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Autor Thema: Reisebericht "Der Westen der USA" aus 2004  (Gelesen 25596 mal)

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WanderLöwe

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Reisebericht "Der Westen der USA" aus 2004
« am: 17.07.2005, 22:36 Uhr »
Irgendwann habe ich es mal versprochen und will natürlich Wort halten. Ok, ok, ich geb's ja zu - hat lange gedauert, sehr lange. Aber so ist das halt, wenn einen nach dem Urlaub der Alltag wieder hat. Und wenn man meint, parallel dann noch mit einer eigenen Homepage bei Null anfangen zu müssen, dann dauert's halt.
Also, ich habe vor, von nun an in unregelmäßigen Abständen (Begründung s. o.  :lol: ) die Tagesberichte unserer USA-Reise aus dem Spätjahr 2004 hier zu veröffentlichen. Das bin ich meines Erachtens dem Forum hier im Mindesten schuldig, denn es stand mir bei der Planung immer zur Verfügung.
Jetzt hoffe ich nur, dass Euch der Bericht ein wenig interessiert. Diesen gibt's natürlich auch auf meiner HP, dann mit ein paar Fotos mehr garniert.
So, dann geht's mal los.

lor-mon

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Re: Reisebericht "Der Westen der USA" aus 2004
« Antwort #1 am: 17.07.2005, 22:55 Uhr »
Hallo Thomas,

Deine website macht Lust auf mehr. Allerdings sehe ich vom Reisebericht lediglich den Abflug-Tag. Die Foto-Seite geht bei mir gar nicht...mach' ich was falsch oder kommt noch was?

Viele Grüße Jürgen
Viele Grüße
Jürgen

WanderLöwe

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Re: Reisebericht "Der Westen der USA" aus 2004
« Antwort #2 am: 17.07.2005, 22:59 Uhr »
Vorbereitungen

Es begann alles Ende 2003 / Anfang 2004, als die Entscheidung fiel, dass der kommende Urlaub in die USA gehen solle. Für meine Lebensgefährtin war es des erste Urlaub dieser Art, denn bisher kannte sie nur Strand- und Cluburlaube. Aber auch für mich war es ein Novum, obwohl ich die Staaten bereits von zwei Florida-Urlauben kannte. Mir war jedoch klar, dass ich das “überschaubare” Florida nicht im Geringsten vergleichen durfte, mit dem was wir vor hatten.
Also Reiseführer gekauft und gelesen bis die Augen tränten. Dennoch war es irgendwie unbefriedigend, da die elementaren Fragen, wie z. B. die nach der idealen Reisezeit unbeantwortet blieben. Auch für die erste Grobplanung einer Route fand ich in keinem Reiseführer Aussagen, welche mir ein wenig Sicherheit in Bezug auf die Machbarkeit gegeben hätten. Im Frühjahr 2004 stieß ich dann während meiner Internet-Recherche zufälligerweise auf das USA-Forum und ab diesem Zeitpunkt nahm unser USA-Trip Gestalt an. Das für mich absolut Faszinierende war, in welcher Geschwindigkeit ich damals Aussagen zu meiner geplanten Route bekam. Prompt war es auch so, dass die ursprünglich geplante Tour zeitlich niemals gelungen wäre. Auch wären wir an dem einen oder anderen Highlight einfach vorbei gebraust. Seitdem bin ich täglicher Teilnehmer dieses Forums und kann es nur jedem USA-Interessierten wärmstens empfehlen. An dieser Stelle auch nochmals mein Dank an alle Forums-Mitglieder, denn ohne Euch wäre dieser Urlaub nicht zu diesem Highlight geworden und vermutlich gäbe es meine Homepage auch nicht.

