Liebe Mitfahrer,
endlich kann es weitergehen
Auf den Spuren der EngelTag 20 Mo 14. Mai 07Heute stand der zweite Höhepunkt unserer Reise an – ich wollte nach unserer Grand-Canyon-Wanderung auch noch Angels Landing erstürmen. Ich hatte von dem Trail bereits mehr als genug gelesen und auch Fotos gesehen … ich wusste also, worauf ich mich einließ!
Aber unser Morgen begann natürlich erst einmal mit Frühstück und dem Zeltumzug. Wir hatten uns schon einen schönen neuen Platz ausgesucht, der an diesem Tag auch frei wurde und unreserviert war, und mussten jetzt nur warten, bis die Vorgänger verschwunden waren und schwupps hatten wir auch schon unser Zettelchen an den zugehörigen Platzmarkierungen angeklippt – damit auch gar nichts schief gehen konnte!
Dann ging es ans Bezahlen und dabei stellten wir fest, dass wir nur noch große Scheine hatten. Wechseln ging ja nicht, da es eine Self Registration war. Beim Platzwart stand auch schon ein großes Schild, dass er kein Geld wechselt. Also musste ich mich ringsum bei den Zeltern durchfragen. Mein erster Versuch wurde absolut ignoriert: drei Jungs waren so mit dem Abbau ihres Zeltes beschäftigt, dass sie mich überhaupt nicht bemerkten (ein wenig später erklärte sich das auch, denn sie wollten uns den Rest ihrer Alkoholika schenken, da ihre Reise zu Ende war … die hatten ganz schön geschluckt am Abend zuvor
). Der nächste Versuch war auch nicht erfolgreich – Bargeld ist eben in Amerika nicht so üblich. Beim vierten Versuch hatte ich dann Glück. Ich erwischte eine ältere Frau, die ihren Reisepartner dazu brachte, dass er seine Geldbüchse hervorholte – eine Pflasterschachtel mit sehr vielen Dollarnoten. Irre. In der Zwischenzeit (bis er die Dose in seinem Wohnmobil gefunden hatte) erzählte mir die Frau, dass sie ursprünglich aus der Schweiz kam und dort die Schwäne ganz toll fand, die es wohl angeblich in Amerika nicht gibt.
Keine Ahnung, ob ich da was falsch verstanden habe …
Letztendlich hatte ich mein Geld dann und wir konnten nach dem Zeltaufbau dann auch endlich in Richtung Busshuttle starten.
„The Grotto“ war unsere Haltestelle und dann ging es auch schon los. Da wir durch den ganzen Umzug nicht sehr zeitig gestartet sind, war es schon sehr heiß und ich hatte Bedenken, was den Rest des Wegs anging, aber erst einmal losgehen … In den einzelnen Kehren hatten wir keinerlei Schatten, aber wir waren ja noch frisch und so ging es auch ganz gut.
Unterwegs bei der Hitze, aber ich mache natürlich noch nicht schlapp Dann gab es erst einmal eine kleine Abkühlung im Refrigator Canyon, wo auch der Weg erst einmal nicht so steil ist. Dafür kam es dann umso heftiger: die Kehren von Walters Wiggles waren heftig und anstrengend. So war ich auch gar nicht böse als wir für ein Wanderpaar warten mussten, da sie sich unbedingt fotografieren wollten. Er stellte die Kamera mit dem Selbstauslöser 2 (oder 3?) Kehren unterhalb auf, drückte dann den Selbstauslöser und rannte hoch, um auch auf dem Foto zu sein – Respekt.
Da das Bild wohl nicht so toll war, machten dann andere Wanderer einfach noch ein paar Fotos – viel cleverer!
Und als wir dann oben waren, sah ich endlich auch, was jetzt noch vor mir lag – der Teil mit den Seilen, wo es links und rechts einfach nur noch runter geht.
Da hoch soll es gehenStau Die Hitze war mir plötzlich vollkommen egal, ich war mit mir selbst beschäftigt und kämpfte mich bzw. gegen meine aufkommende Höhenangst. Irgendwann siegte dann die Angst und ich wollte nicht mehr weiter also setzte ich mich unter den einzigen Baum, der dort stand und wollte auf Holger warten. Von hier war der Ausblick ja wohl auch schon toll
und ich wusste einfach nicht mehr, wie ich da jemals wieder runterkommen sollte, denn dann sah man die ganze Zeit ja das Nichts links und rechts.
Nachdem ich einige Minuten da saß und auch einen meiner (Power)Riegel gegessen und Wasser getrunken hatte, marschierten ein paar ältere Leute an mir vorbei – nach oben!
Das kann doch wohl nicht wahr sein – die packen das und ich gebe hier auf?!
Nee, also geht’s doch weiter! Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen (runter muss ich ja so oder so, kann ja da oben nicht ewig bleiben
) und war dann auch nach wenigen Minuten richtig oben. Okay, ganz vor hab ich mich dann doch nicht gewagt, aber ich war oben, ich hatte es geschafft!
AusblickeIch bekam natürlich auch gleich Lob von Holger, aber so richtig glücklich war ich nicht – erst wenn ich heil wieder unten bin! (Aus diesem Grund gibt es auch nicht viele Fotos.
)
Den Rückweg / Abstieg hab ich ja nun gut überstanden (sonst würde ich das hier ja auch nicht schreiben können), aber für mich war klar: einmal und nie wieder!
Der Rest des Weges war problemlos, wir schwitzten auch nicht mehr so doll, denn es ging ja immer nur abwärts.
Unten angekommen suchten wir uns erst einmal eine Stelle, wo wir direkt zum Fluss konnten, denn irgendwie schmerzten die Füße dann schon. Das war keine so clevere Idee, denn die Füße dann wieder in die Wanderschuhe reinzuzwängen, ist keine Wonne.
Unsere BelohnungZur Belohnung gab es dann im Imbiss Burger, Salat, Fritten und Pizza für uns – ein typisch amerikanisches Picknick direkt auf der Wiese und mit Blick auf Angels Landing!
Ursprünglich wollte ich im Zion auch noch die Wanderung in den Narrows machen. Letztes Jahr war das aufgrund des hohen Wasserstandes nicht möglich. Da uns dafür aber die Ausrüstung und letztendlich auch die Motivation fehlte, fiel das auch dieses Jahr wieder ins Wasser. Aber wir liefen zumindest noch einmal den Weg, um zu gucken, wie viele so unterwegs sind.
Und es kamen uns Einige entgegen – mit den Stöcken und den Wasserschuhen. Man konnte die Ausrüstung also irgendwo ausleihen – gut zu wissen (für ein eventuell nächstes Mal
). Wir steckten unsere Füße dann auch noch ins Wasser, da es aber wirklich eiskalt war, gingen wir erst gar nicht los – wir wären nicht weit gekommen oder hätten uns mächtig erkältet. Also sahen wir es nur als kleinen Spaziergang an und machten uns dann auf den Rückweg zum Shuttlebus und zum Campground.
Eigentlich wollten wir noch ein Stück laufen, aber dazu konnten wir uns einfach nicht mehr aufraffen. Also konnten wir ja noch ein wenig mit dem Auto rumfahren, aber auch dazu fehlte uns die Motivation. So genossen wir dann einfach nur unseren tollen, hart erkämpften Platz auf dem Campground und konnten die Vorbeischlendernden noch ein wenig beobachten. Dann stand auch wieder Kartenspiel auf dem Abendprogramm und irgendwann war es dann auch dunkel und wir verzogen uns ins Zelt.
… Fortsetzung folgt …