Freitag, 18. Mai 2007
„Mehr Glück als Verstand“ Durch eine SMS wurde ich um 5.40 Uhr geweckt, denn ich hatte das Handy nachts immer an, da ich es als Wecker benutzte. Das im Zimmerpreis enthaltene Continental Breakfast gab es erst ab 7 Uhr und so trödelte ich bissl rum und schrieb noch ein E-Mail. Nach einem halben Bagel war ich satt, bepackte Blacky, checkte aus, fuhr tanken, Eis holen und da nebenan ein Starbucks war, holte ich mir noch einen Caramel Macciato. Lecker!
Um 8 Uhr war ich dann auf dem I 15 nach Norden. In Beaver, beim Exit 109, verließ ich den Interstate und fuhr auf die SR 21, denn mein erstes Ziel war Milford. Beim Durchfahren sah ich auch gleich ein paar schöne ghostige Motive, aber da dort nach wie vor Leute wohnen, scheute ich mich wieder, mit der Digi bewaffnet auf Streifzug zu gehen. Daher verließ ich Milford Richtung Westen, aber zu meiner Freude sah ich nach ca. 2-3 Meilen auf der rechten Seite ein altes Minengelände. Da nix abgesperrt war, fuhr ich hin. Dort tigerte ich dann ein Weilchen durch die Gegend und sah mir alles an.
Kaum war ich wieder auf dem Highway 21, wand sich die Straße zwischen ein paar Hügeln hinauf und auf der anderen Seite herunter. Die Felsen auf der linken Seite sahen nett aus und ich wollte ein
Bild machen. Da kam gerade ein Historical Marker in Sicht, dort parkte ich und konnte in Ruhe knipsen. Normalerweise halte ich bei diesen Teilen ja nie, da würde man ja oftmals überhaupt nicht vorwärts kommen, da solche Dinger häufig rumstehen, aber der hier kam mir gelegen, weil es ein schöner Standpunkt war.
Als ich zu Blacky zurück lief, sah ich einige Hundert Meter in der Richtung, aus der ich gerade gekommen war, ein paar Ruinen, ein altes Haus und diverse alte Gerätschaften
Von Osten kommend konnte man dies kaum erkennen, da es hinter einem kleinen Hügel verborgen ist und die Straße dann auch noch genau dort eine kleine Kurve in die andere Richtung macht.
Das weckte meine Neugierde!
Also Dreherle gemacht und dann in den Feldweg abgebogen, der dorthin führte. Ich parkte Blacky und erkundete die Ecke.
Ich war total baff, denn plötzlich sah ich 5 von den „Ward Charcoal Ovens“, dies sind ca. 9 m hohe bienenkorbartige Öfen aus örtlichem Gestein, in welchen Holzkohle für den Schmelzofen des Ward Bergbaulagers produziert wurde. Im ersten Moment bieten sie aufgrund ihrer Größe und Form einen seltsamen Anblick.
Ich stöberte noch ein Weilchen im Gelände rum, dann fuhr ich aber weiter, denn mein Hauptziel sollte Frisco sein, davon hatte ich im Internet interessante Bilder gesehen. Ausdrucke hatte ich natürlich keine, denn diese Ecke war ja nicht geplant, sondern ich hatte nur am Vorabend etwas im Internet geschaut.
Nachdem ich über den kleinen Bergkamm drüber war, erblickte ich vor mir ein Tal, da musste ich erstmal staunen
: Vor mir lag eine breite Ebene und die dahinter liegenden Wah Wah Mountains sah man im Dunst der flirrenden Hitze. Die Straße zog sich, wie mit dem Lineal gezogen, schnurgerade durch die Gegend.
Links und rechts konnte man kein Ende des Tales sehen. Ich sauste den Berg hinunter, durch das Tal durch und in die Wah Wah Mountains hinauf. Oben, auf dem Wah Wah Sumit, lag das nächste Tal vor mir, wenn möglich in noch größerer Dimension
Ich war neugierig und beobachtete die Milemarker. Der Talboden war ca. 10 Meilen breit!
Langsam wurde ich nervös, eigentlich sollte nun aber bald mal die Ghost Town Frisco kommen
Ich hatte mir dies abends groß im Topo angesehen, konnte ja aber nix drucken und alles abschreiben… da siegte die Faulheit.