Nachdem die Route im Großen und Ganzen stand, galt es, sie etwas detaillierter zu planen. Sind die Tagesetappen machbar, wann erreichen wir Las Vegas, um nicht am Wochenende wegen der erhöhten Zimmerpreise übernachten zu müssen, wann sind wir im Death Valley um vorab reservieren zu können? Diese Detailarbeit erledigte ich mit der Routenplanungs-Software StreetAtlas 2004 von DeLorme, welche mittlerweile in der neuen Version 2005 vorliegt. Mit dieser Version wurde beispielsweise diese Routenübersicht erstellt.



Wie ich finde, ein geniales Tool, welches in Verbindung mit einer GPS-Maus (z. B. der von Earthmate) ein perfektes Navigationssystem ergibt. Da ich grundsätzlich geplant hatte das Notebook mitzunehmen, um zum einen die Reiseberichte während der Tour zu schreiben und um es zum anderen als Speichermedium für die zu erwartenden zahlreichen Digitalfotos zu nutzen, war es keine Frage, mir diese GPS-Maus zuzulegen. Ich hatte die USB-Variante (mit Kabel) und muss sagen, es war ein idealer Weggefährte, welcher zwingend bei der nächsten Tour wieder dabei sein wird.
Um das Laptop in den Vereinigten Staaten auch online zu nutzen, waren sowohl Wireless-LAN-Karte, Modem- und LAN-Kabel mit von der Partie. Und es kam alles zum Einsatz. Sicherheitshalber hatte ich neben meinem T-Online-Zugang auch noch einen AOL-Zugang abgeschlossen. Für beide gibt es die internationale Einwahl, welche sich durchaus auszahlen sollte. Darüber hinaus noch einen KFZ-Adapter für’s Notebook und ein Akku-Ladegerät (Achtung: Muss mit 110V klar kommen), sowie Digitalkamera und Speicherkarten. Das zur technischen Ausstattung.
Nachdem die Route so weit klar war und die auch im USA-Forum durch die Qualitätssicherung kam, ging es endlich ans Buchen. Spätestens jetzt wird so ein Urlaub real. Am 24.04.2004 fanden wir im Internet unsere Flüge bei TBOOKER, von Stuttgart via London nach San Francisco. Zum wiederholten Male flog ich nun mit British Airways und um es vorweg zu nehmen - ich war positiv überrascht.
Als nächstes wurde auf Grund meiner bisherigen positiven Erfahrungen der Mietwagen wieder über den ADAC gebucht. War es bei den ersten beiden Malen die Mietwagengesellschaft AVIS, so sollte es nun Holiday Autos werden, welche ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht kannte. Diese sind eine Art Zwischenhändler, welcher Kontingente bei den renommierten Vermietern einkauft, vornehmlich bei Alamo. Gebucht wurde ein Intermediate, mit der Absicht vor Ort auf einen SUV upzugraden.
Natürlich haben wir auch Motels/Hotels im Voraus gebucht, allerdings nur was unseres Erachtens unbedingt sein musste. Das waren die ersten drei Nächte in San Francisco, eine Übernachtung im Death Valley und die ursprünglich geplanten drei Nächte in Las Vegas. Ebenfalls von Deutschland aus haben wir die Tour zur Gefängnisinsel Alcatraz über’s Internet bei Blue & Gold Fleet gebucht. Und natürlich nicht zu vergessen den National Parks Pass.

Somit waren wir nun technisch gut ausgestattet und insgesamt gut vorbereitet. Nun begann das Schlimmste überhaupt, das Warten auf den Abflugtag und das zieht sich ja bekanntlich. Endlich kam der Tag davor und das Reisefieber hatte uns gepackt. Nicht allein dadurch, dass wir bereits am Vorabend zum Flughafen fuhren und in aller Ruhe unser Gepäck aufgaben. Möglich sind ja 2 x 32 kg pro Person, aber dies erreichten selbst wir nicht. Dennoch hatte jeder von uns einen Koffer und eine große Sporttasche. Nachdem das erledigt war, konnten wir am nächsten Morgen den Start zu unserer großen Tour in aller Ruhe angehen lassen.
Ein Traum wird wahr ...

