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Autor Thema: Reisebericht "Der Westen der USA" aus 2004  (Gelesen 25616 mal)

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WanderLöwe

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Re: Reisebericht "Der Westen der USA" aus 2004
« Antwort #15 am: 20.07.2005, 13:11 Uhr »
@All
Vielen Dank für die vielen FeedBacks. Das motiviert doch ungemein, Sonne, Weizenbier und anderen schönen Dingen des Lebens zu widerstehen und weiter an den Berichten zu schreiben  :wink:

@AndyOne
Das mit dem Navi war auch eher der "Belastungstest" bevor unsere Tour so richtig los ging. Heute würde ich auch sagen, dass San Francisco recht einfach ist auch ohne Navi zu navigieren. Tja und Twin Peaks - das ist eine Geschichte für sich. Das Thema ist in den Reiseberichten noch lange nicht durch  :wink:

Grüße an Alle und evtl. kommt heue Nacht Tag 3.

Ole Miss

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Re: Reisebericht "Der Westen der USA" aus 2004
« Antwort #16 am: 20.07.2005, 15:07 Uhr »
Hallo Wanderlöwe!

Ein sehr schön geschriebener Bericht, bin schon auf die Fortsetzung gespannt.
Hoffentlich kommt Tina noch ein bißchen besser weg, fange an mich mit ihr zu identifizieren (Flugangst, Orientierungslosigkeit)...  :lol:

LG,
Ole Miss  :wink:

WanderLöwe

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Re: Reisebericht "Der Westen der USA" aus 2004
« Antwort #17 am: 20.07.2005, 15:40 Uhr »
@ OleMiss

Lach - Das wird sie, keine Sorge. Zumal sie von diesem Urlaub nicht minder schwärmt wie ich. Wobei die Flugangst grundsätzlich nicht zu unterschätzen ist, das ist ein ernsthaftes Problem, welches ich Gott sei Dank so nicht kenne.

LG
Tommy

WanderLöwe

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Re: Reisebericht "Der Westen der USA" aus 2004
« Antwort #18 am: 20.07.2005, 22:48 Uhr »
12.10. - Fisherman’s Wharf - Alcatraz - Coit Tower - Chinatown - Union Street

Erneut waren wir für unsere Verhätlnisse sehr früh wach. Wir ließen es gemütlich angehen, denn wir hatten Karten für Alcatraz um 10:15 Uhr, welche wir bereits in Deutschland über's Internet bei Gold & Blue Fleet gebucht hatten. Und wir entschlossen uns, den neuen Wagen erst mal in der Garage zu lassen. So brachen wir kurz nach 7 Uhr zu Fuß in Richtung Fisherman's Wharf auf. Selbst per pedes ist dies vom Buena Vista Motor Inn aus ein Katzensprung . Wir entschlossen uns dann das Frühstück mal im Denny's zu versuchen. Ein Fehler wie sich zeigen sollte. Denn was wir da für 30 USD auf den Tisch bekamen, war im Verhältnis eine Frechheit. Vielleicht lag es auch daran, dass dieses Denny's Bestandteil eines großen Holiday Inn's war. Uns jedenfalls hat Denny's in diesem Urlaub nicht mehr gesehen.

So gegen 9 Uhr waren wir dann am Fisherman's Wharf und holten unsere bestellten Tickets ab. Anschließend schlenderten wir eine Weile über den Fisherman's Wharf. Bei dieser Gelegenheit stellten wir fest, dass bereits um diese frühe Zeit die Golden Gate leicht im Nebel lag. Dies nahm den gesamten Tag über immer mehr zu. Wir hatten Glück, dass wir bereits einen Tag zuvor bei absolut klarer Sicht dort waren.



Das Hafengebiet ist unseres Erachtens sehr sehenswert. Toll, wenn man am frühen Morgen zusehen kann, wie die ganzen Fisch- und Krabbenbrötchen zubereitet werden. Interessant waren auch die zahlreichen Seelöwen, welche hier am Pier 39 in der Morgensonne schliefen. Irgendwie fühlten wir uns hier am Fisherman's Wharf pudelwohl.
Gegen 10 Uhr stellten wir uns dann in die Schlange für die Überfahrt nach Alcatraz. Unglaublich welche Besucherscharen um diese Zeit schon hier waren. Und es zeigte sich, dass es richtig war, die Karten im Voraus zu buchen. Normale Karten waren an der Kasse nicht mehr erhältlich. Es gab lediglich so genannte StandBy-Tickets. So sahen wir zahlreiche Touristen in einer separaten Schlange in der Sonne stehen, darauf wartend, dass noch ein paar Plätze auf der Fähre frei sind. Bei unserer waren es gerade mal 3 Passagiere, die einsteigen durften. Von daher kann ich nur empfehlen, wenn Alcatraz auf dem Programm steht, dann die Karten im Voraus besorgen.
Die Überfahrt geht ziemlich fix und dann steht man da auf dieser Gefängnisinsel. Anfangs, wenn die ganzen Menschenmassen um den einen Ranger herum stehen, der ein paar Grundinfos zum Besten gibt, bemerkt man nichts von der Atmosphäre dieser Insel. Diese verspürt man dann, wenn sich die Menschentraube auflöst und sich auf der Insel verteilt. Man kann dann auf eigene Faust die Insel erkunden. Im eigentlichen Gefängnistrakt erhält man einen Walkman, welcher einen in der Muttersprache durch den "Bau" führt. Sehr interessant ist auch die Aussage, dass die Häftlinge einen grandiosen Ausblick auf San Francisco genossen, wohl wissend, dass die Stadt für sie unerreichbar ist und bis auf weiteres sein wird. Unbehaglich ist einem zumute, wenn man sich mal in eine dieser Zellen stellt. Beklemmend wird es sogar, geht man in eine dieser Dunkelzellen selbst bei noch offener Türe. Die häufig gestellte Frage, ob sich ein Besuch auf Alcatraz lohnt, können wir absolut bejahen. Wir würden es uns durchaus auch ein weiteres Mal ansehen. Zumal man auch eine tollen Blick auf San Francisco und die Golden Gate Bridge hat. Wobei letztere immer mehr im Nebel verschwand.

