Hi,
und nu Teil 12 der Nordwest Tour.
23. Tag Freitag 02.07.04
Ramona Falls An diesem Morgen war der Himmel etwas bewölkter als die Tage davor, da wir aber etwas wandern wollten, waren uns die Wolken nur recht.
Nach ca. 20 Meilen erreichten wir das Kaff Zigzag, das der Ausgangspunkt für unsere Wanderung war. Auf dem nächstgelegenen National Forest Campground besetzten wir eine Campsite, obwohl es erst 8:30 Uhr war, aber sicher ist sicher an diesem Wochenende. Für 16$ war dieser einfache und direkt am Highway gelegene Campground eigentlich zu teuer.
Für die Anfahrt zum Trailhead hatten wir eine genaue Beschreibung aus dem Internet, trotzdem waren die 6 Meilen bis zum Parkplatz auf diesen sehr, sehr engen Straßen mit dem WoMo leicht abenteuerlich. Wir stellten uns an den Waldrand des geschotterten Parkplatzes und dabei fielen mir einige Stellen mit Glasbruch auf. Mein erster Gedanke war, es könnte sich um Scheinwerferglas handeln. Da ich jetzt neugierig geworden war, schaute ich mir das Glas genauer an und stellte fest, dass es sich hierbei um ESG (Einscheibensicherheitsglas) handelte. Hier wurden irgendwann die Seitenscheiben von mindestens 15 –20 Autos eingeschlagen, na prima, genauso etwas konnten wir gebrauchen. Mitten im Wald, kein sonstiger Verkehr und alle Autofahrer für Stunden im Wald verschwunden, geradezu ideal zum Autoknacken. Trotz jetzt vorhandener Bauchschmerzen nahmen wir den Trail zu den Ramona Falls in Angriff. Nach ca. 1 3/4 Stunden erreichten wir den Wasserfall, der sich in Kaskaden nach unten ergoss und sich dabei immer weiter auffächerte, ein sehr schöner Wasserfall.
Der Rückweg dauerte dann, bergab sei Dank, nur knapp 1,5 Stunden. Als wir unser WoMo unbeschadet wiederfanden, ging es uns doch gleich wieder besser und nach einer kleinen Stärkung mussten wir feststellen, dass es schon 14:00 Uhr war. Zu spät um noch zur Columbia River Gorge zu fahren und zu früh, um sich einfach nur auf den Campground zu stellen. Unsere Informationen zu den National Forests in Washington waren recht dürftig und da wir bereits in Zigzag eine Ranger Station vom US National Forest sahen, wollten wir dort noch einige Info’s erfragen. Man konnte uns dort aber nicht weiterhelfen, da sich ihr Material auf den Mt. Hood NF beschränkte. Auch unser Versuch vielleicht im Supermarkt eine Straßenkarte mit Campgrounds zu bekommen war ein Reinfall. Aber zwei Geschäfte weiter gab es eine Library. Man muss sich das vorstellen, Zigzag mit einer Handvoll Einwohner hat eine Library mit Internetanschluss. Wir trugen uns in eine Liste ein und saßen eine Minute später am PC. Die Website des NF begeisterte uns auch nicht, da es keine Seite mit einer Karte und dort eingezeichneter Campgrounds gab, sondern nur eine mit namentlicher Auflistung. Einen reservierbaren Campground konnten wir ausfindig machen einschl. der entsprechenden Telefonnummer. Wie bereits im Internet bestand auch der Herr am anderen Ende der Leitung auf eine Reservierung mindestens 3 Tage im Voraus. Wir benötigten die Reservierung jedoch für den folgenden Tag, es war nichts zu machen. Leicht frustriert suchten wir in Zigzag einen privaten Campground zum Dumpen. Kostete zwar 5$, egal, die Brühe musste aus den Tanks raus.
Nicht WoMo-Interessierte können den folgenden Absatz überspringen !!
