30.04. Gallup - Bisti Badlands - Ship Rock - Valley of the Gods - Blanding (375 Meilen / 603 km)
Wir befinden uns in New Mexico und dürfen damit die Uhren wieder umstellen. Obwohl New Mexico und Nachbar Arizona in derselben Zeitzone liegen, differieren sie um eine Stunde, weil Arizona nicht auf Sommerzeit umstellt. Das hat zur Folge, dass in Arizona sehr früh die Sonne auf und ebenso früh auch wieder untergeht. Ungewohnt früh, um genau zu sein. Jetzt haben wir endlich wieder „normale“ Verhältnisse und dürfen bis 7:15 im Bett liegen bleiben.
Aus Gallup raus folgen wir der alten Route 66, die hier durch die Stadt führt und jeweils an der I-40 endet. Dort liefern wir uns einige Elefantenrennen und biegen auf die 371 Richtung Norden ab. Schilder entlang des Weges mahnen uns „Pass with care“, doch hier gibt es weit und breit niemanden, den wir überholen könnten. 30 Meilen lang darf unser Tempomat mit 55 Meilen pro Stunde fahren, bis endlich unvermittelt mitten in der Wildnis das Tempolimit auf 65 angehoben wird. Die Logik lässt grüßen.
Die Anfahrt zur Bisti Wilderness verspricht endlich etwas Abwechslung. Es geht über die tägliche Portion Gravel Road, doch dieses Stück ist auch mit einem normalen PKW gut machbar.
Die Aussicht auf wenig Schatten wird meinem Nacken sicher nicht gefallen, daher bastele ich mir kurzerhand aus meiner Cappi und einem Handtuch einen kleinen Sonnenschutz. Mag vielleicht bescheuert aussehen, wird sich aber als ungeheuer wohltuend erweisen.
Durch den offiziellen Eingang gelangen wir automatisch in einen zentralen Wash. Zu sehen gibt’s nicht sehr viel. Nur in einem respektvollem Abstand ein paar bunte Berge, ansonsten eher langweilige Wüste.
Das ändert sich erst, als wir auf die Idee kommen, den Wash zu verlassen und auf den Anhöhen oberhalb des Washs zu laufen. Hier befindet sich sogar ein gut ausgetrampelter Weg. Und auf einmal überschauen wir die schöne Landschaft und können unsere Augen verwöhnen. Im Wash selbst waren wir einfach zu nah dran am Geschehen. Man hatte nur Teile davon gesehen, doch jetzt erfassen wir die Motive als Ganzes.
Immer wieder verlassen wir den Pfad, um auf einen Bergkamm bis zum Tal vorzulaufen, weil wir überall neue schöne Ansichten vermuten. Ganz unverhofft finden wir mit dieser Taktik auch den Hoodoo-Arch, eine kleine Sandsteinbrücke, auf der ein kleiner Hoodoo thront.
Auch nett sind die Cracked Eggs, auf dem Boden liegende Steine, die wie Spiegeleier in einer Pfanne darauf warten, endlich gewendet zu werden.
Etwas weiter stoßen wir in der Sawmill, dem Sägewerk, auf versteinertes Holz und tatsächlich liegt hier ein Stamm wie von einer Säge in drei Teile zerlegt zum Abtransport bereit.
Hier kehren wir um und befassen uns mit dem Norden dieser außergewöhnlichen Landschaft, in der die Hitze nur so steht. Meinem Nacken geht’s immerhin blendend, liegt er doch im Schatten. Ich frage mich gerade nur, was schlimmer ist: Der Wind auf den Höhen, der versucht, mir das Handtuch vom Kopf zu reißen oder die Hitze im Tal, die mir die Schweiß auf die Stirn treibt.
Wir sind auf der Suche nach ein paar Hoodoos. Was sonst hat man von Horst, dem eingefleischten Hoodoo Fan zu erwarten. Ich finde sie diesmal zuerst, während er noch mit seinem GPS kämpft und mache schon einmal Fotos. Dann überlasse ich unserem Nachwuchsfilmer das Revier und widme mich meinen noch immer ungeschriebenen Postkarten. Ist das schön, einfach mal ein wenig dumm in der Landschaft rum zu sitzen.
So langsam schleicht sich ein Hungergefühl in meine Magengegend, doch laut GPS sind es noch 3km Luftlinie bis zum Parkplatz. An dieser Stelle ist das kleine Gerät wirklich gold wert, um die grobe Richtung zu bestimmen. So erspart man sich zeitraubende Versuche in der prallen Mittagssonne.
Wir schlagen uns über einen kleinen Wash durch und schrecken einen Fuchs auf, der hier seinen Schönheitsschlaf gehalten hat. Vor so gut wie jeder Kehre diskutieren wir noch über die Problematik Wash folgen oder quer über die Berge laufen. Beim Wash weiß man nie, wohin der Weg nach dem nächsten Bogen führt, dagegen ist die Bergvariante zwar kürzer, dafür mit leichten Anstiegen verbunden.
Als wir am Parkplatz ankommen, haben wir weitere 2 Stacheldrahtzaunüberquerungen hinter uns und staunen nicht schlecht, wie gut besucht doch diese Wüste ist. Bevor es weiter geht, veranstalten wir noch ein kleines 5 Sterne Menü. Es gibt heißes Wasser und jede Menge trockenes Brot mit immer denselben Wurstsorten, die endlich aufgebraucht werden müssen.