Um die Mittagszeit fuhren wir zurück und gönnten uns ein großes, kaltes Bier am Pier 39. Anschließend ging unsere Stadterkundung zu Fuß weiter. Vom Pier 39 hoch zum Coit Tower auf dem Telegraph Hill. Relativ schnell hatten wir unser Bierchen wieder rausgeschwitzt. Die Höhenunterschiede, welche man in den Straßen von San Francisco zurücklegt, gehen ganz schön in die Waden. Oben angekommen war der Ausblick nicht mehr ganz so toll, wie ich ihn erwartet hatte. Denn die Dunstglocke senkte sich immer mehr über die Bay, die Brücke und die Stadt. Bei klarer Sicht wie am Vortag muss auch dieser Ausblick von hier überwältigend sein.
Wir verließen den Telegraph Hill in Richtung Financial District und China Town. Ich finde es immer wieder am eindruckvollsten, wenn ich mir eine Stadt "erlaufe". Man sieht wesentlich mehr, lernt sie besser kennen und identifiziert sich mehr mit ihr. Das reine Abfahren der Highlights im Eiltempo kratzt doch nur an der Oberfläche einer solchen Metropole wie San Francisco. Begeisterung bei uns, als wir durch die Schluchten der Wolkenkratzer im Financial District liefen. Beeindruckend auch die Transamerica Pyramid. Enttäuschung aber, als wir Chinatown erreichten. Wir beide hatten sie uns weitaus größer vorgestellt, als sie tatsächlich ist. Dennoch ist sie allemal ein Besuch wert, allein um die Erfahrung zu machen, wie man von einer Straße zur nächsten in eine komplett andere Kultur eintaucht.

Von Chinatown aus gingen wir weiter zum Union Square und der Wendeplatte der Cable Cars. Auf dem Weg dorthin stellten wir fest, dass alle Cable Cars standen. Der Grund hierfür stellte sich wenige hundert Meter weiter heraus. In den Spalt, in dem sich die Cars in das Seil einhängen war ein kleiner Stein gefallen, der sich so verkeilt hatte, dass die komplette Linie stand. Wir wären nicht in Amerika, wenn hierfür nicht gleich "schweres Gerät" aufgefahren würde. Mindestens fünf Mann waren zu Gange. Nach ein paar Minuten hatten sie den Stein mit einer Brechstange unter dem Beifall der zahlreichen Zuschauer heraus gelöst. Schallendes Gelächter setzte ein, als einer der Männer den Stein zur Seite kickte, dieser eine Kurve machte und exakt wieder in den Spalt kullerte. Zum Glück verkeilte er sich nicht mehr und die Cable Cars konnten ihren Betrieb wieder aufnehmen.
Mittlerweile war es bereits Nachmittag 15 Uhr und unser Magen machte sich bemerkbar. Wir kauften unsere Tickets für die Cable Cars und setzten uns in der Nähe der Wendeplatte in einen Burger King. Mein erster Original-Whopper in den USA.
Danach stellten wir uns in der Gluthitze in die Schlange für das nächste Cable Car. Es ist wirklich ein Erlebnis mit diesem Transportmittel zu fahren, imposant wie es die steilen Straßen hochzieht. An der Lombard Street sind wir ausgestiegen und die paar Schritte zu unserem Hotel gelaufen. Nach dieser Tagestour zu Fuß gönnten wir uns jetzt eine Stunde zum Relaxen im Hotel.
Tina kam dann auf die Idee, es heute nochmals mit Twin Peaks zu versuchen. Gute Idee für den Rest des Tages. Also das Notebook angeworfen und nochmals die Route gecheckt, denn heute sollte es ja dann auch klappen. Mittendrin schmierte das Notebook dann dermaßen ab, dass wir schon dachten es wäre hinüber. Mir ging es nun so, wie Tina vor dem Abflug. Unsere gesamte Route sowie das Navi waren von diesem Notebook abhängig. Nach einer Ewigkeit und zahlreichen verlorenen Nerven brachte ich es wieder zum Laufen. Ich weiß bis heute nicht, was der Grund war. Nachdem die Route klar war, packten wir alles zusammen und gingen in die Garage um die Mission Twin Peaks zu beginnen. Als ich das Notebook an den KFZ-Adapter anschließen wollte bekam ich den nächsten mittelschweren Kollaps. Das winzig kleine Adapter-Teil, welches je nach Notebook-Art getauscht wird, nicht größer als ein Fingernagel war weg. Ohne dies wäre das Notebook als Navi im Auto nicht mehr zu benutzen gewesen. Die Sucherei begann und die Verschlechterung meiner Laune auch. Wie gut das Tina die Ruhe bewahrte und auch einige Zeit später das Teilchen auf der Rücksitzbank fand. Beide waren wir jetzt jedoch der Meinung, obwohl wir nicht abergläubisch sind, dass dies ein Zeichen sein sollte und wir ließen den erneuten Versuch Twin Peaks zu finden bleiben. Statt dessen fuhren wir nochmals zu den Painted Ladies und genossen den Blick über die Stadt bei Nacht. Grandios!!!