lor-mon

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Re: Reisebericht "Der Westen der USA" aus 2004
« Antwort #3 am: 17.07.2005, 23:01 Uhr »
hm, o.k., habe verstanden  :oops:  :oops:  :oops:

Viele Grüße Jürgen
Viele Grüße
Jürgen

WanderLöwe

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Re: Reisebericht "Der Westen der USA" aus 2004
« Antwort #4 am: 17.07.2005, 23:02 Uhr »
@lor-mon

Nein, alles in Ordnung. Die HP ist noch nicht fertig und wird ebenso Stück für Stück fortgeschrieben. Du machst nichts falsch  :lol:

Wolfgang

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Re: Reisebericht "Der Westen der USA" aus 2004
« Antwort #5 am: 17.07.2005, 23:11 Uhr »
Hi,

der Auftakt hört sich sehr vielversprechend an. Hoffentlich wird unsere Geduld nicht zu sehr strapaziert, bis wir weitere Reisetage lesen dürfen  :wink:
Gruß

Wolfgang

WanderLöwe

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Re: Reisebericht "Der Westen der USA" aus 2004
« Antwort #6 am: 17.07.2005, 23:25 Uhr »
1. Tag: Stuttgart - London - San Francisco

Endlich war es soweit, mein Wecker klingelte um 4 Uhr in der Früh. Unter normalen Umständen würde ich das Teil an die Wand klatschen, wenn es sich um diese Zeit bemerkbar machen würde. Nicht so an diesem Morgen. Aufstehen, Kaffee trinken, duschen, Kaffee trinken und schon war es 5 Uhr und wir wurden abgeholt. Einen Tag zuvor hatten wir den Vorabend-Check-In genutzt und unser komplettes Gepäck, mit Ausnahme des Handgepäcks, bereits aufgegeben. Das Handgepäck bestand lediglich aus dem Notebook und einem Rucksack, welcher neben Kosmetika auch eine Tasche mit diversen Kabeln für’s Notebook, KFZ-Adapter und Akku-Ladegerät enthielt. Sehr empfehlenswerte Variante des Eincheckens, da keinerlei Schlage vor dem Terminal. Hinzu kam noch, dass wir für den Flug London - San Francisco noch einen Fensterplatz bekamen. Dies wurde mir Wochen zuvor im Internet unter der Platzreservierung nicht mehr angeboten. Die äußerst nette BA-Mitarbeiterin meinte nur, nachdem ich diesbezüglich verwundert nachgefragt hatte, dass das Personal ja auch noch für was gut sein müsse. Nun, da hat sie wohl absolut Recht.

