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Autor Thema: Railroad Crossing - mit dem Zug quer durch die USA von NYC nach San Francisco  (Gelesen 37402 mal)

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Matze

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Markus, ich fahre weiterhin mit Begeisterung mit - oft muß ich herzhaft  :lachroll:, besonders wenn ich mir die Wasch-  und  :klo: prozeduren vorstelle!!

Hast du nicht auch ein Foto von deinem Abteil???
Gruß Matze




San Francisco!!

Scooby Doo

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Sag mal, wenn Du die Enge in den Kabinen beschreibst, frage ich mich, wie groß Du bist? Ich bin nämlich fast 2 Meter und würde mich dann kaum wohlfühlen :(

Ich bin 1,86m. Das Bett untere wird aus Herunterklappen der zwei gegenüberliegenden Sesseln gebildet und ist etwa 2m x 80cm groß. Neben dem Bett vor der Tür kann man noch einen Koffer abstellen, danach ist der Raum voll. Viel größer ist die Kabine zwar nicht, aber ich habe mich nicht wirklich eingeengt gefühlt.
Wenn man zu zweit reist, sollte man versuchen, alles, was man in der einen oder zwei Nächte braucht, in einen Koffer zu packen und diesen mit ins Abteil nehmen, weiteres Gepäck dann unten neben der Waggontür in die Kofferregale legen.

Wie lange hat denn die Fahrt insgesamt gedauert?

Der Crescent startet in New York um 14:15 und kommt am nächsten Tag in New Orleans um 19:23 an, also 30 Stunden und 8 Minuten Fahrtzeit. Ich bin in Washington zugestiegen, wo wir gegen 18:30 abgefahren sind, also saß ich knapp 26 Stunden in diesem Zug. Aber es geht noch wesentlich länger, wie sich demnächst zeigen wird.
Übrigens hatten wir New Orleans pünktlich erreicht, die halbe Stunde Verspätung von unterwegs hatten wir wieder aufgeholt.

Na gut, da war ich auch noch 7 Jahre jünger und fand das lustig  :lol:.

Also spätestens 2000 warst du dort. Seit dem hat sich vielleicht auch das French Quarter ein wenig verändert. Es war nett dort, aber eben nicht das, was ich erwartet hatte.
Vor 10 Jahren fand ich auch den Times Square in New York noch wahnsinnig nett, doch inzwischen mag ich ihn überhaupt nicht mehr.

Und dass es tagsüber ganz anders ist im French Quarter, werden wir auch noch sehen. Wir verlassen New Orleans ja noch nicht.

Markus, diesmal gönne ich mir einen 'Superliner bedroom' im 'City of New Orleans' für die Weiterfahrt. Ich hoffe es ist der richtige Zug?  :)

Ja, ist der richtige Zug, aber noch nicht so eilig, wir haben zwei Übernachtungen in New Orleans, bevor wir weiter fahren.

Hast du nicht auch ein Foto von deinem Abteil???

Doch, einige, aber die muss ich heute Abend heraussuchen, habe ich nicht im Büro.
Viele Grüße, Markus

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Schneewie

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Da bin ich ja nicht die einzigste, der New Orleans nicht so gut gefallen hat (war 2001). Ich hatte mir mehr vorgestellt, eben so wie es Markus beschrieben hat, aber in Wirklichkeit sah es nicht so toll aus. Die Häuser waren teilweise nicht schlecht, aber eher alles heruntergekommen.



Wir haben dann spontan eine Nacht storniert und sind wieder Richtung Florida gefahren.
Trotzdem bin ich froh, die Stadt mal gesehen zu haben und mir ein Bild davon gemacht zu haben.

Bin schon auf die Weiterreise gespannt.
Gruß Gabriele

Doreen & Andreas

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Nach einer kurzen (Zwangs-) Lesepause bin ich jetzt wieder up to date.
Markus, Dein Bericht ist phantastisch und sehr kurzweilig, ich freue mich auf jede Fortsetzung

Dieser Wagen verkörpert für mich den Inbegriff der amerikanischen Mobilität. Er stammt noch aus einer Zeit, in der Reisen etwas Exklusives war. Nicht jeder hatte die Mittel zu reisen und selbst, wenn man über entsprechendes Kapital verfügte, war jede Reise noch ein größeres Abenteuer als heute. Ich bin mal wieder am träumen, aber niemand ist ärmer als derjenige, der keine Träume mehr hat.


