23.10. - Hurricane - Zion Nationalpark - PanguitchWieder einmal trieb mich meine Leidenschaft für Sonnenaufgänge sehr früh aus dem Bett. Leise schlich ich mich aus dem Zimmer, um Tina nicht zu wecken. Es sollte sich lohnen, denn gegenüber dem Motel vollzog sich erneut ein Farbenspiel der ganz besonderen Klasse. Die Farbe der unterschiedlichen Felsformationen änderte sich permanent. Die Gebirgskette im Vordergrund tauchte erst mit einiger Verzögerung auf, nachdem die Sonne eine gewisse Höhe erreicht hatte.
Dieses Naturschauspiel war so abwechslungsreich und faszinierend, dass ich am Ende knapp eine halbe Stunde vor dem Motel war. Als ich ins Zimmer zurückkam, war Tina natürlich auch schon wach. So kam es, dass wir mal wieder sehr früh die Sachen packten und unsere Tour fortsetzten. Hinzu kam, dass ich voller Tatendrang war, denn heute stand "Angels Landing" auf dem Programm. Um 8 Uhr saßen wir schon bei unserem obligatorischen Frühstück bei McDonald's. Ich verzichte ab sofort auf Anmerkungen bezüglich des Kaffees.
Die Fahrt zum Zion Nationalpark war erneut ein Erlebnis für sich. Die Strecke kannten wir nun zwar schon recht gut, sind wir sie in den letzten Tagen bereits zweimal gefahren. Aber beim ersten Mal regnete es ja in Strömen und gestern war es sehr bewölkt. Heute jedoch hatten wir strahlend blauen Himmel. Auch wenn es noch etwas frisch war, es waren ideale Bedingungen zum Wandern. Nach etwa 45 Minuten erreichten wir das Visitor Center des Zion Nationalparks und stellten unseren Wagen ab. Vom Visitor Center fahren auch die Shuttle-Busse ab, welche einen kostenlos bis in die letzte Ecke des Parks fahren. Das Ganze ist meines Erachtens hier wesentlich besser und klarer organisiert als im Yosemite Nationalpark.
Wir nehmen gleich den nächsten Bus und lassen uns bis zur Haltestelle "The Grotto" mitnehmen. Ab hier beginnt der insgesamt 8,6 km lange Trail zum Angels Landing, einem etwa 500 Meter hohen Felsen, auf dessen Spitze man einen herrlichen Ausblick in den Zion Canyon haben soll.
Um kurz nach 9 Uhr starten wir unsere Tour. Diese beginnt erst einmal gemütlich im Tal und setzt sich dann auf naturbelassenen Wegen, welche dann schon etwas steiler werden, fort. Später ist der Weg dann geteert, was für mich recht ungewohnt war, denn aus den Alpen kenne ich das nicht. Zumindest ist der Belag in einem ähnlichen Rotbraun gehalten wie das Naturgestein. Einige Zeit später kamen wir dann zum ersten richtigen Konditionsprüfer. Wir standen vor steil nach oben verlaufenden Serpentinen, den so genannten "
Walter's Wiggles". Hat man diese 21 Serpentinen hinter sich, darf man getrost die erste Verschnaufpause einlegen. Anschließend ist die Steigung moderater. Nach etwa 2 Stunden erreichen wir die Aussichtsplattform und Tina ist schon mächtig stolz auf sich. Allerdings befinden wir uns lediglich am Scout's Overlook oder neuerdings auch "Husband's Waiting Point" genannt. Von hier hat man bereits einen phantastischen Ausblick ins Tal. Aber Angels Landing liegt noch ein Stück weiter und als ich Tina den Weg zeige kapituliert sie. So mache ich mich alleine auf, die letzten 800 Meter zu erklimmen.
Es ist schon beeindruckend, wenn man vom Scout's Overlook auf den Grat sieht, auf welchem der Weg zu Angels Landing verläuft. Aber der Trail ist bei Weitem nicht so schwierig, wie er auf den ersten Blick erscheint. Das eigentlich Gefährliche sind die vielen Wanderer, welche sich hinauf und herunter quälen. Von Kindern bis zu Rentnern ist alles vertreten. Auch von Wanderschuhen über Sandalen bis zu Flip-Flops. Großteils ist der Aufstieg ein "gehbarer" Weg. An einigen Stellen ist es jedoch erforderlich die Hände zu Hilfe zu nehmen. Es gibt dann drei bis vier kritische Stellen, wegen denen man unbedingt schwindelfrei sein sollte. Diese sind, wie übrigens fast der gesamte Weg, mit Halteketten ausgestattet.