So “unbepackt” wurden wir also nun von meinem Dad an den Stuttgarter Flughafen gefahren. Dank der herrlich leeren Straßen Sonntag morgens um 5 Uhr, waren wir natürlich viel zu früh am Flughafen. Noch gemütlich einen Kaffee getrunken, auch wenn es meiner Lebenspartnerin (im Verlauf der Reiseberichte Tina genannt) nicht nach Essen oder Trinken zumute war. Die Flugangst machte sich bei ihr breit und ihre Gesichtsfarbe verblasste zunehmend. Etwa gegen 6:15 Uhr gingen wir durch die Sicherheitskontrolle, welche trotz der ganzen Kabel, Akkulader, usw. kein Problem darstellte. Nach dem Check fragte ich einen Beamten nach einer Nämlichkeitsbescheinigung für mein Notebook. Dies wurde mir im Vorfeld  durch den Zoll sowohl via Email als auch am Flughafen so empfohlen. Daraufhin musste ich die Sicherheitszone mit dem Notebook wieder verlassen und im Zollbüro vorsprechen. Von einer Nämlichkeitsbescheinigung wollten die beiden Kollegen gar nichts wissen beziehungsweise wussten sie selbst nichts darüber. Nachdem sie das Notebook inspiziert hatten meinten sie lapidar, dass ich bei der Wiedereinfuhr keine Probleme haben würde, da es sich ja um eine deutsche Tastatur handle. Zudem würde man Gebrauchsspuren erkennen. Nun gut, nach einer kurzen Diskussion über diese Aussagen musste ich mich mit dem Status Quo zufrieden geben und hoffen, dass die Zollbeamten bei der Rückreise dies ebenso sehen mögen. Natürlich musste ich mich anschließend dem Sicherheitscheck erneut unterziehen. Auf dem Weg zur Abflughalle passierten wir einen weiteren Sicherheitscheck, welcher intensiver war als der erste. Dann war es geschafft und pünktlich um 7:20 Uhr starteten wir nach London Heathrow. Lediglich um Tina machte ich mir ernsthafte Sorgen, denn sie war kurz vor’m Kollaps. Etwa 1,5 Stunden später hatte sie den Auftaktflug unbeschadet überstanden und sie konnte im Londoner Airport länger relaxen, als ursprünglich vorgesehen, denn unser Weiterflug verzögerte sich um etwa 1 Stunde. Um 11:30 saßen wir dann endlich in unserer Maschine Richtung San Francisco. Und ich muss sagen, ich war mehr als positiv von British Airways überrascht, wenn ich an die vorherigen Flüge denke. Super Service, relativ gutes Essen und Monitor im Vordersitz. Das Filmangebot war vom Feinsten, u. a. Spiderman 2 und Terminal. Highlights welche gerade im Kino in Deutschland liefen. Zwar nur auf Englisch, aber das war die willkommene Einstimmung auf die nächsten Wochen. Insgesamt war der Flug sehr kurzweilig - auch für Tina.

14:00 Uhr Ortszeit war es geschafft. Wir landeten nach zahllosen Schleifen (sehr zum Leidwesen von Tina) auf dem San Francisco International Airport. Nun war ich gespannt, wie die Einreise ablaufen würde. Vieles hat man gehört oder gelesen, einiges selbst schon in Miami erlebt. Um es kurz zu machen - es lief alles ohne jegliche Vorkommnisse ab. Der Beamte war mehr als freundlich, das Fotografieren und der Fingerabdruck verzögerten die Einreise nicht wirklich. So, Amerika - hier sind wir !

Nun wurde es Zeit, meine ersten Sprachübungen hinter mich zu bringen. Die Abholung des Mietwagens stand an und das war bei meinen bisherigen beiden USA-Urlauben immer ein etwas längeres und diskussionsreicheres Unterfangen. Mit dem AirTrain am Flughafen ging es zu den Autovermietungen. Überrascht war ich, wie leer es bei Alamo war. Also direkt zum Schalter und den Voucher abgegeben. Und prompt kam sie, die Frage aller Fragen: Ob ich nicht ein Upgrade wolle. Der Mitarbeiter bot mir zuerst ein Upgrade von Intermediate auf Premium an, was ich aber ausschlug. Dann bot er mir den SUV an und der Preis von 7 USD/Tag war es uns wert. Innerhalb von zwei Minuten war alles perfekt und wir konnten unseren Weggefährten für die kommenden Wochen abholen. Die Choice Line kannte ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht und wir hatten die Qual der Wahl. Letztlich entschieden wir uns auf Grund des zuschaltbaren 4-Rad-Antriebes für den Jeep Grand Cherokee, was jedoch ein Fehler sein sollte, wie sich zu einem späteren Zeitpunkt zeigen wird.



