Tag 25 Sonntag, 19. August 2007: Yosemite NP – Half DomeOn Top …Um sechs krochen wir aus dem Zelt und zogen uns an. Irgendwie war es –zumindest hier draußen- wieder recht frisch. Ich wusste gar nicht was ich heute anziehen sollte, mit Jacke oder ohne? Lange oder kurze Beine? Alles was ich jetzt mitnahm musste ich später schleppen... ich war unentschlossen und so stellten wir erst mal das Zelt auf unseren „Zwischenstellplatz“. Danach fuhren wir mit dem Auto –das musste schließlich auch um 10.00 Uhr vom CG sein- auf den TH Parkplatz. Hier mussten nun die Kleiderfrage entgültig entschieden werden. Wir entschieden uns alle fröstelnd für die „Kurzfassungen“. Wir setzen unsere Camelbaks auf, schnappten unsere Stöcke und marschierten los. Als wir am Happy Island Center über die Brücke liefen, war es schon wieder 7.00 Uhr, irgendwie hatten wir schon wieder furchtbar viel Zeit verbummelt.
Immer noch leicht frierend machten wir uns auf in Richtung Vernal Falls. Auf der Holzbrücke begegneten uns die ersten Wanderer, die dort schon beim Fotoshooting waren. Auf dem Weg nach oben überholten wir die nächsten beiden. Der Pool über den Vernal Falls war uns noch gut in Erinnerung, denn da hatte ich mit Line mal einen kleinen „Ausrutscher“ beim Versuch das Wasser auf der Granitfläche zu überqueren.... Heute blieben wir trocken und folgten dem Weg zu den Nevada Falls. Hier hatte es einige Tage zuvor einen Waldbrand gegeben, der wohl von unachtsamen Backcountry-Campern verursacht worden war...
Heute war hier auch schon wieder mächtig viel Betrieb. Einige Backpacker, anscheinend alle auf dem Weg nach unten, waren schon auf den Beinen. Immer wenn ich welche sah, machte sich Bewunderung und gleichzeitig Mitleid in mir breit. Ich würde das ja schon auch gerne mal machen, aber wer trägt da dann mein Gepäck? Vor allem mein Wasser? Denn spätestens wenn’s ans Wasseraufbereiten geht, ist bei mir der Spaß vorbei...
Wir arbeiteten uns stetig den Berg nach oben und überholten noch zwei, drei Grüppchen und wurden selbst etwa ebenso oft überholt. Natürlich nur von jungen sportlichen Männern... wir waren schließlich mit Kind unterwegs, da dauert’s halt mal länger. Naja, um ehrlich zu sein mussten wir Line ständig ausbremsen, weil unsere Mountain-Goat den Berg förmlich hinauf rannte!
Unterwegs machten wir zwei kurze Pausen in denen wir ein paar Nüsse naschten, um unsere „Energie“ für das letzte Stück aufzuladen. Die Fels-„Serpentinen“, die uns zum eigentlich Gipfelaufstieg führten, verlangten mir dann doch einiges ab. Aber auch das brachten wir –inzwischen dann auch nicht mehr frierend- hinter uns, bevor es zum „Goldstück“ dieses Hikes ging, dem Aufstieg an den Cables auf die Kuppe hoch.
Es führten zwei Stahlseile (Cables), die als Handlauf zu nutzen waren, die Kuppe hinauf. An den Pfosten, durch die die Cables gespannt waren, lag auch immer eine Holzlatte über dem Fels, die als Stehhilfe diente. Der Abgrund, der sich einem da links und rechts auftat war enorm. Für Line hatten wir einen Gurt und ein Klettersteigset. Sie fand es zwar übertrieben, aber ohne diese Sicherung hätten wir sie da nicht hoch gelassen. Weniger, weil wir ihr das nicht zugetraut hätten, sondern viel mehr, weil wir nicht wussten wie „Trittsicher“ die Anderen waren –und es waren einige Wanderer unterwegs -wann waren die eigentlich los gelaufen?
Der Aufstieg –Line ging voran- gestaltete sich sehr langwierig und damit auf Dauer schwierig, weil wir einen vor uns hatten, der sich auch mittels Seil und Karabiner sicherte, aber das Seil, bevor er den Karabiner einhakte, noch zwanzig mal um das Cable wickelte und dieses eben bei jedem Pfosten wieder abwickelte und danach wieder rumwickelte... Wenn man nicht gerade eine der besagten Latten zum Stehen hatte, ging das ganze mächtig in die Arme.
Das Gefühl, dann endlich oben zu stehen, war überwältigend. Ich hatte mir von unten die „Gipfelfläche“ viel kleiner vorgestellt, dabei war da oben ganz schön viel Platz. Line meinte: das ist ja ganz okay hier, das heißt ungefähr soviel wie: absolut gigantisch- sozusagen ihr größtes Lob! Der Ausblick war aber auch wirklich fantastisch!