Die Schwierigkeit besteht meist darin, dass reger Gegenverkehr herrscht und man nicht immer ideale Stellen findet, um die Gegenrichtung vorbei zu lassen. Oben angekommen erwartet einen allerdings ein grandioser Ausblick.
Ich blieb etwa 10 Minuten auf dem Grat, welcher gut 4 bis 5 Meter breit ist und genügend Platz bietet. Nachdem ich einige Fotos geschossen und dieses Panorama aufgesogen hatte, machte ich mich an den Abstieg, da ich auch Tina nicht zu lange warten lassen wollte. Irgendwann hatte sich ein älterer Mann an meine Fersen geheftet, der mich zuvor vorbei ließ, als er eine Verschnaufpause eingelegt hatte. Ich merkte, wie er sich bemühte Schritt zu halten und hörte wie er mehrere Male mit seinen Stoff-Turnschuhen auf dem Fels abrutschte. So richtig geheuer war mir das nicht, denn wenn er richtig ins Rutschen gekommen wäre, hätte er mich mit umgerissen. Und so viel muss man anmerken, eine solche Situation oder auch ein falscher Tritt wird auf diesem Stück mit hoher Wahrscheinlichkeit tödlich enden. Ich wollte ihn wieder vor lassen, aber er bat mich hinter mir weiter gehen zu können. Ich sollte ihn nach unten bringen. Eine Bemerkung auf sein völlig falsches Schuhwerk konnte ich mir nicht verkneifen, was er wohl auch einsah. Als wir zurück am Scout's Overlook waren, bedankte er sich mehrmals bei mir und ich hatte den Eindruck, dass er sehr erleichtert war, wieder unten zu sein. Mein Fazit: Der Trail zum Angels Landing ist absolut empfehlenswert und ein echtes Highlight. Ich will nicht ausschließen, dass ich ihn noch einmal gehen werde.
Um 13:30 Uhr waren wir zurück am Wagen und setzten unsere Tour in Richtung Osteingang des Parks fort. Während der Fahrt durch den Park kommt man noch an zahlreichen, lohnenswerten Foto-Spots vorbei.
Kurz nach dem Tunnel befinden sich einige Parkplätze, welche aber in aller Regel besetzt sind. Ein paar Meter weiter, nach der ersten Kurve, gibt es eine weitere Haltebucht. Hier hatten wir Glück und konnten einen Standplatz ergattern. So machten wir uns um 14 Uhr auf, auch noch den Canyon Overlook Trail zu begehen. Dieser ist lediglich 1,5 km lang und in etwa einer Stunde machbar. Da wir auf diesem Trail keine Höhenunterschiede zu bewältigen hatten, war es das ideale "Auslaufen" nach der vorangegangenen Wanderung. Natürlich empfanden wir beide den Trail etwas langweilig nach Angels Landing, aber sehenswert ist er meiner Meinung nach allemal. Vor allem hat man am Ziel einen wunderschönen Blick in den östlichen Teil des Zion Canyons.
Um 15 Uhr machten wir uns auf die restlichen 100 Kilometer nach Panguitch. Die Fahrt war wie immer abwechslungsreich und nötigte uns zu mehrmaligem Anhalten. Beispielsweise am Parkplatz vor Checkerboard Mesa. Vor allem aber etwas später der Blick zurück in Richtung Zion Valley, welches von der Abendsonne beleuchtet wurde, war wunderschön.
In Panguitch fanden wir relativ schnell ein Best Western, welches ein vernünftiges Preis-Leistungs-Verhältnis bot. Und das Beste daran, hier gab es eine kostenlose LAN-Verbindung. Wir fuhren dann noch um die Ecke und aßen im Subway echt leckere Sandwichs. Gut gesättigt ging es zurück ins Motel, wo wir erst einmal die Heizung eingeschaltet haben. Die Temperaturen lagen mittlerweile im einstelligen Plus-Bereich. Wir nutzten den LAN-Anschluss natürlich noch ausgiebig. Wetter-Prognosen, Motel-Verfügbarkeiten wurden gecheckt und e-Mails an die Daheimgebliebenen versandt. Dann haben wir uns noch ein wenig durch die amerikanischen TV-Sender gezappt, bis uns gegen 22 Uhr die Augen zu fielen.