Hallo Bosley, na dann euch viel Spaß in der Region und schön dass euch der Bericht gefällt und helfen konnte. Und macht euch keine Sorgen wegen der Gewitter - wir haben sie ja gezielt gejagt und hatten ansonsten ja schönsten Sonnenschein
Tag 24, 11.6.Morgens checkten wir aus dem Motel 6 aus, fuhren dann zu McDonalds zum Frühstück und stellten dort fest, dass Heiko wohl irgendeinen Adapter von seinem Computer im Zimmer vergessen haben musste. Also fuhren wir die kurze Strecke wieder zurück, das supernette Personal im Motel hatte kein Problem uns noch einmal ins Zimmer zu lassen und so fanden wir den Adapter.
Dann fuhren wir noch einmal in Ruhe den nachts schon entdeckten Abschnitt der Route 66 ab, vorbei an lauter Motels mit fantasievollen Namen und tollen Schildern und sogar einem großen Route 66-Denkmal. Der beste Abschnitt der Route 66 auf dieser Reise!
Kurz außerhalb der Stadt gab es dann sogar einen (leider geschlossenen) Kramladen mit alten Zapfsäulen, Schildern mit Einschusslöchern, Schrottautos und allem möglichen Kram.
Anschließend fuhren wir wieder auf die Interstate und hielten in der nächsten Stadt, Santa Rosa (1407 m), an. Dort wollten wir das in der Touristenbroschüre von New Mexico angepriesene „Blue Hole“, ein natürlicher Swimmingpool, besuchen, doch die Broschüre stellte sich als nicht besonders hilfreich heraus.
Ohne Internet und Landkarte hatten wir mit Hilfe der Broschüre keine Chance, innerhalb des Ortes das Gewässer zu finden. Also hielten wir bei McDonalds an, um dort im Internet das Blue Hole zu finden, was dann auch schnell klappte. Dort angekommen stellten wir fest, dass das Blue Hole sehr klein war, kaum einen Durchmesser von 10 m hatte, aber dafür wahnsinnig blau und klar war.
Und als wir dann den kleinen Zeh reinsteckten, stellten wir auch noch fest, dass es sehr, sehr kalt war. Heute waren wieder an die 40 Grad draußen, das Blue Hole sollte angeblich konstante 16 Grad haben, und dieser Temperaturunterschied ließ es wohl so eiskalt erscheinen.
Nachdem wir uns gegenseitig Mut gemacht hatten, wagten wir uns ins kalte Nass, und nachdem die ersten Taubheits- und Schwindelgefühle überwunden waren, war es herrlich erfrischend. Man konnte sehen wie die Sonnenstrahlen das blaue Wasser durchbrachen und es war wunderschön. Mehr als 10 Minuten hielten wir es aber nicht aus, und ich brauchte anschließend eine geschlagene Stunde, um in der Hitze wieder aufzuwärmen. Gut so!
Dann fuhren wir weiter mit dem Ziel Santa Fe (unglaubliche 2231 m, und es sieht so aus als wäre man in einem Mittelgebirge umrundet von kleineren Bergen, und dabei ist man hier im Tal und nicht einmal auf dem Berggipfel!). Die Landschaft war noch immer karg und trocken, zunächst war es einfach nur eine riesige flache Ebene und später konnte man in der Ferne bereits die ersten größeren Berge sehen. Rockies wir kommen!
Außerdem konnten wir links von uns große Staubteufel in einer Ebene sehen, gleich drei oder vier Stück auf einmal; sowie vor uns ein gigantischer Waldbrand in den Bergen, der eine Wolke von Rauch produzierte die Aussah wie bei einem Vulkanausbruch.
Hier kann man die Staubteufel (schwach) erkennen:
Auf dem Weg hielten wir außerdem noch bei einer seltsamen Touri-Raststätte an, die uns an „South of the Border“ zwischen North und South Carolina erinnerte, wo man alles mögliche & noch mehr kaufen konnte. Aber es gab auch gratis Internet dort, und wir hatten Nachricht von der Vermietfirma des mobilen Internetgeräts: wir sollten eine feste Adresse angeben, damit man uns ein Ersatzgerät zuschicken könne. Das Problem war, dass unsere nächste feste Adresse erst wieder ein gebuchtes Motel im Grand Teton National Park in ein paar Wochen sein würde, also nicht so optimal, bis dahin kein Internet zu haben. Die Adresse gaben wir trotzdem an.
In Santa Fe angekommen waren wir erst einmal genervt. Unser erster Eindruck: eine Stadt, eingerahmt von Wüste, Staubteufeln und Waldbränden, mit viel zu viel Fußgängern, Leuten die in Bäumen sitzen (!?), hässlicher Architektur (wir mögen die Adobe-Häuser nicht so), einem Kapitol was aussieht wie ein Kastenbau und einem Visitor Center, das im letzten Loch versteckt ist. Wir wollten dort nämlich noch einmal anhalten, um eine vernünftige State Map zu besorgen, doch es war so kompliziert ausgeschildert (sogar wenn man einmal den Parkplatz gefunden hatte, musste man eine Schnitzeljagd veranstalten um es zu erreichen), dass ich dem armen Angestellten dort beinahe seine Map um die Ohren gehauen und mich über schlechte Ausschilderung und diese idiotische Touristenbroschüre mit unnützen Infos (ich sage nur Blue Hole) und die Nichtverfügbarkeit einer State Map an der Grenze beschwert hätte.
Wohlgemerkt
hätte, sowas traue ich mich nämlich gar nicht.
Außerdem bietet Santa Fe verrückten Verkehr mit kurvigen Straßen und so schlechten Ampelschaltungen, dass man ständig anhalten muss.