Anschließend fuhren wir dann schon mehr oder weniger blind (will sagen, dass wir das Navi nicht mehr brauchten) zurück zum Pier 39 und haben als Tagesabschluss noch mal ganz gemütlich ein Bierchen getrunken. Um diese Zeit ist am Fisherman's Wharf mächtig was los. Gegen 21 Uhr ging's dann erschöpft, aber glücklich und zufrieden ins Hotel und auch gleich in die Federn. Am nächsten Tag sollten wir ja San Francisco in Richtung Yosemite Nationalpark verlassen.

Elvi

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Re: Reisebericht "Der Westen der USA" aus 2004
« Antwort #19 am: 21.07.2005, 18:06 Uhr »
...will jetzt sofort auch dahin :heulend:  :heulend:  :heulend:

WanderLöwe

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Re: Reisebericht "Der Westen der USA" aus 2004
« Antwort #20 am: 21.07.2005, 18:12 Uhr »
@ Elvi

... na frag' mal mich wie's mir dabei geht. Am liebsten gleich packen und losdüsen!

[schild=11 fontcolor=FF0000 shadowcolor=8B0000 shieldshadow=1]Let's Go![/schild]

sonny

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Re: Reisebericht "Der Westen der USA" aus 2004
« Antwort #21 am: 22.07.2005, 12:06 Uhr »
Hallo,

schöner Reisebericht !!!

Ich habe 1998 so eine ähnliche Reise gemacht !! 4 Wochen Westen-USA.
Da kommen jetzt natürlich einige Erinnerungen hoch, auch wir hatten unseren Start damals in San Francisco, einen Tag haben wir erwischt an dem die Golden Gate Bridge nicht im Nebel lag. Karten für Alcatraz hatten wir damals natürlich nicht vorab gebucht, dementsprechend gab's vor Ort dann auch keine  :(

Ich könnt auch sofort meine Koffer packen und rüber, aber  :cry:

Naja, es gibt immer ein nächstes Mal  :D  Ich werde deinen Reisebericht auf jeden Fall verschlingen.

Wir fuhren damals übrigens nicht zum Yosemite Park, sonder auf dem Highway No.1 bis nach San Diege (natürlich nicht an einem Tag  :) , sondern in 3 Tagen)

So long

Sonny
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John D. Rockefeller

WanderLöwe

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Re: Reisebericht "Der Westen der USA" aus 2004
« Antwort #22 am: 22.07.2005, 14:59 Uhr »
@ Sonny
Freut mich, wenn Dir der Bericht gefällt.
Ja, üblicherweise fährt man auch so rum, also von San Francisco nach LA, San Diego und dann Richtung Osten. Ich hatte in Anbetracht der Jahreszeit die andere Variante gewählt, weil ich noch über den Tioga Pass wollte. In ein paar Tagen wirst Du lesen können, ob es geklappt hat.
Viele Grüße und ein schönes Wochenende.
Tommy

WanderLöwe

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Re: Reisebericht "Der Westen der USA" aus 2004
« Antwort #23 am: 23.07.2005, 01:19 Uhr »
13.10. - Mariposa - Yosemite Nationalpark

Erneut waren wir relativ früh wach, für das, dass wir im Urlaub waren. Aber ich denke, die Vorfreude und Neugier auf das Neue was uns heute erwarten wird, war einfach zu groß. Wir packten also unsere Sachen und checkten bereits um 7:45 Uhr aus dem Buena Vista Motor Inn aus. Dieses Hotel kann ich ruhigen Gewissens empfehlen. Es ist von der Lage her einfach grandios, man kann das Meiste sogar zu Fuß unternehmen. Parken ist inklusive und die Zimmer sind sauber, geräumig und ruhig. Beim nächsten Aufenthalt werden wir es sicher wieder buchen.
Wir fuhren nochmals zum Fisherman’s Wharf runter, einer unserer Lieblingsplätze. Frühstück im McDonald’s, einfach so auf die Schnelle. Fairerweise muss ich sagen, dass das Frühstück absolut in Ordnung ist. Frisch, mengenmäßig absolut in Ordnung und preislich sowieso. Nur der Kaffe..., aber das hatten wir ja schon. Und dann ging sie los, unsere erste große Tagesetappe. Ich freute mich mächtig darauf, mit dem SUV gemütlich über die Highways des Westens zu tuckern. Das Navi hatte sich mittlerweile auch auf mich eingestellt. Meine Drohung es von der Golden Gate zu werfen hatte Wirkung gezeigt. Wir verließen also diese Traumstadt über die Oakland Bay Bridge in Richtung Osten auf die I-580, immer Richtung Mariposa. Ich genoss dieses für uns Europäer doch sehr relaxte Fahren. So fuhren wir etwas mehr als zwei Stunden vor uns hin, hin und her gerissen von der Landschaft, welche sich uns schon hier rechts und links der Straße bot. Irgendwann meldete sich Tina, dass sie demnächst mal an einer Raststätte raus müsse. Raststätte? Nun, das hatte ich ihr noch gar nicht erklärt, dass es diese Rasthöfe wie an den europäischen Autobahnen hier nicht gibt. Ich erklärte ihr noch, dass man überall runter fahren könne und es immer an der Aus- bzw. Auffahrt Tankstellen, Burger King, McDonald’s, KFC und wie sie alle heissen, gibt. Wir also die nächste Ausfahrt runter und rechts in Richtung Ortschaft. Nun, was soll ich sagen? Kein Tankstellenschild, kein Burger King, McDonald’s oder ähnliches. Ein paar Kilometer weiter waren wir inmitten einer Kleinstadt. Öffentliche Toiletten gab es hier nur leider keine. Also umgedreht und am Stadtrand mal abgebogen und eine Weile dieser Straße gefolgt. Wir kamen auch tatsächlich zu einem einsamen Parkplatz. Ich war schon unterwegs ins Gebüsch, als ich merkte, dass gegenüber ein Fussgängerweg entlang lief. Also wieder nichts, schon gar nicht für Tina. Zurück ins Auto und die Strecke wieder in Richtung Highway gefahren, unten durch und weiter in die andere Richtung. Auch hier fuhren wir eine Ewigkeit, bis wir an eine Tankstelle kamen, welche allerdings auch schon zur nächsten Stadt gehörte. Toilettenschlüssel gab’s an der Kasse, dafür war sie top-sauber. Nachdem das endlich erledigt war fuhren wir zurück Richtung Highway. Ich trau mich gar nicht zuzugeben, dass wir immense Probleme hatten, die richtige Auffahrt zu finden. Nach einigen Irrungen war es vollbracht und wir waren wieder sicher auf unserer Route in Richtung Mariposa und die restliche Strecke sollte auch ohne Zwischenfälle verlaufen.

