2. Tag: Golden Gate Bridge - Marin Headlands - Painted LadiesDer Tag begann für uns eigentlich bereits um 4 Uhr, da wir am Vorabend einfach zu früh in die Federn gefallen sind. Oder war es doch unser Tatendrang? Jedenfalls verbrachten wir die erste Stunde damit, das Notebook mal ans Netz zu bringen um zu testen, ob alles so funktionierte wie ich es mir vorgestellt hatte. Ein Data Port war am Telefon vorhanden, also das Modem-Kabel rein und die internationale Einwahl von AOL genutzt - perfekt!
Allmählich wurde es dann doch zu langweilig und die Vorfreude auf diese Traumstadt hielt uns nicht länger im Hotelzimmer. Das technische Equipment zusammen gepackt und ab in unseren SUV. Notebook angeschlossen, StreetAtlas gestartet und los ging’s. Um 7:30 Uhr saßen wir in einem Burger King am Fisherman’s Wharf und nahmen unser erstes “amerikanisches Frühstück” zu uns. Was man in Good Old Germany normalerweise nicht tun würde, gehört hier irgendwie dazu. Nur mit dem Kaffee kann ich mich wohl mein Leben lang nicht anfreunden, ganz egal wo ich ihn in den USA trinke.
Frisch gestärkt und voller Elan zurück ins Auto, das Navi angeschmissen und ihm gesagt, dass wir auf dem kürzesten, schnellsten und direktesten Weg zur Golden Gate Bridge wollen. Wir wollten keine Minute länger verlieren, da wir strahlend blauen Himmel hatten und es überhaupt nicht diesig war. Wie erwartet sprang das Navi (damit meine ich immer das Notebook mit der GPS-Maus und StreetAtlas 2004) sofort an: “Turn left on Main Street” usw. Und so fuhren wir, sicher wie die Einheimischen, quer durch San Francisco, immer blind dem Navi folgend. Die Golden Gate Bridge kam näher und näher. Erst als ich den Eindruck hatte, dass wir auf dieser Straße wohl eher unter der Brücke durch fahren würden anstatt über sie, verließ mich mein Gottvertrauen in die Technik. Zuerst mal Tina angemosert, dass sie wohl nicht aufgepasst hätte, anschließend meine Eingaben im Navi überprüft. So gesehen alles korrekt, aber hier konnten wir nicht weiter fahren, das war definitv falsch. Also umgedreht und eine Seitenstraße davor abgebogen. Fehlanzeige! Wieder gedreht und noch weiter Richtung San Francisco zurück, nächste Abbiegung genommen, wieder Fehlanzeige. Dies ging eine ganze Weile so mit Umdrehen und Abbiegen, jedoch ohne Erfolg. Zwischendurch meldete sich auch immer das Navi und wollte mir vermutlich mitteilen, dass ich auf diese Art wohl niemals die Golden Gate finden würde. Die Stimmung im Auto wurde allmählich etwas gereizter, bis wir endlich ein Schild entdeckten, welches uns den Weg zur Brücke zeigte. Höchststrafe für einen Technik-Fan wie mich. Am liebsten hätte ich das Notebook von der Golden Gate geworfen, aber die hatten wir ja ”glücklicherweise” noch nicht erreicht.
Und dann kam er - einer dieser Momente, welche man in seinem Leben nie mehr vergisst. Wir fuhren auf die wohl bekannteste Brücke der Welt. Ein tolles, nicht in Worte zu fassendes Gefühl. Unwillkürlich ging mir in diesem Moment der Song “Bridge Over Troubled Water” von Simon & Garfunkel durch den Kopf. Er wurde später zum Nachvertonen der Fotoshow an dieser Stelle verwendet. Auch wenn ich am Steuer saß, ich genoss diese Minuten in vollen Zügen. Viel zu schnell ging diese Fahrt vorbei und wir erreichten auf der anderen Seite den Vista Point. Absolut überraschend für mich, wie wenig Touristen hier waren. Ich hatte damit gerechnet, dass man sich hier gegenseitig auf die Füße tritt. Wir genossen ausgiebig den Blick auf die Brücke aller Brücken und machten die obligatorischen Fotos von uns und für andere. Diese Brücke muss man einfach lieben.
Nach ca. einer halben Stunde verließen wir den Vista Point an der Golden Gate. Aus dem USA-Forum hatte ich noch den Tipp zum Mount Tamalpais im Hinterland zu fahren. Das Navi wusste Bescheid und führte uns zu meinem Erstaunen sehr sicher und genau. Wir waren beeindruckt von der Landschaft, den riesigen Wäldern und der Ruhe, welche kurz nach dieser grandiosen Metropole beginnen. Leider kamen wir mit dem Wagen nicht ganz nach oben, da das letzte Stück für Fahrzeuge gesperrt war. Noch eine andere Strecke ausprobiert, aber hier kamen wir lediglich zu einem Parkplatz von dem aus eine Wanderung zum Mount Tamalpais unternommen werden kann. Das hatten wir für heute jedoch nicht vorgesehen und auch nicht die entsprechende Kleidung dabei. Also wird der Mount Tamalpais noch ein wenig auf uns warten müssen. Vielleicht ja in 2006.