Nun ja, so ein Traum kann auch schnell in einen Albtraum umschlagen, siehe "Route 66", hatten wir -glaube ich- auch schon mal irgendwo im Forum diskutiert...
Ach ja, wenn Du Dir den Traum vom Bel Air nicht erfüllen kannst, vielleicht bekommst Du ja irgendwo einen alten Wolga   :wink: 8) :lol: :lol: :lol:
Viele Grüße,
Andreas
------------------------------
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americanhero

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So, jetzt konnte ich endlich mal die ganzen letzen Tage aufholen. Und wenn ich den Bericht so lese, freue ich mich schon immer mehr auf die Zugfahrt im nächsten Jahr.  :wink:


Zitat
Obwohl es sich nur um den Deckel ihres Objektivs handelt, findet sie es nicht so amüsant wie ich und ist auch nicht bereit, die Szene für ein Foto zu wiederholen.
Ach, das wäre ja dann nicht mehr so witzig geworden. Die Originalvorstellung muß doch lustig ausgesehen haben... der Objektivdeckel rollt und rollt und rollt, bis in den Brunnen, und ich dann ganz blöde hinterher. :mrgreen:

Hallo,
Das Wetter war echt seltsam...
fanden wir auch; wir waren ja nur ein paar Tage früher dran; am 15.05. kamen wir bei hochsommerlichem Wetter in Washington an; am 16. und 17. hatte es fast 30° C und am 18. keine 15° C - am Abend wurden wir in Williamsburg mit den freundlichen Worten "welcome in winter" empfangen


Hm, an dem tag war auch ganz schön enttäuscht, weil es so kalt war in DC und sogar etwas regnete. dafür habe ich mir dann 3 Stubnden das Capitol angesehen. Nachdem ich rausgefunden hatte, wie man seine Zeit nach der Führung aufs Unendliche verlängern konnte und all das fotografieren konnte, was vorher nicht klappte....  :lol:

Zitat
Um diesen ganzen Kulturschock verarbeiten zu können und um meine Einstellung dazu Ausdruck zu verleihen, schlafe ich doch tatsächlich in der U-Bahn zurück nach Washington ein. Zzzzz! Ich versuche noch, mich hinter meiner Sonnenbrille zu verstecken (wer trägt schon eine Sonnenbrille in einer U-Bahn?), doch Yvonne hat meinen Schwächanfall bereits bemerkt. Zzzzz! Vielleicht habe ich aber auch einfach nur zu laut geschnarcht. Zzzzzzzz!
ja ja, ich durchschaue dich sogar mit Sonnenbrille.  :lol: Aber tröste dich - ich hätte auch auf der Stelle einpennen können. das waren wohl noch die Nachwirkungen von dieser hochspannenden Führung im George Washington Masonic Monument in Alexandria. das spannende war eh die Suche nach der nächsten Bank.



Greetz,

Yvonne

mrh400

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Hallo,
Nachdem ich rausgefunden hatte, wie man seine Zeit nach der Führung aufs Unendliche verlängern konnte und all das fotografieren konnte, was vorher nicht klappte....  :lol:
Wie das? Hast Du einen Abgeordneten geködert? - Wir wollten allerdings nach dem schafherdenartigen Durchtrieb nur noch raus
Gruß
mrh400

americanhero

  • Gast
Hallo,
Nachdem ich rausgefunden hatte, wie man seine Zeit nach der Führung aufs Unendliche verlängern konnte und all das fotografieren konnte, was vorher nicht klappte....  :lol:
Wie das? Hast Du einen Abgeordneten geködert? - Wir wollten allerdings nach dem schafherdenartigen Durchtrieb nur noch raus


 :lol: :lol: :lol: :lol:


Nachdem meine Führung auch nur 25 Minuten statt der üblichen 45 Minuten ging, wurde uns am Ende gesagt, man könnte noch zur Old Supreme Court Chamber gehen. habe ich auch gemacht. Und auf dem Weg von dort zurück kam man dann wieder an der Rotunda vorbei.
Toll, dachte ich und bin wieder rein. ich wollte nur schauen, was passiert. Nämlich nichts. Ich stand da also schön alleine, konnte alles in RUhe fotografieren udn bestaunen. Dann das Gleiche auch in der Statuary Hall. Habe da was noch einmal fotografiert, denn während der Führung latschten immer wieder Leute durch Bild.  :roll:
Na ja, dann bin ich noch einmal via Old Supreme Court Chamber gegangen und zurück in die Rotunda, weil ich eine bestimmte Aufnahme für meien Homepage vergessen hatte.  8) :lol: 8)
So kam es, daß ich da ein paar Stunden im Capitol war. Und das, ohne jemanden zu bestechen oder sonstiges zu veranstalten.


