Donnerstag, 29.06.2006:Als wir morgens rausschauen, ist die Freude riesig: Wir haben wieder blauen Himmel und strahlenden Sonnenschein!!!
Der Weatherchannel sagt zwar ein paar Wärmegewitter für heute Nachmittag voraus, verspricht im Großen und Ganzen aber einen wunderbaren Tag. Also nichts wie auf zu Hertz und unser Auto zurückgeben – für unsere Verhältnisse sind wir ganz schön früh dort und haben es bereits um 8.30 Uhr abgegeben! Da Stephan mit dem Motorrad vorausfährt, gebe ich das Auto ab und werde dabei von dem Hertz-Bediensteten gefragt: „How was your mini-mini-van???“ Hallo???
Das war ein 7-Sitzer!
Für deutsche Verhältnisse schon recht groß!!! Aber da sieht man doch mal wieder die unterschiedlichen Maßstäbe
!
Draussen treffe ich dann Stephan wieder und wir schwingen uns aufs Bike - juhuuuu!
Kurz nach Baltimore geht der Highway 70 los (der ja irgendwo in Utah endet…? Das wisst ihr West-Experten bestimmt besser als ich!?) Auf jeden Fall ist auf dem Verkehrsschild eine Stadt angeschrieben mit der Entfernungsangabe: 2200 Meilen!!!
Da beeindrucken uns doch immer wieder die Größenordnungen in diesem Land hier! Bei Frederick fahren wir dann schon wieder vom Interstate 70 ab auf den Highway 340 Richtung Shenandoah Nationalpark. Hier haben wir durch Zufall richtig Glück: der 340 ist größtenteils eine landschaftlich superschöne Strecke, die sich auch mehrmals mit dem Shenandoah und Potomac River kreuzt. Es geht bergauf und bergab durch Waldgebiete – da macht das Fahren richtig Spaß!
Alsbald erreichen wir auch einen (für uns) neuen Bundesstaat: West Virginia! Nach einigen weiteren Meilen lesen wir ein Verkehrsschild, das auf den „Harpers Ferry National Historical Parc“ in 2 Meilen hinweist. Spontan beschliessen wir, dort zu halten und mal zu sehen, was uns erwartet. Der Ranger am Parkeingang ist ganz erstaunt, als wir unseren Nationalparks-Pass rausziehen. Der ist hier im Osten wohl eher weniger verbreitet??!
Am Visitor Center erfahren wir dann, dass man nach Harpers Ferry nur mit dem Shuttlebus runter kommt und das Bike oben am Visitor Center stehen lassen muss. Kurz überlegen wir noch, da wir ja nicht so arg viel Zeit über haben, wenn wir noch zum Shenandoah NP wollen: Aber wo wir doch schon mal da sind, soll doch zumindest ein kurzer Abstecher sein….
Harpers Ferry liegt landschaftlich sehr schön am Zusammenfluß von Potomac und Shenandoah River:
Man sieht auch noch deutlich die Nachwirkungen der starken Regenfälle der letzten Tage:
In Zeiten vor dem Civil War wurden dort hauptsächlich Waffen produziert. Durch die vielen Hochwasser war dies jedoch nicht dauerhaft rentabel und somit wurde der Ort alsbald von vielen der damligen Einwohner verlassen. Diese hinterliesen jedoch eine schöne Altstadt, die zwischenzeitlich vom National Park Service betreut wird:
Auch gab es hier einige „Rebellen“, die schon vor dem Bürgerkrieg gegen die Sklavenhaltung kämpften, aber letztendlich damals doch (noch) nicht erfolgreich waren.
Des weiteren gibt es hier auch noch ein – relativ verfallenes – Teilstück des ehemaligen Chesapeake-Ohio-Kanals zu sehen, der (wie der Name schon sagt) die Schifffahrt von der Chesapeake Bay bis nach Ohio möglich machen sollte:
Dieser wurde ja jedoch dank der Bahnstrecke nie dauerhaft betrieben bzw. fertiggestellt – schade! Aber dafür haben wir dann noch die folgenden An-/Ausblicke am Ortsrand von Harpers Ferry - die Länge der Güterzüge fasziniert uns doch auch immer wieder:
Nach etwa einer Stunde verlassen wir Harpers Ferry wieder, der Kurzbesuch hat sich jedenfalls gelohnt. Und wenn man etwas mehr Zeit mitbringt, kann man sicherlich noch einige interessante Trails dort ablaufen.
