Tag 19 bis 21: Wells Gray Prov. Park -> Whistler
An Tag unserer Abfahrt vom Wells Gray Park hatten wir strahlenden Sonnenschein. Ab Clearwater kamen wir wieder auf den Highway 5. Der Highway 5 von Clearwater nach Kamloops ist bei Wohnmobilen, Reisebussen und Trucks sehr beliebt, da er relativ wenige Steigungen auf diesem Teilabschnitt hat und so ein schnelles Vorankommen gewährleistet ist. Wir haben uns daher entschieden, ab Little Fort über den Highway 24 zum Cariboo Highway 97 zu wechseln. Der Highway 24 ist deutlich weniger befahren und beginnt im ersten Teilabschnitt mit einem steilen Anstieg auf eine Hochebene. Dort fährt man am Ufer einiger Seen entlang (Interlake Region). Die Abzweigung zum Green Lake Route haben wir leider erst im Nachhinein als Alternativroute wahrgenommen. Die restliche Strecke über 70 Mile House und Clinton bis zur Abzweigung zum Highway 99 ist nicht weiter erwähnenswert. Interessant sind eher die kleinen Seitenstrassen, die wir aber aus Zeitmangel nicht genutzt haben. Der erste Teil des Highway 99 bis Lillooet zieht sich noch einmal endlos hin, obwohl man teilweise schöne Aussichten hat. Die Strasse ist in keinem guten Zustand und zudem relativ schmal. Der schönste Teil der Strecke ist die Duffy Lake Road zwischen Lilooet und Pemberton. An den Duffy Lakes gibt es auch einige schöne Campingplätze, die zumindest im September wenig überlaufen sind. Die Strasse hat weist einige enge Kurven auf und erreicht an der höchsten Stelle über 1000 Höhenmeter. Von der Passhöhe geht es über ein starkes Gefälle von bis zu 13% nach Pemperton. Pemberton ist schon fast ein Vorort von Whistler und wird derzeit im Vorlauf zu den olympischen Spielen kräftig ausgebaut. Wahrscheinlich soll sogar ein größerer Flughafen dazukommen Die Strecke zwischen Pemberton und Whistler ist dann wieder etwas langweiliger. Whistler ist eigentlich kein richtiger Ort, sondern eine Ansammlung von verschiedenen Orten, die links und rechts des Highway 99 liegen. Whistler ist kein historisch gewachsener Ort, sondern wurde als Ergänzung zu einem Skilift errichtet. Der gesamte Skiberg gehört einer privaten Investment-Gesellschaft, die über dem Wintersport Immobilien verkaufen will. Der Hauptort für Touristen ist Whistler Village, wo wir ein Apartment (mit Kamin und jacuzzi) zu einem sehr günstigen Preis (79 CAD) vorreserviert hatten, dass in unmittelbarer Nähe zur Talstation der Gondel in der Fußgängerzone lag. Im Vergleich dazu war die Jugendherberge in Tofino mit 75 Dollar überteuert. Allerdings wird überall in Whistler immer wieder von Werbern angesprochen, die einem zu Veranstaltungen der Investmentgesellschaft (Club Intravest) einladen wollen, damit man dort Wohnrechte an Ferienwohnungen erwirbt. Dabei versucht man es auch gerne über indirekte Ansprachen (z.B. ermäßigte Bergbahntickets). Insgesamt war es sehr ruhig in Whistler und die meisten Restaurants und Geschäfte waren nur eingeschränkt geöffnet. Viele Sommeraktivitäten sind im September bereits nicht mehr möglich (z.B. Rafting).
Whistler ist auch Bärenland und die beiden Skiberge Whistler Mountain und Blackcomb Mountain sind die Gebiete mit der höchsten Schwarzbärendichte im westlichen Kanada. Die Bären sind immer auf der Futtersuche und schaffen über ihre Verdauung von Beeren großflächige Beerenstrauchgebiete auf den Skipisten, die wiederum als Hauptnahrung für nachfolgende Bärengenerationen dienen. Gleich an unserem ersten Abend kam eine Bärenmutter mit ihren zwei Jungen am frühen Abend die Skipiste bis zur Talstation herunter. Natürlich gab es dadurch einen Menschenauflauf und ein Offizier musste Warnschüsse in die Luft abgeben, damit die Bären nicht in die Fußgängerzone hineinliefen. Da sich Whistler kräftig ausdehnt, bleiben Konflikte mit Bären nicht aus. Trotz der Warnschüsse erschien die Bärenmutter an den nachfolgenden Abenden ungefähr zur gleichen Zeit wieder an der Talstation der Bergbahnen.
Einen Wanderweg vom Tal auf den Berg (wie in den Alpen üblich) gibt es in Whistler übrigens nicht. Der untere Teil des Berges (Whistler Mountain) ist komplett für Mountain Biker reserviert und für Wanderer gesperrt. Wer Mountain Biken will, muss an der Mittelstation der Bergbahn aussteigen, wer wandern will, darf dies nur im Umkreis der Bergstation oder außerhalb von Whistler machen. Bei unserem Besuch lag oberhalb der Bergstation (Whistler Mountain) schon eine Menge Schnee (um die 20 cm). Die Wege waren aber mit gutem Schuhwerk als Trampelpfad alle begehbar, auch wenn es teilweise etwas glatt war. Der zweite Hausberg von Whistler „Blackcomb Mountain“ war zu unserer Zeit für Besucher gesperrt. Da wir immer sehr an Bären interessiert sind, haben wir auch in Whistler noch eine weitere geführte Bärentour (Dauer 3 Stunden) mitgemacht, obwohl es eigentlich nicht mehr notwendig gewesen wäre. In Whistler fährt man mit einem Ranger in einer kleinen Gruppe im Geländewagen über die Skipisten zu einigen Stellen, wo sich Bären aufhalten und nach Futter für den nahen Winter suchen. Man kommt auch auf dieser Tour sehr dicht an die Bären heran. Zusätzlich gibt der Ranger einige interessante Erklärungen und führt einem zu Orten, wo die Bären im Winter überwintern. Er zeigt auch, wie er das Gewicht der Bären im Rahmen der laufenden Forschungsprogramme feststellt.
Einen Tag in Whistler nutzen wir dann noch zur Erkundung der Umgebung. In die Richtung von Squamish konnten wir aber nicht fahren, da der Highway 99 zeitweise gesperrt war und zudem einige Grossbaustellen das Vorankommen behindern. Der Highway wird zurzeit vierspurig ausgebaut, damit der Verkehr von Vancouver nach Whistler zu den Olympischen Spielen störungsfrei rollen kann und auch in Squamish soll ggf. noch ein Terminal für Kreuzfahrtschiffe errichtet werden. Wir sind daher nochmals nach Pemberton und von dort dann weiter Richtung Gold Bridge gefahren. Auch dort haben wir noch weitere Bären gesehen und wir waren die einzigen an dieser Stelle. Insgesamt haben wir in diesem Jahr so viele Bären wie noch nie zuvor in Kanada gesehen.