Greetz,

Yvonne

mrh400

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@Yvonne:

Kennst Du diese Aussage (war in meinen Reiseunterlagen dabei  :lol: )?:

Man darf sich auch nicht frei im Gebäude bewegen, sondern man ist strikt an seine Führung und den Guide gebunden. Das heißt, alles, was man fotografieren will, dann bitte auch in dem Augenblick machen, wenn man davor steht. Man kann nicht wieder zurück gehen und das nachholen.
Quelle  :wink:

aber jetzt sollten wir uns auf die nächste Etappe von Markus freuen...
Gruß
mrh400

americanhero

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@Yvonne:

Kennst Du diese Aussage (war in meinen Reiseunterlagen dabei  :lol: )?:

Man darf sich auch nicht frei im Gebäude bewegen, sondern man ist strikt an seine Führung und den Guide gebunden. Das heißt, alles, was man fotografieren will, dann bitte auch in dem Augenblick machen, wenn man davor steht. Man kann nicht wieder zurück gehen und das nachholen.
Quelle  :wink:

aber jetzt sollten wir uns auf die nächste Etappe von Markus freuen...


deswegen habe ich das ja auch nur mal ausprobiert, weil ich die regelungen ja sehr gut kenne.  :roll: Und da nichts passierte - okay. Normalerweise sind die da immer ganz fix mit Kontrollen, aber an dem Tag war es wohl so voll, keine Ahnung. Empfehlen würde ich es nicht.


Und jetzt wollen wir wieder Bahnfahren....  8)
Ich freu mich auf die nächsten Etappen



Greetz,

Yvonne

The Kickin Chicken

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Hallo Markus,
dass es Dir im French Quarter nicht gefallen hat, kann ich verstehen.
Schließlich bist Du durch die Düsseldorfer Altstadt auch ziemlich verwöhnt...
Gruß
Peter


cleoxx

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Hallo Markus,

jetzt bin ich auch noch schnell aufgesprungen und habe Deine ersten Reisetage im Schnelldurchlauf nachgelesen. Es liest sich mal wieder einfach köstlich, macht wirklich Spaß, mitzufahren! Freue mich schon auf die Weiterfahrt!

Grüßle
Elke


Scooby Doo

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aber jetzt sollten wir uns auf die nächste Etappe von Markus freuen...

Ob es da so viel zu freuen gibt? Ich wage es zu bezweifeln...

dass es Dir im French Quarter nicht gefallen hat, kann ich verstehen.
Schließlich bist Du durch die Düsseldorfer Altstadt auch ziemlich verwöhnt...

Den Vergleich lasse ich jetzt mal nicht gelten. Jede Stadt ist irgendwie anders. In New Orleans hatte ich eben nur ein gewisses Flair erwartet und kein Massensaufen. Aber es folgt morgen ja noch French Quarter am Tag, zieht die Karre zwar nicht mehr ganz aus dem Dreck, aber da war es etwas besser, schon alleine, weil dann die scheußlichen Neonreklamen ausgeschaltet waren.
Viele Grüße, Markus

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Scooby Doo

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22.05. New Orleans, Ausflug in den Honey Island Swamp

Eine wunderschöne und lange Nacht geht zu Ende und die Realität fordert wieder einmal ihr Opfer. Dabei ist es so schön warm, gemütlich und kuschelig unter der Bettdecke. Ich will dieses warme Nest gar nicht verlassen. Erst um halb zehn bringe ich es übers Herz und reiße die Decke weg, gefolgt von einem kleinen Kälteschock. Das Zimmer ist so kühl, die Fliesen im Bad sind so kühl, das Wasser in der Wanne ist so kühl – hach, mal wieder die Armaturen falsch bedient – ok, das Wasser ist jetzt angenehm warm, aber die Gänsehaut bleibt.
Irgendwie ist mir noch immer schummrig, der Kopf kämpft mit dem Hals um meine Empfindlichkeit in Sachen Schmerzen, ich denke, ich habe mir eine wunderschöne Erkältung eingefangen. Brrr! Das erste Mal, dass mir so etwas im Urlaub passiert.



Ich schleppe mich auf die Straße, wo ich nach 2 Schritten schon wieder schwitze. Das Klima hier nervt. Quer durch das French Quarter steuere ich auf’s Visitor Center zu, wo ich eine Tour hinaus in die Sümpfe vor den Toren New Orleans buche. Keine 5 Minuten später werde ich auch schon abgeholt. Ich habe Glück, kann ich doch kurzfristig noch bei einer Tour mit, wo gerade erst angefangen wurde, die Leute einzusammeln.