So gegen 13 Uhr waren wir in Mariposa angekommen und unsere erste Aufgabe bestand darin, ein Motel für die kommenden zwei Nächte zu finden. Im Voraus gebucht hatten wir hier nichts. Wir entschlossen uns spontan es mal mit dem Super 8 Motel zu probieren. Hinzu kam, dass ich bereits von Deutschland aus eine Kundenkarte bei Triprewards bestellt hatte. Mehrere Motelgruppen wie Days Inn, Howard Johnson als auch Super 8 sind diesem Anbieter angeschlossen. An der Rezeption der übliche Ablauf, also Frage nach verfügbaren Zimmern, angesehen und gebucht. Dann zeigte ich noch die Karte von Triprewards und die zwei Übernachtungen kosteten mich 59 USD. Für beide Nächte wohlgemerkt und das Zimmer wie üblich, also nicht pro Person. Da das Motel und die Räume absolut im Durchschnitt lagen und absolut sauber waren, muss ich sagen, dass dies ein Preishammer war. Ob es an der Karte von Triprewards lag oder an der Nebensaison, ich weiß es nicht.
Wir haben ausgeladen, sind kurz zum Burger King um eine kleine Stärkung zu uns zu nehmen und sind dann los gefahren zum Yosemite Nationalpark. Und zwar über Oakhurst und den Südeingang des Nationalparks. Die Strecke dorthin ist schon beeindruckend. Wälder und Natur pur, so weit das Auge reicht. Am Südeingang des Nationalparks kam dann unser National Parks Pass zu seiner Premiere. Da er noch “jungfräulich” war, musste ich meinen Ausweis vorzeigen. Aber alles lief reibungslos, schnell und sehr freundlich ab. Und dann waren wir drin! Unser erster Nationalpark. Mein Ziel hatte ich schon die ganze Zeit im Kopf und es ließ auch nicht lange auf sich warten - die Giant Sequoias.
OK, man weiß es ja, wenn man die USA besucht, dass hier alles ein wenig größer ist, als wir es aus Europa kennen. Aber diese Bäume sind kaum in Worte zu fassen und noch weniger auf ein Foto zu bekommen. Die Giant Sequoias werden bis zu 100 Meter hoch, erreichen einen Umfang von 30 Metern und sind bis zu 3.000 Jahre alt. Man steht vor ihnen und bekommt den Mund vor Staunen einfach nicht mehr zu. Im Vergleich zu diesen majestätischen Riesen merkt man erst, wie unbedeutend klein der einzelne Mensch doch ist. Allein für diese Mammutbäume hat sich der Umweg über Oakhurst schon gelohnt.



Wir fahren weiter in Richtung Yosemite Village. Eigentlich ist überhaupt kein Verkehr, was mich doch sehr überrascht. Ich habe mir den Park auch um diese Jahreszeit wesentlich voller vorgestellt. Dennoch kommen wir nur sehr langsam voran, da wir fast nach jeder Kurve anhalten, weil wir wieder einen tollen Ausblick gefunden haben, welcher sich lohnt zu fotografieren. Ich will erst gar nicht versuchen, diese Weite zu beschreiben. Man muss es einfach selbst erleben und es auf sich wirken lassen.
Irgendwann kam der lang ersehnte Moment. Vor uns lagen die Wahrzeichen des Yosemite Nationalparks. Der El Capitan und der Half Dome empfingen uns. Welch ein Anblick! Während der El Capitan das Eldorado für Free Climber ist, kann man den Half Dome erwandern. Allerdings ist es wohl eine komplette Tagestour und wir haben sie in diesem Urlaub nicht gemacht. Ich habe sie jedoch für den nächsten USA-Trip in 2006 eingeplant. Mal sehen, wie fit wir beide bis dahin sind.



Wir beschlossen, dass es für heute auch genug war. Wir hatten so viele neue Eindrücke innerhalb eines Tages, die mussten erst einmal verarbeitet werden. Also fuhren wir gemütlich zurück nach Mariposa. Es war ebenfalls eine wunderschöne Strecke, aber so richtig genießen konnten wir sie nicht mehr. Dafür waren wir nun einfach zu geschafft. So gegen 19 Uhr waren wir zurück in Mariposa. Wir gingen noch schnell in einen Supermarkt und kauften uns Wasser, Cola und Proviant für den nächsten Tag. Denn da wollten wir unsere erste Tour machen. Bei der Gelegenheit nahmen wir auch gleich eine Kühlbox, Variante Styropor pur, mit. Einfach, aber komfortable Wirkung. Und jetzt, da wir einen Kühlschrank hatten, musste der ja adäquat befüllt werden. Also gleich noch ein Sixpack vom guten Miller’s dazu. Man gönnt sich ja sonst nix.
Anschließend gingen wir noch in eine typische, amerikanische Sports-Pizza-Bar. Zu der damaligen Zeit liefen in den Staaten die Baseball-PlayOffs. Klar, egal wo wir hin kamen, es liefen die Fernseher. Wobei ich das sehr interessant fand. Die Pizza war reichlich und mit diesem vollen Magen ging es heimwärts in Richtung Super 8 Motel. Dort genehmigten wir uns noch ein Miller im Bett und schliefen erneut recht früh ein. Ein weiterer eindrucksreicher und grandioser Tag war zu Ende.

