21.09. Seattle: Space Needle, Monorail, Underground-Tour, Bank of America Tower(31 Meilen / 50km)Guten Morgen, hello World. Hier ist wieder Buffalo Bill und ich melde mich live von der höchsten Nadel der Welt, dem Space Needle. Ok, der Name trügt etwas, bis in den Weltraum hinein piekt der Turm zwar nicht, aber für einen netten Ausblick auf die Stadt reicht es schon. Und ich sage bewusst Ausblick und nicht Überblick, denn in Downtown gibt es genügend Gebäude, die noch höher sind.
Zurück auf dem Boden der Tatsachen wird es auch so langsam mal Zeit, Tatsachen zu schaffen. Wie man sich zurück erinnern möchte, hatten wir im Badlands NP eine Reifenpanne gehabt und auf Anraten der Autovermietung auf unsere Rechnung einen neuen Reifen besorgt. Das Geld dafür würden wir gerne wieder sehen, unser Auto unter der Schlammschicht eigentlich auch, also wäre es keine schlechte Idee, das Auto mal einem Wasserstrahl vorzustellen. Als Ort dieses netten Dates wählen wir eine Autowaschanlage, nur wo war hier doch gleich noch eine? Wir fahren und fahren. Überall stehen schmucke Wagen in den Einfahrten wie gerade aus dem Ei gepellt. Sind die Schmutz abweisend geboren worden? Oder werden sie nicht benutzt? Oder gibt es hier tatsächlich irgendwo Waschanlagen?
Space Needle, Wahrzeichen der Stadt Seattle | | Blick vom Space Needle auf Downtown und die Monorail | Ausblick vom Space Needle, Seattle, nach Süden |
Endlich, nachdem man schon fast zu Plan B wie „Blöd aus der Wäsche schauen“ übergegangen ist, hat der Herr der Wasserwerke ein Einsehen mit uns und lässt aus dem Nichts eine Waschanlage erscheinen. Micky quittiert dies mit einem beherzten Tritt auf die Bremse. Da er unserem Wagen die größten Schlammbrocken eingebrockt hat (siehe Grand Teton NP), darf er sich nun auch versuchen, den Überzug zu entfernen.
Wie ein kleines Kind in der Badewanne geht die lustige Planscherei los, nur dass im Gegensatz zur heimischen Dusche hier ein paar Bar mehr am Werk sind. Nach wenigen Minuten sieht unser Wagen aus wie frisch lackiert. Aber ist er auch wirklich sauber?
Auf dem nassen Wagen sieht man keinen Dreck mehr, aber als der Wagen abtrocknet, kommt wieder die wunderschöne feine braune Schicht zum Vorschein. Egal, schlafen wir eine Nacht drüber. Zwischen den ganzen Sorgen um des Deutschen liebsten Kindes wollen wir auch noch ein wenig Urlaub haben. Es wird mal wieder Zeit für eine Fahrt mit der Monorail und anschließenden Fußmarsch zum Pioneer Square. Hier sind wir im Herzen der Altstadt und Zentrum der Untergrundtour.
Downtown Seattle |
Untergrundtour? Begeben wir uns jetzt auf eine Reise zu den Maffia-Bossen? Oder zur nächsten U-Bahn Baustelle? Nein, die Sache liegt ganz anders. Wir begeben uns in die heutigen Keller der umliegenden Gebäude, um einige Nettigkeiten über die Stadt Tacoma zu hören. Egal, was in Seattle schief läuft, daran ist Tacoma schuld. Wenn jemand aus Seattle Frust abladen will, bedient er sich in sehr bildlicher Sprache, in der allerlei Zewa Soft oder Charmin Deluxe vorkommt, der Stadt Tacoma. Ach ja, und ganz nebenbei erfahren wir auch vom Neubau der Stadt Seattle, ohne die alte Stadt jemals abgerissen zu haben.
Was das heißen soll?
Fangen wir vorne an. Flüssigkeiten haben die wunderschöne Eigenschaft, flüssig zu sein. Sie können durch die Gegend fließen. In den meisten Fällen tun sie dies bergab, also von einem hohen Punkt zu einem niedrigen. Blöd ist nur, wenn der niedrige Punkt nicht immer niedriger ist, sprich die See Gezeitenschwankungen unterliegt und den schönen entsorgten braunen Ausguss zurück in die Stadt spült. Nicht gut? Das fanden die Einwohner von Seattle auch. Sie wünschten sich eine Stadt, die etwas höher liegen würde, so dass auch bei Flut ein entsprechendes Gefälle bestehen bleibt. Unser Guide meinte, Seattle roch damals so, wie es Tacoma heute tut. So weit kann man noch folgen?
auf der Underground Tour in Seattle |
Ok, hat der Stadtrat also beschlossen, die Stadt höher zu legen und angefangen, Mauern zu bauen und zwar zwischen Gehsteig und Straße, also dort, wo der Bordstein sich befindet. Zwischen den Mauern hat man Erde gekippt und auf diesem Damm eine neue Straße angelegt. Stellt euch das mal bildlich vor. Rechts und links stehen Häuser, dann ein Graben, wo sich der Gehweg befindet und dann in der Mitte keine Hochbahn, sondern eine Hochstraße. Wie kommt man nun von der Straße zu den Häusern? Ein Problem, aus dem die Stadt fein raus war, denn das war das Problem der Hauseigentümer. Und diese haben dann das Beste aus ihrer Not gemacht und einfach in der ursprünglichen ersten Etage eine neue Eingangstüre heraus gebrochen und den Gehweg entweder ebenso wie die Straße mit Erde aufgefüllt oder mit Oberlichtern abgedeckt.