Bereits bei der Einfahrt in den Campground fiel uns eine Tafel mit dem Hinweis auf eine Wohnmobilausstellung auf. Hey, wir hatten Zeit und WoMos interessierten uns immer. Wir hin zum Ausstellungsgelände und wow, da stand ein Bus neben dem anderen, Alkovencamper, Campervans, Anhänger und Auflieger. Da keine anderen Besucher zu sehen waren, fragten wir erst einmal nach, ob man die Teile auch von innen besichtigen darf. Sure, bekamen wir zur Antwort und schon waren wir mit staunenden, aber auch kritischen Blicken im ersten Bus verschwunden. Der Fahrerplatz ist nicht mit dem eines "normalen" WoMos zu vergleichen, das hier ist ein Kommandostand. Videosicht nach hinten einschl. Abstandsanzeigen, hydraulische Nivellierung (nix Holz- oder Plastikkeile) für den Stellplatz, Unmengen an Anzeigen und Knöpfchen, absoluter Wahnsinn. Die Slide Outs vergrößern den Innenraum deutlich, wobei das Äußere eines Busses im Inneren mehr Platz erwarten lässt. Wir ließen uns aber nicht blenden und checkten die WoMos nach eigenen Erfahrungen und Wünschen. Als Mietobjekte hätten wir fast alle Modelle genommen. Aus der Sicht eines Käufers fielen bei uns alle Busse (Preise zwischen 80.000 und 200.000$) und Alkovencamper durch. Einzig ein Aufleger Trailer konnte uns von der Raumaufteilung und Funktionalität überzeugen. Das war ein sehr großer Trailer mit Doppelachse und Slide Outs. Erstaunt hat uns der Preis von 40.000$. Dieses Geschoss hätten wir viel teurer eingeschätzt. Den hätten wir gerne, hier ist die Kreditkarte, bitte einpacken. Man darf doch mal träumen, schade. Zurück in der Realität setzten wir uns in das "Billig 25ft Touri-WoMo" und steuerten unseren Campground an.
Dieses verdammte Independence Weekend ließ uns keine Ruhe und wir planten am Abend leicht um. Die Columbia River Gorge fällt Morgen aus und wird erst am Ende der Tour besichtigt. Dafür wollen wir sehr, sehr früh aufstehen und zum Mount St. Helens Ostseite fahren, um uns dort rechtzeitig einen Stellplatz zu sichern.
24. Tag Samstag 03.07.04
Mount St. Helens Gibt es so etwas wie einen "inneren Wecker" ? Scheinbar ja. Gegen 5:00 Uhr wachte ich auf und verließ das Bett. Petra folgte mit müden Augen und kam erst nach einer Tasse Kaffee zu sich. Die Morgentoilette fiel heute etwas kürzer aus und für das Frühstück war es noch zu früh. Nach weniger als einer halben Stunde waren wir abfahrbereit.
Auf dem Hwy 26 fuhren wir nach Portland und über den Columbia River nach Vancouver (Washington) zum Kleineinkauf und Tanken.
Inzwischen war volles Tageslicht und der Himmel sah alles andere als gut aus. Dicke graue Wolken soweit das Auge reichte. Und wieder galt das Prinzip Hoffnung.
Der Interstate 205 führte uns einige Meilen nach Norden bis wir auf den State Highway 503 Richtung Mount St. Helens abbogen. Bis an die südliche Parkgrenze des National Monuments kamen wir flott voran, dann jedoch endete der Highway und ging in die NF Road 99 und später 25 über. Zuerst kamen wir auf der gut ausgebauten Forststraße mit ihren vielen Geraden Abschnitten weiterhin gut vorwärts. Aber schon bald hatte das ein Ende. Die Straße verengte sich und bestand nur noch aus einer Aneinanderreihung von Kurven. Es begann eine wilde Kurbelei mit bremsen, Kurve, Gas geben, bremsen, Kurve, Gas geben, bremsen, Kurve, Gas geben .................. Das war der Rhythmus der nächsten 30 bis 40 Meilen. Dabei kommt mit einem Pkw schon keine Freude auf, aber mit einem WoMo noch viel, viel weniger. Dem Schleudertrauma nahe, erreichten wir gegen 10:00 Uhr den Campground und bekamen problemlos einen Stellplatz. Natürlich waren wir erfreut darüber, aber dennoch verwundert. Uns soll es egal sein, der Stellplatz war uns jedenfalls sicher.