WanderLöwe

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Re: Reisebericht "Der Westen der USA" aus 2004
« Antwort #24 am: 24.07.2005, 20:24 Uhr »
14.10. - Mariposa - Yosemite Nationalpark - Glacier Point - Sentinel Dome

So früh wie ich am Vortag eingeschlafen war, so früh war ich dann auch wieder wach. Die Uhr zeigte gerade mal 5:30 Uhr, als mein Tatendrang mit aller Vehemenz zurück kehrte. Sehr zum Leidwesen von Tina, denn ich denke sie hätte gerne noch eine Weile weiter geschlafen. Hinzu kam, dass sie leichte Magen-Darm-Probleme hatte und nicht 100%ig fit war. Aber “schwächeln” kam auch für sie nicht in Frage. Wir packten also unsere Wanderutensilien sowie Wasser und Proviant in unsere neue Kühlbox. Heute war die erste Tour geplant und zwar vom Glacier Point zum Yosemite Village. Um 7:30 Uhr saßen wir dann bereits im Burger King beim Frühstück. Auch nicht schlecht, aber ich bevorzuge das Frühstück bei McDonald’s, während mir die Burger eindeutig bei Burger King besser schmecken. Sind ja auch gegrillt, wie man weiß.
Dann fuhren wir die Strecke vom Vortag, als wir aus dem Park und unserem Abstecher zum Mariposa Grove zurück kamen, in entgegen gesetzter Richtung. So früh am Morgen ist das eine ganz besondere Stimmung. Wir waren allein auf der Straße und genossen diese Einsamkeit während der Fahrt. Nach etwa 45 Minuten erreichten wir den Nationalpark, zeigten unseren Parks Pass, dieses Mal jedoch ohne einen Ausweis zusätzlich zu zeigen, und fuhren in Richtung Parkplatz beziehungsweise Visitor-Center weiter. Auf dieser Fahrt blieben wir bereits mehrmals stehen um die Morgenstimmung im Park auf Fotos festzuhalten. Besonders beeindruckend war das Farbenspiel, da der Indian Summer bereits begonnen hatte.



Kurz nach 9 Uhr erreichten wir den Parkplatz. Wir schnürten unsere Wanderstiefel, packten den Rucksack und marschierten in Richtung Visitor-Center los. Auf dem Weg dorthin begegnete uns ein imposanter Hirsch, welcher am Straßenrand äste und sich durch uns nicht im Geringsten stören ließ.
Wir haben uns dann ein wenig im Visitor-Center umgesehen und die beschriebenen Trails durchgelesen. In erster Linie interessierte mich natürlich die Tour auf den Half Dome. Diese kam aber für diesen Urlaub definitiv nicht in Frage, da wir beide dafür einfach nicht gut genug trainiert waren. Andernfalls hätte ich noch einen Tag in Mariposa dran gehängt. Die für heute geplante Tour war der 4-Mile-Trail vom Glacier Point hinunter ins Valley. Das war meines Erachtens als Auftakttour exakt das Richtige. Gemäß meinem Reiseführer sollte zum Glacier Point ein freier Shuttle-Service gehen. Wir fragten im Visitor-Center, von welcher Haltestelle dieser Bus ging. Hier erfuhren wir dann, dass der Bus pro Person 15 USD kostet und wir mit der “Valley-Tour” mit fahren würden, welche insgesamt 2 Stunden dauert. Das war nun überhaupt nicht das, was wir wollten und so wurde der Tag umgeplant. Der 4-Mile-Trail wurde gestrichen, statt dessen suchten wir uns die Tour zum Sentinel Dome aus. Der Shuttle-Service wurde auch nicht in Anspruch genommen, sondern wir fuhren selbst zum Glacier Point. Alles in Allem eine Entscheidung, welche wir nicht bereuen sollten.
Schon auf der Straße dorthin, welche wir bereits zu einem gewissen Teil vom Vortag kannten, entdeckten wir immer wieder traumhaft schöne Stellen. Ich denke, man fährt oft unwissend daran vorbei, nur das Endziel im Kopf habend. Wir hatten nun keine Eile mehr, da wir nicht mehr von den Buszeiten abhängig waren. So hielten wir mehrmals auf dem Standstreifen um diese Plätze, Ausblicke und Panoramen zu genießen und festzuhalten. Man kann sagen, wir sogen jeden Platz förmlich in uns auf. Einfach ein herrlicher Tag, zumal wie schon die letzten Tage das Wetter fantastisch war, wie man auch auf den Fotos unschwer erkennen kann.
Die Glacier Point Road schlängelt sich auf unzähligen Serpentinen auf eine Höhe von knapp 2.200 Meter. Es macht Spaß, mit dem SUV diese Strecke zu fahren. Dieser kann einem jedoch wiederum vergehen, wenn man die Benzinanzeige im Auge behält. Ich tröstete mich dann immer damit, dass ich mir die Benzinpreise in Deutschland vor Augen führte. Dann machte das Gas geben wieder deutlich mehr Spaß. Gefühlsmäßig am höchsten Punkt auf dieser Straße befindet sich ein kleiner Parkplatz und Vista Point. Wir dachten bereits den Glacier Point erreicht zu haben, dieser kam aber erst später. An diesem Punkt hat man bereits einen tollen Ausblick, vor allem aber auf mein persönliches Highlight, den Half Dome. Verständlicherweise konnte ich mich nur schwer von diesem Platz los reissen. Von hier aus ging es bereits etwas abwärts bis wir den Glacier Point erreichten. Dies war im Verhältnis der vorhandenen Stellplätze der vollste Parkplatz unserer gesamten USA-Tour. Wobei wir keinerlei Probleme hatten, einen Parkplatz zu bekommen. Aber ich will mir nicht vorstellen, wie es hier in der High-Season zwischen Juni und September zugeht. Dann die paar Schritte vom Parkplatz zum eigentlichen Aussichtspunkt gelaufen und wieder mal überrascht, wie “leer” es doch hier war. Wir hatten minutenlang die Aussichtsplattform für uns alleine. Wir hielten uns eine ganze Weile hier auf genossen einfach diesen gigantischen Ausblick ins 1.000 Meter tiefer liegende Tal, auf die High Sierra und natürlich auf “meinen” Half Dome.