Und genau damit beschäftigt sich die Untergrund-Tour. Mit der alten Stadt, die an vielen Stellen noch unter der heutigen Stadt vorhanden ist. Alte Gehwege unterhalb der neuen. Alte Verkaufsräume, die jetzt Keller sind. Alte Eingänge, die nun unter der Erde liegen. Fotovergleiche von der neuen Türe in der alten ersten Etage und einer Zeit, wo dies noch eine obere Etage war.
Und wie gesagt, alle möglichen anzüglichen Vergleiche mit Tacoma. Eine sehr unterhaltsame und witzig gestaltete Tour, wo man nicht nur über die Geschichte der Stadt informiert wird, sondern auch gut unterhalten wird, vorausgesetzt, man ist nicht aus Tacoma.
Downtown Seattle |
Nach dem Blick in Seattles Unterwelt steht jetzt genau das Gegenteil wieder auf dem Programm, Aussicht auf die Stadt vom Bank of America Tower. Doch wo befindet sich der Aufzug zur Aussichtsplattform? Keine Hinweisschilder, kein Kassenhäuschen, Mann, das haben sie aber gut versteckt. Wir fragen uns durch und werden am Security Schalter der Bank fündig, wo normalerweise die Angestellte zum schlafen – äh arbeiten – in ihre Büros verschwinden. Ja, kein Problem, man würde uns gleich zum Aussichtsdeck hinauf geleiten. Über Funk wird uns ein persönlicher Wachmann gerufen und wir müssen einen Moment warten. Inzwischen bekommen wir über Funk noch ganz andere Sachen mit. Scheinbar ist die Bank in höchster Gefahr. Man teilt sich gegenseitig mit, wer auf der gegenüberliegenden Seite steht und Fotos vom Gebäude macht.
Ausblick vom Bank of America Tower, Seattle |
Also, liebe Touristen, wenn ihr den amerikanischen Arbeitsmarkt beleben wollt, macht viele Fotos von Hochhäusern, damit mehr Sicherheitspersonal eingestellt werden muss. Ah, endlich, unser Wachmann erscheint und führt uns hinauf in die Chefetage zur Aussichtsplattform, einem Flur entlang den Fenstern mit Blick auf Space Needle, Downtown, Pioneer Square und in der Ferne Tacoma. Der Wachmann verabschiedet sich. Runter dürfen wir alleine. Was soll dieser Unsinn? Warum brauchen wir eine Eskorte hierhin? Wenn wir absichtlich Büroetagen besuchen wollten, könnten wir das auf dem Weg nach unten noch immer. Und auf dem Weg nach oben verlaufen könnte man umgehen, indem man Schilder aufhängt. Und dass es sich um einen Geheimtipp handele und nur einmal pro Woche Besucher hier rauf geführt werden, kann auch nicht sein, denn hier oben sind schon genügend Touristen zugange.
Ausblick vom Bank of America Tower, Seattle | | Seattle von Westen (Puget Sound) aus gesehen |
Keine Ahnung, vielleicht will man aber auch nur Angestellte aus Tacoma fern halten. Mann, jetzt fange ich auch schon an, über die Stadt zu lästern.
Schlagen wir mal keine hohen Wellen, sonst kippt die schöne Fähre nach Bainbridge Island noch um. Was wir auf Bainbridge Island wollen? Eigentlich gar nichts und so fahren wir auch sofort nach Ankunft sofort wieder zurück. Was der ganze Aufwand dann soll? Genau dasselbe tun, was auch New Yorker Touristen mit der Staten Island Fähre anstellen: Sich aufs Boot stellen und wenn man weit genug vom Ufer entfernt ist, fotografieren wie die Weltmeister. Statt einer Lady in Green mit Taschenlampe und Nachtlektüre steht hier links neben der Skyline allerdings der Space Needle, wo man schon eine ganze Weile warten muss, bis man ihn und die Stadt mit dem Weitwinkel auf ein Bild bekommt. Kurz danach geht die Sonne weg, aber egal, die Aufnahmen sind ja im Kasten.
Seattle von Westen (Puget Sound) aus gesehen |
Zurück an Land geht es zurück zum Space Needle. Unser Ticket beinhaltet die Option, innerhalb desselben Tages ein weiteres Mal die Aussicht zu genießen und dies wollen wir nun zur „blauen Stunde“ tun, der Zeit am Abend, wo der Himmel von der untergehenden Sonne noch blau schimmert, die Stadt aber schon ihren Lichterteppich ausgerollt hat. Ein wunderschöner Abschluss, denn jetzt heißt es packen. Alles aus dem Auto muss auf Hauptgepäck und Rucksack verteilt werden. Und da sammelt sich erfahrungsmäßig einiges an. Ich werde mich dann mal ins Reich der Büffelträume zurückziehen und meine menschlichen Begleiter packen lassen. Bis morgen, euer Buffalo Bill.
Ausblick vom Space Needle, Seattle, nach Süden |
Übernachtung: Seattle Pacific Hotel - Seattle, WA Bewertung: nicht ganz so toll |