In New Orleans werden unterschiedliche Touren angeboten. Ausflüge in die Sümpfe, zu bekannten Plantagen, zu den Friedhöfen der Stadt, deren Gräber alle oberirdisch liegen, weil das Grundwasser sehr hoch steht, denn New Orleans liegt etwa 1-2 Meter unter dem Meeresspiegel und ganz makaber, Hurricane Katrina Tours, wo man zu den vom Orkan verwüsteten Orten gebracht wird. Letztere Tour steht zwar auf meiner schwarzen Liste ganz oben links, weil ich es unmöglich finde, aus dem Unglück anderer Profit zu schlagen, aber egal, welche Tour man sich aussucht, man wird stets mit Katrina konfrontiert.
Wir verlassen New Orleans Richtung Osten auf der I-10, die vielen auch schon von der Flucht aus Los Angeles hinaus in die Wüste bekannt sein dürfte. Unser Fahrer plappert wie ein Wasserfall, natürlich auch über Katrina. Vor der Stadt sehen wir Straßen ohne Autos, Hauseinfahrten ohne Häuser, Parkplätze ohne Einkaufszentren, Briefkästen ohne Adressen. „Da hinten, seht ihr die Laterne? Da war mal ein Wal-Mart. Und dahinten, die Zäune? Die umgaben mal ein Haus. Und das Hotel, welches mal dort stand, wurde bis quer hier über diese Straße geschwemmt.“ Furchtbar, einfach nur furchtbar. Wie gesagt, egal, welche Tour man bucht, sobald man durch die Vororte fährt, wird man automatisch mit den Geschehnissen von 2005 konfrontiert. Man kann gar nicht wegsehen, es ist da, die Leere, die Armut, die Zerstörung, der Dreck. Leider, und das trübt zusätzlich den Eindruck, den ich von New Orleans bekomme. Das French Quarter ist praktisch gar nicht angerührt worden, aber der Rest der Stadt braucht noch sehr lange, bis sie wieder vorzeigbar ist.

Wir überqueren Lake Pontchartrain und fahren Richtung Slidell. Hey, ich weiß wo das ist. Dahinten, über die Brücke bin ich gestern schon einmal gefahren. Klasse, dass ich diesen schönen Abschnitt noch einmal erleben darf.
Wir erreichen das Tour-Zentrum der ‚Cajun Encounters’, ein nettes Holzhäuschen mit langer Veranda, Schaukelstühlen und Südstaaten Musik. Ich kann selbst heute den Stil nicht richtig einordnen. Es ist kein Jazz, es ist kein Blues, es ist kein Country, es ist einfach nur da – und jetzt in meinem Ohr.
Ein Ort zum Wohlfühlen, wenn nicht das ganze Krabbelzeug wäre, das hier auf dem Boden herum fleucht. Ich frage mich, ob es eine gute Idee war, mit kurzen Hosen auf die Tour zu gehen, doch da erscheint schon unser Kapitän. Auch er trägt kurze Hosen und er müsste es ja wissen. Und tatsächlich: Nicht eine Mücke in den Sümpfen. Seine Erklärung: Das Wasser steht noch zu hoch, so dass die neuen Generationen von Mücken noch nicht geschlüpft seien. Wir sollen nur nicht im Juni zurückkehren, dann sei Hochsaison.



Unsere Gruppe ist recht groß, also werden wir auf zwei Boote verteilt. Die Boote sind recht flach, klein und wendig, so dass wir tief in die Sümpfe vordringen können. Hier zu navigieren ist nicht ganz einfach, denn irgendwann sehen alle Bäume wieder gleich aus und man könnte echt meinen, die habe ich schon gestern gesehen: Kleine Bäume, große Bäume, grüne Bäume, Bäume mit Blättern, Blätter mit Bäumen, grüne Blätter an kleinen Bäumen, kleine Blätter an großen Bäumen… Ihr wisst schon. Und dann gibt es noch zahlreiche Sackgassen, wo man wieder umkehren muss. Nur zu leicht verliert man in diesem Labyrinth den Überblick. Aber wir haben ja einen erfahrenen Skipper dabei, der sogar noch gesprächiger ist als unser Busfahrer.