Wir fuhren anschließend wieder zurück zu dem etwas höher gelegenen Parkplatz, von wo aus der Trail zum Sentinel Dome beginnt. Dieser Parkplatz ist auch recht klein und ich sehe förmlich das Chaos in den Sommerzeiten. Wir hatten Glück und es gab noch einen freien Parkplatz. Wir nahmen noch kurz eine kleine Stärkung aus der Kühlbox zu uns, welche sich aus Burger-Brötchen, Philadelphia-Streichkäse und Wurst zusammen setzte. Deutsches Vesper lässt grüßen. Dann die Wander- bzw. Bergstiefel angezogen, welche wir uns vor dem Urlaub noch zugelegt und im Allgäu alpin eingelaufen hatten. Rucksack aufgeschnallt und um 13:30 Uhr ging sie los unsere erste Wanderung in den USA. Zuerst führte der Trail über Felsplatten bis wir in den Wald kamen. Ab hier begann der moderate Anstieg der insgesamt etwas mehr als 122 Höhenmeter. Es ist eigentlich kein sonderlich schwieriger oder anstrengender Trail, aber auf alle Fälle sollte man genug Wasser dabei haben, vor allem bei solch einem Wetter wie wir es hatten. Am Ende des Waldstückes sieht man bereits die Kuppel des Sentinel Domes, welche man zur Hälfte umrundet um dann den Schlussanstieg in Angriff zu nehmen. Auch dieser lässt sich problemlos “gehen”, wobei hier entsprechendes Schuhwerk anzuraten ist. Und damit meine ich nicht die Turnschuhe der wandernden Amerikaner.
Dann war es vollbracht. Wir standen auf der Kuppe des Sentinel Domes, 2.475 Meter hoch, die zweithöchste Stelle auf der Kante des Yosemite Valleys. Lediglich “mein” Half Dome ist mit 2.693 Metern noch ein wenig höher. Wie soll ich beschreiben, was wir hier oben sahen, bewunderten und fühlten. Es ist etwas Einmaliges, bei strahlendem Sonnenschein und absolut klarem Wetter eine 360°-Sicht über eine der wohl schönsten Landschaften der USA genießen zu dürfen. Mit uns waren lediglich sechs weitere Hiker auf der Spitze des Sentinel Domes. Folglich konnten wir frei und ungestört den Rundblick genießen und zahlreiche Fotos schießen. Nach etwa 20 Minuten machten wir uns an den Abstieg, welcher problemlos war und eher als Spaziergang bezeichnet werden kann. Nach insgesamt 2 Stunden waren wir wieder zurück am Auto und gingen langsam und in aller Ruhe die Rückfahrt nach Mariposa an. Dabei genossen wir erneut die Fahrt durch’s Yosemite Valley. Vermutlich wird man nie genug bekommen können von diesem Tal. Zu diesem Zeitpunkt war für mich eh schon klar, dass ich bald wieder hier sein werde. Der Half Dome hatte Besitz von mir ergriffen und eines Tages will ich auf seiner Spitze stehen.
Als wir zurück in unserem Motel in Mariposa waren, legten wir uns faul auf’s Bett und gönnten uns beide ein Miller’s. Das war so gesehen ein Fehler, denn ich schlief selig, glücklich und zufrieden ein. Tina tat es mir wohl kurze Zeit darauf gleich, jedoch hatte dies zur Konsequenz, dass das Abendessen ausfiel. Nach solch einem erlebnisreichen Tag ist das sowieso nur sekundär.

Westernlady

  • Gast
Re: Reisebericht "Der Westen der USA" aus 2004
« Antwort #25 am: 25.07.2005, 08:30 Uhr »
Toller Bericht und tolle Bilder  :D
So langsam bringst Du mich ins Grübeln, ob ich dem Yosemite nicht doch mal einen Besuch abstatten sollte. Bisher hab ich den immer links liegen lassen, weil er mich einfach nicht gereizt hat. Jetzt werde ich aber doch neugierig  :rollen:

WanderLöwe

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    • WanderLöwe
Re: Reisebericht "Der Westen der USA" aus 2004
« Antwort #26 am: 25.07.2005, 10:23 Uhr »
@ Westernlady

Hallo Korntälerin,
na auch wieder im Büro die Reiseberichte lesen ?  :shock:
Jaja, der Yosemite. Ich war mir da anfangs auch nicht so sicher, ob das das Richtige ist. Man verbindet ihn ja meist mit Menschenmassen.
Ich habe ihn auf jeden Fall auf meiner ToDo-Liste für den nächsten Tríp. Und ich werde mehr Zeit einplanen. Wobei noch mehr Möglichkeiten zum (Berg-)Wandern gibt es an der Tioga Road in der Ecke von Toulumne Meadows. Da reichte es beim letzten Mal gerade für den Lembert Dome. Aber ich will nicht vorgreifen, ist der nächste Tag.
Grüße aus der "großen Bank im Ländle".  :wink:
Tommy