Bevor wir los fuhren wurde erst mal das Notebook angeschlossen und StreetAtlas 2004 gestartet. Das Navigationssystem sollte uns direkt zu unserem ersten Motel bringen. Hey, siehe da, es zeigte uns den korrekten Standort “Alamo, Airport” an. Dann konnte ja nichts mehr schief gehen. Raus aus dem Parkhaus beim Airport, Tina neben mir mit dem Laptop auf dem Schoß und schon den ersten Fragezeichen in den Augen. Die Funktionsweise ist ein klein wenig anders als das heimische Navi und etwas gewöhnungsbedürftig. Also gleich mal falsch gefahren und erster Stress stellte sich ein. Die Software in der Praxis nochmals studiert und Tina erklärt und ab dann war es weitestgehend kein Problem mehr, außer Tina verwechselte mal wieder rechts mit links. Bald darauf waren wir in der Lombard Street, in welcher auch unser Motel für die ersten drei Nächte lag.
Gegen 16:30 Uhr Ortszeit, wir waren nun seit rund 18 Stunden auf den Beinen, hatten wir das Auto ausgeladen und uns frisch gemacht. Nach der langen Sitzerei beschlossen wir, uns noch ein wenig die Beine zu vertreten. Also San Francisco ein wenig zu Fuß erkunden. So wanderten wir etwas planlos durch die Straßen von San Francisco und der Wechsel von Rauf und Runter tat sein übriges. Gegen 19 Uhr waren wir beide dermaßen geschafft, so dass es gerade noch reichte gegenüber unseres Motels ein paar Flaschen Wasser und 7up zu kaufen, bevor wir auf’s Zimmer gingen und umgehend einschliefen.

WanderLöwe

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Re: Reisebericht "Der Westen der USA" aus 2004
« Antwort #7 am: 17.07.2005, 23:27 Uhr »
@ Wolfgang
Ich werde tun was ich kann  :groove:
Für heute ist aber Schluss, morgen sehe ich wieder gute Chancen.
A guats Nächtle @ all!

Elvi

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Re: Reisebericht "Der Westen der USA" aus 2004
« Antwort #8 am: 18.07.2005, 20:59 Uhr »
Schön geschrieben....bin gespannt, wie's weitergeht.
Elvi

WanderLöwe

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Re: Reisebericht "Der Westen der USA" aus 2004
« Antwort #9 am: 19.07.2005, 23:56 Uhr »
2. Tag: Golden Gate Bridge - Marin Headlands - Painted Ladies

Der Tag begann für uns eigentlich bereits um 4 Uhr, da wir am Vorabend einfach zu früh in die Federn gefallen sind. Oder war es doch unser Tatendrang? Jedenfalls verbrachten wir  die erste Stunde damit, das Notebook mal ans Netz zu bringen um zu testen, ob alles so funktionierte wie ich es mir vorgestellt hatte. Ein Data Port war am Telefon vorhanden, also das Modem-Kabel rein und die internationale Einwahl von AOL genutzt - perfekt!
Allmählich wurde es dann doch zu langweilig und die Vorfreude auf diese Traumstadt hielt uns nicht länger im Hotelzimmer. Das technische Equipment zusammen gepackt und ab in unseren SUV. Notebook angeschlossen, StreetAtlas gestartet und los ging’s. Um 7:30 Uhr saßen wir in einem Burger King am Fisherman’s Wharf und nahmen unser erstes “amerikanisches Frühstück” zu uns. Was man in Good Old Germany normalerweise nicht tun würde, gehört hier irgendwie dazu. Nur mit dem Kaffee kann ich mich wohl mein Leben lang nicht anfreunden, ganz egal wo ich ihn in den USA trinke.