Wir fuhren die NF Road 25 wieder 10 Meilen zurück und bogen in die Windy Ridge Road ein, dem Scenic Drive zum Mount St. Helens und den verwüsteten Gebieten. Bei den ersten Viewpoints ließen wir die Kamera im WoMo zurück, da die Wolkendecke die Berge einhüllte und die darunter liegende Landschaft ein "graugrüner Brei" war. Nach ein paar weiteren Views sahen wir die ersten Lücken in der Wolkendecke. Oha, "give the sun a chance" dachten wir und entschieden uns für eine kleine Wanderung. Vom Harmony Viewpoint aus liefen wir zum Spirit Lake hinunter, in dem seit dem Vulkanausbruch Hunderttausende von Baumstämmen liegen bzw. schwimmen.
Während unseres Abstiegs und der Zeit am See riss die Wolkendecke Stück für Stück immer weiter auf. Es blieb zwar wolkig, aber es sah nun alles viel, viel freundlicher, farbiger und lebendiger aus. Dennoch ist es bis heute bedrückend, wenn man die Auswirkungen des Vulkanausbruchs vor Augen hat. Noch heute liegen eine Unzahl abgeknickter Baumstämme auf Wiesen und Berghängen. Die Vegetation erobert ihr früheres Territorium zwar nach und nach zurück, aber sie tut sich an vielen Stellen schwer, an denen z.B. die damaligen Schlammmassen den fruchtbaren Boden weggeschwemmt haben.
Während des Abstiegs hatten wir uns bereits einige blühende Pflanzen angesehen, von denen wir nun beim Aufstieg ein paar ablichten wollten. Daraus wurde ein Geduldsspiel, denn der starke Wind ließ die Blüten ständig hin und her tanzen und machte nur selten eine kurze Pause. So kam es, dass wir erst nach 3 Stunden wieder den Viewpoint und das WoMo erreichten.
Der Scenic Drive führte uns weiter hinauf bis wir nach 16 Meilen zum Ende der Straße und dem Windy Ridge Viewpoint gelangten. Von diesem Aussichtspunkt hatte man einen guten Ausblick auf die verwüstete Landschaft mit dem imposanten Mount St. Helens im Hintergrund. In dem kleinen Amphitheater erzählten Ranger in kurzen Abständen über den Vulkanausbruch vom 18. Mai 1980 und dessen verheerenden Auswirkungen auf Mensch und Natur.
Neben diesem Viewpoint gibt es einen weiteren, deutlich höher gelegenen Aussichtspunkt. Petra mochte die weit über 100 Stufen nicht erklimmen und so machte ich mich mit der Fotoausrüstung alleine hinauf. Oben angekommen, musste man bis zum Aussichtspunkt noch ein Stück parallel zum Hang laufen. Von hier oben konnte man wesentlich besser auf den abgesprengten Teil des Kraters schauen. Seit wir den Mount St. Helens an diesem Tag zum ersten Mal sahen, war er immer von Wolken umgeben. Bei starkem und kaltem Wind wartete ich mit zugeknöpfter Windjacke auf einen freien Blick auf den Krater. Wie es der Zufall wollte, wurde das Warten schon nach kurzer Zeit belohnt. Die Wolken wurden vom Wind verweht und nun war die Sicht auf den ganzen Krater frei. Erst jetzt konnte man das Ausmaß der fehlenden Bergflanke einigermaßen erfassen, wobei man sich trotzdem nicht vorstellen kann, welche ungeheuren Kräfte es brauchte, um diese Gesteinsmassen in die Luft zu schleudern.
Der Windy Ridge Viewpoint war unser letzter Aussichtspunkt für diesen Tag. Danach fuhren wir auf den Campground zurück, aber es sollte noch kein Feierabend für uns sein. Im Laufe des Tages fiel uns auf, dass unser Frischwasser leicht bräunlich war und kleine Partikel darin herum schwammen. Wahrscheinlich rostete auf dem letzten Campground das Trinkwasserrohr und verunreinigte beim Nachfüllen so unseren Frischwassertank. Jetzt kam zum ersten Mal die Außendusche zum Einsatz, mit der wir das seitliche Grün so lange wässerten bis der Frischwassertank leer war. Das zog sich ganz schön in die Länge, da wir fast 150 Liter ablassen mussten und das Pümpchen nicht sehr leistungsstark war. Wir füllten etwas Wasser nach, leerten erneut und nahmen anschließend einen Riesenschluck klares Trinkwasser.