Kaum sind wir losgefahren, geht es auch schon los: Schildkröten auf 11 Uhr (dabei ist es schon 12 Uhr mittags). Die Touristen im Boot recken sich die Hälse, etwas beleibtere, die auf der falschen Seite sitzen, bringen unseren Kahn ins schwanken: „Wo? Wo?“ „Gleich neben dir, wenn wir wegen dir sinken…“
Ok, Schildkröten sind abgehakt, können wir wieder 2 Meter fahren. Alligator auf 11 Uhr (haben die alle keine Uhr?). Ja, und da Alligatoren interessanter sind als Schildkröten, halten wir uns bei diesem Kerlchen etwas länger auf. Damit ihn jeder bestaunen kann, ohne das Boot zu kippen, wirft unser Kapitän eine Marshmallow-Spur ins Wasser, um den Alligator rund um das Boot zu locken. „Wir füttern sie mit Marshmallows, da die Alligatoren diese nicht riechen können und somit nicht wissen, dass wir noch viel mehr davon an Bord haben. Wir könnten ihn auch mit Hühnchen füttern, doch wenn er den Geruch in der Nase hat, würde er auch ins Boot kommen. Und das ist zu gefährlich, daher bleiben wir bei Marshmallows. Alligatoren können nämlich unheimlich hoch springen. So lange man ihren Schwanz sieht, ist alles in Ordnung, aber sobald der untertaucht und damit ausholt, sollte man nicht in seiner Nähe sein. Das sind wahre Fressmaschinen. Die tun den ganzen Tag nichts anderes als fressen. Ihre Beute lokalisieren sie hauptsächlich, indem sie kleinste Erschütterungen auf dem Wasser registrieren. Passt mal auf…“



Der Alligator schwimmt vom Boot weg, kann uns also nicht sehen und weiß nicht, was wir vorhaben. Unser Crocodile Dundee wirft einen Marshmallow 2 Meter neben den Alligator, wo er ihn eigentlich nicht sehen kann, doch der Aufprall auf dem Wasser hat ihn verraten. Der Alligator schlägt einen Haken, reißt das Maul auf und weg ist die Süßspeise. Absolut beeindruckend. Also muss das geplante Bad im Fluss zur Abkühlung doch entfallen…

Wir treiben vorbei an einer Siedlung von Häusern, die auf Holzpfählen am Wasser gebaut sind. Und wieder Geschichten über Katrina. Irgendwie scheint man schon fast stolz darauf zu sein, die Katastrophe überlebt zu haben und wie gut man bereits aufgeräumt hat.
Jedenfalls sehen wir ein paar einsame Pfähle, dann schalten wir den Turbo ein, brausen über das Wasser und kommen etwa 5 Minuten später wieder zum stehen: Und hier ist die Hütte! Wahnsinn! Laut Karte sind das etwa 3km, die das Haus nahezu unbeschadet zurückgelegt hat. Ich hoffe, der Postbote kennt bereits die neue Anschrift.



Zurück am Bootshaus ist das andere Boot bereits gelandet und die beiden Skipper üben sich in einem Wettquatschen, wer denn eben die meisten, größten und liebsten Alligatoren gesehen hat.
Per Bus geht es zurück in die Stadt. Inzwischen ist die Sonne hinter Wolken verschwunden und mir ist auch noch kalt, obwohl ich die in Bus umgetaufte Kühltruhe wieder verlassen habe. Ich denke, es ist am besten, im Hotel meinen Fleece-Pulli zu holen. Nur für alle Fälle.
Im Hotel lacht mich mein Bettchen dann aber doch zu sehr an und ich gebe auf. Es ist zwar erst 16 Uhr, aber schlafen soll doch noch immer die beste Medizin sein. Lieber so schnell wie möglich wieder fit sein als tagelang an der Erkältung herumdoktern.

Übernachtung: Days Inn New Orleans
Bewertung: ausreichend








Viele Grüße, Markus

http://www.historic-route66.de

OWL

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Erkältet im Urlaub - Bäh! :( Aber immer noch besser, als vom Alligator gefressen! :wink:

Quid licet Iovi, non licet bovi

brigi

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Hi Markus,
herrlicher Reisebericht  :applaus: :applaus: :applaus:

Das mit der Erkältung, kann ich gut nachvollziehen - es ging mir teilweise genauso. Wahrscheinlich sind wir einfach die Temperaturunterschiede nicht gewohnt. Draußen heiß, geht man wo rein - Kältehalle. Bin eh kein Freund der Klimaanlagen.

Das Pech mit der Baustelle im Hotel, hat aber bestimmt nichts mit der Frei-Übernachtung zu tun. (Wenn Du regulär gebucht hättest, wäre sie ja auch da gewesen). Ich hatte da anscheinend mehr Glück :wink:

Wir hatten ja ursprünglich auch New Orleans geplant - u. bin jetzt doch froh es gestrichen zu haben. Allem Anschein dauerts doch noch länger... Bei unserem 1. Besuch vor Jahren hat es uns nämlich schon gefallen.

Schreib fleißig weiter, ich freu mich schon auf die Fortsetzung.
liebe Grüsse Brigi
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Reiseberichte kreuz und quer durch die USA und Kanada, mit vielen Informationen und Fotos