Nachdem wir den Ausblick lange genossen hatten und es immer voller wurde, machten wir uns an den Abstieg. Der Abstieg von der Kuppe ging besser als gedacht. Die, die uns entgegen kamen machten allerdings alle einen ziemlich fertigen Eindruck...
Wir verstauten unten Lines Gurtzeug und machten uns nach einer weiteren Pause auf den Weg zum Valley. Schon bei den Felsserpentinen, beschlich mich so eine Ahnung, dass der Weg nach unten anstrengender als angenommen werden würde.
Als Line dann mal wieder schrie: Mama nicht bewegen, war mir sofort klar, dass da wieder was –nämlich eine Schlange- im Busch oder wo auch immer war. Ja wo eigentlich. Nicht bewegen? War sie direkt neben mir? Nein, die Babyklapperschlange kroch grad über einen umgefallenen Baumstamm, weiter auf einen Ast. Das hätte auch ein schönes Rastplätzchen sein können... Hier habe ich mit Rattlern mal wieder nicht mehr gerechnet... aber dieses mal, zückte ich mutig meine Kamera, auf der sich aber gerade ein WW Objektiv befand. Zoomen war also nicht wirklich und näher rangehen auch nicht...
Der Weg zog sich unglaublich und ab den Nevada Falls hatte ich Schwierigkeiten mit meinen Knien. Man wird eben auch nicht jünger. Ich bereute es, dass wir uns hier für den steilen Mist Trail entschieden hatten. Ab den Vernal Falls war der Weg dann wieder stark frequentiert. Irgendwie schienen alle voller Elan unterwegs zu sein, nur ich konnte meine Beine nur noch gaaaanz langsam bewegen. Kurz vor dem Trailhead, meinte Line: meine Füße sind das nicht gewohnt, die wurden jetzt ganz schön angestrengt... na dann, wenn sie das jetzt erst merkt....?!?! Als wir um 17.00 Uhr zu unserem Auto kamen, waren wir inzwischen immerhin schon 10 Stunden unterwegs...bei einer Höhendifferenz von 1465m!
Wir fuhren zum CG, platzierten unser Zelt richtig, schnappten unser Duschzeug und fuhren ins Curry Village, wo uns ein Waschbär den Platz unter der Dusche streitig machen wollte. Nach dem Duschen wurden wir noch mit diesem Anblick unseres Tagesziels belohnt:
Im Supermarkt gabs dann wieder zwei Steaks, Salat, eine Mini-TK-Pizza (die auf den Grill kam), meine geliebten Maltcooler und Feuerholz für 9$!!!
Für mich war nach dem Essen recht schnell Feierabend. Line und ihr Papa blieben noch bei ihrem 9$ Feuer. Der Ranger „räumte“ noch bei unseren Nachbarn auf. Er wies sie an, sofort alles in die Bärenboxen zu verstauen, was reingehört und die Box geschlossen zu halten. Um zehn kam er noch mal und kontrollierte, ob auch alle Feuer richtig gelöscht worden waren.
Line und mein Mann kamen dann auch ins Zelt und bald schliefen wir alle tief und fest....bis vor unserem Zelt die Alarmanlage des Nachbarautos los ging. Ich war sofort hellwach, drehte mich aber gleich um und wollte weiterschlafen. Da ging das Theater aber erst richtig los. Bei unseren Nachbarn trieb sich ein Bär vor dem Zelt herum und durchstöberte das draußen zurück gelassene Küchenequipment. Ich verrenkte mir den Hals zu beiden Eingängen hinaus, weil ich unbedingt den Bären sehen wollte... Unsere Nachbarin redete immer lauter und verzweifelter auf Ihren Begleiter ein, damit dieser endlich den Bären verjagte. Er dachte aber überhaupt nicht daran nach draußen zu gehen und versuchte sie zu beruhigen. Sie wurde zunehmend panischer und das Ganze artete in einen handfesten (Ehe)krach aus. Alle paar Minuten gabs dann per Panikknopf wieder einen Soundcheck an der Alarmanlage. Inzwischen war vermutlich der ganze North Pine CG wach. Die in ihrem Schlaf gestörten Camper wurden rundherum auch immer genervter und lauter. Der (Ehe)krach wegen des tatenlosen Nachbars, der seine Frau nicht nach ihren Vorstellungen vor dem Bären beschützen wollte, hielt uns noch einige Zeit wach. Irgendwann schliefen wir trotz des Lärms doch noch ein. Das hatten wir uns auch verdient....
Übernachtung: North Pine CG, Yosemite NP 20 $