Westernlady

  • Gast
Re: Reisebericht "Der Westen der USA" aus 2004
« Antwort #27 am: 25.07.2005, 13:42 Uhr »
Zitat von: WanderLöwe
@ Westernlady

Hallo Korntälerin,
na auch wieder im Büro die Reiseberichte lesen ?  :shock:


Gar nicht wahr  :shock: Das würde ich doch niiiiiieeeee tun  :engel2:
Hab ne Woche Urlaub und darf in aller Ruhe daheim vorm PC sitzen  :lol:

WanderLöwe

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    • WanderLöwe
Re: Reisebericht "Der Westen der USA" aus 2004
« Antwort #28 am: 25.07.2005, 14:21 Uhr »
OK, nehme alles zurück und beneide Dich mal kräftig um Deinen Urlaub. Könnte ich auch gebrauchen, aber da ist bis auf weiteres nix in Sicht.
Dennoch, der nächste Tag wird heute abend sicherlich fertig. Viel Spaß schon mal beim Lesen.
Grüße
Tommy

WanderLöwe

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Re: Reisebericht "Der Westen der USA" aus 2004
« Antwort #29 am: 25.07.2005, 21:01 Uhr »
15.10. - Mariposa - Tioga Road - Lembert Dome - Mono Lake - Bridgeport

Wie bereits der Vortag, begann auch der heutige Tag relativ früh. Nur mit dem Unterschied, dass wir schon wieder unsere Sachen packten, denn es sollte ja weiter gehen in Richtung Mono Lake. So saßen wir bereits um 7:45 Uhr beim Burger King in Mariposa, McDonald's gab es hier keinen. Wir fuhren die uns mittlerweile gut bekannte Strecke zum Yosemite Nationalpark und genossen erneut diese sehr abwechslungsreiche Straße. Innerhalb des Nationalparks zweigt dann die Tioga Road links ab und beginnt auch gleich mit ihrem permanenten Aufstieg. Diese knapp 60 Meilen lange Straße ist ein Highlight für sich. Die Landschaft wechselt mehrmals und die Ausblicke sind unbeschreiblich. In diesen vier Stunden, in denen wir uns auf dem Tioga-Pass befinden, sind unzählige Stopps zwecks Fotografieren enthalten. Ein Ort, in den ich mich spontan verliebt habe, ist der Siesta Lake. Dieser liegt unscheinbar, versteckt hinter Bäumen am Straßenrand und die Gefahr daran vorbei zu fahren ist relativ groß. Wir parkten und gingen hinunter zum Ufer des Sees. Wir setzten uns und ließen die Einsamkeit, die Ruhe und diese Atmosphäre auf uns wirken. Es ist immer schwierig zu beschreiben, was einem in solchen Momenten durch den Kopf oder den Körper geht. Völlige Freiheit? Die Schönheit der Natur? Die Seele baumeln lassen? Totales Abschalten? Ich denke, es ist von allem etwas. Mich jedenfalls hat der Siesta Lake absolut in seinen magischen Bann gezogen. Dieses Bild habe ich heute noch vor Augen, wenn ich mich an einen Ort der Ruhe wünsche.



Als wir den Waldsee verlassen, entdecke ich eine Info-Tafel zum Siesta Lake. Diese besagt, dass es sich um einen "Dying Pond" handelt, was bedeutet, dass dieser See allmählich zum Moor mutiert.
Wir verabschieden uns vom Siesta Lake und fahren auf dem Tioga-Pass gemütlich weiter bis wir die Ufer des Tenaya Lake erreichen. Ein idyllischer Bergsee mit glasklarem Wasser. Auch hier verweilen wir eine Weile und genießen das Gesamtbild.



Dieser Tioga-Pass schleudert einem nach jeder Kurve ein neues visuelles Highlight entgegen. Gott sei Dank habe ich eine Digi-Cam mit entsprechender Speicherkarte. Mit einem analogen Foto wäre ich wohl permanent mit Film einlegen beschäftigt gewesen.
Weiter führt uns die Straße zu den Tuolumne Meadows, eine weitläufige, grasbewachsene Hochebene. Diese subalpine Wiese ist den Großteil des Jahres über mit Schnee bedeckt. So schneefrei wie wir sie jetzt sehen, bietet sie einen wunderschönen Kontrast zu den kahlen, kuppelförmigen Felsen. Und weiter führt uns die Tioga Road in Richtung Osteingang des Parks. Auf diesem Teilstück fällt uns auf, dass es hier unzählige Trails gibt, sowohl zum Wandern als auch Bergwandern. Selbst Bergsteiger sollen hier voll auf ihre Kosten kommen. Es scheint mehr Trails hier oben zu geben, als unten im Yosemite Valley. Neben dem Half Dome ein weiteres Argument diesen Teil Kaliforniens erneut zu besuchen und etwas mehr Zeit mitzubringen.
Von den Tuolumne Meadows ist es nicht mehr weit bis zum Osteingang. Das mussten wir erfahren, als wir draußen waren, obwohl wir doch eigentlich noch den Lembert Dome besteigen wollten. Diesen Tipp hatte ich aus dem USA-Forum und nachdem wir am Vortag ja nur diesen "Auftakt-Spaziergang" absolviert hatten, hatte ich diesen Trail für heute beschlossen. Also gewendet und wieder rein in den Park. Ein paar Kilometer wieder zurück und wir fanden den Parkplatz, von welchem der Trail begann. Rucksack gepackt, Wanderstiefel an und eine kleine Stärkung... ihr wisst schon, Philadelphia, Wurst und Burger-Brötchen. Diese Tour ist schon eine Steigerung gegenüber der gestrigen zum Sentinel Dome. Sowohl Länge und Schwierigkeit als auch Höhenunterschied und Gesamthöhe betreffend. Fast die gesamte Strecke des Trails verläuft innerhalb des Waldes, was in Anbetracht der Mittagssonne durchaus angenehm ist. So legen wir den Großteil der 265 Höhenmeter zurück. Erst der letzte Teil verläuft auf den Granitfelsen des Lembert Domes. Ebenso wie beim Sentinel Dome ist dies mit vernünftigen Schuhen absolut problemlos zu bewältigen. Oben angekommen merken wir, dass die Luft doch schon um einiges dünner ist. Wir befinden uns jetzt auf 2.945 Metern und genießen den Rundblick. Dieser ist ebenfalls sehr beeindruckend, vor allem in Richtung Tuolumne Meadows. Dennoch kommt er meines Erachtens nicht an den Blick vom Sentinel Dome heran.