So, jetzt aber weiter zum Shenandoah Nationalpark. Zuvor werfen wir im McDonals noch kurz ein kleines „Frühstück“ ein und sind Punkt 13 Uhr am nördlichen Parkeingang bei Front Royal. Wir haben uns vorgenommen, auf jeden Fall den ersten Teil des Skyline Drives bis Thornton Gap zu fahren, um zumindest mal einen ersten Einblick in den Park zu bekommen. Am Anfang geht es stetig bergauf und wir halten so gut wie an jedem Aussichtspunkt:
Im Visitor Center schauen wir uns die kleine Ausstellung dort über die Tierwelt im Park an sowie einen kurzen Film über die Entstehung und die Highlights des Parks. Klar bietet auch dieser Nationalpark nicht die Highlights wie die Parks im Westen, die Ausblicke ähneln schon eher einem Mittelgebirge - es ist aber trotzdem eine schöne Abwechslung zu der Städten. Wir genießen auf der weiteren Fahrt vor allem die schöne Motorradstrecke
sowie die weiteren Aussichtspunkte. Langsam wird die Aussicht jedoch etwas „trübe“, aber das scheint hier gegen Nachmittag relativ normal zu sein. Schön ist auch, dass in den Höhenlagen (teilweise über 1100 m) auch um diese Jahreszeit noch einige Pflanzen blühen:
Doch was ist das? Plötzlich wird es deutlich kühler und Richtung Süden sehen wir schon deutlich eine Gewitterfront auf uns zukommen!??
Bitte nicht schon wieder!
Doch leider werden unsere Bitten nicht erhört.
Wir haben jedoch Glück und kommen gerade an einem Rastplatz vorbei , wo wir unterstehen können, bis der Regen vorbei ist. Jedoch sehen wir schon weitere sehr dunkle Gewitterwolken auf uns zukommen und beschliessen, so schnell als möglich Richtung Parkausgang zu fahren. Denn mit dem Motorrad bei Gewitter auf einem hochgelegenen Bergrücken unter Bäumen entlang zu fahren - muß nicht sein!
Wie geplant (nur etwas früher) fahren wir bei Thornton Gap auf der Straße 210 Richtung Osten aus dem Park heraus. Nach etwa 5 Meilen bremst das Auto vor uns plötzlich ab und wir sehen auf der rechten Straßenseite etwas dunkles sitzen. Eine Katze? Ein Hund?
Doch als es über die Straße rennt, sehen wir, dass es ein kleiner Schwarzbär ist. Hätte nie damit gerechnet, dass wir hier auch einen Bären sehen, obwohl wir ja gelesen haben, dass es auch hier welche gibt! Toll!
Als ihn unsere Blicke nach links ins Gebüsch verfolgen, sehen wir dort auch noch die Mutter sitzen, die wohl schon auf ihn wartet! Leider ging jedoch alles so schnell, dass wir keine Zeit hatten, den Photo rauszuholen. Aber echt eines der Highlights unseres Urlaubs!!!
So, jetzt aber schnell weiter, die dunklen Wolken kommen massiv näher und in der Ferne sehen wir auch schon Blitze. Nach 20 Minuten Fahrt geht das Gewitter los – und weit und breit kein Dorf oder ähnliches, wo wir unterstehen könnten. Wir kommen natürlich gleich mal wieder in einen riesen Platzregen und sind schon wieder klatschnass. Irgendwie ziehen wir das wohl an!
Als wir die nächste Ortschaft Wilmington erreichen, schwimmt das Wasser schon wieder auf der Straße und wir halten erst mal an einer Tankstelle an. In eines der vielen Restaurants rein können wir nun auch nicht, da wir uns ja nicht unbedingt erkälten wollen, so kühl wie die alle klimatisiert sind! Wir tanken also das Bike voll, holen uns einen wärmenden Kaffee an der Tankstelle und stellen uns draussen unter, bis nach einer halben Stunde der Regen vorbei ist. Da es so warm ist, sind wir zum Glück auch schon wieder einigermaßen getrocknet!
So, jetzt noch kurz die Planung für die Heimfahrt gemacht: Entweder über den Interstate 66 nach Washington und von dort wie gehabt Richtung Baltimore oder über den Highway 15 wieder nach Frederick! Wir entscheiden uns für Variante 2, obwohl es etwas weiter ist, aber dafür vermeiden wir ja die Rushhour in Washington! Auch auf unserer Variante stehen wir dann zwar (völlig unerklärlich in freier Landschaft
) kurz im Stau, aber im großen und ganzen war es sicherlich die schönere und entspanntere Alternative!
So, endlich zurück am Motel, jetzt steht noch Wäsche waschen für heut abend an! Bei unserem Glück geht jedoch zuerst die Zimmertüre mit unserer Karte nicht mehr auf
– also zuerst zurück an die Reception und neu codieren lassen! Dabei sehen wir auch, dass in der guest laundry das Waschmittel ausverkauft ist.
Toll, jetzt können wir erst mal suchen, wo wir eine Packung Waschmittel herbekommen - Supermarkt haben wir hier in der Nähe noch keinen gesehen! Wir haben jedoch Glück, bereits die zweite Tankstelle hat noch eine Packung Einmal-Waschmittel da! So, nach der ganzen Aufregung geht’s jetzt erst mal zum Abendessen ins nahegelegene Ruby Tuesday, bevor noch die Pflicht ruft (Wäsche waschen). Anschliessend müssen wir noch unser ganzes Zeugs zusammenpacken (das ist der Nachteil, wenn man mehrere Nächte irgendwo ist!!!
), denn morgen geht’s ja weiter nach Washington
und das Bike abgeben
!
Gefahrene meilen: 307,3
Übernachtung: Motel 6, Baltimore AirportGrüßle
Elke