie in Ihrem jungen Leben so ein silbernes Ungetüm gesehen und geben Fersengeld.
Je näher ich dem Grand Canyon komme, je schlechter wird das Wetter Wolken hängen tief herunter und es fängt wieder an zu schneien.
Eine Begegnung mit einem Kojoten habe ich auch, leider brauch ich zu lange bis der Photoapparat einsatzbereit ist.
Die Rangerstation ist im Winter verweist. Ab hier wird der Weg schmal und weist auch kleinere Steinstufen auf. Der unberührte Schnee zeigt mir, dass hier schon längere Zeit niemand mehr war.
Schließlich bin ich am Toroweap Point angelangt es ist einfach herrlich hier. Die Sonne kommt hervor, die Berge sind schneebedeckt dazwischen ziehen die Wolken und außer mir kein Mensch hier.
Hier gibt es zwar keine Wave aber es ist trotzdem ein tolles Erlebnis.
Nach etwa einer Stunde mache ich mich auf den Rückweg. Um bequemer zu fahren tausche ich die Wanderschuhe gegen meine Alltagsschuhe. Zunächst geht alles ganz gut bis wider ein Stück Straße mit dunkelbrauner Farbe kommt. Wie immer bin ich flott unterwegs. Doch was vor 2 Stunden trocken schien war offensichtlich nur gefroren und ist jetzt glitschige Pampe. In einer leichten Linkskurve komme ich dann ins schleudern. Gerade noch kann ich den Jeep abfangen bevor ich im Graben lande.
Ein paar Meilen weiter erreiche ich eine Gabelung sehe ich einen Wegweiser. Zwar vermute ich, dass ich heute Morgen von rechts gekommen bin aber mich interessiert wohin es links geht. Leider ist der Wegweiser schneebedeckt also steige ich aus um den Schnee abzuklopfen. Iiiihhh, was ist das? Ich versinke in 5 cm tiefem Matsch. Meine schönen schwarzen Lederschuhe sind mit 1 Pfund Matsch behaftet.
Doch das Hinweisschild ist jetzt lesbar. Rechts geht es nach Fredonia, da bin ich hergekommen links geht es nach Colorado City. Warum also nicht links fahren, schließlich liegt Colorado City auf dem Weg nach Las Vegas.
Fahrspuren gibt es hier überhaupt nicht, da scheint schon lange niemand mehr gefahren zu sein. Nach einigen Meilen muss ich rechts abbiegen und komme wieder zu einer dunkelbraunen Stelle diesmal mit lauter hellen Steinchen bestreut. Keine Spur ist zu sehen, da ist schon lange keiner mehr gefahren. Schön vorsichtig mit sanftem Gasfuss gehe ich die Sache an. Da tut sich erst mal gar nichts der Wagen steht einfach. Erst mit flotter Drehzahl und hoch aufspritzendem Dreck kommt der Wagen vorwärts. Für die nächsten 500 Meter benötige ich etwa 10 Minuten. Das sind ja schöne Aussichten, wenn das so weiter geht bin ich bis heute Abend nicht mal in Colorado City. Gott sei Dank kommt nach 500 Metern wieder feste Fahrbahn und ich kann wieder zügig fahren. Aber ich möchte nicht wissen wie der schöne neue Jeep jetzt aussieht.
In St. George verlasse ich die Interstate und suche eine Autowaschanlage, mit so einer Dreckkarre kann ich nicht über den Strip fahren. Eigentlich möchte ich die automatische Waschanlage benutzen aber die ist wohl defekt. Ist wohl auch besser so, denn die 5 cm inzwischen getrockneten Lehmkrusten hätte die Anlage wohl nicht beseitigt. Also heißt es Quarter wechseln und selbst Hand anlegen. Nach gefühlten 30 Minuten ist der Jeep halbwegs sauber dafür Schuhe, Jeans und Jacke total verschmutzt.
Bereits kurz nach 14 Uhr trudele ich im Hotel Paris ein. Noch ist es kalt in Las Vegas und bewölkt.
Vier Buchungen und drei Stornierungen habe ich benötigt um einen Red Room, das sind die etwas neuer ausgestatteten Räume zu einem günstigen Preis zu bekommen. Ganz ohne den 20$-Trick nur mit freundlicher Nachfrage erhalte ich ein Zimmer im 27. Stockwerk mit herrlichem Blick auf das Bellagio.
Nun heißt es erst mal Kleidung und Schuhe reinigen. Nach der Grobreinigung nehme ich erstmals in meinem Leben die Dienste eines Schuhputzers in Anspruch der in mindestens 5 Arbeitsgängen die Schuhe auf Vordermann bringt.