Aber das ist wie so oft auch Geschmacksache. Der Trail jedoch zum Lembert Dome ist auf jeden Fall interessanter und abwechslungsreicher als der zum Sentinel Dome. Aber auch kräftezehrender. Der Abstieg war erneut relativ einfach und problemlos machbar, so dass wir nach etwa 2,5 Kilometern und etwas mehr als zwei Stunden wieder am Fahrzeug waren.

Gegen 14:30 fuhren wir erneut Richtung Osteingang des Yosemite Nationalparks. Vorbei kamen wir noch am Ellery Lake, einem Gebirgssee in Höhe von 2.907 Metern. Von da aus weiter Richtung Lee Vining und Mono Lake. Da wir auch hier keine Zimmer im Voraus gebucht hatten, war dies unsere erste Aufgabe. Aber bereits die erste Nachfrage im Best Western in Lee Vining ließ mich Schlimmes befürchten. Frei war lediglich noch eine Suite mit drei Doppelbetten für 140 USD, ansonsten waren alle Zimmer belegt. Noch irgendein Motor Inn probiert, allerdings mit dem gleichen Ergebnis beziehungsweise dem gleichen Preis. Dann wurde es uns klar - es war Wochenende! Normale Zimmer zu bezahlbaren Preisen waren nicht mehr zu haben. Nun, da wir am folgenden Tag eh nach Bodie wollten, entschlossen wir uns weiter in diese Richtung zu fahren bis zum nächsten größeren Ort.
Davor fuhren wir aber noch zu den Ufern des Mono Lake. Von oben betrachtet sieht dieser äußerst interessant aus. Auch wenn die Farben an diesem frühen Abend etwas enttäuschend waren, die bizarren Formen sind allemal sehenswert. Läuft man jedoch zum Ufer verliert das Gesamtgebilde etwas an Faszination. Dies liegt nicht allein daran, dass es an den Ufern mehr als nur unangenehm riecht. Dies und die Tatsache, dass wir noch keine Übernachtungsmöglichkeit hatten, ließen uns nicht all zu lange am Mono Lake verweilen. So fuhren wir einfach mal grob in Richtung Bodie in der Hoffnung, bald auf eine größere Stadt mit Motels zu treffen. Diese sollte aber 41 Kilometer auf sich warten lassen und lag somit noch einiges hinter Bodie. Auf diesen 41 Kilometern existiert nicht eine einzige Stadt. Während der Fahrt dorthin bemerkten wir links hinter uns eine Wolke, welche nach einem Brand aussah. Diese holte uns immer mehr ein und die Sicht wurde zunehmend schlechter. Es war eine gespenstische Stimmung in diesem leicht orangefarbigen Nebel. Bridgeport selbst ist so ein kleines, typisch amerikanisches Städtchen. Richtig gemütlich, ruhig und überschaubar. Wir fanden ein Motel, welches auch noch ein freies Zimmer hatte. War zwar nix besonderes und das Zimmer lag genau an der Straße, aber wir waren froh, etwas gefunden zu haben. Wir überlegten, Bodie noch an diesem Abend zu besuchen, aber in Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit, es war 16:45 Uhr, und dem sich weiter verdichtenden Nebel, verlegten wir es auf den nächsten Tag.
Wir haben uns statt dessen etwas frisch gemacht und sind erst mal in den Supermarkt um unsere Kühlbox und unsere Vesperzutaten, ihr wisst schon..., aufzufüllen. Anschließend schlenderten wir durch Bridgeport bis zum anderen Ende und entdeckten dort so eine typische Kneipe oder Sports-Bar. Lange Theke, viele Fernseher, gut bestückte Bar und ein paar Tische zum sitzen. Der Name passte - "Bar & Grill". Die Bar war gut besetzt, neben uns am Tisch war ein Kindergeburtstag und auch sonst war es durchgehend gut besucht. Hier ließen wir uns einen Burger mit Pommes, Sorry French Fries, und einen Chicken Salad schmecken. Dazu zwei kühle Bier und die aktuellen Ergebnisse der Baseball-PlayOffs. Mir fehlte nur noch ein Stetson, welchen ich hätte aufsetzen können, als wir gingen. Lecker war's, interessant war's und günstig war's dazu. That's the American way of life! Anschließend bummelten wir durch Bridgeport zu unserem Motel zurück. Dort angekommen, fiel ich aufs Bett und ließ mir von Tina die Cowboystiefel ausziehen. Nein Quatsch, noch ein wenig den Weather Channel geschaut, Fotos aufs Laptop übertragen und Reisetagebuch geschrieben. Dann fielen uns wie fast jeden Abend relativ früh die Augen zu.