Guten Morgen liebe Mitfahrer,
zurzeit gibt es bei den RB-Schreibern so ein wenig die Bettelphase (Fährt denn überhaupt noch jemand mit?!) ... ich kann es verstehen, denn man freut sich immer über Feedback ... also werd ich das doch auch mal versuchen
Und da ich Morgen den ganzen Tag unterwegs bin, werdet ihr genug Zeit dafür haben
... also: Kleine Pause so vor Weihnachten oder soll ich den RB durchziehen und weiterhetzen?!
... aber für heute geht es erst einmal weiter:
WARNUNG: Heute gibt es ein paar mehr als die 10 Tagesbilder ... ich konnte mich einfach nicht mäßigen
Yes, we did it!!!Tag 16 Do 10. Mai 07Heute war es endlich soweit – das erste Highlight des Urlaubs!!! Nach den ganzen Horrorgeschichten, die wir gelesen hatten, haben wir uns schon ein paar Gedanken zur Wanderung gemacht. Daher haben wir uns zum ersten Mal in diesem Urlaub den Wecker gestellt: 7 Uhr war aufstehen angesagt und 8.30 Uhr sollte es spätestens losgehen. Wir hatten 9 Stunden für die Wanderung zum Plateau Point geplant.
Unsere ganze Planung wurde ungefähr um 4.30 Uhr hinfällig, da um diese Zeit schon die Ersten zum Sonnenaufgang-Gucken aufbrachen und natürlich auch abbauen bzw. aufräumen mussten. So waren wir also deutlich vor dem Wecker wach und konnten auch nicht wieder einschlafen. Allerdings waren es nicht nur die Sonnenaufgangler, die uns aufweckten, denn die waren eigentlich sehr leise. Aber die Raben hielten sich so gar nicht mehr zurück und waren auf den ganzen Plätzen unterwegs, um eventuell noch ein paar Reste des Vorabends zu finden – furchtbar!!! Hitchcooks „Die Vögel“ kam mir unweigerlich ins Gedächtnis.
Ungefähr um 7 Uhr standen wir dann also im Grand Canyon Village im Cafe und wollten eigentlich noch einmal ordentlich frühstücken, was uns aber durch eine japanische Reisegruppe vermiest wurde. Es dauerte eine Ewigkeit – für uns zu lang. So entschieden wir uns gegen Essen und holten uns nur einen Tee bzw. Kaffee. Mit den Bechern und unseren gekauften Sandwiches machten wir dann ein Frühstücks-Picknick am Rim und warfen schon einmal einen Blick auf unser heutiges Ziel.
… und so sieht das Tagesziel morgens ausNoch deutlich vor 8 Uhr starteten wir dann den Bright Angel Trail, nachdem wir noch einen ersten Blick auf die Einweisung der Muli-Touristen werfen konnten.
Das sind natürlich die armen Mulis und nicht die … TourisDa wir die Warnungen kannten, teilten wir uns unsere Kräfte schon beim Abstieg ein und gingen relativ gemütlich los – immer mit einem Wasser in der Hand, damit auch kein toter Punkt kommt. Der Abstieg bis zum Indian Gardens klappte gut und ohne größere Vorkommnisse –wenn man von den geschafften Gesichtern der Aufsteiger mal absieht. Mein Respekt vor dem Aufstieg stieg!
So sieht’s am Anfang des Trails ausWir verknipsten die ersten Fotos, damit wir nicht auf allen Fotos total geschafft aussehen – das nennt man Prävention!
Irgendwie kamen dann auch ziemlich schnell die Muli-Gruppen, obwohl wir geglaubt hatten, dass wir viel zu viel Vorsprung hatten.
In Indian Gardens machten wir eine erste länger Pause, denn hier gab es Schatten, Wasser und dank der ganzen Touris viel zu sehen. Und dann starteten wir die letzte Etappe – des Hinwegs! Noch 1,5 Meilen bis zum Plateau Point. Schon jetzt hatten wir eine ganz andere Perspektive auf den Grand Canyon bekommen, aber den Colorado von nahem zu sehen, war ja der eigentliche Höhepunkt.
Von hier aus sieht der ganze Grand Canyon schon ganz anders aus Schon am Indian Gardens war mir bewusst geworden, dass ich den Weg hinunter zu Phantom Ranch hätte nicht mehr auf mich nehmen wollen – das ist der pure Wahnsinn, wenn man an einem Tag ganz hinunter und wieder hinauf steigt!!! Die Warnungen konnte ich schon jetzt nachvollziehen.