Es folgte ein weiteres Tal, diesmal war in der Ferne aber keine Hügelkette, sondern große Berge mit weißen Häubchen…
Sollte dies etwa schon der Great Basin National Park sein
Konnte nicht sein, Frisco fehlte ja noch
Aber dann sah ich ein Schild zum Abzweig „Lexington Arch“, der gehört definitiv zum Great Basin National Park.
Hmmmm, Frisco gibt es vielleicht ja gar nicht mehr???
Dran vorbei gefahren war ich nicht, die Gegend ist so dermaßen dünn besiedelt, da kann man nicht an etwas vorbei fahren.
Ok, dann guckte ich halt mal, was der Great Basin National Park so zu bieten hatte, diverse Bilder und Karten hatte ich schon im Internet angesehen. Mit Bergen und Tropfsteinhöhlen hab ich es ja nun gar nicht so, das einzige was mich reizte, waren die Ancient Bristlecone Pines. Aber lt. Internet ist der Scenic Drive, an dessen Ende der Trail beginnt, erst ab Juni in voller Länge geöffnet, vorher ist er nur bis zum Lower Campground freigegeben.
Ich ging ins Visitor Center und sagte artig, dass ich meinen Fee zahlen möchte, denn auch das hatte ich gelesen. Oh, im Moment wird kein Fee erhoben, nur wenn man an einer der Cave Touren teilnehmen möchte. Nein, möchte ich nicht. Die Angstellte erzählte mir, dass ich alle Straßen einfach so abfahren darf, natürlich auch den Scenic Drive, der komplett offen ist
Offen
Wie offen
Etwa ganz offen
Da hatte ich bestimmt was falsch verstanden und so fragte ich nochmal vorsichtig nach, ob man denn bis zum Trail-Beginn zu der Bistlecone Pines Cove kommen kann? Ja natürlich, der Scenic Drive ist bis zum Wheeler Peak Parkplatz befahrbar! Und der Trail zu den Ancient Bristlecon Pines ist auch frei! Dort wären zwar noch ein paar Schneehäufchen, aber der Trail ist mit roten Schleifen markiert.
Eigentlich hätte mich das stutzig machen müssen, aber meine Freude, so unverhofft diese uralten, schönen Bäume sehen zu dürfen, blockierte mein Hirn vor lauter Glück.
Ich machte mich also auf den Weg zum Wheeler Peak Scenic Drive. Dies war mal wieder eine Straße, wie ich sie überhaupt nicht mag
: Steil, oft am Abgrund und sie schraubt sich über 12 Meilen von 7.000 ft (2.134 m) auf 10.000 ft (3.049 m) nach oben. Und das, wo ich doch solche Höhenunterschiede gar nicht gut verkrafte, vor allem, wenn sie so abrupt erfolgen. Ich schlich also den Berg hoch.
Oben angekommen parkte ich Blacky, zog meine Turnschuhe ein, packte Wasser ein und zog mir noch ein zusätzliches T-Shirt drüber, denn der Wind war schon noch ganz schön frisch. Nach ein paar Metern war ich am Trailhead: Sah gut aus!
Zwischen den Bäumen waren zwar noch Schneefelder, aber man konnte den Trail gut erkennen und der war frei.
Nach ca. 200 m sah es schon anders aus
Der Trail ging genau durch die Schneefelder und wenn man denen ausweichen wollte, war die Gefahr sehr groß, dass man die Schleifchen nicht mehr sah
Ich versuchte, die Fußstapfen von anderen zu benutzen, aber das war wahrscheinlich ein Riese… Beim vierten Schritt musste ich meine eigenen Fußstapfen erzeugen und ich stand plötzlich bis oberhalb des Knies im Schnee….
Toll… Schienbein total zerschrammt…
Wenn kein Schnee da war, dann war es matschig ohne Ende und glitschig wie Schmierseife. Ständig rutschte ein Fuß weg, denn man ging ja schräg zum Berg. Die Schneefelder wurden immer größer und es wurde immer beschwerlicher und gefährlicher, denn das Risiko, auszurutschen oder blöd mit dem Fuß wegzurutschen, nahm immer mehr zu
Dagegen war der Weg nach Bodie letztes Jahr ein Spaziergang!