So entschlossen wir uns gemütlich zur Golden Gate Bridge zurück zu fahren und den Blick von den Marin Headlands zu genießen. Diese befinden sich quasi auf der anderen Straßenseite auf Höhe des zuvor besuchten Vista Points an der Golden Gate Bridge. Wir fuhren bis zum ersten Parkplatz und gingen die paar Schritte zum Aussichtspunkt. Erneut erwartete uns ein grandiose Ausblick auf die Golden Gate und der Skyline von San Francisco dahinter. Von hier oben werden sicherlich die meisten Fotos geschossen, hat man doch beides, Brücke und Stadt, in perfekter Konstellation.
Gegen 13 Uhr fuhren wir weiter zum Golden Gate Park. Erneut leitete uns das Navi zuverlässig und wir entschlossen uns, relativ weit westlich zu parken. Durch das Fahren entlang der Parkgrenze konnten wir erst ermessen, welche Dimension diese grüne Oase mitten in San Francisco hat. Wir spazierten etwa eine Stunde durch den Park und genossen die Ruhe. Interessant fand ich, dass die “Franziskaner” ihre Autos im Golden Gate Park reparieren, waschen und pflegen. Und zum ersten Mal begegneten uns zahlreiche Jogger und Walker, meine Standard-Assoziation mit Kalifornien. Fehlten nur noch die Surfer. Diese fanden wir, als wir gegen 15 Uhr an der Westküste einen weiteren Stopp einlegten. Neben dem Traumwetter, dem tollen Strand und den zahlreichen Surfern erwartete uns eine wild-romantische Küste. Diese Stadt hat einfach alles zu bieten, was das Herz höher schlägen lässt.
Als wir wieder ins Auto stiegen und ich den Motor anließ, fiel mir auf, dass vorne beim Tacho ein Licht leuchtete, welches mir sagte: “Engine Service Soon”. Prima, da hat man die Karre gerade mal einen Tag und schon ist eine Inspektion fällig. Hatten wir uns also am Tag zuvor doch für den falschen SUV entschieden. Dennoch fuhren wir weiter zum Alamo Square um den Painted Ladies einen Besuch abzustatten. Bei diesen “Damen” handelt es sich um sechs wunderschön restaurierte Häuser im viktorianischen Stil. Dahinter zeigt sich eindrucksvoll die Skyline von San Francisco.
Anschließend fuhren wir zurück ins Hotel und ich habe erst einmal die Service-Nummer von Alamo angerufen. Es begann ein ca. 20-minütiges Frage-und-Antwort-Spiel, was zur Folge hatte, dass nun meine Englisch-Kenntnisse wieder UpToDate waren. Am Ende des Gespräches empfahl mit der Alamo-Mitarbeiter, das Auto noch heute zu wechseln. Na das hätte er auch gleich am Anfang sagen können. Anyway, uns knurrte jetzt jedenfalls der Magen. Drei Querstraßen südlich der Lombard Street befindet sich die Union Street, in welcher sich zahlreiche Restaurants und Pizzerias befinden. Wir entschieden uns für Italienisch und wählten das
Pasta Pomodoro. Nichts Überdurchschnittliches, aber ein gutes und ausreichendes Abendessen zu einem akzeptablen Preis.
So frisch gestärkt wollten wir nun noch Twin Peaks sehen. Von dort soll man ebenfalls einen traumhaften Blick auf die Stadt haben, welcher auch am Abend empfohlen wird. Erneut das Navi angeschlossen und uns zu Twin Peaks führen lassen. Anfangs lief das noch recht gut, doch dann kamen erste Rechts-Links-Verwechslungen von Tina. Auch das Navi war in den kleinen, verwinkelten Straßen nicht wirklich eine Hilfe. Nach etwa einer halben Stunde Rumgegurke irgendwo in der Nähe der Twin Peaks hatte ich die Nase voll. Das Vorhaben kurzerhand abgebrochen und Tina ins Hotel zurück gefahren. Ich hatte ja noch die tolle Aufgabe, das Fahrzeug bei Alamo am Flughafen zu tauschen. Also das Notebook so auf dem Beifahrersitz positioniert, dass ich es problemlos sehen konnte und los ging’s. Tja, was soll ich sagen? Es lief perfekt! Wie war das ... Frauen und Technik?
An der Wagenrückgabe war es relativ voll und somit dauerte es eine ganze Weile, bis ich an der Reihe war. Der Tausch ging jedoch reibungslos und unbürokratisch vonstatten. Also durfte ich wieder zur Choice Line und mir den nächsten SUV aussuchen. Ich fand das gleiche Modell und stieg zielstrebig ein. Doch was war das? Ein Licht sagte mir “Engine Service Soon”. Das darf nicht wahr sein. Also raus und in den nächsten eingestiegen. Ein verhältnismäßig großes Teil mit gerade mal 3.000 Meilen. Da war ich mir sicher, dass keine Inspektion notwendig sein würde. Nun hatten wir also einen roten Chevrolet Trailblazer. Mal sehen, ob uns der bis ans Ende unserer Rundreise begleiten wird.
Das Navi wieder angeschlossen und zurück zur Lombard Street. Mittlerweile war es nach 21 Uhr und der Verkehr in San Francisco war überraschend gering. Ich bog in die Van Ness Avenue ein und dann überkam es mich. Ich hatte grüne Welle, der Verkehr war wie gesagt gering und die Straße war typisch San Francisco, also Berg-und-Tal-Bahn. Ich gab ein wenig Gas und hatte etwa 2 km lang so richtig Spaß. Nur gut, dass in keiner Seitenstraße ein Officer stand. Als ich im Hotel ankam war Tina bereits beim Einschlafen und ich schloss mich nahtlos an.