Wir waren ungefähr zeitgleich mit den Muli-Gruppen am Plateau Point.
Schon wieder die armen Mulis … haben sich wie wir nach unten gequältSo wie die Muli-Touristen machten auch wieder endlich eine erste Ess-Pause – bisher hatten wir noch keinen Hunger verspürt, dafür hatten wir schon viel getrunken.
Das Plateau„Nebenbei“ genossen wir den tollen Ausblick nach unten – zum Colorado – und nach oben – zum Rim … dahin mussten wir heute noch, das war verdammt hoch!
Der Colorado … viel viel näherIn der Zwischenzeit legte ich am Geländer meine Beine hoch und machte es mir – trotz gnadenloser Sonne – bequem.
Kleines Päuschen vorm Aufstieg ... extra für Willi Es war toll, endlich waren wir das – wir genossen es und machten natürlich auch genug Fotos. Bei dieser Hitze waren unsere mitgeschleppten Sandwiches keine wirkliche Verlockung, daher aßen wir nur unsere gekauften Powerriegel. Ich hatte irgendein Banana Bread, was sehr lecker war und mir bestimmt unglaublich viel Energie gab
Nach ungefähr einer ¾ Stunde machten wir uns auf den Rückweg – erster geplanter Stopp: Indian Gardens – Schatten!!!
Die Strecke vom Plateau Point zum Indian Gardens war zwar ohne Steigung, aber auch absolut ohne Schatten und mittlerweile waren wir in der absoluten Mittagshitze unterwegs.
Das Thermometer im Indian Gardens bestätigte uns dann: 42 Grad … wir mussten ja nur noch ungefähr 900 Höhenmeter überwinden!
Meine Güte ist es „da unten“ heißNach einer Pause im Schatten und dem Auffüllen unserer Wasserflaschen machten wir uns auf den Aufstieg.
Positiv war, dass wir größtenteils allein unterwegs waren – von wegen Massenansturm auf dem Bright Angels Trail!
Wir gingen, wie schon zu Beginn, ganz bewusst langsam, denn es gab ja kein Zurück – wir mussten ja hoch und damit war es cleverer, wenn man sich die Kräfte ordentlich einteilt.
Wenn es mal ein Schattenplätzchen gab, dann nutzen wir es und machten kurz Pause. Ansonsten tranken wir eigentlich ständig in kleinen Schlucken unser Wasser – bisher ging es uns absolut gut.
Irgendwann erreichten wir dann endlich das 3-Miles-House und machten eine Pause, auch um unsere Wasserflaschen aufzufüllen. Dummerweise machte ich den Fehler und steckte die beiden Flaschen in die Außenfächer meines Rücksacks – irgendwann waren sie halt mehr als lauwarm und dann schmeckt das Wasser irgendwie auch nicht mehr.
Ab dem Rastpunkt wurde es für mich interessant, ich versuchte die Meter bzw. Meilen zu zählen – das 1,5-Meilen-Resthouse musste doch jeden Moment kommen, oder? Nein, es kamen immer wieder neue Serpentinen und nirgendwo war der Rastpunkt zu sehen. So langsam begann ich mit mir zu kämpfen – immer nur bergauf, so gut wie kein Schatten, die unbequemen „Stufen“. So langsam sehnte ich mir die Bright Angel Lodge und damit das Ende des Weges herbei, aber keine Chance, es war nichts zu sehen, wenn ich nach oben sah – einfach nur Höhe und nirgendwo oder gaaaaanz entfernt ganz kleine Menschenpunkte. Irgendwann kam dann doch der 1,5-Meilen-Punkt und ich hockte mich schon vollkommen fertig neben die anderen fertigen Aufsteiger – links und rechts war mir aber eigentlich egal, Schatten und Sitzen war wichtig. Meine Schuhe und meine Füße sahen aus als ob ich schon Jahre unterwegs war. Nach einer kurzen Pause ging es weiter, denn ich wollte endlich oben ankommen. Kurz gesagt: die letzte Meile war sehr anstrengend. Kurz nach dem Rastpunkt gab es dann gezwungenermaßen eine weitere – aber ganz amüsante – Pause. Vor uns standen schon ungefähr 4-5 Leute auf dem Weg und gingen einfach nicht weiter. Ich konnte aber überhaupt nicht erkennen, warum und wieso. Als ich näher kam, wusste ich es dann: ein Big Horn Sheep stand mitten auf unserem Weg nach oben und glotze uns an.