Nachdem ich ein Drittel hinter mir hatte, gab ich auf. Der Trail wurde nun steiler und die Schneeflächen noch größer. Ein verknackster Fuß oder schlimmer, das war es mir dann doch nicht wert.
Auf dem Rückweg kam mir ein Paar aus der Schweiz entgegen, sie wollten wissen, wie der weitere Weg ist, ich sagte, dass ich kapituliert habe. Er trieb sein Frauchen an und sie marschierten weiter.
Am Parkplatz wieder angekommen, blätterte ich mal im Trail-Register. In den vergangenen 14 Tagen hatten ca. 20 Leute versucht, den Trail zu gehen. Nur von zwei Leuten stand ein positiver Kommentar drin. Alle anderen hatten wegen zu viel Schnee abgebrochen oder den Trail sogar verloren und die Suche nach dem Parkplatz war mühsam.
Mich hat dies doch alles sehr verwundert, denn normalerweise verhält sich das Personal im Visitor Center oder die Ranger eher übervorsichtig, wenn es um die Sicherheit, Beschwerlichkeit etc. von solchen Trails geht. Dass hier so lapidar von ein paar kleinen Schneehäufchen zwischen den Bäumen gesprochen wurde, ist fast befremdlich.
Als ich vom Parkplatz weg fuhr, tauchte das Schweizer Paar wieder auf, sie hatten also auch aufgegeben.
War die Fahrt den Berg hoch schon eine Tortur für mich, jetzt kam das Schlimmste: Den Berg wieder runter…
Ich hab gleich erstmal den 2. Gang eingelegt, damit Blacky schon von alleine bremst. So ging es dann auch ganz gut.
Unten angekommen schmökerte ich noch mal fix in der Karte vom Park, aber ich entschied, dass dieser Park nix für mich ist: Halt grauer Fels mit weißem Häubchen.
Mich hätte dort wirklich nur die Bristlecone Pine Cove interessiert. Also zog ich unverrichteter Dinge von dannen
Bis Ely, meinem heutigen Tageziel, waren es noch ca. 60 Meilen. Die vergingen aber fix, denn man durfte fast durchgängig 70 mph fahren. Das war so fein flott, da sah ich das Schild zum Ward Charcoal Ovens State Historic Park erst im letzten Moment
Ich stieg in die Bremse und konnte gerade noch rechtzeitig abbiegen. Vom Highway 6 sind es nur 7 Meilen bis zum Park, alles auf einer sehr guten Gravelroad. Ca. 2 Meilen vorm Ziel gab es ein keines Hindernis: Dort blockierten ein Polizeiauto und ein Abschleppauto die Straße, um ein Auto abzuschleppen. Vermutlich wurde es dort einfach abgestellt, denn es war niemad zu sehen, der zu diesem Fahrzeug gehören könnte.
Für meinen hochbeinigen Blacky war die Sperrung aber kein Problem, wir fuhren halt einfach über das Grünzeug und die Erdhäufchen am Straßenrand drüber, so wie der Jeep vor mir. Der Cabrio-Fahrer auf der anderen Seite des Abschleppwagens sah uns grinsend an, zuckte bedauernd die Schultern und wartete weiter
Im Park läuft man vom Parkplatz ein paar Minuten und dann ist man auch schon da. Es stehen dort sechs von diesen Öfen, wieder war der Anblick faszinierend, weil sie halt so fremdartig in der Landschaft wirken.
Nach diesem kurzen Abstecher fuhr ich dann die letzten paar Meilen ohne Unterbrechung nach Ely. Unterwegs gab mein Feuerzeug den Geist auf
, deshalb steuerte ich zuerst eine Tanke an, um ein neues zu kaufen.
Am Ortsanfang von Ely standen gleich die ersten Motels. Eines, das Bristlecone Motel, gefiel mir auf Anhieb sehr gut, aber der Parkplatz war gerammelt voll. Also düste ich mal direkt in den Ort rein. Es ist ein kleines Städtchen, ein paar Möchtegern-Casino-Hotels, Kneipen, Restaurants, dann wird die Straße auch schon wieder unansehnlich mit diversen Kfz-Werkstätten usw.