Frisch gestärkt und voller Elan zurück ins Auto, das Navi angeschmissen und ihm gesagt, dass wir auf dem kürzesten, schnellsten und direktesten Weg zur Golden Gate Bridge wollen. Wir wollten keine Minute länger verlieren, da wir strahlend blauen Himmel hatten und es überhaupt nicht diesig war. Wie erwartet sprang das Navi (damit meine ich immer das Notebook mit der GPS-Maus und StreetAtlas 2004) sofort an: “Turn left on Main Street” usw. Und so fuhren wir, sicher wie die Einheimischen, quer durch San Francisco, immer blind dem Navi folgend. Die Golden Gate Bridge kam näher und näher. Erst als ich den Eindruck hatte, dass wir auf dieser Straße wohl eher unter der Brücke durch fahren würden anstatt über sie, verließ mich mein Gottvertrauen in die Technik. Zuerst mal Tina angemosert, dass sie wohl nicht aufgepasst hätte, anschließend meine Eingaben im Navi überprüft. So gesehen alles korrekt, aber hier konnten wir nicht weiter fahren, das war definitv falsch. Also umgedreht und eine Seitenstraße davor abgebogen. Fehlanzeige! Wieder gedreht und noch weiter Richtung San Francisco zurück, nächste Abbiegung genommen, wieder Fehlanzeige. Dies ging eine ganze Weile so mit Umdrehen und Abbiegen, jedoch ohne Erfolg. Zwischendurch meldete sich auch immer das Navi und wollte mir vermutlich mitteilen, dass ich auf diese Art wohl niemals die Golden Gate finden würde. Die Stimmung im Auto wurde allmählich etwas gereizter, bis wir endlich ein Schild entdeckten, welches uns den Weg zur Brücke zeigte. Höchststrafe für einen Technik-Fan wie mich. Am liebsten hätte ich das Notebook von der Golden Gate geworfen, aber die hatten wir ja ”glücklicherweise” noch nicht erreicht.
Und dann kam er - einer dieser Momente, welche man in seinem Leben nie mehr vergisst. Wir fuhren auf die wohl bekannteste Brücke der Welt. Ein tolles, nicht in Worte zu fassendes Gefühl. Unwillkürlich ging mir in diesem Moment der Song “Bridge Over Troubled Water” von Simon & Garfunkel durch den Kopf. Er wurde später zum Nachvertonen der Fotoshow an dieser Stelle verwendet. Auch wenn ich am Steuer saß, ich genoss diese Minuten in vollen Zügen. Viel zu schnell ging diese Fahrt vorbei und wir erreichten auf der anderen Seite den Vista Point. Absolut überraschend für mich, wie wenig Touristen hier waren. Ich hatte damit gerechnet, dass man sich hier gegenseitig auf die Füße tritt. Wir genossen ausgiebig den Blick auf die Brücke aller Brücken und machten die obligatorischen Fotos von uns und für andere. Diese Brücke muss man einfach lieben.

Nach ca. einer halben Stunde verließen wir den Vista Point an der Golden Gate. Aus dem USA-Forum hatte ich noch den Tipp zum Mount Tamalpais im Hinterland zu fahren. Das Navi wusste Bescheid und führte uns zu meinem Erstaunen sehr sicher und genau. Wir waren beeindruckt von der Landschaft, den riesigen Wäldern und der Ruhe, welche kurz nach dieser grandiosen Metropole beginnen. Leider kamen wir mit dem Wagen nicht ganz nach oben, da das letzte Stück für Fahrzeuge gesperrt war. Noch eine andere Strecke ausprobiert, aber hier kamen wir lediglich zu einem Parkplatz von dem aus eine Wanderung zum Mount Tamalpais unternommen werden kann. Das hatten wir für heute jedoch nicht vorgesehen und auch nicht die entsprechende Kleidung dabei. Also wird der Mount Tamalpais noch ein wenig auf uns warten müssen. Vielleicht ja in 2006.
So entschlossen wir uns gemütlich zur Golden Gate Bridge zurück zu fahren und den Blick von den Marin Headlands zu genießen. Diese befinden sich quasi auf der anderen Straßenseite auf Höhe des zuvor besuchten Vista Points an der Golden Gate Bridge. Wir fuhren bis zum ersten Parkplatz und gingen die paar Schritte zum Aussichtspunkt. Erneut erwartete uns ein grandiose Ausblick auf die Golden Gate und der Skyline von San Francisco dahinter. Von hier oben werden sicherlich die meisten Fotos geschossen, hat man doch beides, Brücke und Stadt, in perfekter Konstellation.