Weiter fahren wir zum Shiprock und passieren die Hauptstadt der Schrottplätze, Farmington. Ich will die Stadt nicht schlecht reden, aber auf wirklich jedem dritten Grundstück befindet sich ein Schrottplatz. Ist das hier etwa die Hauptstadt der ungeübten Verkehrsteilnehmer oder wo kommt der ganze Schrott her?
Endlich sind wir auch tagsüber mal in einer Ortschaft und finden ein Postamt. Das lästige an den Postkarten ist ja immer wieder, dass diese Dinger wie Sand am Meer verkauft werden, doch die passende Frankierung bekommt man nur sehr spärlich. Wir betreten also dieses wohl gekühlte Gebäude und rütteln an der verschlossenen Tür zur Schalterhalle. Mmmh, laut deren Öffnungszeiten müssten sie eigentlich aus ihrer Mittagspause längst wieder zurück sein. Irgendwann dämmert es mir: Heute ist Sonntag!
Westlich von Farmington liegen die Shiprocks. Einmal der Ort und einmal der Felsen. Beide sind nicht zu übersehen, aber wie kommt man zu letzterem? Unsere Karten fordern einstimmig nach der US666, doch im Ort zweigt nur die 491 in die richtige Richtung ab, von der aber keine unserer Karten etwas gehört haben will. Also solltet ihr mal hierhin kommen: Taschenrechner mit Umrechnungsfunktion Landkarte – Wirklichkeit nicht vergessen.
Zum Shiprock führen eine Hand voll nicht ausgeschilderter Dirt Roads, eine schüttelt mehr als die andere. Kennt ihr eigentlich auch dieses Spielchen mit den drei Hütchen, wo man nachher erraten muss, wo sich der Hauptpreis befindet? So etwas spielt der Inhalt unserer Plastiktüten gerade auf der Rückbank. Nachher gibt es wohl ein Picknick aus bekömmlichen CDs und im Radio hören wir die Schinken-Hits der Bread-Brothers.
Wir fahren westlich neben das große Massiv, denn von dieser Seite wird er noch beleuchtet. Wie schon in der Little Painted Desert ist es sehr windig geworden. Der beste Windschatten ist unser eigenes Auto. Man kann kaum noch ein Stativ halten.
Auf den letzten Metern bekommt die Straße ungeheure Schräglage und wir spielen das lustige Spielchen „ich sitze höher“. Auf dem Rückweg lasse ich Horst fahren und gewinne eine weitere Runde, da ich nun auf der anderen Seite sitze. Zum Ausgleich schicke ich ihn über ein paar Nebenstraßen, so dass er auch mal höher sitzen darf. Richtung Ausgang bringen uns meine Vorschläge aber nicht wirklich. Endlich sehen wir ein paar Stromleitungen und ich vermute, hier müsste die Hauptstraße sein, doch wie man sich täuschen kann. Die Strippen ziehen sie auch mitten durch die Einöde.
Wir kurven noch ein paar Minuten durchs Gelände, bis wir in einer indianischen Siedlung auskommen, wo uns eine Indianerin böse Blicke zuwirft. Scheinbar passt es ihr gar nicht, dass da ein Auto kommt und sie auf einmal Vorfahrt gewähren muss.
Wir fügen der „Tour der knapp vorbei Highlights“ ein weiteres Kapitel hinzu und fahren nicht ins Monument Valley, auch nicht zu den Goosenecks oder dem Moki Dugway, sondern drehen durch das Valley of the Gods eine Ehrenrunde, als die Sonne sich langsam schlafen legt.
Als wir gar nichts mehr sehen könne, überfahren wir fast eine Kuh auf dem Weg nach Blanding, kommen aber doch heile im Ort an. Horst hat es eilig, endlich das nächste Bett zu sehen und schießt auf der linken Spur am Rest des Verkehrs und für meinen Geschmack auch zu schnell an den ganzen Reklametafeln vorbei. In der hintersten Ecke des Ortes finden wir ein Motel, das unserer Meinung nach günstig aussieht. Störend ist nur die aufdringliche Beleuchtung der Gebäude auf der anderen Seite, meine ich, als ich in den Rückspiegel sehe. Wir kommen auf dem Motelparkplatz zum Stehen und sehen den Sheriff hinter uns. Nix Leuchtreklame, sondern eher Polizeiwagen.
Er erkundigt sich, ob wir wissen, warum er uns angehalten hat. Wenn ich jetzt sagen dürfte, was ich denke. Schließlich hat er uns doch gar nicht angehalten. Hier ist doch sowieso unsere Fahrt zu Ende.
Horst tut etwas überrascht: „Ne, wissen wir nicht.“ „Wegen Speeding! Es waren 30 erlaubt und wir wären mit 46 Meilen unterwegs gewesen.“ Jedenfalls belässt er es bei dieser Erklärung und wir checken ein. Sollen wir, während wir Motelreklamen lesen, etwa auch noch Verkehrszeichen lesen?
Am Check-In lege ich meine Kreditkarte vor, die als abgelaufen zurückgewiesen wird. Ich hatte schon so etwas geahnt, wollte es aber auf einen Test ankommen lassen. Es ist der 30.April, 20 Uhr Ortszeit in Utah. In Deutschland ist es bereits 1.Mai 4 Uhr morgens und da ist die Karte bereits abgelaufen. Aber alles kein Thema, weihe ich einfach meine neue ein, die ab 1. Mai gilt.
Das Zimmer hat auch schon mal bessere Tage gesehen, wenn überhaupt. Ich bin ja nur froh, dass sie die Leiche schon rausgeschafft haben. Ne, ehrlich. Ein guter Schauplatz für ein Szenario wäre es jedenfalls.
Übernachtung: Sunset Inn - Blanding, UTBewertung: mangelhaft