Beim Best Western blinkte das „no vacancy“ Zeichen, was mich wunderte. Wieso ist das vollständig ausgebucht? Auf der gegenüberliegenden Straßenseite war ein Motel, welches gerade noch akzeptabel aussah und ich beschloss, mir dort ein Zimmer zeigen zu lassen. Im Office erfuhr ich, dass das Motel ebenfalls voll belegt ist
Der Angestellte klärte mich auf, dass in Ely am Wochenende ein Rennen stattfindet und die Chancen für ein freies Zimmer daher sehr schlecht bis unmöglich sind.
Toll….
Niemals wäre ich auf die Idee gekommen, in diesem Nest kein Quartier zu kriegen…
Bis Tonopah waren es noch ca. 150 Meilen, es war 17.30 Uhr und ich wollte nicht mehr
Ich fuhr also noch mal zu dem ersten Motel zurück, welches mir so gut gefallen hatte. Diesmal war auch ein Parkplatz frei, das „no“ bei „no vacancy“ leuchtet nicht. Im Office musste ich eine ganze Weile warten, weil einige Leute dort waren. Meine eh kaum vorhandene Hoffnung sank. Dann kam ich endlich an die Reihe. Juhu, ich erhielt ein Zimmer, zwar ganz vorne zur Straße hin, aber besser ein Zimmer an der Straße, als am Straßenrand nächtigen müssen.
Sowas würde mir in Zukunft nicht mehr passieren! Ich werde selbst bei den kleinsten Nestern vorher im Internet schauen, ob während meiner Reisezeit dort irgendwas stattfindet. Heute war noch alles gut gegangen, da hatte ich mehr Glück als Verstand!
Ich bugsierte mein Zeug nach oben und ging erstmal raus, um eine Zigarette zu rauchen. In dem Moment wurde dann das „no“ eingeschaltet. Ich hatte also das letzte Zimmer ergattert
Dieses war sehr schön, sehr groß, sauber, gepflegt, ohne Macken und im Bad waren große, flauschige, gelbe Handtücher.
Kurz danach lockten mich laute Motorengeräusche nach draußen: Da kamen die Teilnehmer des morgigen Rennens in den Ort gefahren. Großes Gehupe und Trallala.
So langsam meldete sich mein Magen, nach dem halben Bagel von heute früh wollte er Nachschub. In den Ort rein zu fahren, dazu hatte ich gar keine Lust, da wird es sicherlich gerammelt voll sein und ich hatte während der Durchfahrt vorhin keine großen Parkplätze gesehen. Also ging ich mal vors Motel: Links ein Chinese, rechts ein Mexicaner
Beides nicht so mein Ding.
Ich entschloss mich, dem mexicanischen Essen noch mal eine Chance zu geben. Das Lokal war nett eingerichtet und ich wählte mir aus der Speisekarte Chicken Faijatas aus und war gespannt, was mir da nun serviert werden würde. Dazu bestellte ich mir eine schöne Magarita. Das Essen kam (ich hatte zwar nur eine Portion bestellt, es hätte aber wieder locker für 2 gereicht) und ich probierte. Es war super-lecker. Sogar die Bohnenpampe war sehr schmackhaft und gar nicht so mehlig, wie ich sie in Erinnerung hatte. Das Fleisch war separat in einer heißen Pfanne angerichtet, dazwischen und darunter geschmortes Gemüse. Ein Gedicht
Es war nur schade, dass ich so schnell satt war.
Aus Neugierde ging ich dann noch fix über die Straße und linste dort ins Casino vom Best Western. So schnell wie ich drin war, war ich wieder draußen: Wenn man Las Vegas kennt und liebt, dann schreckt einen alles andere einfach ab.
Im Hotel dann erstmal unter die Dusche, Reisebericht tippen und die Infos für morgen durchlesen. Internet war im Motel vorhanden, an der Wand hing so ein Teil und ich stöpselte das Kabel in mein Notebook. Noch immer wurmte es mich, dass ich Frisco nicht "gefunden" hatte und ich klickte ein wenig im Internet rum.
Ich bin in Frisco gewesen
Dieses Fleckchen, welches ich heute morgen eher zufällig entdeckt hatte, war bereits Frisco
Ich dachte, es wäre viel weiter von Milford entfernt gewesen. Nun ärgerte ich mich noch ein Weilchen, dass ich da nicht weiter durch die Gegend gestrolcht bin, denn dort hätte es noch einiges zu entdecken gegeben
Das Licht wurde heute um 23.10 Uhr ausgeschaltet.
Gefahrene Meilen: 295