Gegen 13 Uhr fuhren wir weiter zum Golden Gate Park. Erneut leitete uns das Navi zuverlässig und wir entschlossen uns, relativ weit westlich zu parken. Durch das Fahren entlang der Parkgrenze konnten wir erst ermessen, welche Dimension diese grüne Oase mitten in San Francisco hat. Wir spazierten etwa eine Stunde durch den Park und genossen die Ruhe. Interessant fand ich, dass die “Franziskaner” ihre Autos im Golden Gate Park reparieren, waschen und pflegen. Und zum ersten Mal begegneten uns zahlreiche Jogger und Walker, meine Standard-Assoziation mit Kalifornien.  Fehlten nur noch die Surfer. Diese fanden wir, als wir gegen 15 Uhr an der Westküste einen weiteren Stopp einlegten. Neben dem Traumwetter, dem tollen Strand und den zahlreichen Surfern erwartete uns eine wild-romantische Küste. Diese Stadt hat einfach alles zu bieten, was das Herz höher schlägen lässt.
Als wir wieder ins Auto stiegen und ich den Motor anließ, fiel mir auf, dass vorne beim Tacho ein Licht leuchtete, welches mir sagte: “Engine Service Soon”. Prima, da hat man die Karre gerade mal einen Tag und schon ist eine Inspektion fällig. Hatten wir uns also am Tag zuvor doch für den falschen SUV entschieden. Dennoch fuhren wir weiter zum Alamo Square um den Painted Ladies einen Besuch abzustatten. Bei diesen “Damen” handelt es sich um sechs wunderschön restaurierte Häuser im viktorianischen Stil. Dahinter zeigt sich eindrucksvoll die Skyline von San Francisco.



Anschließend fuhren wir zurück ins Hotel und ich habe erst einmal die Service-Nummer von Alamo angerufen. Es begann ein ca. 20-minütiges Frage-und-Antwort-Spiel, was zur Folge hatte, dass nun meine Englisch-Kenntnisse wieder UpToDate waren. Am Ende des Gespräches empfahl mit der Alamo-Mitarbeiter, das Auto noch heute zu wechseln. Na das hätte er auch gleich am Anfang sagen können. Anyway, uns knurrte jetzt jedenfalls der Magen. Drei Querstraßen südlich der Lombard Street befindet sich die Union Street, in welcher sich zahlreiche Restaurants und Pizzerias befinden. Wir entschieden uns für Italienisch und wählten das Pasta Pomodoro. Nichts Überdurchschnittliches, aber ein gutes und ausreichendes Abendessen zu einem akzeptablen Preis.
So frisch gestärkt wollten wir nun noch Twin Peaks sehen. Von dort soll man ebenfalls einen traumhaften Blick auf die Stadt haben, welcher auch am Abend empfohlen wird. Erneut das Navi angeschlossen und uns zu Twin Peaks führen lassen. Anfangs lief das noch recht gut, doch dann kamen erste Rechts-Links-Verwechslungen von Tina. Auch das Navi war in den kleinen, verwinkelten Straßen nicht wirklich eine Hilfe. Nach etwa einer halben Stunde Rumgegurke irgendwo in der Nähe der Twin Peaks hatte ich die Nase voll. Das Vorhaben kurzerhand abgebrochen und Tina ins Hotel zurück gefahren. Ich hatte ja noch die tolle Aufgabe, das Fahrzeug bei Alamo am Flughafen zu tauschen. Also das Notebook so auf dem Beifahrersitz positioniert, dass ich es problemlos sehen konnte und los ging’s. Tja, was soll ich sagen? Es lief perfekt! Wie war das ... Frauen und Technik?
An der Wagenrückgabe war es relativ voll und somit dauerte es eine ganze Weile, bis ich an der Reihe war. Der Tausch ging jedoch reibungslos und unbürokratisch vonstatten. Also durfte ich wieder zur Choice Line und mir den nächsten SUV aussuchen. Ich fand das gleiche Modell und stieg zielstrebig ein. Doch was war das? Ein Licht sagte mir “Engine Service Soon”. Das darf nicht wahr sein. Also raus und in den nächsten eingestiegen. Ein verhältnismäßig großes Teil mit gerade mal 3.000 Meilen. Da war ich mir sicher, dass keine Inspektion notwendig sein würde. Nun hatten wir also einen roten Chevrolet Trailblazer. Mal sehen, ob uns der bis ans Ende unserer Rundreise begleiten wird.
Das Navi wieder angeschlossen und zurück zur Lombard Street. Mittlerweile war es nach 21 Uhr und der Verkehr in San Francisco war überraschend gering. Ich bog in die Van Ness Avenue ein und dann überkam es mich. Ich hatte grüne Welle, der Verkehr war wie gesagt gering und die Straße war typisch San Francisco, also Berg-und-Tal-Bahn. Ich gab ein wenig Gas und hatte etwa 2 km lang so richtig Spaß. Nur gut, dass in keiner Seitenstraße ein Officer stand. Als ich im Hotel ankam war Tina bereits beim Einschlafen und ich schloss mich nahtlos an.

