08.09.2010 - Arches NationalparkDer morgen begann, wie der gestrige Abend endete: grau in grau, kein Fetzen blauer Himmel. Nicht weit entfernt schüttete es wie aus Eimern. Na toll! Genau das gleiche hatten wir 2005. Wir beschlossen, uns noch etwas im Zimmer zu erholen. Schnappten uns im Frühstücksraum zwei Waffeln, Kaffee, Tee, Orangensaft.
Irgendwann machten wir uns auf zum Supermarkt und besorgten unser Picknick für den Tag und Theraflu. Kurz vor 11 Uhr machten wir uns auf den Weg in Richtung Park. Es wurde etwas heller. Dort angekommen, fuhren wir ganz nach hinten zum Devils Garden Trailhead. Der Wetterbericht sagte nur 10% Regenwahrscheinlichkeit voraus, weshalb wir den Trail bis zum Double-O-Arch in Angriff nehmen wollten. Hierfür blieb uns 2005 keine Zeit.
Einen Zwischenstopp am Skyline Arch legten wir ein und liefen den kurzen Trail nach hinten:
Am Devils Garden Parkplatz angekommen, packten wir unsere sieben Sachen und machten uns auf den 4,2 Meilen (einfach) langen weg zum Double-O. Bereits nach 1,6 Meilen einfachem Spazierweg (bei uns im Schwabenländle würde man sagen "ein Grüß-Gott-Wegle", weil man permanent beschäftigt mit Hi, Hello oder How're u doin sagen beschäftigt ist) erreichten wir den Landscape-Arch. Die beste Fotozeit wäre natürlich am Morgen gewesen. Jetzt ist es mit fast-Gegenlicht und grauem Himmel schwer ein halbwegs sinnvolles Foto zu bekommen:
Noch schnell einen Blick auf den Partition Arch von unten geworfen:
Und weiter ging es. Ab jetzt wurde der Trail schwieriger. Kleine Klettereinlagen brachten uns nach oben:
Unser Gesundheitszustand lies uns nur langsam vorankommen. Das Atmen fiel soch etwas schwer. Oben angekommen bogen wir zuerst auf den Abstecher zum Navajo Arch ein. Eigentlich ein wunderschöner Steinbogen, sehr massiv und das schöne ist, man kann einfach so mal unten durch laufen. Auch hier waren noch überall die Spuren des Regens sichtbar:
Ein vernünftiges Foto von vorne war leider nicht möglich, da hier eine Horde Franzosen picknickte und gerade am Windeln wechseln war
Jetzt kam für mich der schwierigste Teil des Trails: Der Weg über die Felsgrate auf den Fins entlang. Während Yvonne völlig schwindelfrei ist, kann ich das nicht gerade von mir behaupten. Es gibt für mich nur eine Möglichkeit, über so etwas rüberzukommen: Augen strikt gen Boden direkt vor die Füße richten und nicht nach links oder rechts schauen. Sobald ich nach unten schaue, fange ich an zu schwanken. Hier eine kleine Impression von einer der Felsfinnen über die man laufen muss:
Gegen 14.30 Uhr hatten wir es dann endlich geschafft, wir erreichten den Double-O-Arch, bei dem ich wieder schmerzvoll feststellen musste, dass mein Objektiv nicht genug Weitwinkel zu bieten hat:
Nach einer kurzen Verschnaufpause machten wir uns auf den Weg zurück. Wir beschlossen wieder den Main Trail, den wir auch gekommen waren, zurückzulaufen. Da wissen wir wenigstens was uns erwartet. Die Beschreibung des primitive Loops klingt für uns noch schwieriger. Auf jeden Fall gestaltet sich der Rückweg schneller und wir kommen zügig voran. Wieder unten angekommen schauen wir uns nochmal den Landscape-Arch im Gegenlicht an, da darf ein Gegenlichtfoto mit Sonne nicht fehlen
:
Diesen Arch finden wir schon ganz besonders beeindruckend. So fragil wie er von unten ausschaut, stellt man sich die Frage, wie lange er wohl noch hält. Insbesondere wenn man unten die Tafel anschaut wo zufällig ein Besucher vor ein paar Jahren fotografiert hat, wie ein großes Stück abbrach. Seitdem ist der Weg unter und auf den Arch gesperrt.
Nach insgesamt 4,5 Stunden kamen wir doch ziemlich erledigt wieder am Parkplatz an. Eigentlich ziemlich bescheuert, so erkältet wie wir sind, so einen Marsch zu absolvieren. Aber nun sind wir halt schon mal da.
Wir beschlossen, rüber zur Devils Garden Picnic area zu fahren, um uns zu erholen und mit Futter zu stärken. Die Picnic area liegt wunderschön zwischen Felsen und teils unter Bäumen. Wir vertilgten unser Baguett mit Schinken und zum Nachtisch gab es noch Donuts aus dem City Market, die ausgesprochen lecker waren!