Bevor wir uns die Innenstadt von Santa Fe anschauten, wollten wir erst einmal versuchen, unser Internetproblem selbst (und damit schneller als die Verleihfirma) zu lösen. Dazu suchten wir zuerst ein Verizon-Geschäft auf, die Herstellerfirma. Die nette Dame dort sagte, sie könnte erst einmal nichts dazu sagen, sie müsse das Gerät erst einmal anschließen und laden, wir sollten uns in der Zwischenzeit beschäftigen. Kein Problem, wir wollten ja noch das Zentrum angucken! Wir fuhren also in die Innenstadt, vorbei am Kapitol (das eher weniger imposant war, naja, vielleicht hatte das texanische Kapitol uns für immer ruiniert
) und fanden einen guten Parkplatz nur ein paar Meter vom zentralen Platz entfernt. Es gab sehr viele Häuser im Adobe-Stil und der Platz war sehr grün und voller Touristen.
Um den Platz herum waren wahnsinnig viele Souvenirshops, die meisten davon boten überraschenderweise sogar sehr hochwertige Dinge wie Schmuck oder Kunst an und nicht den üblichen Ramsch. In ein paar Läden schauten wir mal herein, und ich kaufte einen aus Holz geschnitzten Wolf für meinen Vater, ein ganz tolles Souvenir.
Mit viel mehr Zeit und Geld hätte man sicher auch noch stundenlang dort Shoppen können. Wir spazierten auch noch durch ein paar Seitenstraßen, hin zu einer schönen Kirche und in einen Innenhof, in dem tausende Papierblüten und getrocknete Chilis verkauft wurden, und kehrten dann zum Auto zurück.
Zurück im Verizon-Geschäft sagte die Dame, sie könne da auch nichts für uns tun, der Akku sei wohl hin, denn selbst bei ihr im Geschäft hätte das Gerät nicht geladen. Wir sollten zu einem direkten Verizon-Vertrieb fahren und nicht zu einem Drittanbieter wie sie es sei. Also 4 Meilen nach Süden aus der Stadt herausgefahren (was bei den Ampelschaltungen und dem Verkehr in Santa Fe eine kleine Tortur darstellt), wo wir dann in einen rappelvollen Verizonladen kamen. Dort sagte man uns, man habe den entsprechenden Akku gerade nicht da, aber wir könnten es möglicherweise in einem speziellen Batterieladen finden, wo wir auch wieder hinhetzten. Dort hatten sie – juhuuu!
– den Akku da und wir jubilierten schon. Als wir dann mit dem neuen Akku einen Ladeversuch unternehmen, stellte sich heraus, dass das Gerät zwar jetzt brav wieder lud, aber anscheinend in der Hitze im Auto wohl noch andere Bauteile im Gerät durchgebrannt sein mussten – denn Internet hatten wir immer noch keins. Super.
Also reisten wir wieder auf die altbewährte Weise, ohne Internet, und das klappte nach einigen Tagen dann auch wieder reibungslos. Man gewöhnt sich eben schnell an Luxus.
Jetzt hatten wir die Schnauze voll von Santa Fe und wollten uns endlich auf den Weg nach Norden machen, wir wollten heute noch Taos in den Bergen erreichen. Wir quälten uns aus der Stadt heraus, vorbei an Souvenirläden mit seltsamen Dingen (Blechwindspielen, Jesusfiguren etc.), und hatten dabei übrigens weiter den großen Waldbrand im Blick, der noch immer eine riesige Wolke produzierte.
In einem der Geschäfte meinte jemand außerdem zu uns, das Feuer sei über Nacht durch einen Blitzeinschlag ausgelöst worden, aber es sei auch nicht das einzige Feuer, Santa Fe sei aktuell umrundet von Waldbränden.
In Espanola aßen wir dann Abendbrot in einem „New Mexican“ Restaurant, was also nicht mexikanische Küche, sondern die Küche des Bundesstaates New Mexico anbietet. Ich hatte einen runden Teigball aus einer frittierten Tortilla, gefüllt mit Hackfleisch und Bohnen, übergossen mit der typischen Soße New Mexicos: Chile. Nicht das Land, sondern eine rote oder grüne (man streitet sich hier darüber, was leckerer ist) scharfe Soße. Dazu hatte ich gekochte Maiskörner, die aussahen wie weiße kleine Blumen und nach nichts schmeckten. Identifizieren konnte ich sie zunächst auch nicht, erst auf Nachfrage erklärte mir die Kellnerin, was ich da gerade esse. Das Essen war insgesamt jedoch sehr, sehr lecker!
Wir fuhren nun über die High Road to Taos, die zunächst erst einmal seltsam aussah: vielleicht auch durch das rötliche Licht des Waldbrandes, aber auch durch die sandigen Straßen, die hässlichen Häuser und vielfach verwahrlose Gegenden kam es uns hier vor wie in einem Entwicklungsland, aber nicht wie mitten in einem großen Industrieland.
Dann wurde es jedoch schöner, kurviger und bewaldeter, mit einigen Lookouts auf das tolle Hügelland.
Den Waldbrand ließen wir glücklicherweise hinter uns, er war also an anderer Stelle in den Bergen ausgebrochen; dafür war die rot gefärbte Abendsonne umso beeindruckender.
Irgendwann ging dann die Sonne unter und im letzten Licht erreichten wir Taos (2124m), wo wir gleich auf den erstbesten Campground fuhren. Dort checkten wir im Nacht-Check In ein, stellten unser Zelt auf (was fürs erste Mal sehr gut klappte), es war angenehm warm, und wir schliefen unterm Sternenhimmel ein.
Gefahrene Meilen: 236