freddykr

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Re: Reisebericht "Der Westen der USA" aus 2004
« Antwort #10 am: 20.07.2005, 08:15 Uhr »
Klingt richtig gut. Bin schon gespannt wie es weitergeht.
Viele Grüße,
Danilo


Westernlady

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Re: Reisebericht "Der Westen der USA" aus 2004
« Antwort #11 am: 20.07.2005, 08:25 Uhr »
Ich lese begeistert mit  :D
Und freue mich auf die Fortsetzung  :D

haching112

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Re: Reisebericht "Der Westen der USA" aus 2004
« Antwort #12 am: 20.07.2005, 09:13 Uhr »
Hi WanderLöwe,

warte schon gespannt auf die Fortsetzung. Jetzt noch zu der Meldung „Engine Service Soon” diese Anzeige kommt mir bekannt vor. Leider kennen sich die Alamo Mitarbeiter nicht mit der Technik aus. Nachdem ich auch einen Jeep, unter anderem wegen dieser Meldung, getauscht habe, kam auch bei diesem Tauschfahrzeug, wieder ein Jeep Grand Cherokee, die gleiche Meldung nach einigen Meilen.

Also was tun? Habe nach der Betriebsanleitung im Auto gesucht und sie auch gefunden und was lese ich da mit erstaunen. Die Meldung hängt nur von einem Meilenzähler ab, der an den Kundendienst erinnern soll. Dieser Zähler läst sich genauso einfach wie der Tagesmeilenzähler zurückstellen. Damit war das Problem behoben und das Auto lief viele Meilen ohne Probleme.

Kauschthaus

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Re: Reisebericht "Der Westen der USA" aus 2004
« Antwort #13 am: 20.07.2005, 09:30 Uhr »
Hallo Wanderlöwe,

Dein Bericht ist super zu lesen, interessant und kurzweilig geschrieben.

Danke und viele Grüße, Petra
Wenn DAS die Lösung ist, dann will ich mein Problem zurück!

AndyOne

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Re: Reisebericht "Der Westen der USA" aus 2004
« Antwort #14 am: 20.07.2005, 09:59 Uhr »
Hi WanderLöwe,

macht Freude Deinen Bericht zu lesen, besonders weil ich die Stadt gut kenne und mir genau vorstellen kann wo Du gerade bist.

Ich bin zwar auch sehr Technikbegeistert, aber den Ärger mit dem Navi kann man sich glaube ich sparen. Es gibt eine gute Karte vom AAA mit der ich, mit Frau, alles gefunden habe. Die Orientierung ist in SF auch ziemlich einfach durch das Schachbrettmuster, allerdings die Auffahrt zum Twin Peaks für Neulinge vielleicht nicht ganz so einfach zu finden, aber natürlich auch nichts unmögliches.

Weiter so, ich bin gespannt.
bye
Andy

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