Nach guter Stärkung und Erholung fuhren wir zum Delicate Arch Trailhead Parkplatz um dort noch ein wenig im Auto zu relaxen. Am Himmel zogen schon wieder dunkle Wolken auf und wir beobachteten, wie das Wetter zog. Um 17 Uhr beschlossen wir, auf jeden Fall hochzulaufen - es wird schon nicht regnen. Der 1,5 Meilen (einfach) lange Weg verläuft eigentlich über einen guten Weg - bis auf ein Stück Slickrock - nach oben. Kurz vor erreichen des Ziels wird es noch mal heikel für nicht schwindelfreie Menschen - also mich - der Weg führt schmal am Abgrund vorbei. Ich gehe so weit wie möglich rechts an der Felswand entlang. Yvonne klettert noch kurz zum Fenster hoch um schon mal auf den Delicate Arch zu spickeln, während ich auf dem Weg stehen bleibe. Mir zittern zwischenzeitlich die Beine, nicht vom schwindeln sondern von der Anstrengung. Beim Anblick des Fotos, welches Yvonne geschossen hat, werde ich etwas neidisch, klettere aber trotzdem nicht hoch:
Das Wetter hatte sich bis hier oben stark gebessert und nach 45 Minuten bogen wir um die Ecke und da steht er plötzlich vor einem:
Es war noch nicht sehr viel los, nur ein paar Stativ-Fotografen hatten sich schon positioniert. Die Zahl der "Ich-stell-mich-unter-den-Arch-Fotos" hielt sich in Grenzen, wodurch man verschiedene Perspektiven fotografieren konnte. Ab 18.30 Uhr fing es dann an, voll zu werden. Ganze Reisegruppen fanden sich plötzlich ein und auch Horden von Japanern. Während sich die meisten Leute mit einem Ich steh drunter Foto begnügten, brauchten ein paar Japaner alle paar Minuten ein Foto von sich unter dem Arch, was dazu führte, dass irgendwann die Leute anfingen zu schreien, sie sollen aus dem Bild gehen. Denn immer wenn die Sonne hervorkam und den Arch in ein schönes Licht warf, stellte sich einer darunter. Insbesondere eine Japanerin mit weißen Hosen zog den Unmut der Fotografen auf sich, weil sie sich fast ständig unter dem Arch herumtrieb und die weißen Hosen könne man nicht Photoshoppen
. Mal an der Stelle, mal an jener, etwas weiter vor usw. Offensichtlich hatte sie den Hinweis unten am Trailhead nicht gelesen, dass man sich nur kurz unter den Arch stellen soll... Trotzdem habe ich zig schöne Fotos geschossen:
Kurz bevor die Sonne endgültig unterging, verschwand sie hinter einer Wolke und das Schauspiel war zu Ende. Wir beschlossen, dem Trubel zu entfliehen und machten uns auf den Rückweg. Normalerweise stehen wir ja nicht auf solche Massen-Veranstaltungen aber für den Delicate Arch haben wir gerne mal eine Ausnahme gemacht. Der Rückweg geht schnell und einfach von statten, die Sonne liefert das passende Rahmenprogramm:
Nach ca. 30 Minuten waren wir wieder am Auto und pünktlich zum Eintreffen wurde es stockdunkel. Die Taschenlampen hatten wir also umsonst mit hochgeschleppt
.
Wir fuhren aus dem Park und zurück nach Moab. Heute wollten wir in der viel gepriesenen Moab Brewery einkehren. Diese Idee hatten natürlich viele andere auch und wir bekamen vom Host einen Pager, mit dem er uns anpiepst wenn unser Tisch frei wird. Ca. 20 Minuten später war es dann auch soweit. Unser Pager bedankte sich fürs warten bei uns und wir wurden zu unserem Tisch geführt. Das Essen war lecker und ich gönnte mir noch ein Elephant Hill Hefeweizen, welches überraschend gut schmeckte.
Kurz nach 22 Uhr kamen wir bei 24°C draußen fix und fertig im Hotel an. Noch kurz ein Theraflu (schmeckt gewöhnungsbedürftig) gebraut und ab ins Bett.
So hatte unsere Verabredung mit dem Arches Nationalpark doch noch ein versöhnliches Ende. Und wir waren mächtig stolz auf uns, diese ganzen Unternehmungen trotz Erkältung geschafft zu haben.
Morgen verlassen wir Moab in Richtung Monument Valley. Wir hoffen, ihr seid alle wieder dabei!
Highlight: Delicate Arch
nicht so toll: wieder mal schlechtes Wetter am Vormittag
Hotel: Days Inn Moab (wie gestern)
gefahrene km: 86
Wetter: vormittags grau in grau, nachmittags heiter mit Wolken. 12-25°C