Im Grand Canyon darf jeder den Abstieg wagenAuch im Grand Canyon gibt es die berühmten Monika-Einzeller Seine Hörner waren ganz imposant und daher trauten sich auch die großen, amerikanischen Jungs nicht so richtig vorbei. Wir standen dann also ein Weilchen rum und dann wurde es dem Big Horn Sheep wohl auch ein wenig langweilig und darum machte es sich etwas bequem und legte sich erst einmal auf dem Weg hin – statt endlich wegzugehen! Mittlerweile gab es Diskussionen, was denn nun zu machen wäre und der Erste traute sich vorbeizugehen. Wir blieben, denn wir wollten das Tier ja auch fotografieren. Von unten wurde es mittlerweile immer lauter, denn die Muli-Gruppen rückten an, was das Big Horn Sheep irritierte und irgendwann flüchtete es dann und wir konnten unseren Weg weitergehen. Die Quälerei ging also weiter – mittlerweile konnte man auch richtige Menschen und nicht nur Pünktchen am Rim erkennen, meine Hoffnung stieg! Trotz allem musste ich mich immer stärker motivieren, denn Spaß machte das Hochlaufen schon lange nicht mehr.
Kurz vorm Rim, wo es den Tunnel gibt, kam uns dann eine Schulklasse, wenn nicht eine ganze Schulklasse entgegen. Die Kids wollten nicht den Trail hinunterlaufen, sondern nur ein imposantes Foto. Wir aber wollten einfach nur weiter – die Fotos der Kids müssen ziemlich albern aussehen: vorn die aufgeregten Kids auf dem Schulausflug und im Hintergrund zwei abgerackerte Deutsche ….
Und dann hatten wir es geschafft – sogar vor den Muli-Gruppen!
YES, we hiked the canyon … irgendwie … zumindest ein wenig Ein paar andere Touris kamen mit uns oben an und wurden freudig von den Verwandten empfangen – für uns gab es kein Empfangskomitee, aber das war auch nicht nötig. Ich wollte nur noch sitzen und vor allem die Schuhe ausziehen. Mittlerweile hatten sich prächtige Blasen entwickelt, aber wir hatten es geschafft!!!! Wir waren stolz, dass wir die ganze Strecke innerhalb von 7 Stunden geschafft hatten – auf dem Nationalpark-Schild stand was von 9-12 Stunden für die Strecke. Tja, aber wir sind eben einfach gut!
Nachdem wir uns ein paar Minuten ausgeruht hatten, schleppten wir uns zum Auto und fuhren direkt wieder ins Grand Canyon Village, denn ich hatte absoluten Heißhunger auf etwas Ungesundes
Und dann gab es für uns Cheeseburger und Fritten – eine tolle Belohnung!
Nachdem wir uns dann auch noch in den Park eigenen Supermarkt geschleppt hatten, eigentlich um ein Grand-Canyon-Souvenir zu kaufen („We did it! We hiked the Canyon!“), und mal wieder einen Tüten-Salat erstanden hatten, führte uns unser Weg direkt zu den Duschräumen. Wir waren von dem Staub und der Hitze total verdreckt und natürlich verschwitzt. Die Dusche machte uns wieder zu ganz neuen Menschen! Danach sah alles schon wieder ganz anders aus.
Da der Tag noch jung war, machten wir uns noch einmal auf den Weg zum Rim, einfach um noch ein wenig Stimmung mitzubekommen und zu gucken, wer noch so oben ankommt.
Den Sonnenuntergang genossen wir dann noch – mit vielen anderen, auch deutschen, Touristen – am Mather Point. Und es war wie letztes Jahr: unbeschreiblich schön!
Abends gab’s dann noch ein wenig Campfire und dann verzogen wir uns aber irgendwann ins Zelt – aber natürlich nicht ohne noch einen Blick auf den unglaublich klaren Sternenhimmel über dem Grand Canyon zu werfen. Wer weiß, wann man diesen Anblick mal wieder genießen darf! Ein aufregender und bedeutender Tag war zu Ende.
… Fortsetzung folgt am Freitag …